Ich versuche einmal, es als Laie - in jeglicher Hinsicht -
ganz stark vereinfacht zu erklären.
als definition von mystik fand ich: mystiker bemühen sich, das göttliche zu erfassen, indem sie sich von der welt abkehren; das geschieht durch versenkung in die tiefe des eigenen seins. wäre sakramentsmystik die erfassung es göttlichen mithilfe von sakramenten???
Christliche Mystik will Gott in intensiver Form begegnen; dabei gibt es Individualmystik (intensive Gottesbegegnung des einzelnen Gläubigen, der jedoch seinerseits Teil der Glaubensgemeinschaft ist), Anbetungsmystik (in den östlichen Kirchen), Sakramentsmystik (in der lateinischen Kirche, heute in der römisch-katholischen Kirche) und Wortmystik (in den evangelischen Kirchen).
Sakramentsmystik bedeutet Begegnung des Menschen mit Gott - bis hin zur Vereinigung des Menschen mit Gott (
unio mystica) - in den Sakramenten (= Symbole göttlicher Gegenwart); vornehmlich in Taufe, Eucharistie/Abendmahl und Firmung, jedoch ebenso in den anderen Sakramenten (Bußsakrament/Beichte, Ehe, Priesterweihe, Krankensalbung/Sterbesakrament) - wobei jedoch anzumerken ist, daß sich in der katholischen Tradition Ehe und Priesterweihe spätestens seit dem Hochmittelalter gegenseitig ausschließen.
... bei dem begriff mysterienliturgie bin ich ebenso verloren...
Mysterienliturgie bedeutet ritualisierte Offenbarung der Mysterien und dadurch Erfahrung der Gegenwart Gottes.
Mysterien sind in diesem Zusammenhang zunächst
Glaubensmysterien: "Geheimnis des Glaubens" - stellvertretender Tod Jesu und seine Auferstehung -, Trinität - Einheit der drei Personen: Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist - sowie die Menschwerdung Gottes. Diese Mysterien sind nicht rational erklärbar, sondern erst durch Offenbarung zugänglich; und die Offenbarung des Mysteriums Christi ist Gegenstand eben der
Liturgie (= ritualisierter Gottesdienst zur Verehrung Gottes und zur Vertiefung des gemeindlichen Glaubens) - es wird letztlich das Heilsgeschehen vermittelt.
Die christliche Liturgie ist also
per se eine Mysterienliturgie, da die Mysterien offenbart und damit die Gegenwart Gottes erfahrbar wird. Wichtig ist hierbei jedoch, daß nicht nur die Glaubensmysterien, sondern ebenso die Einzelsakramente (vgl. oben) als Mysterien verstanden werden.
Der im zitierten Satz angesprochene Wandel im Spätmittelalter dürfte sich darauf beziehen, daß die Laien Gott bzw. göttliche Gegenwart nicht mehr bloß durch Vermittlung und liturgische Offenbarung der Mysterien erfahren, sondern Gott selbst in den Sakramenten begegnen wollten.
So - und jetzt gehe ich erst einmal schlafen und hoffe, daß die theologisch besser besattelten Forumsteilnehmer meine (wie eingangs ausgeführt) sehr stark vereinfachten Darlegungen nicht allzu sehr zerreißen...