Mythos Rommel

imho sind Hitlers Ansichten über Verlustursachen des Krieges im Zusammenhang mit Rommel und dem Nordafrikakrieg durchaus interessant.

Falls es noch jemanden interessieren sollte, wie mir vorher per PN mitgeteilt wurde:
Joachim Fest erwähnt das in seiner Hitlerbiographie auf den Seiten 1118, 1119.
Es sind keine Bestandteile eines Testaments sondern Äußerungen Hitlers, als er gegen Ende des Krieges über seine Fehler philosopiert.
 
Ein großer Anteil am Rommel-Mythos ist auf den Kriegsschauplatz Nordafrika zurückzuführen. Das ist an sich erstaunlich, wenn man die militärischen Auswirkungen betrachtet:
.....

Eine sehr griffige und gute Analyse zum Afrikakrieg.
A) Herausstreichen möchte ich noch einmal, das es vor allem motorisierte Truppen der Wehrmacht waren die dort gebunden wurden und in Russland strategisch viel mehr „Rendite“ versprochen hätten.
B) Nicht zur Sprache gekommen ist bislang der Druck auf die deutsche Seekriegsführung doch nach Möglichkeiten auch im Mittelmeer einzugreifen. Dabei besaß Deutschland keinerlei Basen dort noch die Möglichkeit irgendwelche größeren Seeverbände ins Mittelmeer zu verlegen.
Mitten in der erfolgreichen Aufbauphase der U-Boot-Offensive im Atlantik wurde Dönitz genötigt U-Boote in das Mittelmeer zu entsenden. Außer einer spektakulären Versenkung eines Schlachtschiffes und einigen anderen Erfolgen waren die U-Boote dort aber in der taktischen und strategischen Falle. Mit der Zeit wurden die Ausfälle, insbesondere beim Durchbruch durch die Meerenge von Gibraltar aber unerträglich. Die Strategie des Tonnagekrieges – und damit die einzige verbleibende Option der Seekriegsführung im Rahmen der Gesamtkriegsführung zu dieser Zeit – wurde durch diese Einsätze erheblich unterlaufen!
Trotz aller Schwierigkeiten versuchte die Kriegsmarine im Laufe der Zeit auch im Mittelmeer Präsenz zu zeigen, obwohl die italienische Marine eine der größten und relativ modernsten Flotten der Welt besaß. Nach dem Washingtoner Flottenabkommen stand sie nur den Flotten der angelsächsischen Mächte und Japans zurück, wenn auch sehr deutlich! Man konnte sich nur leisten Schnellboote und Kleineinheiten über die Alpen zu senden. Handelsschiffe mussten helfen den für Nordafrika notwendigen Nachschub zu transportieren. Im Bestreben auch größere Einheiten stellen zu können griff man auch auf erbeutete Marineeinheiten der Balkanstaaten zurück. Alles in Allem kann ich darin nur ungenügende Improvisationen mit unzureichender materieller Grundlage sehen die unter schwierigen Bedingungen Personal und Logistik erforderten. Der Höhepunkt in dieser Sache begann aber erst nach der Besetzung Restfrankreichs und dem Abfall Italiens.
C) Nun ist es Zeit auch einen kurzen Spot auf den britischen Blickwinkel zu werfen. Eine Bindung entsprechend kampfstarker britischer Heerestruppen durch Rommels DAK kann ebenfalls festgestellt werden. Aus britischer Sicht mag sich Afrika aber auch für deren in Frankreich katastrophal geschlagenes Heer auch als Aufbaugebiet ausgewirkt haben, wo das Neuformierte Heer wieder Selbstsicherheit und Erfahrung tanken konnte? Für das Empire waren die dortigen Operationen durchaus Strategisch sehr wichtig für den Kriegsverlauf, während es für Deutschland ein Nebenschauplatz blieb. Trotz allem deutschen Engagement wirkte sich die Bindung von Heeresteilen strategisch gesehen höchstens zu Beginn des Fernostkrieges aus, was Silesia bereits herausgestichen hatte.
Indirekt wurden somit bestenfalls größere britische Raids an den Küsten des besetzten Europas verhindert (die vielleicht mit normalen Truppen abzuwehren gewesen wären?) und der Druck auf die Kolonien von Vichy-Frankreich abgemildert. Der britische Syrienfeldzug gegen Frankreich spricht hier m.E. eine deutliche Sprache was vielleicht dem französischen Nordafrika gedroht hätte? Der vor allem an seinem Ruf interessierte Hitler mag in all diesen denkbaren Fällen einen drohenden Prestigeverlust für das Deutsche Reich befürchtet haben und eben darin einen Sinn in dem Afrika-Engagement gesehen haben?
Über Auswirkungen auf die Schwerpunkte der Britischen Kriegführung nach einer Eroberung Nordafrikas vielleicht bis Ende 1941 ließe sich prächtig spekulieren. Von einem Engagement in Russland über amphibische Operationen bis hin zu Auswirkungen auf die Forcierung des Bombenkrieges? Für das Wahrscheinlichste könnte ich mir noch Raids vorstellen wie jene auf die bretonischen Atlantikhäfen oder im Zuschnitt von Dieppe des Jahres 1942. Viel Spekulationsraum, aber eben Spekulation und noch weiter vom Thema Rommel weg als ich es mir sowieso schon herausgenommen habe!
 
Die offizielle Aufzeichnung des Hitler-Mussolini Gespräches vom 24.1.1941 (Gesandter Schmidt, in: ADAP) gibt das nicht her. Politische Gründe werden zwar genannt, aber in anderem Zusammenhang:

Die Entscheidungsfindung lief anders ab.
Hitler sandte im Okt. 1940 General Thoma nach Nordafrika. Aufgrund dessen Bericht am 3.11.40 entschloss sich Hitler nicht zu intervenieren.
Nach dem Gespräch mit Mussolini am 24.1.41(laut silesia) oder 19.1.(laut Heckmann) sandte er Gen. Funck nach Afrika. Dieser berichtete ihm und Brauchitsch am 1.2.41. Daraufhin dringendes Fernschreiben an ital. Oberkommando mit konkreten Fragen. Hitler entschließt sich einen stärkeren Verband nach Afrika zu schicken, und Rommel zum kommandeur zu machen. Am 6.2. sind Rommel und Gen. v. Rintelen bei ihm zur Besprechung. Quelle Kriegstagebuch der Wehrmacht Teilband 1 Seiten 159E bis 207E
Laut Heckmann "Rommel Krieg in Afrika" Lübbe Verlag 1976 Seite 39 hat Hitler "Anfang Februar" also zw. dem 1. und 6. gegenüber den "Oberbefehlshabern" die genannte Einschätzung abgegeben, und Rommel als Kommandeur genannt.
 
Hallo Repo,

zunächst einmal: das Gespräch fand am 19./20.1. auf dem Berghof statt. der 24. ist bei mir ein Datumsfehler oder das Datum des Aktenvermerkes von Schmidt. Hier wurden keinesfalls nur Optionen besprochen:

Drei Tage danach nahmen die Briten Tobruk ein. Rintelen forderte das OKW auf, schnell zu handeln. Funck schlug die sofortige Übersendung des "vorgesehenen" Speeverbandes vor, zudem erstmalig, einen Korpsstab mitzuschicken (26.1.1941). Sodann erfolgte sein Lagebericht vor Hitler am 1.2.1941.

Das OKH vertrat die Auffassung, dass stärkere Kräfte, insbesondere Panzerkräfte, wegen BARBAROSSA nicht abgezweigt werden sollten. Hitler hatte schwerste Bedenken, ob wegen des raschen englischen vorgehens die Lage überhaupt noch zu meistern wäre. Die Folge hieraus war jedoch, dass er die Erweiterung der Kräfte anordnete, sehr zum Verdruss des OKH. Die Richtlinien erteilte Hitler dann am 3.2.1941, unter Anordnung eines zu überführenden Generalkommandos für Libyen. Die Besprechung fand ihren Niederschlag in der Ergänzung "d" der Weisung Nr. 22 und einen Brief an Mussolini vom 5.2.1941. Hitler kündigte in dem Brief an, er werde den "verwegensten Panzerwaffengeneral, den wir gerade in der deutschen Armee besitzen", schicken (Rommel).
Reuth, Entscheidung im Mittelmeer


Dabei soll auch die Opposition des OKH eine Rolle gespielt haben, dem für Afrika vorgesehenen Funck, einem Vertreter des preußisch-deutschen Offizierskorps, mißtraute Hitler wegen seiner Nähe zum OKH (Below, Als Hitlers Adjutant, S. 260)

KTB der SKL vom 24.1.1941, Band 17: Januar 1941, S. 168: nach Gesprächen mit General Guzzoni:
"III. b) Italiener begrüßen beabsichtigte Entsendung der Division (mot.) nach Libyen. Beginn der Überführung etwa 15.2.1941. Materialtransporte schon vor diesem Zeitpunkt möglich."

(Das sagt einiges zum Entscheidungszeitpunkt deutscherseits, weiterhin:)

"Besprechung beim Führer (gemeint ist der 20.1.1941). Anwesend von Italienern: Der Duce, Graf Ciano, Gen. Guzzoni, Gen. Marras, Gen. Gandin. Ausführungen des Führers: ... Sperrung Sizilien-Straße durch Luftwaffe (Anm: ein Fliegerkorps befand sich gerade in der Verlegung und hatte erste Erfolge gegen britische Geleitzüge) nur schwacher Ersatz für Besitz von Gibraltar. Durch Besitz Gibraltars auch Festsetzung in Nordafrika möglich und Ausschaltung Erpressungen Weygands. Daher soll Italien den Versuch machen, Franco zu bewegen, in Kampf einzutreten. ... Wertvolle Verbände dürfen nicht brachliegen, daher nach Libyen kein Panzerverband, sondern nur Sperrverband, der rascher zu überführen und noch vor der heißen Zeit zum Einsatz kommen wird."
(ebenda, S. 169).
 
Kriegstagebuch des OKW Teilband 1 Seite 297:Besprechung des Führers auf dem Berghof mit dem ObdH und dem Chef des GenstdH übder die Operation Barbarossa und das Unternehmen Sonnenblume in Gegenwart des Chefs OKW, Chefs WFST und des Chefs der Op.Abt. des GenStH .... "Seite 300" Nach Hinzuziehung des Chefs des GenStLw... "dann folgt die genannte militärische Einschätzung im Gegensatz zur politischen Auswirkung auf Italien..
 
Hallo Repo,

nun fügt sich ja einiges zusammen:

das stimmt mit der bei Reuth enthaltenen Fassung überein. In der Besprechung wurde vor dem Eindruck der glänzenden britischen Erfolge (Marsa Martuh - Bardia -Tobruck und Beda Fromm) eine erhebliche Beunruhigung von Hitler deutlich. Die "Aufstockung" des Sperrverbandes muss direkt hierdurch verursacht worden sein. Das OKH hatte wohl eher die Tendenz, angesichts des BARBAROSSA-Anlaufes keine Verzettelung vorzunehmen und Nordafrika abzuschreiben (wenn der Sperrverband nichts bringen würde). Demnach würde ich die Rommel-Berufung eigentlich drei Effekten zuordnen:
1. der materiellen Aufstockung des Sperrverbandes um Panzer, was organisatorisch bereits laut Funck ein Generalkommando erforderlich macht
2. der Opposition des OKH gegen das ganze Unternehmen
3. dem psychologischen Effekt, weil Hitler glaubte, einen bekannten Panzerführer aus dem Frankreich-Feldzug schicken zu müssen, wie er Mussolini wortreif im Brief vom 5.2.1941 erläutert. Die Variante, mit Rommel die Italiener ärgern zu wollen, halte ich vor dem Hintergrund der Brisanz der Lage und den Hilfeversprechen im Brief für unwahrscheinlich.

Außerdem wird durch die Angaben klar, dass der Sperrverband bereits im Januar beschlossene Sache war (vermutlich nach Bekanntwerden des Ausmaßes der italienischen Niederlage, am 6.1. begann ja bereits der Angriff auf Bardia).


P.S.: mit dem Hinweis auf die Verlustursachen-Überlegungen von Hitler wollte ich doch nur zu bedenken geben, dass man das vielleicht zur Kenntnis nehmen kann (wem er die Schuld zuschiebt, und das waren vermutlich alle anderen), aber diese Anschauungen kaum den historischen Abläufen entsprechen. Übrigens spielt beim "italienischen Bild" Hitlers auch das Engagement an der Ostfront eine Rolle.

EDIT:
Die Entscheidung für SONNENBLUME geht wesezlich auf den Bericht von Rintelen/Mackensen vom 20.12.1940 zurück (zuvor war die Entsendung im Oktober abschlägig entschieden worden). Sie berichteten über die hereinsickernden Informationen über die totale italienische Niederlage nach Sidi-Barani. Die italienische Anforderung zu diesem Zeitpunkt belief sich bereits auf 2 detusche Panzerdivisionen zzgl. das Waffenmaterial für 10 neue Infanteriedivisionen (was das Ausmaß der italienischen Verluste zeigt). Mussolini habe den Befehl gegeben, die eingeschlossen Festung Bardia zwecks Verzögerung des britischen Vormarsches zu verteidigen, weiter Tobruk und Derna, um den Stoß auf Benghasi aufzuhalten. Die englischen Pz. und mot.-Kräfte seien total überlegen.

Der Gesandte von Bismarck griff dann die Lagebeurteilung am 30.12.1940 in einem geheim Bericht, der auf die drohenden politischen Auswirkungen in Italien wegen der Niederlagen verwies und dringend Hilfe antforderte. Die Hilfeanforderungen Italiens griff Hitler dann direkt in seinem Sylvester-Brief an Mussolini wieder auf und kündigte an, es weder etwas unternommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Aufstockung der für Afrika vorgesehenen Truppen ist eher auf die Antwort Grazianis zurückzuführen. Die Italiener wollten nur den Raum Tripolis befestigen und halten. Was von den Deutschen einschl. Hitler für unsinnig gehalten wurde.

Die Briten hatten inzwischen allerdings die Masse ihrer Truppen abgezogen, (Balkan/Kreta ging ja gerade los) wollten gar nicht mehr weiter vorrücken. Was Rommel dann relativ früh bemerkt hätte, aber wohl keinen Grund gesehen hätte dies groß publik zu machen. Die Truppen, die zuvor die Italiener vernichtet hatten, waren gar nicht mehr da. Ein wichtiger Grund für seinen grandiosen Erfolg.
 
H


P.S.: mit dem Hinweis auf die Verlustursachen-Überlegungen von Hitler wollte ich doch nur zu bedenken geben, dass man das vielleicht zur Kenntnis nehmen kann (wem er die Schuld zuschiebt, und das waren vermutlich alle anderen), aber diese Anschauungen kaum den historischen Abläufen entsprechen. Übrigens spielt beim "italienischen Bild" Hitlers auch das Engagement an der Ostfront eine Rolle.


Aber trotz allem eine sehr interessante Sache. Aus heutiger Sicht vermutlich die einzige Chance überhaupt, den Krieg zu gewinnen.
Und Hitler äußerte dies im Frühjahr 1945!

Hier in dieser Diskussion ist die Rolle Rommels als Befehlshaber Norditaliens noch gar nicht weiter zur Sprache gekommen, und hier denke ich, sind die "Flecken auf seiner Gestalt" zu suchen. Die ihre Ursachen vielleicht tatsächlich schon mit im Jahr 1917 haben.
 
Die Aufstockung der für Afrika vorgesehenen Truppen ist eher auf die Antwort Grazianis zurückzuführen. Die Italiener wollten nur den Raum Tripolis befestigen und halten. Was von den Deutschen einschl. Hitler für unsinnig gehalten wurde.

Welche Antwort Graziani meinst Du? Er hatte nach der Niederlage im Prinzip doch nichts mehr zu melden und wurde im Februar 1941 nach Italien zurück gerufen.

Der Vorschlag auf die Verstärkung des Kerns eines Sperrverbandes um Panzer geht ausdrücklich auf Hitler zurück, der dieses im Brief an Mussolini vom 5.2. wörtlich ausführt:"... würde ich (Hitler) - wie schon erwähnt (in der Überschrift) - dem durch ein Panzerregiment verstärkten Sperrverband noch eine komplette Panzerdivision hinzufügen. Dieser Vorschlag, Duce, den ich Ihnen hiermit mache, setzt aber etwas voraus, nämlich die Sicherheit ...
 
Als Antwort auf Hitlers Fernschreiben. die wohl Rintelen an Hitler weitergegeben hat. Im "OKW-Tagebuch" ca. Seite 300 ist Grazianis Antwort in der "Rintelenschen-Weiterleitung" wörtlich wiedergegeben.
 
Als Antwort auf Hitlers Fernschreiben. die wohl Rintelen an Hitler weitergegeben hat. Im "OKW-Tagebuch" ca. Seite 300 ist Grazianis Antwort in der "Rintelenschen-Weiterleitung" wörtlich wiedergegeben.

Ist das gemeint:
Rintelen war bis 5.2. in Berlin, dann mit der Eisenbahn zurück Rom, in der Nacht vom 8.2. auf den 9.2. bei General Gandin, danach bei Musolini, der anschließend Rintelen noch zu einem Gespräch unter 4 Augen bat. Der Bericht hierüber ging am 9.2. an das OKH/OKW: Mussolini habe den deutschen Auffassung über die vorgeschobene Verteidigung von Tripolis (200 km vorwärts) endgültig zugestimmt, von denen die Entsendung noch abhängig gemacht worden ist, zwischen Sirte und Misurata. Mussolini wünscht General Rommel persönlich zu sprechen, da er aber bis 13.2. abwesend ist, erst nach der Rommelschen Erkundung von Tripolitanien.
ADAP XII, 1 Nr. 35 Rintelen an die Attacheeabteilung des OKH vom 9.2.1941.
 
Hallo Repo,

. Übrigens spielt beim "italienischen Bild" Hitlers auch das Engagement an der Ostfront eine Rolle.

n.

Sicherlich. ´
Die gerelle Einschätzung muss er aber schon früher gewonnen haben.
Als ihm student die Pläne für Malta vorlegte, soll er gesagt haben.
"Jawohl, so funktioniert das.
Aber dann, dann lassen die Italiener euch hängen."
Die Ital. hätten wohl folgend auf die deutsche Luftlandung von See her landen sollen
 
Ist das gemeint:
Rintelen war bis 5.2. in Berlin, dann mit der Eisenbahn zurück Rom, in der Nacht vom 8.2. auf den 9.2. bei General Gandin, danach bei Musolini, der anschließend Rintelen noch zu einem Gespräch unter 4 Augen bat. Der Bericht hierüber ging am 9.2. an das OKH/OKW: Mussolini habe den deutschen Auffassung über die vorgeschobene Verteidigung von Tripolis (200 km vorwärts) endgültig zugestimmt, von denen die Entsendung noch abhängig gemacht worden ist, zwischen Sirte und Misurata. Mussolini wünscht General Rommel persönlich zu sprechen, da er aber bis 13.2. abwesend ist, erst nach der Rommelschen Erkundung von Tripolitanien.
ADAP XII, 1 Nr. 35 Rintelen an die Attacheeabteilung des OKH vom 9.2.1941.

Ich denke Rintelen hat die Antwort schon nach Berlin mitgenommen. Hitlers Telegramm war ja schon vom 1.2.
Schau mal heute Abend rein.
 
Ich denke Rintelen hat die Antwort schon nach Berlin mitgenommen. Hitlers Telegramm war ja schon vom 1.2.
Schau mal heute Abend rein.
Kriegstagebuch OKW Teilband 1 Seite 293 1.2.41 Fernschreiben an Rintelen mit 5 Fragen an an das ital. zur Kampfführung in Lybien, welche Weisungen Graziani hat usw. Rintelen soll die Fragen an das ital. Oberkommando stellen, und die Antworten pers. an Hitler überbringen.
dito Seite 302 3.2.41 Rintelen übermittelt die Antworten aus Rom, hat auf die Frage welche Weisungen Graziani hat noch keine Antwort von Gen. Guzzoni erhalten, die er abwarten will, bis er zum Vortrag nach Deutschland kommt. Guzzoni befand sich am 3.2. mit dem Duce in Apulien
dito Seite 303 am 4.2.41 Entscheidung Entsendung eines Gen. Kdo. für Lybien
"demnächst einen gewaltigen Schlag gegen die.... vorgehenden englischen Panzer und mot-Verbände"

Dass Rommel mit seinem sofortigen Angriff Befehlswidrig handelte ist demnach auch ein Mythos. Er scheint seinen Führer nur "sehr gut verstanden" zu haben. OKW und OKH konnten ihm ja vieles befehlen, aber mit dieser Aussage "seines Führers" im Rücken brauchte ihn dies alles nicht zu interessieren. Er erkannte seine Chance, die Briten hatten die besten Truppen ja abgezogen, und hat sie genutzt. Hitler wird sich als ganz großer Stratege bestätigt gesehen haben, und hat den Ruhm "großzügig" Rommel überlassen.

OT: Hochinteressant, ein Blick in eine Primärquelle und alles stellt sich plötzlich sehr relativ dar.
 
Dass Rommel mit seinem sofortigen Angriff Befehlswidrig handelte ist demnach auch ein Mythos. Er scheint seinen Führer nur "sehr gut verstanden" zu haben. OKW und OKH konnten ihm ja vieles befehlen, aber mit dieser Aussage "seines Führers" im Rücken brauchte ihn dies alles nicht zu interessieren. Er erkannte seine Chance, die Briten hatten die besten Truppen ja abgezogen, und hat sie genutzt. Hitler wird sich als ganz großer Stratege bestätigt gesehen haben, und hat den Ruhm "großzügig" Rommel überlassen.
OT: Hochinteressant, ein Blick in eine Primärquelle und alles stellt sich plötzlich sehr relativ dar.

Wieso ein Mythos?
Die sofortige Offensive war so nicht geplant. Richtig ist natürlich auch, dass grundsätzlich eine Offensive zur Rückgewinnung der Cyrenaika geplant war, die Frage ist nur der Zeitpunkt.

So, wie realisiert, war der Angriff von OKH/OKW aber nicht gedacht bzw. erst für den Herbst geplant. Der Fehlschlag und das Versanden des Angriffs waren befürchtet worden.

Die Offensive sollte erst nach Sicherung des Nachschubs und mit angemessener Verstärkung erfolgen. Erreicht wurde von Rommel praktisch nichts, einige unterklassige britische Verbände wie die 2. PD wurden zerschlagen, die Front wurde an die ägyptische Grenze vorgeschoben, dann erschöpften sich die Möglichkeiten. Das war zumindest vorweg wahrscheinlich, bei Tobruk stieß Rommel auf 4 eingegrabene Regimenter.

Nach mehreren britischen Gegen-Offensiven und nach erheblicher Verstärkung wurde Rommel dann im Dezember 1941 auf die Ausgangsstellungen zurückgedrückt. Der zwischenzeitliche Erfolg war nur propagandistischer Natur, und der britischen Schwächung wegen Griechenland geschuldet.
 
Wieso ein Mythos?

Habe ich doch schon weiter oben geschrieben, dass die Briten ihre Truppen der "1. Linie" aus Afrika abgezogen hatten. Was aber weder von den Italienern noch von den Deutschen bemerkt worden war.
Rommel hat das relativ schnell geschnallt.

Aber Rommel ging mit den Worten Hitlers im Ohr absolut kein Risiko ein. Was das OKH befahl brauchte ihn doch nicht zu jucken. Der Führer träumte von einem "gewaltigen Schlag" und den hat Rommel ausgeteilt. Dass es mehr oder weniger ein Luftschlag war, wird er auch nicht so sehr publiziert haben.

Die Italiener sind vor den Briten wie die Hasen gelaufen, dann die Briten vor den Deutschen...
Was wollte der Führer mehr?
 
Nochmals:

Als konkrete Fragen stehen hier noch aus:
Von silesia: Gibt es nähere Infos zu den Kontakten mit Sepp Dietrich?

Von mir:
1. Gibt es Infos warum Rommel keine Generalstabsausbildung hatte? Wollte er nicht? Oder wahrscheinlicher, durfte er nicht?
2. Rommel werden in seiner "Norditalien-Zeit" doch Kriegsverbrechen vorgeworfen, ich habe dazu auch schon mal etwas gelesen, weiß aber nicht mehr wo. Hat jemand infos?
 
2. Rommel werden in seiner "Norditalien-Zeit" doch Kriegsverbrechen vorgeworfen, ich habe dazu auch schon mal etwas gelesen, weiß aber nicht mehr wo. Hat jemand infos?

Gerhard Schreiber, Deutsche Kriegsverbrechen in Italien - Täter, Opfer, Strafverfolgung

beschreibt (auch) die Geschehnisse während der Entwaffung:
Gerhard Schreiber, Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich: 1943 bis 1945
Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, Band 28.

Schröder, Josef, Italiens Kriegsaustritt 1943
Studien und Dokumente zum Zweiten Weltkrieg, Band 10

Ich schau mal nach, dauert etwas. Da gibts auch schon mal einiges:
Erwin Rommel - Wikipedia

"Ab Herbst 1943 führte die Wehrmacht in Italien einen „schmutzigen“ Krieg: Am 23. September 1943 gab Rommel, der den ehemaligen italienischen Verbündeten überaus kritisch gegenüberstand, die Weisung:
„Irgendwelche sentimentalen Hemmungen des deutschen Soldaten gegenüber badogliohörigen Banden in der Uniform des ehemaligen Waffenkameraden sind völlig unangebracht. Wer von diesen gegen den deutschen Soldaten kämpft, hat jedes Anrecht auf Schonung verloren und ist mit der Härte zu behandeln, die dem Gesindel gebührt, das plötzlich seine Waffen gegen seinen Freund wendet. Diese Auffassung muss beschleunigt Allgemeingut aller deutschen Truppen werden.“

Von Kriegsverbrechen auf Grund direkter Weisung oder mit ausdrücklicher Billigung Rommels ist nichts bekannt.

Rund 1.070.000 entwaffnete italienische Soldaten wurden als Militärinternierte im Arbeitseinsatz für die Kriegswirtschaft zwangsverpflichtet. Rommels Befehl vom 1. Oktober 1943 hierzu:
„Dieser Krieg ist ein totaler Krieg. Soweit die Männer Italiens nicht mehr die Gelegenheit haben, mit der Waffe für die Freiheit und Ehre ihres Vaterlandes zu kämpfen, haben sie die Pflicht, ihre volle Arbeitskraft in diesem Kampf einzusetzen.“
 
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