Nach Vouillé: Ostgotische Suprematie über die Westgoten

Und wie kommt er auf Mérida? Das lag nämlich tatsächlich an der Grenze der Lusitania (+/- Portugal + Extremadura) - deren Hauptstadt Mérida (Emerita Augusta) war - zur Baetica (+/- Andalusien).
Den Hinweis auf Mérida hatte schon Stilicho gebracht:
Wenn man allerdings berücksichtigt, dass schon 483 Zeno, Bischoff von Merida, mit einem gotischen Verwaltungsbeamten (Salla) zusammenarbeitete, kommt man zu einem ganz anderen Bild.

Bei Dahn „Die Völkerwanderung“ (S. 143) habe ich die Stadt u. a. auch gefunden im Text. Eurich hatte zunächst Verbindung zu Byzanz gesucht, brach diese dann aber wieder ab, als Leo und Anthemius gegen die Vandalen rüsteten und verbündete sich mit Geiserich.
Eurich brach mit Byzanz, griff die Anhänger des Anthemius auf beiden Seiten der Pyrenäen an, entriß den Sueben Mérida und Lissabon, den Römern Tarraco, Sevilla und Coimbria, schlug die keltischen Bundesgenossen der Römer in Aremorica…

Wolfram weist darauf hin, dass Eurich „sowohl in Spanien als auch in Gallien römische Dukate, das heißt militarisierte Provinzeinheiten samt ihren römischen Inhabern übernommen“ hatte.
Und weiter:
Nach Vincentius und Victorius hört man noch von westgotischen Duces in Bordeaux [ ] sowie in Mérida, dem Vorort Lusitaniens.




 
Um noch einmal auf das Selbstverständnis Theoderich d. Gr. zurückzukommen, ein Zitat dazu aus „Goten und Wandalen“ von Hanno Helbling:

Die eigene Herrschaft soll eine Nachahmung der kaiserlichen sein; indem man deren Beispiel folgt, geht man zugleich anderen Völkern voran; so wird eine Mission erfüllt, deren letztes Ziel in einer Erneuerung der Reichseinheit und der pax Augusta bestehen würde. [ ] verbindet sich mit der Ehrfurcht gegenüber den Vorgängern – den Kaisern, in deren Fußstapfen man treten will..
Dieses Anspruchsdenken Theoderich d. Gr. war auch noch bei seinen Nachfolgern vorhanden. In einem Brief an die Kaiserin Theodora betonte Gudeliva, die Gattin Theodahads, dass es zwischen den römischen Reichen keine Zwietracht geben dürfe.

Bei dieser Denkweise war das Eingreifen des Ostgotenkönigs eine Selbstverständlichkeit, sah er sich doch als Herrscher eines römischen Reiches.
 
Da wird man allerdings Selbstbild und Propaganda auseinanderhalten müssen. Jeder Usurpator ist zunächst einmal darauf aus, seine Herrschaft gegenüber Volk, Partnern, möglichen Gegnern zu legitimieren.
 
Den Hinweis auf Mérida hatte schon Stilicho gebracht:
Wenn man allerdings berücksichtigt, dass schon 483 Zeno, Bischoff von Merida, mit einem gotischen Verwaltungsbeamten (Salla) zusammenarbeitete, kommt man zu einem ganz anderen Bild.

Bei Dahn „Die Völkerwanderung“ (S. 143) habe ich die Stadt u. a. auch gefunden im Text. Eurich hatte zunächst Verbindung zu Byzanz gesucht, brach diese dann aber wieder ab, als Leo und Anthemius gegen die Vandalen rüsteten und verbündete sich mit Geiserich.
Wolfram weist darauf hin, dass Eurich „sowohl in Spanien als auch in Gallien römische Dukate, das heißt militarisierte Provinzeinheiten samt ihren römischen Inhabern übernommen“ hatte.

Dagegen Michael Kulikowski: Wie Spanien gotisch wurde. Der Historiker und der archäologische Befund, in Sebastian Brather: Zwischen Spätantike und Frühmittelalter, Berlin 2008, S. 27 - 44, hier S. 30:

Wieder und wieder schickten im 5. und 6. Jhdt, in Gallien ansässige gotische Könige Heere nach Spanien. Wieder und wieder mussten sie dieselben Städte erobern. [...] Abgesehen von einer berühmten, aber verlorenen Inschrift des gotischen dux Salla aus Mérida existiert kein schriftlicher Beleg für gotische Garnisonen in Spanien nach 458. Jedes gotische Heer in Spanien war nach diesem Jahr ein aus Gallien entsandtes Expeditionskorps. Danach war es zunächst Eurich, dann Alarich II., die beide versuchten Teile Spaniens zu erobern und zu halten. Im Jahre 473 sandte Eurich den comes Gothorum Gauterit auf die Halbinsel via Pamplona und Zaragoza. Zur selben Zeit nahm der dux Hispaniarum Vincentius Tarragona und andere Küstenstädte ein. Die genannten Städte lassen vermuten, dass Eurich die Provinz Tarraconensis einzunehmen und zu halten beabsichtigte, doch die Erfolge blieben kurzlebig. In den 490er Jahren war es für Alarich II. notwendig, Angriffe auf genau dieselbe Region zu unternehmen, die angeblich von seinem Vater erobert worden war.
Also, mein Reden: Die beherrschten Gebiete waren das Ebrotal und sie bildeten lediglich die Peripherie des Reiches.
Zu den Expeditionskorps heißt es in der zugehörigen Fußnote: "Viele dieser Trupps sind so klein, dass sie kaum als Armeen angesehen werden können."

Weiter im Text heißt es dann noch (ebd., S. 31):
Der Zugriff der gotischen Könige auf die Tarraconensis wurde durch die Zerstörung des gallischen Königreiches in der Schlacht von Vouillé 507 intensiviert. Aber in den folgenden Jahrzehnten, zuerst unter Gesalich, dann bis 531 unter Amalrich, gibt es keinen Beleg für gotische Kontrolle außerhalb der Tarraconensis.
 
Bis Mitte des 5. Jh. weiteten sie ihren Machtbereich zeitweise Richtung Spanien aus, wo sie in kaiserlichem Auftrag immer wieder gegen Sueben und zunächst auch Vandalen kämpften.

Nach den Erfolgen Majorans in Spanien gab es dort ab 461 keine Präsenz der Zentralmacht mehr. Die vormaligen "Polizeitruppen" der Westgoten konnten in Lusitania schalten und walten wie sie wollten. Zumindest der Südwesten scheint also ab dieser Zeit schon unter visigotischer Kontrolle gestanden zu haben, wie auch die Anerkennung ihrer Oberhoheit durch die Sueben in Galicien zeigt. Eurich eroberte dann die Tarraconensis dazu. Unklar ist, wann die Baetica gotisch wurde, vermutlich auch um diese Zeit.
 
Wie gesagt, dem widerspricht Kulikowski dezidiert. Wie soll auch Eurich die Lusitania beherrscht haben, wenn er die Tarraconensis nicht beherrschte? letztere grenzte immerhin an sein Kerngebiet.
 
Dagegen Michael Kulikowski: Wie Spanien gotisch wurde. Der Historiker und der archäologische Befund, in Sebastian Brather: Zwischen Spätantike und Frühmittelalter, Berlin 2008, S. 27 - 44, hier S. 30:
...
Nach einem stabilen, unangreifbaren Gesamtreich Spanien/Gallien klang das auch nicht in den Texten. Da hast Du mit Deiner Meinung wahrscheinlich recht. Aber … haben wir eine glaubwürdige zeitgenössische Dokumentation? Worauf stützen sich eigentlich die jeweiligen Autoren? Und wer beherrschte überhaupt in dieser Zeit die Gebiete wirklich? Ständiger Wechsel? Aber das gehört eigentlich nicht in den Zusammenhang mit der Themenstellung.
 
Wie gesagt, dem widerspricht Kulikowski dezidiert. Wie soll auch Eurich die Lusitania beherrscht haben, wenn er die Tarraconensis nicht beherrschte? letztere grenzte immerhin an sein Kerngebiet.

Andererseits - warum sollten die Sueben in Galicien die Oberhoheit der Westgoten anerkennen, wenn diese 1000 km weit weg ansässig waren?
Und warum und für wen räumten die Sueben den Süden Lusitaniens?
 
Rechila hatte 439 Merida, 441 Sevilla erobert, für einige Jahren waren Lusitania, Baetica und weite Teile von Carthagiensis suebisch, weshalb die Römer Theoderich II zur Rückeroberung des Gebietes dorthin schickten.
 
Und die Schlacht fand wo statt? Am Órbigo, ganz im Norden Spaniens.

Richtig, aber 15 Jahre später. Rechiar (448-456) hatte sogar versucht, Tarraconensis zu erobern, 449 Zaragoza angegriffen. Der Römer Censorius wurde 448 in Sevilla hingerichtet, also muss dieses noch unter suebischer Kontrolle gestanden haben.
 
Wie gesagt, dem widerspricht Kulikowski dezidiert ...

... und Walter Pohl sagt wiederum das Gegenteil:

König Eurich setzte einen entscheidenden Schritt, als er nach seinem Regierungsantritt 466 (dem ein Brudermord vorausgegangen war) den Foedus brach und auf Konfrontation mit dem schwindenden westlichen Imperium setzte. Als er im Norden alles Land bis hin zur Rhone und Loire besetzt hatte und im Süden mit der Eroberung der wichtigen Städte Mérida und Tarragona einen großen Teil Spaniens kontrollierte, begann er wieder zu verhandeln.

(Walter Pohl. Die Völkerwanderung. Eroberung und Integration, Köln 2002/2005, S. 63)
Ich halte das für einen lässlichen Streit, wenn sich schon die Fachhistoriker nicht ganz einig sind, wie weit die Westgoten im 5. Jh. nach Spanien vorstießen. Es mag ja sein, dass die Westgoten wie von Brather angedeutet immer wieder Expeditionskorps nach Spanien schickten und dass sie Tarragona und Mérida in diesem Zusammenhang eroberten, aber sich irgendwann wieder zurückzogen.

Sicher ist - wie Stilicho oben schon sagte - , dass Westrom im 5. Jh. Spanien nicht mehr beherrschte und der Raum nach Errichtung des Tolosanischen Reichs und den Plünderungszügen der Vandalen, Alanen und Sueben ein rechtsfreues Vakuum bildete, das der Gewalt des Mächtigsten unterworfen war. Und somit ist gut denkbar, dass nach Abzug der Vandalen und Alanen die Westgoten einen heute nicht mehr exakt bestimmbaren Raum in Spanien zumindest kontrollierten. Dass sie ihn auch machtvoll durchdrungen haben, wage ich allerdings zu bezweifeln, denn das Tolosanische Reich, das nicht eben von Freunden umgeben war, beanspruchte gewiss ihre volle Aufmerksamkeit. Es stand somit im Fokus der Westgoten, während Spanien - zunächst noch - ein Nebenschauplatz war.
 
Dass sie ihn auch machtvoll durchdrungen haben, wage ich allerdings zu bezweifeln, denn das Tolosanische Reich, das nicht eben von Freunden umgeben war, beanspruchte gewiss ihre volle Aufmerksamkeit. Es stand somit im Fokus der Westgoten, während Spanien - zunächst noch - ein Nebenschauplatz war.

Da stimme ich zu, gegen Ende des 5.Jhds scheint es aber dann schon eine deutliche Absetzbewegung der Goten Richtung Süden gegeben zu haben, eben gerade wegen der zunehmenden Probleme mit den Franken.
Ab den 490-er Jahren verlagerte sich die gotische Präsenz immer stärker auf die Südseite der Pyrenäen. Von einem drohenden Untergang der Westgoten ohne Theoderichs Eingreifen kann man kaum reden. Die angebliche Rettung der Westgoten durch diesen kann man auch dahingehend interpretieren, dass er versuchte, sich seinen Teil vom zerfallenden tolosanischen Reich zu sichern.
 
Dass Eurich Mérida erobert haben soll, davon spricht keine einzige Quelle. Die Eroberung Méridas durch Eurich wird durch eine Inschrift hergeleitet, die nur in einer Abschrift des 8. Jhdts. erhalten ist:

Sol<v>erat antiquas moles ruinosa vetustas, lapsum et senio ruptum pendebat opus. Perdierat usum suspense via p(er) amnem et liberum pontis casus negabat iter. Nunc tempore potentis Getarum Eurici regis, quo deditas sibi precepit excoli terras, studuit magnanimus factis extendere n(o)m(e)n, veterum et titulis addidit Salla suum. Nam postquam eximiis no<v>a<v>it moenib(us) urbem, hoc magis miraculum patrare non destitit. Construxit arcos penitus fundabit in undis et mirum auctoris imitans vicit opus. Necnon patri(a)e tantum cr<e>are munimem sumi sacerdotis Zenonis suasit amor. Urbs Augusta [Emerita] felix mansura p(er) s(e)c(u)la longa no<v>ate studio ducis et pontificis. (A)era DXXI [= 483]

Dies ist nun schon der emendierte Text, in dem Dokument selbst wird nicht Eurich sondern Erwig genannt, der etwa 200 Jahre später regierte. Es jedoch davon auszugehen, dass die Korrektur zu Eurich korrekt ist, da die Datierung nicht alleine über die angegebene Jahreszahl hispanischer Ära möglich ist, sondern auch über den Bischof Zenon, dessen Amtszeit ziemlich sicher datiert werden kann.

Nun, diese Inschrift - sagt Javier Arce - wird falsch verstanden: Sie bedeutet nicht, dass Mérida zu diesem Zeitpunkt in gotischer Hand gewesen sei, die Nennung von Eurichs Namen dient allein der Datierung.
 
Nun, diese Inschrift - sagt Javier Arce - wird falsch verstanden: Sie bedeutet nicht, dass Mérida zu diesem Zeitpunkt in gotischer Hand gewesen sei, die Nennung von Eurichs Namen dient allein der Datierung.

Ich halte es für entbehrlich, sich nun an der Causa "Mérida" aufzuhängen.

Wichtig sind die größeren Zusammenhänge und die Tatsache, dass die Westgoten im 5. Jh. in einem heute nicht mehr exakt bestimmbaren Maße nach Spanien ausgriffen. Inwieweit es sich nur um Expeditionskorps oder um festere Herrschaftsstrukturen handelte und wo das eine oder andere genau erfolgte, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit entscheiden.
 
Wichtig sind die größeren Zusammenhänge und die Tatsache, dass die Westgoten im 5. Jh. in einem heute nicht mehr exakt bestimmbaren Maße nach Spanien ausgriffen. Inwieweit es sich nur um Expeditionskorps oder um festere Herrschaftsstrukturen handelte und wo das eine oder andere genau erfolgte, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit entscheiden.

in diesem Zusammenhang ist eine Karte des tolosanischen Westgotenreichs im Wiki Artikel über die Westgoten erstaunlich: da wird für das Jahr 500 fast die ganz hispanische Halbinsel als westgotisch dargestellt, was wohl des Guten zu viel ist... - siehe: Westgotenreich ? Wikipedia

In der 2. Hälfte des 6. Jh. festigten und erweiterten die Westgotenkönige Leovigild und Rekkared I das westgotische (nun toledanische) Reich - das ist rund 60 Jahre nach der Niederlage von Vouille. Daraus ist anzunehmen, dass in diesen 60 Jahren der Neuordnung und Konsolidierung die westgotische Militärmacht nicht verschwunden war (d.h. ich glaube nicht, dass man nach Vouille gleich von einer neuen westgot. Ethnogenese ausgehen kann)

Die Verhältnisse auf der hispanischen Halbinsel nach dem Abzug der Vandalen und Alanen scheinen nicht so gut überliefert zu sein, als dass sich von 507 bis 568 (Leovigild) die Entwicklung/Entfaltung des toledanischen Westgotenreichs vollständig nachvollziehen ließe (was natürlich schade ist)
 
in diesem Zusammenhang ist eine Karte des tolosanischen Westgotenreichs im Wiki Artikel über die Westgoten erstaunlich: da wird für das Jahr 500 fast die ganz hispanische Halbinsel als westgotisch dargestellt, was wohl des Guten zu viel ist... - siehe: Westgotenreich ? Wikipedia

Bedauerlicherweise zeigt dieser Kartenersteller wenig Sachkenntnis, denn die Karte ist aus der hohlen Hand gefertigt, ohne archäologische oder schriftliche Quellen als Basis. Schaut man sich das mal in seriösen Geschichtsatlanten mit sachkundigen Bearbeitern an, sieht das ganze erheblich anders aus.

... d.h. ich glaube nicht, dass man nach Vouille gleich von einer neuen westgot. Ethnogenese ausgehen kann)

Eine neue Ethnogenese der Westgoten ist nach ihrer Niederlassung in Spanien anzunehmen, denn in den zweihundert Jahren gotischer Herrschaft in Spanien veränderten sich alle Strukturen entscheidend.

Die Verhältnisse auf der hispanischen Halbinsel nach dem Abzug der Vandalen und Alanen scheinen nicht so gut überliefert zu sein ...

Was kein Wunder ist, da sich in Spanien ein Machtvakuum auftat, denn Westrom war dort als Ordnungsmacht nicht mehr präsent.
 
Bedauerlicherweise zeigt dieser Kartenersteller wenig Sachkenntnis, denn die Karte ist aus der hohlen Hand gefertigt, ohne archäologische oder schriftliche Quellen als Basis. Schaut man sich das mal in seriösen Geschichtsatlanten mit sachkundigen Bearbeitern an, sieht das ganze erheblich anders aus.
genau aus diesem Grund habe ich deutlich zu verstehen gegeben, dass diese Karte wohl nicht ganz ernst zu nehmen ist

Eine neue Ethnogenese der Westgoten ist nach ihrer Niederlassung in Spanien anzunehmen, denn in den zweihundert Jahren gotischer Herrschaft in Spanien veränderten sich alle Strukturen entscheidend.
durchaus - aber dieser Prozess scheint mir, wie ich schrieb, noch nicht in der Zeit von 507-568 stattgefunden zu haben (es mag hier durchaus der Beginn anzunehmen sein)
 
durchaus - aber dieser Prozess scheint mir, wie ich schrieb, noch nicht in der Zeit von 507-568 stattgefunden zu haben (es mag hier durchaus der Beginn anzunehmen sein)

Das Ding mit den gotischen Ethnogenesen ist so Sache. Es gibt seriöse Publikationen und Autoren, die von drei (!) Ethnogenesen sprechen.

Die erste hat danach an den Sitzen der Goten an der Ostsee und in Nordpolen stattgefunden, die zweite nach ihrem Eintreffen in Südrussland, wo sie bekanntlich rund 150-200 Jahre siedelten, die dritte schließlich im Rahmen der neuen Völkerwanderungsreiche von Ost- und Westgoten.

Jedesmal, so die Autoren, hätten sich während des Wanderwegs und nach der Neuansiedlung so gravierende ethnische und strukturelle Veränderungen ergeben, dass man von einer "Ethnogenese" sprechen müsse.
 
Ich halte es für entbehrlich, sich nun an der Causa "Mérida" aufzuhängen.

Wichtig sind die größeren Zusammenhänge und die Tatsache, dass die Westgoten im 5. Jh. in einem heute nicht mehr exakt bestimmbaren Maße nach Spanien ausgriffen. Inwieweit es sich nur um Expeditionskorps oder um festere Herrschaftsstrukturen handelte und wo das eine oder andere genau erfolgte, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit entscheiden.

Das ist es ja gerade. Diese Inschrift ist im Prinzip dieeinzige Quelle, die ein Verständnis von einem Hinausgreifen der westgotischen Herrschaft (nicht von Plünderzügen) über das Ebrotal hinaus rechtfertigen würde. Wenn man aber Arce folgt und diese Inschrift eben nicht die Herrschaft Eurichs über Mérida dokumentiert sondern nur zur Datierung verwendet wurde, wie an anderer Stelle die Regierungsdaten byzantinischer Kaiser, dann gibt es keine Quelle, die ein Hinausgreifen der westgotischen Herrschaft über das Ebrotal hinaus anzeigt. Und selbst diese Städte waren eine Generation nach Eurich noch umkämpft.
 
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