Napoleon - Erschaffer oder Zerstörer Deutschlands?

"wäre N. nach Amiens König von Frankreich geworden .." Mit König ist die Beschränkung auf die damalige Landkarte gemeint. Bekanntlich hat sich N. zum Kaiser gekrönt, also nicht beschränkt.

Er hat sich zum "Kaiser der Franzosen" ernannt, sich also doch national definiert, ähnlich wie später die Julimonarchie den Louis-Philippe zum "König der Franzosen" gemacht hatte.
 
Er hat sich zum "Kaiser der Franzosen" ernannt, sich also doch national definiert, ähnlich wie später die Julimonarchie den Louis-Philippe zum "König der Franzosen" gemacht hatte.

National definiert? Eher eine gelungene "public relation" und ein Gebot der Cleverness, um auch dem letzten Franzosen Sand in die Augen zu streuen. Nein, Bonaparte ging es nur um die Macht. Er hatte Fouché entlassen, nachdem dieser im Senat das Konsulat auf Lebenszeit verhindert hatte, er hatte den Königstitel empöhrt zurückgewiesen ...
"Kaiser der Franzosen" klingt doch viel besser als "Kaiser von Gottes Gnaden", denn solange war es doch noch nicht her, dass die absolute Monarchie gestürzt wurde und der König von Gottes Gnaden auf dem Schafott geendet hatte ...

Grüße
excideuil
 
Was hatte dann also der Titel mit Napoleons bzw. den französischen Expansionsbestrebungen zu tun? Wie Brisso zuvor schon fragte. Eigentlich rein gar nichts.

Anmerkung: Ludwig XVI. war zuletzt auch "nur" noch König der Franzosen.
 
Auf die Eingangsfrage antwortend würde ich sagen: Napoleon war beides. "Zerstörer" sind sowieso immer auch irgendwie "Erschaffer". Allein dadurch, dass etwas zerstört wird, muss etwas neues dieses Vakuum ausfüllen. Ob dadurch der "Erschaffer" positiv im Gegensatz zum "Zerstörer" verstanden wird, ist mit dieser Perspektive mehr als fraglich.
Ich denke nicht, dass man eine pauschale Antwort geben kann, doch wiegt für mich sehr schwer, wie excideuil weiter oben schreibt, dass die Veränderungen dadurch geschahen, dass man Menschen Leid antat und sie gar tötete. "Erschaffer" positiv urteilend gelesen, kann man wohl nicht sagen.

Zu Caros Darstellungen von Literatenmeinungen kann ich noch Heinrich von Kleist hinzufügen, der einen regelrechten Haß auf den "bösen Geist" Napoleon hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Er hat sich zum "Kaiser der Franzosen" ernannt, sich also doch national definiert, ähnlich wie später die Julimonarchie den Louis-Philippe zum "König der Franzosen" gemacht hatte.

Anmerkung: Ludwig XVI. war zuletzt auch "nur" noch König der Franzosen.
Mir scheint es auf der Hand zu liegen, dass Napoléon mit dem Titel des Kaisers der Franzosen an die konstitutionelle Monarchie der Zeit vor dem 10. August 1792 anknüpfen wollte.
Mit der konstitutionellen Monarchie unter Louis XVI hatten sich ja auch viele Bürger anfreunden können (man denke an das Föderationsfest).

Für Deutschland, genauer gesagt das HRR, hatte freilich dieser neue Kaisertitel etwas herausforderndes, nicht zuletzt da sich Napoléon, wenn ich mich recht entsinne, in die Tradition Karl des Großen stellte - also in eben die selbe Tradition, welche seit Alters her die Kaiser des HRR (man denke an Friedrich I.) für sich reklamierten.

Auf die Eingangsfrage antwortend würde ich sagen: Napoleon war beides. "Zerstörer" sind sowieso immer auch irgendwie "Erschaffer". Allein dadurch, dass etwas zerstört wird, muss etwas neues dieses Vakuum ausfüllen. Ob dadurch der "Erschaffer" positiv im Gegensatz zum "Zerstörer" verstanden wird, ist mit dieser Perspektive mehr als fraglich.
Ich denke nicht, dass man eine pauschale Antwort geben kann, doch wiegt für mich sehr schwer, wie excideuil weiter oben schreibt, dass die Veränderungen dadurch geschahen, dass man Menschen Leid antat und sie gar tötete. "Erschaffer" positiv urteilend gelesen, kann man wohl nicht sagen.
Ganz klar zerstörte Bonaparte das HRR, zwang Franz II. ultimativ zur Niederlegung der Kaiserkrone.
Die Hintertür über das erbliche österreichische Kaisertum scheint mir eher ein schwacher Trost. Mag auch das HRR für den Kaiser kaum reale Machtfülle bedeutet haben, so hing mit der Kaiserkrone des Reiches ein enormes Prestige zusammen und der zumindest formelle Anspruch erster Herrscher der Christenheit (des Abendlandes) zu sein.

Ganz klar erschuf Bonaparte aus künstlich neu geschaffenen und von seiner Hand mehr oder minder umgeformten Staaten einen Staatenbund, den Rheinbund. Mit dem Erschaffen neuer Staaten hatte ja Bonaparte seit seinem Italienfeldzug 1796/97 seine Erfahrungen. Man müsste sich freilich intensiver mit dem Rheinbund beschäftigen, um zu entschlüsseln, ob er vielleicht eine staatliche Perspektive gehabt hätte oder nicht eher ein reines Sammelbecken der Satellitenstaaten war, dessen Hauptaufgabe es war, vom Kaiser der Franzosen hantierbar und ein unerschöpflicher Quell für Hilfstruppen zu sein.

Andererseits, das hatte ich ja auch schon wahrscheinlich angedeutet, hatte Bonaparte mit seiner Kriegspolitik und deren Ergebnis, dem Untergang des Empire, indirekt den Platz frei für eine neue Ordnung auch in Deutschland gemacht. Vor 1803/06 hatte es ja schon Spötter genug gegeben, welche gerade in Angesicht der Niederlagen gegen das revolutionäre Frankreich und der inneren Zerrissenheit des Reiches durch den Österreichisch-Preußischen Gegensatz bspw. den Tod prophezeit oder gar attestiert hatten. Für jene war das Ende eine Frage der Zeit und eine Art Erlösung. Tatsächlich stand somit einer Neugruppierung der deutschen Staaten in einem Bund nichts im Wege außer der üblichen partikularen Interessen.
 
Ich hätte gern auf die Sache mit Amiens von R.A. reagiert, ...
Ich bitte darum, im Rahmen der üblichen Forumsdiskussionbreite ist das wohl noch nicht OT.

Um gleich einem naheliegenden Einwand entgegen zu kommen: Natürlich war auch England zunehmend unzufrieden mit den Konditionen von Amiens und war wohl überwiegend ganz einverstanden damit, daß es wieder zum Krieg kam.
Aber angefangen hat ihn eindeutig Napoleon.
 
Was hatte dann also der Titel mit Napoleons bzw. den französischen Expansionsbestrebungen zu tun?
Der Kaisertitel war ja nun mehr als nur ein Stern mehr auf dem Trikot gegenüber dem früheren Königstitel.
Für die Zeitgenossen war völlig präsent, daß damit der in der Tradition des römischen (nach eigener Sicht Welt-)Reichs stehende Anspruch verbunden war, Vormacht in Europa zu sein - und auf jeden Fall in den alten (karolingischen) Reichsterritorien.
Napoleon hat sich nicht einfach nur zum Kaiser gemacht, weil das schöner klingt. Sondern damit manifestierte er seinen weit über Frankreich hinausreichenden Machtanspruch.
 
Erst einmal: Warum mußte Napoleon 1803 England angreifen?
Das war ja schließlich der entscheidende Bruch, nach Lunéville und Amiens war ja ganz Europa im Frieden.
Dieser Frieden brachte ja Bonaparte den höchsten Ruhm ein.

Warum Bonaparte (damals noch nicht Napoleon) den Krieg mit England haben musste, liegt für mich auf der Hand. Ihm war der Frieden nicht so teuer (wie er für Talleyrand war) und er unterschätzte vielleicht die Gefahr die von England ausging. Grundsätzlich war der Frieden von Amiens für England nicht günstig. Die Regierung Addington (wir hatten woanders schon darüber geschrieben) belastete sich damit selbst. Ein klügerer Staatsmann als es Bonaparte war, hätte eher Addington durch Kompromisse gestützt, denn dessen Gegner waren für ihre Unversöhnlichkeit gegenüber Frankreich bekannt. Doch Bonaparte war nicht der Staatsmann dazu - oder er war garkeiner, ich weiß es nicht.

Im Grunde schaukelte sich aber wie in vielen Fällen zu dieser Zeit die Lage mächtig durch gegenseitige Forderungen (wenn Sie nicht X räumen/die Rüstungen einschränken/Verhandlungen mit Y unterlassen - dann!...) hoch.

Da ist es manchmal schwierig zu erkennen, wer nun schuld war.
Seltsamer für mich ist, dass es Frankreich offensichtlich gelang auf diplomatischem Wege, dass die Besetzung Baunschweig-Lüneburgs keine prompte Kriegserklärung durch das Reich inkl. Österreichs und Preußens nach sich zog. Das ist auch mal wieder eine jener reichsgeschichtlich unglaublichen Affronts!
 
Dieser Frieden brachte ja Bonaparte den höchsten Ruhm ein.
Weil es ein Siegfrieden war. D.h. den Ruhm brachte nicht, daß endlich Frieden war. Sondern die Tatsache, daß er alle Feinde bezwungen, fast gedemütigt hatte.

Warum Bonaparte (damals noch nicht Napoleon) den Krieg mit England haben musste, liegt für mich auf der Hand. Ihm war der Frieden nicht so teuer (wie er für Talleyrand war) und er unterschätzte vielleicht die Gefahr die von England ausging.
Das sind aber nur Gründe, warum ihn der Krieg nicht geschreckt hat. Das erklärt nicht, warum er ihn "haben mußte" (ganz so stark meintest Du die Formulierung vielleicht gar nicht - aber sie paßt schon weitgehend).

Denn es war wohl nicht so, daß er eigentlich Frieden haben wollte - aber wegen mangelnder staatsmännischer Talente nicht hinkriegte. Sondern er wollte den Krieg und war froh, ihn mit irgendwelchen Vorwänden endlich haben zu können.

Er war eben nicht nur gelernter, sondern auch überzeugter Militär. Schlachtenruhm bedeutete ihm mehr als die gute Organisation einer Zivilverwaltung. Mit Krieg konnte er etwas anfangen, da war er in seinem Element - friedliches Regieren und das Lösen irgendwelcher Zivilistenprobleme waren nicht seine Sache.

Seltsamer für mich ist, dass es Frankreich offensichtlich gelang auf diplomatischem Wege, dass die Besetzung Baunschweig-Lüneburgs keine prompte Kriegserklärung durch das Reich inkl. Österreichs und Preußens nach sich zog. Das ist auch mal wieder eine jener reichsgeschichtlich unglaublichen Affronts!
Da war das Reich eben faktisch schon tot, jeder kämpfte nur noch um das eigene Überleben.
Österreich wäre zu diesem Zeitpunkt auch zu schwach gewesen für eine Kriegserklärung, und Preußens Außenpolitik war in dieser Zeit völlig von der Spur.
 
Da war das Reich eben faktisch schon tot, jeder kämpfte nur noch um das eigene Überleben.
Österreich wäre zu diesem Zeitpunkt auch zu schwach gewesen für eine Kriegserklärung, und Preußens Außenpolitik war in dieser Zeit völlig von der Spur.
Mag sein, aber dass die Franzosen mitten in (Nord)Deutschland und nicht mehr "nur" hinterm Rhein quasi bedeutete, dass der Frieden von Lunéville, so schlecht er schon war, keinen Pfifferling mehr wert war, das mussten doch Cobenzl und Hardenberg (das waren doch die Außenminister Preußens und Österreichs damals) erkannt haben.
 
Mir scheint es auf der Hand zu liegen, dass Napoléon mit dem Titel des Kaisers der Franzosen an die konstitutionelle Monarchie der Zeit vor dem 10. August 1792 anknüpfen wollte.
Mit der konstitutionellen Monarchie unter Louis XVI hatten sich ja auch viele Bürger anfreunden können (man denke an das Föderationsfest).

Damit habe ich so meine Bauchschmerzen. Talleyrand wünschte die konstitutionelle Monarchie, auch weil der Herrscher beschränkt wäre. Aber Napoleon? Im Konsulat wurden die Grundlagen für seine universelle Macht gelegt, die nur durch den Ärmelkanal, das Wetter und wirtschaftliche Zwänge eingeschränkt war. Fouché und seine Polizei befriedeten das Land, die Armee (Stichwort Rheinarmee) wurde von Republikanern "befreit". Anlässe wie die "Höllenmaschine" von 1800 wurden brutalst genutzt, um mit der Opposition aufzuräumen. Pressefreiheit wurde zunehmend zur Illusion. In der Folge gab es keine politische Macht, keine Kammer, kein Parlament, die/das die Macht des Kaisers einschränkte. Mit konstitutioneller Monarchie hat diese Diktatur in meinen Augen nichts zu tun.

Für Deutschland, genauer gesagt das HRR, hatte freilich dieser neue Kaisertitel etwas herausforderndes, nicht zuletzt da sich Napoléon, wenn ich mich recht entsinne, in die Tradition Karl des Großen stellte - also in eben die selbe Tradition, welche seit Alters her die Kaiser des HRR (man denke an Friedrich I.) für sich reklamierten.)

Sehe ich auch so, der selbst ernannte "Karl der Große" musste größte Befürchtungen wecken, wobei ich Bonapartes Ehrgeiz nicht auf K.d.G. beschränke, sonders ihn auf Alexander der Großen erweitere.

Ganz klar zerstörte Bonaparte das HRR, zwang Franz II. ultimativ zur Niederlegung der Kaiserkrone.
Die Hintertür über das erbliche österreichische Kaisertum scheint mir eher ein schwacher Trost. Mag auch das HRR für den Kaiser kaum reale Machtfülle bedeutet haben, so hing mit der Kaiserkrone des Reiches ein enormes Prestige zusammen und der zumindest formelle Anspruch erster Herrscher der Christenheit (des Abendlandes) zu sein.

Einverstanden. Ich glaube allerdings, dass Franz I. damit gut leben konnte.

Ganz klar erschuf Bonaparte aus künstlich neu geschaffenen und von seiner Hand mehr oder minder umgeformten Staaten einen Staatenbund, den Rheinbund. Mit dem Erschaffen neuer Staaten hatte ja Bonaparte seit seinem Italienfeldzug 1796/97 seine Erfahrungen. Man müsste sich freilich intensiver mit dem Rheinbund beschäftigen, um zu entschlüsseln, ob er vielleicht eine staatliche Perspektive gehabt hätte oder nicht eher ein reines Sammelbecken der Satellitenstaaten war, dessen Hauptaufgabe es war, vom Kaiser der Franzosen hantierbar und ein unerschöpflicher Quell für Hilfstruppen zu sein.

Die Antwort liegt in deinen Worten. Er schuf künstliche Staaten, die als Bund ihm den Rücken freihielt und seinen Kriegszügen diente. Man braucht nur einmal die Truppenaushebungen zum Rußlandfeldzug betrachten.

Andererseits, das hatte ich ja auch schon wahrscheinlich angedeutet, hatte Bonaparte mit seiner Kriegspolitik und deren Ergebnis, dem Untergang des Empire, indirekt den Platz frei für eine neue Ordnung auch in Deutschland gemacht. Vor 1803/06 hatte es ja schon Spötter genug gegeben, welche gerade in Angesicht der Niederlagen gegen das revolutionäre Frankreich und der inneren Zerrissenheit des Reiches durch den Österreichisch-Preußischen Gegensatz bspw. den Tod prophezeit oder gar attestiert hatten. Für jene war das Ende eine Frage der Zeit und eine Art Erlösung. Tatsächlich stand somit einer Neugruppierung der deutschen Staaten in einem Bund nichts im Wege außer der üblichen partikularen Interessen.

Die "üblichen partikularen Interessen" haben Deutschland und Europa auf dem Wiener Kongress in die Restauration, in die Heilige Allianz gestürzt. Den Spöttern dürfte das Wort im Mund stecken geblieben sein. Insofern ist das Schaffen Bonapartes mehr als fragwürdig.

Warum Bonaparte (damals noch nicht Napoleon) den Krieg mit England haben musste, liegt für mich auf der Hand. Ihm war der Frieden nicht so teuer (wie er für Talleyrand war) und er unterschätzte vielleicht die Gefahr die von England ausging. Grundsätzlich war der Frieden von Amiens für England nicht günstig. Die Regierung Addington (wir hatten woanders schon darüber geschrieben) belastete sich damit selbst. Ein klügerer Staatsmann als es Bonaparte war, hätte eher Addington durch Kompromisse gestützt, denn dessen Gegner waren für ihre Unversöhnlichkeit gegenüber Frankreich bekannt. Doch Bonaparte war nicht der Staatsmann dazu - oder er war gar keiner, ich weiß es nicht.

Im Verhältnis zu England werden die Unterschiede zwischen Talleyrand und Bonaparte deutlich. Talleyrand wollte immer den Frieden zwischen beiden Ländern, während Bonaparte in England nur den Gegner sah.
Dass Bonaparte England unterschätzte, halte ich nicht für nicht beweisbar. Das Lager von Boulogne und die Kontinentalsperre sprechen eine andere Sprache. Die Freundschaft mit Alexander eine ähnlich gelagerte. In der Summe ging es gegen England.

Was nun das Staatsmännische angeht: jeder halbwegs clevere Handwerksmeister weiß, dass man sich mit der Familie nur Probleme schafft. Bonaparte meinte wohl, wenn er aus Europa einen friedlich, freundlichen Familienbetrieb macht, wäre das hilfreich. Und natürlich machte es Sinn, besonders verdienstvolle Generale in den diplomatischen Dienst zu "schieben". Der gute Caulaincourt ist das beste Beispiel. Erst beschädigt Bonaparte ihn bei der Affäre Engien, dann entsendet er ihn nach St. Petersburg ...

Egal, ich werde nicht nachtragend sein, das Abenteuer Bonapartes fand glücklicherweise 1815 sein endgültiges Ende.

Grüße
excideuil
 
Damit habe ich so meine Bauchschmerzen. Talleyrand wünschte die konstitutionelle Monarchie, auch weil der Herrscher beschränkt wäre. Aber Napoleon? Im Konsulat wurden die Grundlagen für seine universelle Macht gelegt, die nur durch den Ärmelkanal, das Wetter und wirtschaftliche Zwänge eingeschränkt war. Fouché und seine Polizei befriedeten das Land, die Armee (Stichwort Rheinarmee) wurde von Republikanern "befreit". Anlässe wie die "Höllenmaschine" von 1800 wurden brutalst genutzt, um mit der Opposition aufzuräumen. Pressefreiheit wurde zunehmend zur Illusion. In der Folge gab es keine politische Macht, keine Kammer, kein Parlament, die/das die Macht des Kaisers einschränkte. Mit konstitutioneller Monarchie hat diese Diktatur in meinen Augen nichts zu tun.
Dabei geht es mir auch garnicht darum, was Bonaparte real wünschte - in der Hinsicht bin ich mit Dir ganz d'accord - sondern wie er vor den Franzosen seine sonderbare Karriere verschleiern, zurechtbiegen, nenne es wie Du willst, wollte.
Kaiser von Frankreich wäre ein Titel, der ausgenommen des "par le grace de dieu" und der Ersetzung des Rangs eines Königs durch einen Kaiser sehr stark an die Bourbonen erinnert hätte. Der "König der Franzosen" war noch nicht so abgenutzt. Es kann doch nicht reiner Zufall sein, dass die Bezeichnung "Kaiser der Franzosen" so nah verwandt ist. Nein, die Zeit des Königs der Franzosen wurde international von vielen Liberalen, auch von jenen denen die Republik und der Sturz des Königs zu weit ging und die unheilvollen Jahre 93-94 als die reinste Barbarei erschien, in den Jahren 1790/91 teilweise enthusiastisch als Beginn eines neuen Zeitalters gefeiert. So verstehe ich zumindest die Berichte des Pariskorrespondenten des "Journal des Luxus und der Moden" (Hrsg.: Bertuch).

In der Realität freilich, hätte sich Napoléon auch Kaiser von Frankreich nennen dürfen, denn die beratenden Gremien hatten ähnlich wie unter Louis XIV wirklich nur eine Schattenfunktion. Vielleicht kamen einige Fehler auch garnichtmal aus einer großartig anderen Quelle.
 
Kaiser von Frankreich wäre ein Titel, der ausgenommen des "par le grace de dieu" und der Ersetzung des Rangs eines Königs durch einen Kaiser sehr stark an die Bourbonen erinnert hätte. Der "König der Franzosen" war noch nicht so abgenutzt. Es kann doch nicht reiner Zufall sein, dass die Bezeichnung "Kaiser der Franzosen" so nah verwandt ist. Nein, die Zeit des Königs der Franzosen ...
Du verwirrst mich da etwas. Napoleon ist doch direkt vom Konsul zum Kaiser. Da gab es doch keine "König der Franzosen"-Phase?

Und wo soll denn der inhaltliche Unterschied zwischen "K. von Frankreich" und "K. der Franzosen" sein? Ich kenne eigentlich nur "roi de france".
 
Du verwirrst mich da etwas. Napoleon ist doch direkt vom Konsul zum Kaiser. Da gab es doch keine "König der Franzosen"-Phase?

Und wo soll denn der inhaltliche Unterschied zwischen "K. von Frankreich" und "K. der Franzosen" sein? Ich kenne eigentlich nur "roi de france".
Oh, tut mir leid, falls ich mich verwirrend ausgedrückt habe.

Am besten Du liest besser nochmal das Ganze wie ich es schrieb und was ich und excideuil zuvor gesagt haben.
Es ging grundsätzlich um die Ähnlichkeit zwischen dem Titel "König der Franzosen", den Louis XVI direkt vor seinem Sturz führte und dem Titel "Kaiser der Franzosen", den Napoleon annahm. Emperor of the French - Wikipedia, the free encyclopedia
 
Dabei geht es mir auch garnicht darum, was Bonaparte real wünschte - in der Hinsicht bin ich mit Dir ganz d'accord - sondern wie er vor den Franzosen seine sonderbare Karriere verschleiern, zurechtbiegen, nenne es wie Du willst, wollte.

Ich denke, die französische Bevölkerung war durch die Revolution und die Kriegswirren dermaßen paralysiert, dass sie eine ordnende Hand - auch eine royalistische - als segensreich empfand. So arg vieler Schleier hat Napoleons Aufschwung zum Kaiser also nicht mehr bedurft.

Und zumindest blieb bekanntlich das demokratische Mäntelchen gewahrt. Konsequenterweise verschärfte Napoleon Bonaparte als Voraussetzung für die erforderliche Mobilisierung der nationalen Ressourcen den diktatorischen Charakter des Regimes nach innen, wobei er sich auf die reichen Erfahrungen des Polizeiministers Fouché stützte. Von diesem stammte auch die Idee, das lebenslängliche Konsulat in ein erbliches Kaisertum zu verwandeln. Die dienstbaren Versammlungen, Senat und Tribunal, verabschiedeten einen dagür notwendigen sénatus-consulte am 18.05.1804, der wiederum in einem Plebiszit akklamiert wurde. Und voilá, da war der Kaiser der Franzosen.

Aber warum nannte er sich nicht Kaiser von Frankreich?
 
@ Dieter
Zumindest in der zeitgenössischen französischen Publizistik um 1800-1803 wurde die republikanische Komponente des Consulat noch sehr betont, wenngleich der général-consul dabei deutlich mehr hervorgehoben wurde als das mit den einzelnen Direktoren der Fall war.

Das mit dem Kaiser von Frankreich bzw. warum das wahrscheinlich nicht geboten schien, hatten wir oben schon.

Übrigens sollten wir zu den direkten Auswirkungen für Dtl. im Sinne des Threadtitels retour kommen.:winke:
 
Aber warum nannte er sich nicht Kaiser von Frankreich?
Den mahnenden Blick Brissotins spürend, nur noch ein Hinweis dazu:

Es erschien nicht opportun, die republikanische Staatsform - es galt die Constitution de la République Française von 1799 - in eine monarchische zu verwandeln. Deshalb hieß es im Senatsbeschluss von 1804: "La Gouvernement de la République est confié à un empereur, qui prend le titre de d'Empereur des Français."
Lies: Die Geschicke der Republik und die Sicherung dessen, was sie seit 1789 erreicht und gewollt hat, werden dem besten Mann des französischen Volkes anvertraut, der dafür den Titel trägt, den auch schon Charlemagne trug. - Dabei blieb es bis zur Constitution Française von 1814 ("Le gouvernement français est monarchique...").
 
Den mahnenden Blick Brissotins spürend, nur noch ein Hinweis dazu.

Besten Dank und den Link dazu habe ich inzwischen auch gelesen! :yes:

Für uns Heutige erscheint das zwar wie Haarspalterei aber ähnliches, wenn auch mit anderer Begründung, haben auch wir vorzuweisen: Unser oller Wilhelm, er war nicht Kaiser von Deutschland sonder Deutscher Kaiser, na bitte! :D
 
Den mahnenden Blick Brissotins spürend, nur noch ein Hinweis dazu:
Das ist doch keine Haarspalterei. Wäre nur im Grunde Thema eines anderen Threads, welcher zum Inhalt hätte, welche revolutionären/republikanischen Elemente Bonaparte beibehielt und welche er abschaffte.

Ein bisschen geht dieser Thread in die Richtung, bricht aber kurz vor 1804 ab: http://www.geschichtsforum.de/f16/frankreich-1799-1803-republik-oder-quasimonarchie-31396/

Vielleicht ist das hier noch treffender: http://www.geschichtsforum.de/f16/das-ende-der-republiken-1795-1805-a-32611/
 
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