Napoleon in Berlin

El Quijote

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Hallo,

nach der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt 1806 besetzten Napoleons Truppen das preußische Berlin, die Regierung flüchtete nach Königsberg. Wie lang dauerte dieser Zustand, wie weit bestimmten die Franzosen das politische Leben, und in welchen Zusammenhang damit stehen die Steinschen und Hardenbergschen Reformen. Wann kehrte der Hof nach Berlin zurück? Besonders interessiert mich der Herbst/Winter 1810/1811.

El Quijote
 
die besetzung berlins dauerte bis anfang dezember 1808, der hof kehrt erst am 23.12.1809 aus königsberg zurück.
 
Meine Lieblingskarrikatur in diesem Zusammenhang:
"Der Pferdedieb von Berlin"
 

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Nachtrag: Napoleon hat ja seinerzeit ganz ordentlich was "mitgehen" lassen. So guckte ich doch ziemlich erstaunt in eine Vitrine des französischen Armeemuseums, Paris, als ich dort den Degen Friedrichs des Großen ausgestellt sah.
Napoleon hat das Grab besucht und nichts mitgebracht, so wie es üblich ist, sondern statt dessen den Degen vom Sarg geklaut...:runter:
 
collo schrieb:
die besetzung berlins dauerte bis anfang dezember 1808, der hof kehrt erst am 23.12.1809 aus königsberg zurück.

Hallo Collo, hallo Arne,

sehe ich das in etwa richtig, dass Berlin nach Beendigung der Besetzung und mit dem Friedensabkommen von Tilsit nur eine Teilsouveränität wiedererlangte (bis zur Völkerschlacht)?

El Quijote
 
Arne schrieb:
Nachtrag: Napoleon hat ja seinerzeit ganz ordentlich was "mitgehen" lassen. So guckte ich doch ziemlich erstaunt in eine Vitrine des französischen Armeemuseums, Paris, als ich dort den Degen Friedrichs des Großen ausgestellt sah.
Napoleon hat das Grab besucht und nichts mitgebracht, so wie es üblich ist, sondern statt dessen den Degen vom Sarg geklaut...:runter:

Wenn ich das hier richtig interpretiere, müßte der Degen wieder zurückgegeben worden sein:

"Alle mit Napoleon zusammengestoßenen Fürsten kamen nun persönlich nach Paris oder sandten nun Kenner und Gelehrte nach Paris, um die geraubten Kunstschätze wieder aufzuspüren und zurückzuführen. Der hessische Legationssekretär Jakob Grimm, zuständig für die Wiederauffindung der kurfürstlichen Bibliothek aus Kassel, erblickte unverhofft in den Tuilerien die Berliner Quadriga. Ohne einen Friedensvertrag abzuwarten, forderte der in Paris weilende preußische König Friedrich Wilhelm III. (1797- 1840) sie und den in Potsdam geraubten Degen Friedrichs d. Gr. sofort zurück. Dem wurde stattgegeben"
(http://www.pegasus-onlinezeitschrift.de/erga_1_2004_demandt.html)
 
Vielleicht war das so, wurde aber später wieder in die andere Richtung "verschoben". Im Armeemuseum waren mehrere Stücke, die eine "Hin-und-Her"-Geschichte hatten. Zum Beispiel drei Fahnenspitzen von französischen Regimentern(?), die bei Sedan 1870 von Preußen mitgenommen wurden, 1918 wieder nach Frankreich gingen, 1941 wieder nach Berlin und 1945 wieder zurück...
Vielleicht(!) wurde der Degen Friedrichs ja auch 1918 oder 1945 wieder nach Paris gebracht? Bei Interesse kann ich ja mal ein Foto posten, aber es ist recht unscharf.
 
hyokkose schrieb:
Wenn ich das hier richtig interpretiere, müßte der Degen wieder zurückgegeben worden sein:

"Alle mit Napoleon zusammengestoßenen Fürsten kamen nun persönlich nach Paris oder sandten nun Kenner und Gelehrte nach Paris...

Die Franzosen haben aber trotzdem jede Menge behalten können. Manches war vielleicht einfach zu klein und gut versteckt. Manches gehörte aber auch einfach Fürsten, die nicht gestärkt aus den Napoleonischen Kriegen hervorgingen. Beispielsweise hat man in Frankreich immer noch Sachen, die man dem Johanniterorden (vermutlich 1798) abgenommen hat.
 
Also der Degen wurde 1814 von Blücher an König Friedrich Wilhelm zurückgegeben. Das konnte ich im Internet finden- mehr nicht. Das Armeemuseum Paris hat es leider nicht nötig eine fremdsprachliche Homepage zu machen. Soweit ich mich mit meinem miesen Französich durchackern konnte, kann man zwar von vielen Objekten Fotos bestellen (ab 12 Euro per Überweisung, keine Kreditkarten?) aber nicht im Katalog suchen. Da sind die Briten beim Imperial War Museum, London benutzerfreundlicher.
Jetzt will ich es aber auch genauer wissen, warum und wann der Degen wieder nach Paris ging. Anfragen bei Preussen.de und preussenweb.de sind gestartet. Ich melde mich, wenn etwas dabei herauskommt...
 
El Quijote schrieb:
Hallo Collo, hallo Arne,

sehe ich das in etwa richtig, dass Berlin nach Beendigung der Besetzung und mit dem Friedensabkommen von Tilsit nur eine Teilsouveränität wiedererlangte (bis zur Völkerschlacht)?

El Quijote

ja, so könnte man es nennen, schliesslich mischten sich die franzosen in die inneren angelegenheiten ein (z.b. die ernennung steins zum staatsminister und dessen entlassung), ausserdem zwang man preussen in ein bündnis und zur teilnahme am russlandfeldzug. aber die inneren reformen wurden ja auch mit dem ziel durchgeführt, die franzosen zu vertreiben.
beendet wurde dieser zustand nicht durch die völkerschlacht (das galt für die rheinbundstaaten), sondern, wenn man ein ereignis nehmen will, mit der konvention von tauroggen am 30.12.1812.
 
Vielleicht hatte Friedrich der Große einfach nur mehr Degen?
Was hat Napoleon eigentlich mit der Schadowschen Quadriga in Paris gemacht? Diese war ja 1806 erst gute 10, 15 Jahre alt und eine auf Holz getriebene Kupferarbeit. Zwar eine sehr hübsche, aber wenn man schon die Pferde von San Marco hat.....
Scherz beiseite, die Quadriga hat ja ihre symbolische Bedeutung erst nach der Rückkehr nach Berlin erhalten - und bis heute bewahrt.
Aber warum hat Napoleon sie wirklich mitgenommen? Wurde sie in Paris öffentlich ausgestellt bzw. als Bauschmuck verwendet?
 
Rovere schrieb:
Aber warum hat Napoleon sie wirklich mitgenommen? Wurde sie in Paris öffentlich ausgestellt bzw. als Bauschmuck verwendet?

" In Paris wollte Napoleon die Quadriga auf einem Triumphbogen aufstellen, kam aber nicht dazu. Erst nach der Niederlage Napoleons I. 1813 und dem Einmarsch der Verbündeten in Paris 1814 konnte der Torschmuck wieder die Heimreise antreten."

Quelle: http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt01/0103GESF.htm
 
Arne schrieb:
" In Paris wollte Napoleon die Quadriga auf einem Triumphbogen aufstellen, kam aber nicht dazu. Erst nach der Niederlage Napoleons I. 1813 und dem Einmarsch der Verbündeten in Paris 1814 konnte der Torschmuck wieder die Heimreise antreten."

Quelle: http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt01/0103GESF.htm
:respekt:
Arne, du bist wirklich unglaublich! :hoch:
Abgesehen von all dem Wissen dass du hast ist dein Gespür für gute Seiten wirchlich würdigungswert - und da ich dich grad nicht bebommeln kann streu ich dir eben coram publico dies Lob.
 
Ich bedanke mich bei all jenen, die mir geholfen haben, meine allgemeine VErwirrung zur Geschichte dieser Zeit zu beheben ;) jetzt ist die weitere Recherche doch schon viel einfacher.
 
@Arne,

könntest Du mir eine Quellenangabe zu Deiner Karikatur geben, Medium und Jahr?
Danke!

El Quijote
 
Stimmen eigentlich die Geschichten, dass die Berliner Napoleon zugejubelt hätten bei seinem Einzug 1806?
Wäre ja schon eine gewisse Erklärung für Jena.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Stimmen eigentlich die Geschichten, dass die Berliner Napoleon zugejubelt hätten bei seinem Einzug 1806?
Mir ist nur bekannt, daß am 27. Oktober 1806, als Napoleon in Berlin einzog, ihm eine Bürgerdeputation vor dem Brandenburger Tor die Schlüssel der Stadt überreichte.
Klingt nicht nach Jubel.
 
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