Napoleon in Berlin

Das aktuelle Benutzerbild von Festus 621 zeigt übrigens Napoleon bei seinem Einzug in Berlin, als er gerade das Brandenburger Tor durchreitet. Im Hintergrund (auf dem Benutzerbild nur undeutlich zu erkennen) ist ein Offizier zu erkennen, der mit seinem Degen in Richtung der bedrückt dreinschauenden Menschenmenge fuchtelt.
 
Lili schrieb:
Das aktuelle Benutzerbild von Festus 621 zeigt übrigens Napoleon bei seinem Einzug in Berlin, als er gerade das Brandenburger Tor durchreitet. Im Hintergrund (auf dem Benutzerbild nur undeutlich zu erkennen) ist ein Offizier zu erkennen, der mit seinem Degen in Richtung der bedrückt dreinschauenden Menschenmenge fuchtelt.

Hallo Lili,
ich habe das Bild nur genommen, weil wir im "Premiumforum" über Berlin gesprochen haben und weil wir im Redewendungen-Thread das Thema "napoleonische Besatzungszeit in Preußen" hatten. Und dann fiel mir dieses Bild ein. Sonst hatte das nichts zu bedeuten.

Hier das Bild in Originalgröße
 
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Festus621 schrieb:
Hallo Lili,
ich habe das Bild nur genommen, weil wir im "Premiumforum" über Berlin gesprochen haben und weil wir im Redewendungen-Thread das Thema "napoleonische Besatzungszeit in Preußen" hatten. Und dann fiel mir dieses Bild ein. Sonst hatte das nichts zu bedeuten.
Du musstest nur grad herhalten, weil ich das Bild auf die schnelle im Netz nicht gefunden habe und zu allem Übel auch noch mein Scanner streikt.

Festus621 schrieb:
Danke, das hatte ich gesucht.
 
Mercy schrieb:
Mir ist nur bekannt, daß am 27. Oktober 1806, als Napoleon in Berlin einzog, ihm eine Bürgerdeputation vor dem Brandenburger Tor die Schlüssel der Stadt überreichte.
Klingt nicht nach Jubel.

Mein (inzwischen längst verstorbener) Vater hat angesichts der Staatsbesuche der 60er mehrfach gesagt, "die muss man alle nur den Berlinern schicken, die jubeln jedem zu, wie schon dem Napoleon" (was mit dem Schah-Besuch 1967 dann auch vorbei war).

Ich bilde mir allerdings ein, dies auch schon mal irgendwo gelesen zu haben. aber wo?
Mal sehen, ganz schwach dämmerts.

Grüße
Repo
 
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Repo schrieb:
Mal sehen, ganz schwach dämmerts.
Bei mir war es gestern. Las mal wieder Carola Stern, Das Leben der Rahel Varnhagen, und stolperte darüber:

Am 27. Oktober 1806 reitet Napoleon an der Spitze seiner Garden
durch das Brandenburger Tor. Die Kirchenglocken läuten; Berliner,
die kürzlich noch Mordgedanken gegen den Eroberer hegten, stellen
sich auf die Gegebenheiten ein: "Vive l'empereur!" schallt es vom
Straßenrand.
 
Mercy schrieb:
Bei mir war es gestern. Las mal wieder Carola Stern, Das Leben der Rahel Varnhagen, und stolperte darüber:

Am 27. Oktober 1806 reitet Napoleon an der Spitze seiner Garden
durch das Brandenburger Tor. Die Kirchenglocken läuten; Berliner,
die kürzlich noch Mordgedanken gegen den Eroberer hegten, stellen
sich auf die Gegebenheiten ein: "Vive l'empereur!" schallt es vom
Straßenrand.

Habs auch gefunden: Mostar "Weltgeschichte höchst privat"

Grüße
Repo
 
Der Degen Friedrichs des Großen und Napoleon

Arne schrieb:
Jetzt will ich es aber auch genauer wissen, warum und wann der Degen wieder nach Paris ging. Anfragen bei Preussen.de und preussenweb.de sind gestartet. Ich melde mich, wenn etwas dabei herauskommt...
Es hat etwas gedauert, aber nun liegt auch die Antwort aus Paris vom Armeemuseum vor und ich kann die Ergebnisse weitergeben:

Am 21.Juni schrieb mir Herr Merta vom Deutschen Historischen Museum, Berlin (der leider inzwischen verstorben ist):

es erstaunt mich, daß sich ein Degen Friedrichs II. im Armeemuseum in Paris befinden soll. Denn das Exemplar, was Napoleon I. mitgenommen hat, ist vernichtet worden. Dazu ist das Folgende auszuführen:
Es wird ja immer behauptet, daß Napoleon Friedrichs Degen aus der Gruft der Garnisonkirche an sich genommen haben soll. Das ist eine Legende. Am Sarg des Königs befand sich 1806 kein Degen. Der Degen, den er ständig trug, wurde nur bei unmittelbaren Beerdigungszeremonie auf den Sarg gelegt. Dieser Alltags- oder Felddegen blieb dann bei der königlichen Familie in der Rüstkammer in Berlin. Bei der Flucht nach Königsberg 1806 gehörte er zu den mitgenommenen Gegenständen und kam dann 1814 in das historische Kabinett der Königlichen Kunstkammer. Er wurde nach dem Ersten Weltkrieg im Hohenzollern Museum gezeigt und liegt m.E. heute auf der Burg Hohenzollern.
Nun zurück zu dem anderen Degen des Königs, den Napoleon am 24. Oktober 1806 bei seinem Einzug im Potsdamer Stadtschloß vorfand. Neben anderen Devotionalien des Königs hatte man von preußischer Seite vergessen, ihn mitzunehmen. Der Kaiser eignete sich den Degen, die Schärpe sowie Ringkragen des russischen Regiments, von dem Friedrich Chef war. Die Fachliteratur benennt, daß auch der Degen russischer Provenienz war. Napoleon übergab die Sachen den Deputierten des Senats mit der Bestimmung, daß sie nebst über dreihundert preußischen Feldzeichen im Invalidendom als Trophäen auszustellen sein. Um es kurz zu machen, am 30. März 1814 wurden alle Fahnen sowie die Andenken Friedrichs im Königshof des Invalidenhauses verbrannt. Der Degen war vorher in drei Teilen zerbrochen worden. Nachdem die Glut verloschen ist, sind die Metallteile herausgesucht worden, um sie von der Jenaer Brücke in Paris in die Saine zu werfen. In meinen Augen ein einziger Kulturfrevel.
Nun frage ich mich, was für einen Degen Friedrichs und woher sollen sie diesen haben? - ich weiß es nicht.


Zur Klärung schrieb Herr Feldhahn, Kunstbeauftragter der Generalverwaltung des vormals regierenden Preussischen Herrscherhauses, kurz danach an das Museum. Natürlich wollte er keine Zweifel an der Echtheit des Degens auf der Burg Hohenzollern aufkommen lassen. Kürzlich kam nun die Antwort vom Armeemuseum. Er berichtet:

inzwischen habe ich auf meine Anfrage vom Musée de l’Armée Antwort erhalten, aus der hervorgeht, dass es sich mit dem heute auf der Burg Hohenzollern befindlichen Degen Friedrichs des Großen sowie dem seinerzeit zerstörten Exemplar so verhält, wie es Ihnen (der leider vor wenigen Wochen verstorbene) Herr Merta vom Deutschen Historischen Museum geschildert hat. Der heute in Paris ausgestellte Degen ist eine Leihgabe des Louvre und entstammt einer Schenkung des Prinzen Napoléon an den französischen Staat von 1979. Die Provenienz dieser Waffe lässt sich offenbar nur durch eine Recherche in den hierzu im Louvre verwahrten Archivalien näher bestimmen.

Was auch immer das für ein Degen ist, den der Prinz dort schenkte, es handelt sich definitiv nicht um einen Degen Friedrichs, der angeblich vom Sarg genommen wurde.

Ich bedanke mich für die Hilfe bei den beiden Herren und merke mal wieder, daß sich einige Mythen und Märchen nicht nur in der Presse und im Internet halten und verfielfältigen, sondern daß man sogar bei einem Museumsbesuch schnell auf´s Glatteis kommen kann...
 
Mercy schrieb:
Mir ist nur bekannt, daß am 27. Oktober 1806, als Napoleon in Berlin einzog, ihm eine Bürgerdeputation vor dem Brandenburger Tor die Schlüssel der Stadt überreichte.
Klingt nicht nach Jubel.

Verehrter Mercy, ist dir auch bekannt, dass der Code Napoleon als inzwischen Wirklichkeit gewordene Umsetzung allseits erhoffter Bürgerrechte vielleicht zu manchem Jubel Anlass geben hätte können?

Deine Antwort klingt nach (geschichtsschreiberisch übriggebliebener) reaktionärer Reaktion.

ps(nachtrag): ...wobei ich zugebe, dass die damaligen, zum Schreiben fähigen "Überlieferer", Frankreichs wiedergeborenen Großmachtanspruch und die Beleidigung Luisens selbst auch recht persönlich nahmen und den Jubel darob vergaßen....
 
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1813 - Die Franzosen verlassen Berlin

Am 16. März 1813 erklärte Preußen dem napoleonischen Frankreich den Krieg.

Zu der Zeit war Berlin noch von den Franzosen besetzt.

Fragen hierzu:
Wann und auf welche Weise haben die Franzosen Berlin verlassen?
Sind sie von sich aus gegangen oder mit Gewalt?
Wurden sie von den Russen vertrieben?
Haben die Berliner/Preußen etc. die Franzosen verjagt?
Gab es Kämpfe in Berlin?

Über diese Punkte konnte ich bislang kaum was in Büchern oder dem www finden.

Weiß jemand genaueres?

Dank&Gruß

Jacobum
 
Weiß jemand genaueres?

Die Ereignisse im Februar/März 1813 hat Ilja Mieck recht genau beschrieben (Von der Reformzeit zur Revolution 1806-1847, in: Geschichte Berlin, Bd. 1, S. 405-602 [bes. S. 457-477]). In der gebotenen Kürze:

  • Im Januar erste Schlägereien mit französischen Soldaten (König ab nach Breslau)
  • Große Begeisterung nach dem Freiwilligen-Aufruf vom 09.02. (9000 Freiwillige!)
  • Auftauchen von Kosaken vor Berlin 16./17.02., 20.02. kleine Zusammenstöße mit der französischen Garnison; Verwaltung konnte aber "explosive Lage" (S. 464) entschärfen und massenhaften Straßenkampf verhindern
  • Bruch des Königs mit Napoleon 23.02.
  • Abzug der Franzosen "ohne viel Aufsehen" in der Nacht zum 04.03., weil die strategische Lage unhaltbar wurde; ihre Nachhut erlitt nahe Schöneberg und Steglitz einige Verluste durch die nachsetzenden Russen
  • Einzug des Yorckschen Korps am 17.03., des Königs am 24.03.
 
  • Abzug der Franzosen "ohne viel Aufsehen" in der Nacht zum 04.03., weil die strategische Lage unhaltbar wurde; ihre Nachhut erlitt nahe Schöneberg und Steglitz einige Verluste durch die nachsetzenden Russen


Danke für die rasche Antwort!

Waren das "echte" Franzosen oder deutsche Verbündete?
 
Waren das "echte" Franzosen oder deutsche Verbündete?
Rehtwisch (1812-1815 Geschichte der Freiheitskriege, 2. Aufl., Bd. 1, S, 493 ff.) erwähnt, dass die anrückenden Kosaken am 17.02. in der Gegend von Wriezen auf ein Bataillon Westfalen trafen, die sich gefangen gaben. Bei dem Geplänkel am 20.02. ("Kosakenattentat") wurden auch deutsche Verbündete involviert ("Würzburger"), die zu den 6.000 Mann gehörten, über die Augereau als Generalgouverneur Berlins und der Marken gebot.

Jedenfalls bewogen die Ereignisse den französischen Oberkommandierenden Beauharnais - seit 21.02. in Köpenick -, die Divisionen Gouvion Saint-Cyr und Girard heranzuziehen, wodurch die Besatzung auf 14.000 Mann stieg. Es folgten dann bis Monatsende noch weitere starke Kräfte (Division Lagrange, Grenier, Charpentier und die Gardedivision Roguet); nun waren es in und bei Berlin insgesamt schon 30.000 Mann. Gouvion Saint-Cyr als neuer Stadtkommandant wollte Berlin verteidigen; als er krank wurde, konnte Augereau mit Hilfe des Prinzen Heinrich von Preußen Beauharnais davon überzeugen, dass es ratsamer sei, Berlin aufzugeben.
 
Ich habe mal als Steppke ne Karte dazu gemacht, die leider völlig hinüber ist.

Soweit ich das erkennen kann, war die strategische Lage der "napoleonischen" Truppen in der Gegend an der Oder und weiter östlich alles andere als rosig.

Im Februar 1813 unterstanden Eugéne, dem Vizekönig von Italien, insgesamt ca. 55.000 Mann. Abgesehen davon gab es noch die rasch eingeschlossene Garnison von Danzig unter General Rapp (der in Colmar auch ein Denkmal dafür gekriegt hat) und die schon von jschmidt genannte 14.000 Mann starke Garnison von Berlin.

Diese Truppen setzten sich z.T. noch aus den Trümmern der Grande Armée zusammen, gerade die Schwäche der Divisionen und Korps an Mannschaften verdeutlichen dies.

Von Norden nach Süden war zu dem Zeitpunkt die Aufstellung folgende:
Eugéne:
Morand (südl. von Stralsund) - 3.000 Mann
Division Lagrange (bei Schwedt) - 4.000 Mann
(zw. Küstrin und Frankfurt:)
Div. Charpentier
Div. Grenier
Div. Gerard
Div. Girard
Div. Roguet - zusammen ca. 35.000 Mann
Division Rechberg (Raum Krossen) - 2700 Mann
VII. Korps Reynier (Glogau) - 9000 Mann

Garnison von Berlin: 14.000 Mann


Diese Kräfte waren außer den Truppen in Berlin an einer Art Auffangstellung an der Oder gruppiert. Neben der Unsicherheit, wie sich nun Preußen genau verhalten würde, lag auf der Hand. dass man mit den schwachen Kräften kaum die russisch-preußische Offensive an der Oderlinie erwarten konnte. Allein Kutusow konnte von Kalisch aus 32.000 Mann gegen Reyniers Stellung bei Glogau führen, hinzu kamen dann noch 40.000 Mann Blüchers, welche dann aus Breslau aufbrachen.

An der Warthe bei Posen standen derweil 52.000 Mann unter dem Befehl Wittgensteins. Während davon noch seperate Truppen unter Tschernyschow mit ca. 3300 Mann weiter südlich die Oder überquerten, gingen stärkere Kräfte bei Güstebiese ( mal zur Verortung: Gozdowice ? Wikipedia ) über die Oder.
Während Borstell auf Angermünde vorrückte, kamen die Hauptkräfte beim Stoß auf Berlin zwischen Freienwalde und Wriezen vorwärts, Tschernyschow erreichte Strausberg. Truppen unter Tettenborn kam nach Berlin noch über einen anderen Weg.

Vielleicht hat man schon einen ungefähren Eindruck von der Unhaltbarkeit der Lage. Jedenfalls ging Eugéne hinter die Elbe zurück, während endlich die Verstärkungen unter Carra Saint Cyr (4.000 Mann bei Hamburg), Victor und Lauriston (10.000 bzw. 24.000 Mann an der Elbe zw. Stendal und Magdeburg) usw. eintrafen, welche zu einer gewissen Stabilisierung bis zum Ankommen der Armee unter Napoleon im April 1813 führten.

Eingeschlossene Festungen bis zum April 1813 waren:
Danzig, Stettin, Küstrin, Spandau (ab 31.03.1813 Belagerung unter Kommando Generalmajor August von Thümen, einem ehem. Kommandanten, ab März schon von Preußen und Russen).

Puh, was war nun meine Quelle? :grübel:
Ich glaube das wars:
Helmert, Heinz; Usczeck, Hansjürgen: "Europäische Befreiungskriege 1808 bis 1814/15. Militärischer Verlauf. Eine wissenschaftliche und militärhistorische Darstellung der Kriege gegen Napoleon." (Militärgeschichte Kriege) 1. Auflage, Militärverlag, Berlin, 1986
 
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