Napoleon und der Absolutismus

NapoelonBIG

Neues Mitglied
Hey ich bitte euch dringen um hilfe.:scheinheilig:

War die Herrschaft Napoleons eine RÜckkher zum Ancien Régime?

Mit begründung bitte.

Vielen Dank

Grüße

Jürgen:winke:
 
Nein, war sie nicht. Seine Herrschaft unterschied sich klar vom Ancien Regime. Das begann schon mit der Legitimation: Während die Bourbonen "von Gottes Gnaden" regierten, berief sich Napoleon darauf, vom Volk zum Kaiser erwählt worden zu sein, und ließ daher auch eine Volksabstimmung über sein Kaisertum durchführen. Außerdem war seine Herrschaft eine konstitutionelle Monarchie, auch wenn er faktisch allein regierte. Trotz der Rückkehr zur Monarchie wurden einige Errungenschaften der Revolution beibehalten.
Siehe dazu auch hier: Erstes Kaiserreich ? Wikipedia
 
Hey das is schonmal gut danke habt ihr noch weitere Argumente egal ob pro oder kontra :)

wäre super
danke

jürgen
 
Anders als im Ancien Régime spielte der Adel keine politische Rolle mehr.

Gleichwohl gab es eine Versammlung der wichtigsten Vertreter des Hofadels, die allerdings, wie eigentlich jedes Gremium im Empire, nur beratende Funktion hatte.
 
Ich erlaube mir zu ergänzen, anders als im Ancien Regime, spielte auch der Klerus bzw. die Kirche keine politische Rolle mehr, auch keine wirtschaftliche.

M.
 
Ich erlaube mir zu ergänzen, anders als im Ancien Regime, spielte auch der Klerus bzw. die Kirche keine politische Rolle mehr, auch keine wirtschaftliche.

M.
Könnte man sagen, dass die katholische Kirche unter Napoleon noch stärker einen nationalen Charakter bekam, als es ohnedies schon unter den letzten Bourbonen (Stichwort: Gallikanische Kirche) der Fall war?
 
Könnte man sagen, dass die katholische Kirche unter Napoleon noch stärker einen nationalen Charakter bekam, als es ohnedies schon unter den letzten Bourbonen (Stichwort: Gallikanische Kirche) der Fall war?

Ja, ich würde Deine These in Bezug auf die Besoldung des Klerus und dem Konkordat von 1801 einfach bejahen wollen.

@Ravenik

Im Ancien Regime bekamen Adelige Positionen weil sie adelig waren, bei Napoleon bekamen Personen Positionen und wurden dann nobilitiert, von den Brüdern und einigen Weggefährten mal abgesehen.

M. :winke:
 
Stimmt, aber trotzdem bestand auch unter Napoleon noch ein Zusammenhang zwischen wichtigen Positionen und Adel, indem eben Inhaber wichtiger Ämter mit einem Adelsprädikat belegt wurden. Der Adel als Institution an sich spielte also insofern noch eine Rolle, als sich auch Napoleon nicht vorstellen konnte, dass wichtige Ämter von Bürgerlichen besetzt würden.
 
Dennoch stützte sich auch Napoleon im Wesentlichen auf den Adel - allerdings auf einen von ihm neu geschaffenen.
Nur hatte dieser Adel, dieser neue Adel, doch nicht denselben Rückhalt in der Fläche. Der alte Adel hatte durch sein Klientelwesen, seinem Druck bzw. die Stimmungmache, welche ihm in der Provinz möglich war, eine weit gefährlichere Rolle für die Monarchen als dieser neue Adel. Die schön klingenden Titel waren ja oft eher Schall und Rauch. Was ist schon ein Fürst von der Moskwa im Vergleich zu einem Herzog von Orléans? Z.T. waren an die neuen Adelstitel auch wirkliche Gebiete gebunden, welche aber wie das für Talleyrand geschaffene Fürstentum Benevent kaum Bedeutung hatten(Talleyrand besuchte dieses Fürstentum garnicht, sondern ließ es nur verwalten).

Eine Stütze war dieser neue Adel eher als Amtsträger und durch ihre Loyalität. Diese schien zwangsläufig gegeben, hatten sie alle Titel und Posten ja nur ihrem Kaiser zu verdanken.
Im Grunde war diese Abhängigkeit zwischen den Adeligen des Ancien Régime und ihrem König nicht anders, aber war diese Verbundenheit bei vielen der Adeligen in "Vergessenheit" geraten.
 
Der Adel als Institution an sich spielte also insofern noch eine Rolle, als sich auch Napoleon nicht vorstellen konnte, dass wichtige Ämter von Bürgerlichen besetzt würden.
Im Grunde waren aber seine "Adeligen" auch nur Bürgerliche. Denn Adeliger ist man eigentlich von Geburt.

Freilich gab es unter "seinen" Adeligen auch älteren Adel wie Talleyrand, Cambacérès, Berthier (sein Vater war schon geadelt worden), Davout, Kellermann, Pérignon...

PS: Napoléon legte schon eigentlich großen Wert darauf, dass Vertreter des alten Adels seinen Hof zierten.
 
Zuletzt bearbeitet:
PS: Napoléon legte schon eigentlich großen Wert darauf, dass Vertreter des alten Adels seinen Hof zierten.

Kann man das so sagen? Die Adligen, die du aufgezæhlt hast, (Talleyrand, Berthier, Davout, Kellermann etc.) sind sicherlich aufgrund ihrer Befæhigungen in den napoleonischen Adel aufgenommen worden. Ich glaube nicht, dass ihre alte adlige Abstammung dafuer oder dagegen gesprochen hat.
Oder doch? Oder gibt es bessere Beispiele?

Gruss, muheijo
 
Ich glaube nicht, dass ihre alte adlige Abstammung dafuer oder dagegen gesprochen hat.
Napoléon bemühte sich zumindest, ich habe leider gerade nicht die Quelle zur Hand, eine Verwandte von Talleyrand zur Hofdame seiner Gemahlin zu machen. Man muss sich das Ganze als Prestigeangelegenheit vorstellen. Wenn selbst altadelige Familien Frankreichs das Kaisertum durch ihre eigenen Dienste akzeptierten, konnte dies auch als eine Art Legitimierung desselben gegenüber den fremden Nationen erscheinen. Außerdem band man damit die eventuelle altadelige Opposition gleich mit ein.

Die von mir genannten Adeligen passen aber nicht ganz in diese Thematik. Deswegen bitte ich das nicht zu vermischen. Einige kamen aus Familien, wie Kellermann oder Berthier, die noch nicht lange adelig waren und deren Adel nicht sonderlich bedeutend war. Davout und Talleyrand hingegen kamen aus alten Adelsfamilien und genossen daher schon im alten Adel einen gewissen Ruf oder hatten bestimmte Verbindungen. (Talleyrand war ja sicherlich wichtig für die monarchiens, auch wenn ihn die Ultraroyalisten schon in seiner Exilzeit verteufelten.)
 
Vollkommen o.t.

Ich glaube das ist von Ludwig Renn aus "Adel im Untergang", aus dem Gedächtnis zitiert.

Gespräch im Casino des 1. (Leib-)Grenadierregimentes Nr. 100 in Dresden.

Wissen Sie lieber von Vieth, es gibt drei Abstufungen beim Adel.

Den Verdienstadel, da haben Sie etwas gemacht.

Den Neuadel, da haben Ihre Vorfahren mal was gemacht und Ihre Familie erinnert sich noch daran.

Und den Uradel, die waren schon immer adelig, keiner weiß, ob die jemals was dafür gemacht haben. Der Uradel ist natrürlich am vornehmsten.

M.
 
Wissen Sie lieber von Vieth, es gibt drei Abstufungen beim Adel.

Den Verdienstadel, da haben Sie etwas gemacht.

Den Neuadel, da haben Ihre Vorfahren mal was gemacht und Ihre Familie erinnert sich noch daran.

Und den Uradel, die waren schon immer adelig, keiner weiß, ob die jemals was dafür gemacht haben. Der Uradel ist natrürlich am vornehmsten.
Im Grunde richtig, aber mir ist auch schonmal die Notiz vom Grafen Lehndorff untergekommen, dass mit einem Fräulein von Cocceji die erste Bürgerliche Kammerfräulein am preußischen Hof geworden wäre. Wie gesagt "von" Cocceji. Ihr Vater war der Freiherr von Cocceji, für seine Verdienste um das Justizwesen von Friedrich II. 1749 geadelt. Es mag sein, dass dieses Fräulein bei ihrer Geburt noch nicht adelig war, weshalb sie nunmal "bürgerlich" in den Augen der Gesellschaft blieb(!). Von daher war man quasi erst in der nächsten Generation sozusagen im Stande angekommen, wie mir scheint.
 
Kann man das so sagen? Die Adligen, die du aufgezæhlt hast, (Talleyrand, Berthier, Davout, Kellermann etc.) sind sicherlich aufgrund ihrer Befæhigungen in den napoleonischen Adel aufgenommen worden. Ich glaube nicht, dass ihre alte adlige Abstammung dafuer oder dagegen gesprochen hat.
Oder doch? Oder gibt es bessere Beispiele?

Gruss, muheijo

Auf St. Helena sagte Bonaparte mehrmals zu Gourgaud: "Ich habe eine Schwäche für den Adel."

Dann weiter: "In der ersten Zeit des Konsulats sagte Sieyès einmal zu mir: "Sie stehen in meinen Augen niemals ganz fest, ehe nicht der alte Adel sich in Ihren Vorzimmern drängt. Die Advokatenfrauen, die jetzt die Nase rümpfen würden, wenn sie als Palastdamen berufen würden, verlassen Sie sich darauf, sie platzten vor Neid, wenn sie die Damen mit den großen Namen als Inhaberinnen der Hofämter sähen."
Tatsächlich bin ich von Mme. de Montmerency, Mme de Mortemart besser bedient worden - ich meine, was den eigentlichen Hofdienst betrifft - als von den Bürgerlichen. Die letzteren fürchteten immer, für Kammerfrauen zu gelten. Besonders die Herzogin von Montebello, Mme Lannes, war so eine, sie hätte das Strumpfband der Kaiserin nicht aufgehoben! Während ich mich mit dem alten Adel umgab - der die wahre Aristokratie ist -, gab ich doch den ersten Platz, das Kommando von Armeen, nur an Plebejer, wie z.B. Duroc. Die Adligen fühlten sich geschmeichelt, und die Plebejer sahen wohl, dass ich nur aus Politik auf die anderen Rücksicht nahm." (16.Dezember 1816)[1]

Bonaparte war der Meinung, dass nur der (alte) Adel zu dienen vermag. Er suchte aber nicht nur aus dieser Ansicht heraus, diesen an seinen Hof zu ziehen. Der Klang alter Namen sollte versöhnlich für die anderen Höfe wirken und natürlich die Anhängerschaft der Emigranten verkleinern.
Was seinen eigenen Adel betrifft, kann man ihn als reinen Verdienstadel werten, denn erst kam die Leistung desjenigen, dann die Erhebung, die zudem lange Zeit nicht erblich war.

Zur Zeit des Konsulats war das Thema Adel keines, es war noch üblich, z.B. Talleyrand als Bürger Minister anzureden, aber mit der Krönung war es ein wichtiges Thema.

Talleyrand war nicht unbeteilig an dieser Entwicklung, und so ist es nicht verwunderlich, dass Personen aus seinem Freundes- Familien- und Dunstkreis Dienst beim Kaiser nahmen: Claire de Remusat unter Josephine, Graf Narbonne-Lara als Adjudant Bonapartes oder seine Nichte Dorothea Gräfin Périgord, geb. Prinzessin von Kurland als Palastdame von Marie Louise, um ein paar Beispiele zu nennen.

Nicht unerwähnt sollte Caulaincourt bleiben, er diente ihm treu als General, Gesandter, Großstallmeister und Minister.

Grüße
excideuil

[1] Gourgaud: „Napoleon – Erinnerungen und Gedanken – St. Helena 1815 -1818“, bearbeitet von Heinrich Conrad, Wilhelm Goldmann Verlag, München, 1961, Seite 52
 
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