Neue archäologische Entdeckungen

Möglicherweise alte Kultstätte im Chiemsee entdeckt
Dass der Spiegel einen romanischen Sakralbau als "Kultstätte" bezeichnet, finde ich schon lustig. Ob man bei einem Bauwerk des 9. oder frühen 10. Jahrhunderts überhaupt schon von "Romanik" sprechen kann, ist vermutlich eine Definitionsfrage.
 
Dass der Spiegel einen romanischen Sakralbau als "Kultstätte" bezeichnet, finde ich schon lustig.
In der Tat. Klar, eine Kirche, eine Synagoge oder eine Moschee ist natürlich eine Kultstätte. Also insofern ist die Verwendung des Begriffs durchaus berechtigt. Aber irgendwie - zumindest geht es ganz subjektiv mir so - ist Kultstätte doch mit paganen Kultstätten konnotiert. Und deshalb glaube ich, dass mit diesem sachlich zwar richtigen, konnotativ aber irreführenden Titel schlicht Klickzahlen generiert werden sollten. Man stelle sich mal die Überschrift vor Fraueninsel: Möglicherweise alte Kirche im Chiemsee entdeckt (wobei im Chiemsee auch eine komische Formulierung ist). Da würde doch jeder sagen: "Natürlich befindet sich auf der Fraueninsel eine Kirche, die Insel heißt doch danach.
 
(Beim ersten flüchtigen Lesen des Artikels habe ich das "Bad" von "Bad Ems" überlesen und dachte erst, es würde sich um Römerlager aus den Feldzügen des Tiberius nach der Varusschlacht handeln - ist aber auch irritierend, dass Bad Ems nicht an der Ems liegt, sondern an der Lahn:rolleyes:.)
Ja, das fand ich auch eigenartig, als ich einmal dort war: mich hatte damals die berühmte Depesche interessiert, die dort in einem Stein eingraviert ist. Der Name kommt von einem Bächlein, das Emsbach heißt, auch Ems geheißen. (So hat auch das bekannte Rom im Oberbergischen nichts mit der italienischen Kleinstadt zu tun.^^)
 

Laut der Pressemitteilung handelt es sich dabei um den ersten archäologischen Nachweis der sog. pila fossata, die als Annäherungshindernisse in den Gräben des Lagers eingebracht wurden.

(Beim ersten flüchtigen Lesen des Artikels habe ich das "Bad" von "Bad Ems" überlesen und dachte erst, es würde sich um Römerlager aus den Feldzügen des Tiberius nach der Varusschlacht handeln - ist aber auch irritierend, dass Bad Ems nicht an der Ems liegt, sondern an der Lahn:rolleyes:.)

Hier noch ein Artikel zu dem Thema, der noch einiges an weiteren Informationen enthält.

 
Polyphem auf der Spur?
Wo wir schon bei reißerisch sind:

In der Grotte von Petosa (Provinz Salerno) hat man Pfahlbauten aus der mittleren Bonzezeit entdeckt.

Archäologie: Sensationsfund in Italien – Forscher finden Hinweise auf mystisches Wesen

Nun spekuliert man, ob es die Höhle des Polyphem war, in welcher er Odysseus und seinen Gefährten begegnete.

Ich bin immer noch von dieser Zuordnung verwirrt. Hat man den Briefkasten gefunden, auf dem der Name des Zyklopen stand? War vielleicht an ihm adressierte Werbung drin von Fielmann oder doch besser Apollo?
Wenn man wenigstens eine Bronzetafel aus der Römerzeit gefunden hätte:
"Besichtigen Sie die Höhle des Polyphem - nur 6 Asse"

Aber so, bisschen dürftige Argumente für die Spekulation.

Trotzdem, Pfahlbauten in einer Höhle sind ja auch schon was.
 

Laut der Pressemitteilung handelt es sich dabei um den ersten archäologischen Nachweis der sog. pila fossata, die als Annäherungshindernisse in den Gräben des Lagers eingebracht wurden.

(Beim ersten flüchtigen Lesen des Artikels habe ich das "Bad" von "Bad Ems" überlesen und dachte erst, es würde sich um Römerlager aus den Feldzügen des Tiberius nach der Varusschlacht handeln - ist aber auch irritierend, dass Bad Ems nicht an der Ems liegt, sondern an der Lahn:rolleyes:.)

Und hier noch ein weiterer Bericht vom SWR zu dem Thema. In dem Video ist auch eine Rekonstruktion des Grabens mit den innen verankerten Annäherungshindernissen zu sehen.

 
Genetische Untersuchungen zeichnen ein Szenario, dass sich spätmesolithische Jäger-Sammler-Gruppen an Fundorten in der Bretagne nicht mit zeitgleich auftretenden eingewanderten neolithischen Bauerngesellschaften durchmischt haben, sondern Genaustausch nur zwischen den Gruppen stattgefunden hat, was enge Verwandtschaftsgrade innerhalb der Jäger-Sammler-Gruppen bis zuletzt erhalten hat.

Aus der Conclusion:
"By integrating genetic, radiocarbon and stable isotopes results, we observe that these groups implemented strategies to avoid consanguinity, pointing to the maintenance of intermarriage networks between different HG subgroups. These practices were likely active all the way till the end of the existence of these HG groups, when they were finally assimilated or replaced by the Neolithic farmers."

 
Im Nordosten Spaniens scheinen umfangreiche Begräbnisfunde in einer Karsthöhle (Cova dels Xaragalls) einen Zeitraum von 4 Jahrtausenden abzudecken, vom frühen Neolithikum über das Chalkolithikum bis hin zur Bronzezeit. Mit welcher Kontinuität die Höhle über diese Zeitspanne hinweg für die Begräbnisse genutzt wurde lässt sich noch nicht sagen. Es scheint jeweils ein Respektieren älterer Gräber gegeben zu haben. Entlang der Grabbeigaben deuten sich Bestattungen für sowohl höher gestellte wie auch einfachere Gesellschaftsmitglieder an. Ein bronzezeitlicher Schädelfund weist eine Trepanation auf (was mich stets beeindruckt wie auch erschauern lässt).

Früheste Funde in der Höhle (Wildziegenknochen und Holzkohle) werden auf 45 ky datiert, können somit auf eine Nutzung durch Neandertaler bzw. möglicheweise auch schon auf homo sapiens hindeuten.

 
Ein bronzezeitlicher Schädelfund weist eine Trepanation auf (was mich stets beeindruckt wie auch erschauern lässt).
Ich weiß, was du meinst... Allerdings sind die gar nicht so selten, und fast weltweit belegt (aus vor-moderner Zeit), seit 11.000 v.Chr. oder so. Alleine in Südamerika gibt es min 3.000 entsprechender Schädel. Ich erinnere mich, von einem Schädel gelesen zu haben, an dem drei Trepanationen durchgeführt wurden. Zwei zeigen Anzeichen, dass die Wunden verheilt sind, die dritte scheint den Patienten dann das Leben gekostet zu haben.

Dazu muss man wissen, dass das Gehirn selber ziemlich schmerzunempflindlich ist. Bist du erstmal durch den Schädelknochen, spürt der Betroffene wenig bis gar nichts. Auch heute werden Operationen am Gehirn manchmal/oft(immer (?) bei vollem Bewusstsein durchgeführt, bei nur lokaler Betäubung.
 
@Reinecke, die Fülle weltweit belegter einstiger Trepanationen und die Schmerzunempfindlichkeit des Hirnes sind mir bekannt.
Mein beeindrucktes Erschauern und Bewundern für jene die wissentlich ein solches Prozedere über sich ergehen ließen, nährt sich aus Erinnerungen an die Empfindungen nach Knochenbrüchen, oder dem gestrigen dämlichen Andotzen an die geöffnete Hängeschranktürenecke beim schwungvollen Aufstehen aus der Hocke.
Was auch immer einst an Betäubungsmitteln zum Einsatz gekommen sein mag, ich stelle mir das heftig vor.
 
@Reinecke & @Lukullus

Das Gehirn – oder besser, die Hirnsubstanz an sich – ist zwar tatsächlich schmerzunempfindlich, aber Kopfhaut, Schädelknochen, Hirnhäute, Blutgefäße und die Nervenbahnen des Gehirns selbst sind es nicht. Gerade letztere sind sehr empfindlich. Sogar Raumforderungen direkt unter der Hirnhaut (wie Einblutungen) können ohne ausreichende Analgesie so schmerzhaft sein, dass sich die Patienten selbst verletzen (z.B. indem sie sich die Haare ausreißen).

Ich weiß nicht, ob und inwieweit bei solchen Trepanationen mit irgendeiner Form von Anästhesie gearbeitet wurde (Schlafmohnsaft oder bestimmte Pilze), aber ich könnte mir vorstellen, dass der Eingriff überhaupt erst dadurch möglich wurde, dass der Patient durch den Schmerz in Ohnmacht fiel.

Seien wir froh, dass wir die moderne Medizin haben. :)
 
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