Neutrale Länder im 2. Weltkrieg

Vielleicht sogar nur für eine Seite. Allierte Neutralitätsverletzungen (Einmarsch) ohne vorherigen deutschen Angriff wurden im Fall Benelux/Schweiz zwar von den Planungsstäben erwogen, aber politisch abgewürgt.

Was die deutsche Propaganda dann aus den aufgefundenen Papieren machte (die "Dokumentationen" des Auswärtigen Amtes, zT mit Verfälschungen und Auslassungen), steht auf einem anderen Blatt.

Zu den Ursprüngen der deutschen Absichten siehe hier:
http://www.geschichtsforum.de/f68/fall-gelb-der-deutsche-einmarsch-den-benelux-l-ndern-14365/
http://www.geschichtsforum.de/f68/entstehung-des-sichelschnitt-plans-1939-40-a-22144/



Du bist gerade auf dem PC Trip?

Wenn die Deutschen den Krieg nicht verloren hätten und damit ihre ganzen Geheimpapiere, wäre die Masse der angedachten Schweinereien niemals bekannt geworden.
Wenn dem Lenin 1917 nicht die Geheimarchive des Zaren in die Hände gefallen wären, hätten wir von dem Länderschacher zuvor nie erfahren.
usw. usf.

Jetzt freuen wir uns doch, dass solche "Zufälle" immer mal wieder ein Fenster öffnen, das uns Einblick gibt und Vorgänge durchschaubar macht, die wir sonst nie richtig begriffen hätten.

Ja, die Nazis haben noch viel schlimmer.
Aber das ist doch hier Basiswissen über das jeder verfügt.
 
Es gab m.W. nach auch Überlegungen der Alliierten, noch vor "Weserübung", nowegische Hoheitsgewässer...zu verminen.

Das ist richtig.

Der deutsche Operationsplan wurde allerdings, nach Vorstudien bereits seit Mitte Dezember 1939 in Folge des Quisling-Besuches bei Hitler, am 27.1.1940 beauftragt, noch vor dem Altmark-Zwischenfall.
Siehe Salewski, Das Wesentliche bei "Weserübung", in Bohn: Neutralität und totalitäre Aggression, S. 117ff.

Sodann bemühte man sich kurz vor und nach Durchführung von "Weserübung" bei der Kriegsmarine, eine Fallsammlung anzulegen, um die britischen Maßnahmen als kausal aufzuzeigen, siehe Sonderakte Weserübung, NARA T1022/1704:
 

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@Turgot: habe Dich nicht ausgelacht, sorry wenn das so rüberkam. :friends:
Trotzdem wirkt der Nebensatz "hätte auch die Schweiz betroffen" etwas komisch, auch für die Zeit vor 1940; denn jede Seite hätte da Lieferungen der Schweiz über den Rhein abfangen können. Und umgekehrt hätte die Schweiz jedes der Länder über Land mit Rüstungsgütern versorgen können.
Insgesamt ist das in etwa so wie wenn man im OKW vorm Angriff auf Belgien gesagt hätte "Das hat auch Auswirkungen auf Neuseeland" (weil Neuseeland damit einen Schafswolle-Kunden verliert).
Daher mutet mir Dein Argument - mein Wissen und meine Annahmen vorausgesetzt - halt etwas komisch an. ;)
 
Es wurde ja, wie schon erwähnt, über eine Verminung nachgedacht, und die war nun nicht soo schwer zu bewerkstelligen . Das wäre für die deutsche Kriegswirtschaft läsitg gewesen. Denn es wurde aus der Schweiz beispielsweise das überaus wichtige Aluminum geliefert. Übrigens hat das Dritte Reich der Schweiz erlaubt, Textilstoffe an Ägypten, Australien oder Niederländisch-Indien zu liefern. Deutscherseits wurde also schon darauf geachtet, Großbritannien keinen Vorwand für solche Aktionen zu liefern.

Als die Schweiz dann mit Berlin im Juli 1941 eine weitreichendere Vereinbarung traf, Berlin bekam einen Kredit von 850 Millionen Schweizer Franken eingeräumt, der dann um 500 Millionen überzogen wurde, hat Großbritannien die Seeblockade gegen die Schweiz zur Anwendung gebracht. Waren die für die Auslieferung für die Schweiz bstimmt waren, Ausnahme waren Lebens- und Futtermittel, wurden von den Briten kassiert. Dieses Vorgehen war natürlich kontraproduktiv, da so die Schweiz eher in die deutschen Arme gerieben wurde. So fuhr die Schweiz allein 1942 Waren im Werte von 645. Millionen Schweizer Franken aus dem Deutschen Reich ein. Deutschland war der mit großen Abstand größe Exporteur für die Schweiz, gefolgt von den USA mit 235. Millionen Schweizer Franken. Großbritannien spielte keine Rolle mehr.
 
Die Enigangsfrage ging ja auch auf die Türkei ein; das würde mich auch noch interessieren.

Vor vielen Jahren hörte ich einmal irgendwo ( :S ), daß man in Ankara 1943 handfeste Überlegungen anstellte, auf Seite der Achsenmächte in den Krieg einzutreten. Einzig die mittlerweile sichtbar schlechte Kriegslage hätte dann den Ausschlag gegeben, dies nicht zu tun.

Daraus ergibt sich die Frage, ob da a) was dran ist, und b) ob die Türkei nicht ohnehin von den Deutschen und Italienern als Bündnispartner umworben wurde, womit eine Diskussion um Einmarschpläne hinfällig wäre.

Gruß Alex
 
Danke für den Tipp;
Ich habe gesehen daß das Buch von 1964 ist, sind die Inhalte bzw. Interpretationen trotzdem noch aktuell?
 
Meines Wissens nach gibt es zu der Thematik nichts umfassenderes oder etwas, was den dortigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand als veraltet qualifizieren würde.
 
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Als Ergänzung kann man noch empfehlen:
Önder, Zehra: Die türkische Außenpolitik im Zweiten Weltkrieg, 1977, Südosteuropäische Arbeiten 73.

1943 halte ich für einen Erinnerungsfehler, zu der Zeit streckten nach Stalingrad selbst Rumänien und Ungarn (an der Ostfront involviert) Friedensfühler zu den Westmächten aus.

1941 ist wohl eher wahrscheinlich - Stichwort: türkische Beobachtung des deutschen Balkanfeldzuges. Tatsächlich hielt man sich klug zurück, und war sich der kriegswirtschaftlichen Bedeutung (Chromlieferungen) wohl bewusst. Parallel hatte man Kontakte zu beiden Seiten: aus dem Frühjahr 1941 stammen die Kontakte von Eden, die britischen Hilfszusagen für den Fall des deutschen Einmarsches, britische Geschützlieferungen, etc.

Die deutschen Einmarschpläne - eher lose strategische Gedanken - sind bei Halder im Kriegstagebuch nachvollziehbar. Hier wurde eine "Zange" konstruiert: Rommels Aktivitäten in Nordafrika, und ein deutscher Durchmarsch von einigen motorisierten Divisionen durch die Türkei nach Syrien. Das blieben Phantasien.
 
1943 halte ich für einen Erinnerungsfehler, zu der Zeit streckten nach Stalingrad selbst Rumänien und Ungarn (an der Ostfront involviert) Friedensfühler zu den Westmächten aus.

Volle Zustimmung. Es war ja auch nicht wirklich sonderlich fein von deutscher Seite, die ganze Schuld für die Katastrophe von Stalingrad ganz überwiegend den Rumänen in die Schuhe zu schieben. Die rumänischen Armeen waren vollkommen unzureichend ausgestattet gewesen und sollten, Deutschland ist hier wortbrüchig geworden, vom Deutschen Reich entsprechend ausgestattet werden. Nur man hatte deutscherseits nichts mehr groß zum Verteilen.
 
Ich meine mich zu erinnern daß die schlechte Kriegslage ein Grund für die Zurückhaltung der Türkei war, da würde 1941 nicht wirklich passen; Stalingrad dürfte den Türken eher egal gewesen sein, El Alamein und Operation Torch hatten da imho vielleicht mehr Gewicht. Die Initiative sich aus reinem Opportunismus darüber Gedanken zu machen ist ja nicht ganz abwegig, viele Staaten erklärten aus eben diesem Opportunismus 1945 Deutschland noch den Krieg; ferner rückte das Afrika-Korps näher. Und diese Initiative könnte ja schon 1942 gestartet worden sein, eine Beendigung dieser Ambitionen 1943 angesichts der Entwicklung wäre dann logisch.

Ich sehe schon, ich brauche Quellen. :still:
 
Ich meine mich zu erinnern daß die schlechte Kriegslage ein Grund für die Zurückhaltung der Türkei war, da würde 1941 nicht wirklich passen; Stalingrad dürfte den Türken eher egal gewesen sein,

Verwechselt Du da jetzt etwas: oben hast Du Dich auf die These des Kriegseintritts auf Seiten der Achsenmächte bezogen?:confused:
1941 sah das bzgl. Achsenmächte etwas anders aus.:grübel:

Libyen war der Türkei relativ egal. Der türkische Fokus lag - sofern man die Option Achsenmächte betrachtet - auf der gegenüberliegenden Küste des Schwarzen Meeres und dem Kaukasus.
 
Nein, ich verwechsle nichts; die These von der ich hörte besagte, daß es innerhalb der Türkei - 1943 (evtl. also schon 1942 angestoßen) - Überlegungen gab, den Alliierten den Krieg zu erklären, was aber aufgrund der Kriegslage in diesem Moment beiseite gelegt wurde.
Logisch wäre es ja, da zumindest der optische Landgewinn 1942 zugunsten der Deutschen beachtlich war (vor allem Richtung Kaukasus) und wenig später Anfang 1943 die Niederlagen von Stalingrad, El Alamein und Beginn von Operation Torch dem außenstehenden Beobachter zeigten, wohin der Wind weht - was in einer Ablehnung der Initiative mündete.
Ich habe leider keinen blassen Schimmer mehr, wo ich das her habe...ist jedenfalls schon länger her.
Unter den Veteranen in der Türkei wäre solch ein Ansinnen in Erinnerung an den "alten Bundesgenossen Deutschland" sicherlich denkbar gewesen; die Frage ist, ob sich die Führung damit auch beschäftigte.
 
die Frage ist, ob sich die Führung damit auch beschäftigte.

Beide Literaturempfehlungen weisen diese Gedanken nach; allerdings im Sommer/Herbst 1941, als ein deutscher Sieg erwartet wurde.

Ich meine mich zu erinnern, müßte ich aber nachlesen, dass diese Option im Sommer 1942 im Zuge des Kaukasus-Feldzuges aufgewärmt wurde.

1943 nach Stalingrad dürfte das erledigt gewesen sein. Man liefert zu (Chrom), und wartete nun ab. Konkrete Optionen bzgl. Achse halte ich für diesen Zeitpunkt für ausgeschlossen.
 
@Alex74

Es wäre sicher nicht ganz verkehrt, wenn du in die fachliche Diskussion Belege einführen würdest, anstatt Ausführungen wie "ich habe gehört oder ich habe irgendwo gelesen."
 
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