Was geschah denn mit den alten Eliten?
Man kann sich die Umwälzungen nicht lokal und personell begrenzt vorstellen.
Die "Reconstruction" war von einem beachtlichen Eisenbahn- und Telegraphenprogramm geprägt, dass die (Infra-)Strukturen binnen kurzem völlig umwälzte und in vielen Regionen die Farmertätigkeit über das Handelsinteresse und die Frachtkosten fast zu einem Glücksspiel werden ließ.
Die Baumwollplantagen "wanderten" entlang der neuen Logistik, neben den verschwindenden früheren Größenklassen "wechselten" auch damit auch regionalen Schwerpunkte des Anbaus, besser: wurden völlig auf den Kopf gestellt. Von den alten Großfarmern wechselten viele in den Handel, in das Bank-, Eisenbahnwesen, Hafengeschäft (auch hier gab es Gewinner und Verlierer bei den Standorten aufgrund der Verkehrsstrukturen) usw., also in die aufstrebenden Branchen.
Ein Teil der alten Eliten fand sich also im neuen höheren Bürgertum wieder, aber in neuen "Branchen". Hinzu kam insbesondere durch das Eisenbahn- und Telegraphen-Anleihen- und Födervolumen zu einer gigantischen Korruptionswelle.
Der Verfall der kleinen Baumwolleinheiten wurde schließlich durch die chronische Kapitalknappheit im Süden, und das zu schmale Bankwesen (Kredite gab es dadurch zu Wucherzinsen vom Handel) begünstigt, teilweise durch die Verlagerung der günstigen Anbaustandorte und schließlich durch die "Great Depression" ab Mitte der 1870er befördert.
Ein Großteil der alten Plantagenbesitzer konnte seinen Landbesitz in die Zeit nach 1865 hinüber retten. Die Renditen, die Hektarerträge und die Gesamtproduktion der Vorkriegszeit für Baumwolle, Tabak, Reis waren indes nicht mehr zu erzielen. Ebenso wie die Zerstörungen brachten die Umstrukturierungen Kreditbedarf, der eben nicht zu decken bzw. bei dem die Zinslasten nicht zu tragen waren. Die Zeiten, in denen Großagrarier den Ton angaben, waren vorbei. Dieses wechselte in die boomenden Branchen, außerdem vom Land stärker in die Städte im Süden, die von den Problemen weniger mitbekamen, und vielmehr prosperierten, zB aufgrund der Entwicklung von Texas.
Da sind also einmal die Angehörigen der früheren Großagrariergruppe zu sehen, die den Wechsel in die "Zukunftsbranchen" packten und zu den Gewinnern gehörten. Die übrigen gehörten auf die Verliererseite, auch wenn es zunächst einem Großteil gelang, die alten Ländereien über die Niederlage der Südstaaten hinaus zu halten. Die Reduktionen der Größenklassen waren einerseits ein regional unterschiedliches Phänomen (betrachtet aus den Regionen des Vorkriegs-Großgrundbesitzes), andererseits eine vorausschauende Aufgabe mit "Branchenwechsel" bzw. später wegen Unwirtschaftlichkeiten erzwungen.