Position A und B: mimimi, der andere ist einseitig in der Quellenauswertung.
Genau diese Position herrschte über Jahrzehnte bis zur deutsch-belgischen Historikerkommission 1956, in der man sich darauf einigte, dass das deutsche Weißbuch von 1915 als Quelle tendenziös ist und nicht unkritisch übernommen werden sollte.
Ich zitiere mal Franz Petri und Peter Schöller aus den Vierteljahresheften für Zeitgeschichte 3/1961
"Das greifbare Ergebnis dieser Bemühungen ist die von Peter Schöller verfaßte Schrift über
den Fall Löwen u n d das Deutsche Weißbuch8 . Seine kritische Untersuchung der
deutschen Dokumentation über die Vorgänge in Löwen vom 2 5 . - 2 8 . 8. 1914 kam
zu dem von allen Mitgliedern des Ausschusses in völliger Übereinstimmung als
schlüssig anerkannten Ergebnis, daß das Deutsche Weißbuch als vertrauenswürdige
Quelle für die Vorgänge beim deutschen Einmarsch hinfort ausscheidet, weil es in
seinen Grundthesen unhaltbar und in zahlreichen der in ihm zusammengestellten
Zeugenaussagen nachweislich anfechtbar sowie planmäßig verfälscht worden ist.
(...)
Denn so viele der als so „absolut sicher" geltenden protokollierten und beschworenen Aus-
sagen selbst von hohen und höchsten Offizieren haben sich allein durch die Nach-
prüfungen des Oberreichsanwalts als Irrtum, Täuschung oder Lüge offenbart, daß
von daher ein Schatten auch auf alle übrigen im Weißbuch enthaltenen Zeugnisse
fällt und der kritische Historiker ihnen hinfort von vornherein mit größter Reserve
gegenüberstehen muß. "
https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1961_3_2_petri.pdf
Dieser Konsens galt bis Keller und inzwischen wohl auch Spraul qullenkritische Distanz zum Weißbuch nicht für nötig hielten und ihre Bücher veröffentlichten. Da frage ich mich, welche neuen Erkenntnisse führte die beiden dazu, das Weißbuch nun anders zu beurteilen.
Oder ist es einfach nur ein Versuch die nationalistischen Narrative, die die deutsche Debatte bis in die 50er Jahre prägte, wiederzubeleben? Das wäre dann Geschichtsrevisionismus.