Man weiß nicht woher ein Schuß kam, also war es ein Franc-Tireur. Es gab auch Todesfälle durch friendly fire.
Bislang überzeugt mich das alles nicht, dass es einen geplanten belgischen Partisanenkrieg gab. Warum sollten sich Belgier auf so eine Kamikazemission begeben?
Naja, warum begaben sich andere Gruppen in der Geschichte auf die Kamikaze-Mission eins Partisanenkrieges?
Die mögen in Teilen den Grund gehabt haben es mit einer Besatzungsmacht wie dem NS-Regime (im Besonderen im Osten) zu tun gehabt zu haben, von der ohnehin keine korrekte Behandlung zu erwarten war und die ohnehin relativ ungeniert zu Terrormaßnahmen gegen die Bevölkerung griff, was bedeutete, dass sich die Bevölkerung durch eigenes Wohlverhalten nicht vor Verbrechen durch die Besatzer schützen konnten.
Aber was ist mit anderen historischen Beispielen? Warum riskierten es französischen "Franctireurs" 1870/1871, die ja nun erwiesenermaßen kein reins Hirngespinst (wenn auch im Quantität und Auswirkung stark übertrieben rezipiert) waren, obwohl wohl die damaligen Deutschen Staaten sicherlich keine expansiven Terroregimes waren, von denen sie blutrünstige Gewaltaten zu erwarten gehabt hätten?
Warum riskirten es Teile der spanischen Bevölkerung in der napoleonischen Zeit Guerrillieros zu spielen und sich mit der französischen Armee anzulegen, obwohl von französischer Seite eigentlich kein Krieg gegen die Zivilbevölkerung geführt wurde und mit schlimmerem, als Einquartierungen und Kontributionen eigentlich nicht zu rechnen war, sofern man davon absieht, dass natürlich bei jeder Besatzung vereinzelte Übergriffe von Soldaten, die meinen, dass sie sich alles erlauben können, auf die Zivilbevölkerung vorkommen?
Natürlich gab es Todesfälle durch friendly fire, bestreitet ja niemand.
Die interessante Frage in diesem Zusammenhang wäre, ob sich im Nachhinein zwecks Aufklärung der entsprechenden Fälle irgendjemand die Mühe gemacht hat, sich die Leichen oder auch überlebende von Ereignissen, bei denen man nicht so genau zuordnen kann ob friendly fire oder Partisanenaktivität mal näher angeschaut hat.
Im Fall von friendly fire müsste der Tod oder die Verletzung (sofern Steckschuss und das Projektil entfernt werden muste) ja von Munition verursacht worden sein, die bei den deutschen Truppen in Verwendung war, wohingegen es eher unwahrscheinlich sein dürfte, das potentielle Irreguläre belgische Truppen identische Projektile verwendeten.
In den späteren Abschnitten und an anderen Schauplätzen wird man sich nicht mehr die Mühe gemacht haben, sich um solche Details zu kümmern, in den ersten Wochen in Belgien allerdings waren die Verluste auf der deutschen Seite ja relativ niedrig, so dass es möglicherweise noch keine Veranlassung gab die Toten einfach anonym in ein Massengrab zu werfen und in den Lazarettenn über solch Spitzfindigkeiten wegen vollständiger Überlastung hinweg zu gehen.
Die relativ niedrigen Verluste, dürften auch dazu beigetragen haben, dass man wenn tatsächlich Soldaten zu Tode gekommen waren, sicherlich an Hand der Bereichte und Kriegstagebücher der einzelnen Einheiten Namen von Gefallenen ermitteln hätte können, die als Fälle für potentielle Partisaneneinwirkung infrage kämen.
Weiß jemand ob im Hinblick auf die Klärung der Umstände im Kontext der Nachkriegszeit mal versucht worden ist, die entsprechenden Toten zu exhumieren oder die Krankenakten aus den deutschen Lazaretten auszuwerten, um die Provenienz der jeweiligen Projektile zu bestimmen?
Gerade die deutsche Seite, hätte mit dem Bedürfniss den Partisanenkrieg zu beweisen ja allen Grund gehabt das zu tun, wärend das medizinische Personal in den Lazaretten keinen Grund für Beschönigungen oder zurechtbiegen von Berichten gehabt hätte, zumal dieses den Kontext der Verwundung einzelner Soldaten sicherlich nicht kannnte.
Ähnliches bei den Leichen gefallener Soldaten, zumal wenn sie zunächst provisorisch begraben und später umgebettet oder am Anfang des Krieges möglicherweise auch tatsächlich noch nach Deutschland überführt wurden (bin mir nicht sicher ob so etwas stattgfunden hat).