Pjotr Alexandrowitsch Walujew und die kleinrussische Sprachenfrage

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Ugh Valencia

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Das ist nicht korrekt. Tatsächlich hat die Ukraine nicht den Gebrauch des Russischen verboten, sondern die ausschließliche Veröffentlichung von Texten auf Russisch in Printmedien.
"Ausgenommen von der Pflicht zur Publikation auf Ukrainisch sind bezeichnenderweise Sprachen „angestammter Minderheiten“ im Land wie der Krimtataren, der Polen, Ungarn, Rumänen, Griechen, Bulgaren, aber auch das Englische sowie alle offiziellen Sprachen der EU. Auch von der Pflicht ukrainischer Buchläden, mindestens fünfzig Prozent ihrer Bestände auf Ukrainisch anzubieten, gibt es Ausnahmen für die genannten Minderheiten- und die EU-Sprachen."
https://www.faz.net/aktuell/feuille...l-das-russische-zurueckdraengen-17736397.html

...und das finde ich bezeichnend in einem Land, in dem viele Menschen Russisch als Muttersprache haben und sich dennoch als Ukrainer verstehen. Man hätte für Russisch die gleichen Ausnahmeregeln schaffen können wie für die anderen oben erwähnten Sprachen.
 
"Ausgenommen von der Pflicht zur Publikation auf Ukrainisch sind bezeichnenderweise Sprachen „angestammter Minderheiten“ im Land wie der Krimtataren, der Polen, Ungarn, Rumänen, Griechen, Bulgaren, aber auch das Englische sowie alle offiziellen Sprachen der EU. Auch von der Pflicht ukrainischer Buchläden, mindestens fünfzig Prozent ihrer Bestände auf Ukrainisch anzubieten, gibt es Ausnahmen für die genannten Minderheiten- und die EU-Sprachen."
https://www.faz.net/aktuell/feuille...l-das-russische-zurueckdraengen-17736397.html

...und das finde ich bezeichnend in einem Land, in dem viele Menschen Russisch als Muttersprache haben und sich dennoch als Ukrainer verstehen. Man hätte für Russisch die gleichen Ausnahmeregeln schaffen können wie für die anderen oben erwähnten Sprachen.

Dann hätte man sich das Gesetz auch gleich sparen können, das Gesetz zielte ja darauf ab, dass mehr Leute in der Ukraine Ukrainisch statt Russisch sprechen, dass war ja das Ziel dieses Gesetzes.
 
Dann hätte man sich das Gesetz auch gleich sparen können, das Gesetz zielte ja darauf ab, dass mehr Leute in der Ukraine Ukrainisch statt Russisch sprechen, dass war ja das Ziel dieses Gesetzes
Also richtet sich das Gesetz einseitig gegen Russisch in Printmedien, wohingegen in (fast) alle anderen Sprachen normal weiter publiziert werden darf. Dann muss man sich in Kiew den Vorwurf gefallen lassen, das Gesetz sei Anti-Russisch und somit eine simple Retourkutsche der Russifizierungspolitik vergangener Jahrhunderte. Toleranz geht anders.
 
Wenn also der Vertrag von Perejaslaw – man nennt diesen auch Treueeid - der Ausgangspunkt des Krieges Russland -> Ukraine ist, dann gute Nacht, denn dann geht das noch lange.

Perejaslaw eine Stadt im Oblast Kiew. 2018 ca. 27.700 In Einwohner.

In dieser Stadt traf sich 1694:
· russischer Seite - Wassili Wassiljewitsch Buturlin, Gesanter des Zaren „Der Sanftmütige“ und
· der ukrainische Hetman Bohdan Mychajlowytsch Chmelnyzkyj mit seiner Delgation Saporoger Kosaken.

Buturlin verpflichtete sich zum Schutz der Ukraine der polnisch-litauischen Adelsrepublik den Krieg zu erklären. Was auch erfolgte – siehe Russisch –Polnischer Krieg 1654 – 1667. Ende des Krieges „Vertrag von Andrussowo“.
Andrussowo – ein Dorf in der Nähe von Smolensk/Russland.
Im Gegenzug leisteten die Saporoger Kosaken einen Treueid auf den Zaren „Der Sanftmütige“.
Im Vertrag war weiterhin geregelt:

· die Kosaken erhielten das Recht der freien Wahl ihres Hetman’s. Hetman bei den Kosaken -> Heerführer.
· Stehende Heer der Kosaken auf maximal 60.000 Mann
· kosakischen „Starost“ (Ältester oder Vorsteher) erhielten das Besitzstandstrecht über ihre Lädereien.

Und darüber gibt es Auslegungsschwierigkeit zwischen den Russen und Ukrainern. Näheres dann im Netz.
 
Also richtet sich das Gesetz einseitig gegen Russisch in Printmedien, wohingegen in (fast) alle anderen Sprachen normal weiter publiziert werden darf. Dann muss man sich in Kiew den Vorwurf gefallen lassen, das Gesetz sei Anti-Russisch und somit eine simple Retourkutsche der Russifizierungspolitik vergangener Jahrhunderte. Toleranz geht anders.


Ob die ukrainische Regierung dies auch offiziell auch so sagen würde, ist eine Frage, aber man braucht jetzt wirklich kein Genie sein. Es droht ja das Ukrainische nicht vom Englischen verdrängt zu werden (jedenfalls außerhalb des westlichsten Landesteils), sondern vom Russischen und das man alle EU Sprachen erlaubt hat, spricht ja auch dafür, Ukrainisch wird ja sicher nicht von Zulu, Queckua oder vom Vietnamesischen bedrängt, sondern vom Russischen.

Worauf das Gesetz abzielt ist ja find ich völlig klar.
 
Na ja, 1991 war eine der ersten Handlungen des ukrainischen Parlaments, das Ukrainische als die alleinige Amtssprache per Gesetz zu bestimmen. Auf einen Schlag mussten alle amtlichen Formulare nur noch auf Ukrainisch verfasst werden, obwohl sehr viele Menschen – es handelt sich um Millionen – in der Ukraine bis dahin ausschließlich Russisch sprachen.

Das erzeugte Unmut, dem erst Janukowytsch 2012 ein Ende bereitete und andere regionalen Sprachen zuließ, wenn sie von mehr als 10 % der jeweiligen Bevölkerung gesprochen wurde. Aber nach dem Euromaidan haben Nationalisten Oberwasser bekommen, so dass das Parlament beschloss, das Gesetz von 2012 aufzuheben und das Ukrainische wieder als alleinig Sprache zuzulassen. Doch der Präsident unterschrieb das neue Gesetz nicht, so blieb es bis heute dabei, dass in 13 von 27 Regionen die russische Sprache offiziellen Status besitzt.

Aber der Schaden war angerichtet – ich habe das schon am 6. April hier thematisiert.
 
Die Frage der ukrainischen Identität ist nicht über ein Verbot oder Nicht-Verbot von Sprache zu illustrieren, sondern kann bestenfalls durch entsprechende Studien, wie Umfragen oder "Focus-Gruppen" herausgearbeitet werden. Kulik ist diesen Weg gegangen.

In der Phase nach 1990 setzte auch in der Ukraine der Prozess ein, einen Narrativ zu konstruieren, der durch die spezifische ukrainische Geschichte definiert war. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die sich auf so untereschiedliche Ereignisse wie den "Holodomor" oder "Helden" wie Bandera gruppieren.

Der Narrativ ist dabei, entsprechend der jeweiligen Sicht, heftig umstritten.

Dabei ist auch die Frage der Konstituierung des "Nationalgefühls" ein Ukrainer zu sein einem Wandel bzw. dem Versuch ihn zu redefinieren, unterworfen. Als rivalisierende Konzepte, die in den Studien nachgezeichnet werden können, war die Fundierung durch die Praxis der "Zivilgesellschaft" vorhanden und stand in Rivalität zu ethnographischen Definitionen der ukrainischen Identität.

Vor diesem Hintergrund referiert Kulyk die Ausgangslage:
"Actually, Shulman’s own comparative study of elite perceptions in two big Ukrainian cities, L’viv in the west
and Donets’k in the southeast, revealed that elites in each city view people in the other (or rather the region it belongs to) less than positively. Moreover, Donets’kites felt much better about Russians in Russia than about Ukrainians in western Ukraine, a clear indication of a weakness of civic national identity as a country-wide ‘sense of togetherness and belonging’ (Shulman 1999, p. 1015), which the new state’s institutions had yet to engender."

"By 2006, national identity clearly overshadowed subnational identities (Besters-Dilger 2009, p. 389). At the same time, differences between regional groups in their identity preferences became even more pronounced, with the salience of national identity decreasing rather consistently from west to southeast.6 In contrast, a longitudinal study of the post-Soviet identification processes in L’viv and Donets’k examined the salience of not only territorial identities but also those defined by other characteristics such as gender, religion, occupation and ideology. It revealed that the (rather ambiguous) identity as ‘a Ukrainian’ was one of the most salient in both cities but it mattered much more in the former than in the latter. While L’vivites consistently manifested it as much more salient than any other identity except for the local one, in Donets’k Ukrainian identity was much less pronounced than local identity and roughly equal in salience to those defined by gender and social status (Hrytsak 2007)."

Diese Beschreibung macht deutlich, dass unterschiedliche historische Bezüge die regionale Ausformung von unterschiedlichen Formen der "ukrainischen nationalität begünstigt haben:
"..while Donets’k residents supported primarily those phenomena featured in the East Slavic narrative which views Ukrainians as closely linked to Russians"

Die Intervention der Russen auf der Krim und dem Donbas führte auf der einen Seite zu einer verstärkten Mobilisierung der pro-westlichen ukrainischen Identität und auf der anderen Seite zu einer Polarisierung im Südosten. Und bedeutete, dass die Zuwendung der westlichen Ukraine in Richtung der EU weniger eine Begeisterung für die westlliche Wertegemeinschaft war, sondern vor allem eine deutliche Ablehnung der russischen Hegemonie.

"Similarly, while Russia justified its intervention in the Crimea and Donbas by its concern for the Russian speakers of those and adjacent regions, many members of different linguistic and regional groups viewed it as aggression against the entire Ukrainian people who, accordingly, must unite, resist and make an alliance with the West (Kulyk 2014a; Onuch 2015)."

Im Ergebnis kommt Kulyk zu folgender Einschätzung
"Although popular perceptions are by no means uniform across the country, the main dividing line has shifted eastwards and now lies between the Donbas and the adjacent east-southern regions."

Im Westen und in der Mitte hat man einen anderen Bezugpunkt, um seine ukrainische Identität zu definieren. Im Südosten ist auch eine ukrainische Identität vorhanden, die aber den engen Bezug zur Entwicklung in Russland herstellt. Und an diesem Punkt setzt u.a auch die selektive Wahrnehmung der Ukraine durch Putin an. Er blendet die Eigenständigkeit der Entwicklung im Westen und in der Mitte aus und verabsolutiert die ukrainische Identität im Südosten als die aus rusicher Sicht maßgebliche.

An diesem Punkt kann man erkennen, wenn man möchte, dass es bei dem Krieg in der Ost-Ukraine auch um die Machtposition von Russland geht. Über Gebiete ließe sich in diesem Kontext leichter verhandeln. Es geht allerdings auch darum, dass es im Südosten Ukrainer gibt, die eine Identität aufweisen, die nicht ohne weiteres kompatibel ist zu der Sicht in der restlichen, westlichen Ukraine.

Kann man zur Kenntnis nehmen, muss man nicht. Und hat dann die Chance auf viele weitere Jahre eines latenten Bürgerkriegs. Eine Lösung kann wohl nur erfolgen, wenn man die legitimen Interessen der jeweiligen Bevölkerung zum Ausgangspunkt macht. Und nicht die politischen Interessen der jeweiligen Machthaber.

Kulyk, Volodymyr (2019): National Identity in Ukraine: Impact of Euromaidan and the War. In: Derek Averre, Wolczuk und Kataryna (Hg.): The Ukraine Conflict. Security, identity and politics in the wider europe. London: Routledge
 
Die Frage der ukrainischen Identität ist nicht über ein Verbot oder Nicht-Verbot von Sprache zu illustrieren, sondern kann bestenfalls durch entsprechende Studien, wie Umfragen oder "Focus-Gruppen" herausgearbeitet werden. Kulik ist diesen Weg gegangen.

Das ist richtig und falsch zu gleich. Richtig ist es, weil auch ein erheblicher Teil der russischsprachigen Bevölkerung sich zur Ukraine gehörig fühlt.
Falsch ist das, weil Sprache immer wieder ein ganz zentrales Identifikationsmerkmal ist. Das kann man innerhalb Deutschlands genauso beobachten, wie international und quer durch die Geschichte. Von mia san mia über wir können alles außer Hochdeutsch bis hin zu den verschiedensten Separations- und Nationalbewegungen. Gälisch ist eigentlich eine fast ausgestorbene Sprache gewesen. Aber in ganz Schottland gibt es Gälischschulen. Die meisten Iren und Schotten sprechen Englisch und nicht Scots oder Irisches/Schottisches Gälisch (Scots ist eine angelsächsische Sprache, wie Englisch), dennoch fühlen sie sich als Iren und Schotten, nicht als Engländer. Viele Basken in Spanien und Frankreich sprechen allenfalls ein mit baskischen Alltagsbegriffen angefeuertes Kastilisch oder Französisch, dennoch fühlen sie sich als Basken. Obwohl die spanische Verfassung von 1978 das Kastilische als Sprache aller Spanier definiert und Galicisch, Baskisch und Katalanisch als Regionalsprachen, die in den jeweiligen Regionen gleichberechtigt zum Spanischen sind, passiert es in Katalonien immer wieder, dass Leute sich weigern, Spanisch zu sprechen oder gegen spanischsprachigen Unterricht an Schulen kämpfen (und das Katalanische hat eine ähnliche Verbotsgeschichte hinter sich, wie das Ukrainische). Selbst wenn man in die Antike zurückgeht, zum Bar Kokhba-Aufstand, kann man sehen, wie wichtig Sprache ist. Die Briefe des Babatha-Archivs verraten uns, dass während des Bar Kokhba-Aufstands es einen Wechsel von der aramäischen Verkehrssprache zur hebräischen Sprache gab, die längst nur noch Ritualsprache war und längst nicht mehr Verkehrssprache. Auch das hatte etwas mit Identität zu tun.

Es kann auch umgekehrt so sein, dass sich Menschen ihrer Sprache schämen, weil sie etwa einen Dialekt für einen Soziolekt halten.


An diesem Punkt kann man erkennen, wenn man möchte, dass es bei dem Krieg in der Ost-Ukraine auch um die Machtposition von Russland geht. Über Gebiete ließe sich in diesem Kontext leichter verhandeln. Es geht allerdings auch darum, dass es im Südosten Ukrainer gibt, die eine Identität aufweisen, die nicht ohne weiteres kompatibel ist zu der Sicht in der restlichen, westlichen Ukraine.

Kann man zur Kenntnis nehmen, muss man nicht. Und hat dann die Chance auf viele weitere Jahre eines latenten Bürgerkriegs. Eine Lösung kann wohl nur erfolgen, wenn man die legitimen Interessen der jeweiligen Bevölkerung zum Ausgangspunkt macht. Und nicht die politischen Interessen der jeweiligen Machthaber.
Ich hörte vorige Tage auf einem Vortrag der Osteuropa-Historikerin Ricarda Vulpius, dass die russischsprachige Bevölkerung der Ukraine mittlerweile - gerade auch durch die Ereignisse der letzten Jahre, vor allem aber der letzten Monate - stark proukrainisch geprägt worden sei.
 
Was die Sprachen angeht, müssen wir feststellen, dass es dort zwei Literatur- / Hochsprachen und viele Dialekte gibt.

Sodann befürchtet die Ukrainische Seite schon länger einen kulturellen Völkermord, wenn wir es für diesen Thread mal darauf reduzieren.

Die politische Folgerung einer erzwungenen Gleichbehandlung der Ukrainischen mit der Russischen Sprache stellt ganz simpel das Verbot eines solchen Völkermords für die sprachlich-literarischen Ebene dar.
 
Das ist richtig und falsch zu gleich. Richtig ist es, weil auch ein erheblicher Teil der russischsprachigen Bevölkerung sich zur Ukraine gehörig fühlt.

Bitte liess doch noch einmal durch, zu welchen Ergebnissen Kulyk gekommen ist. Um zu verhindern, dass Pseudogegensätze konstruiert werden. Nachdem er 2 mal ca. 2000 Ukrainer repräsentativ befragt hatte und im Rahmen von Focus-Gruppen die qunatifizierten Aussagen qualitativ vertieft hatte.

Um es kurz zu machen, die Frage einer ukrainischen Identität betrifft nicht die Frage, ob sie vorhanden ist, sondern sie betrifft die Frage, welche Komponenten in die Identität eingebaut werden. Also die Frage welcher Narrativ einem Nationalismus zugrunde liegt.
 
Hier gibt es auch eine deutsche Übersetzung zu Kulyks Forschungsarbeit:

Schon lustig, wie unterschiedliche die Ergebnisse präsentiert werden können. Die Ergänzung durch die Studie aus 2017 ist hilfreich, glänzt aber durch gezielte "Auslassungen". Deshalb ist der englische Originalbeitrag deutlich differenzierter und ich ziehe ihn vor.

Sicherlich fühlen sich die beiden Formen der ukrainischen Identität als Ukrainer, aber ihre historischen Bezugspunkte sind andere

"..while Donets’k residents supported primarily those phenomena featured in the East Slavic narrative which views Ukrainians as closely linked to Russians"

Und das ist auch insofern von Bedeutung, und Kulyk diskutiert das auch ausführlich, weil der Bezug zur "ukrainischen Zivilgesellschaft" nicht der zentrale gemeinsame Bezugspunkt wäre. Obwohl dieses Element die Voraussetzung wäre, den Narrativ als Grundlage für eine einheitliche ukrainische Identität zu formulieren.

Der Bezug der Identität auf Bandera im Westen ist für den Osten kein "Angebot" für einen einheitlichen ukrainischen Narrativ.
 
Zuletzt bearbeitet:
das finde ich bezeichnend in einem Land, in dem viele Menschen Russisch als Muttersprache haben und sich dennoch als Ukrainer verstehen. Man hätte für Russisch die gleichen Ausnahmeregeln schaffen können wie für die anderen oben erwähnten Sprachen.

Die Einschränkung einer Sprache ist immer falsch. Aber das Gesetz wird gerne als einseitige Aggression der Ukraine gegen ihre russischsprachigen Staatsangehörigen gewertet und damit sogar teilweise der Krieg gerechtfertigt, obwohl unter diesem auch die russischsprachigen Ukrainer zu leiden haben, die sich zur Ukraine bekennen. Man muss dieses Gesetz aber in seinem Kontext sehen und dieser Kontext reicht nun knapp 160 Jahre zurück, mit aggressiver Russifizierungspolitik durch das Zarenreich unter Waluew und seinen Nachfolgern wie unter Stalin während der Sowjetzeit, besonders brutal während des Holodomor; in den letzten Jahren erlebte die Ukraine eine massive russische antiukrainische Propaganda. Wenn man das weiß, kann man das Gesetz immer noch für falsch halten, aber es offenbart eben, dass die Motive andere sind als eine pure Gemeinheit der Rada gegenüber den russischsprachigen Ukrainern (mal abgesehen davon, dass das Gesetz ja auch gerne als Sprachverbot dargestellt wird, was falsch ist).
 
Man muss dieses Gesetz aber in seinem Kontext sehen und dieser Kontext reicht nun knapp 160 Jahre zurück, mit aggressiver Russifizierungspolitik durch das Zarenreich unter Waluew und seinen Nachfolgern wie unter Stalin während der Sowjetzeit, besonders brutal während des Holodomor; in den letzten Jahren erlebte die Ukraine eine massive russische antiukrainische Propaganda. Wenn man das weiß, kann man das Gesetz immer noch für falsch halten, aber es offenbart eben, dass die Motive andere sind als eine pure Gemeinheit der Rada gegenüber den russischsprachigen Ukrainern (mal abgesehen davon, dass das Gesetz ja auch gerne als Sprachverbot dargestellt wird, was falsch ist).
Welche andere Motive sind das? Für mich liest sich das so, als ob die Ukraine das Recht hätte, den Russen ihre "aggressive Russifizierungspolitik" heimzuzahlen.

Für mich steht fest: Mit ihren nationalistischen Sprachgesetzen kann die Ukraine niemals in die EU aufgenommen werden.
 
Stell dir vor, die Republik Österreich würde in Südtirol deutschsprachige Medien herausgeben, welche die Wiedervereinigung Tirols propagierten und gegen Italien polemisierten und auf diese Weise massiv in den inneren sozialen Frieden Italiens eingreifen. Zudem würden die Östereicher noch den Verkehr zwischen Deutschland und Italien behindern und Triest besetzen. Nun würde Italien damit reagieren, dass Zeitungen in Südtirol zweisprachig erscheinen müssen. Von wem kommt die Aggression? Ist die italienische Reaktion verständlich?
 
Mit ihren nationalistischen Sprachgesetzen kann die Ukraine niemals in die EU aufgenommen werden.
Sind es denn nationalistische Sprachgesetze? Es ist keine Sprache verboten. Es ist lediglich so, dass es keine Spezialgeschäfte mehr für russische Literatur geben darf. Der Kiosk an der Ecke, der bis dahin nur russische Printmedien vertrieben hat, ist nun gezwungen, zur Hälfte auch ukrainische Printmedien anzubieten, eben nicht allein die russische Sichtweise. Man kann das Gesetz also als Entmonopolisierung verstehen.
Ukrainische russischsprachige Presse darf weiterhin erscheinen. Es muss halt jetzt auch eine ukrainische Auflage gedruckt werden. Bei großen Auflagen ist das auch kein Problem. Lediglich bei kleinen Auflagen muss der betroffene Verlag dann halt kalkulieren, ob es sich noch lohnt, eine russischsprachige Auflage zu produzieren.
 
Wir reden hier immerhin über eine Reaktion auf eine Macht, die behauptet, die ukrainische Nation sei inexistent und die ukrainische Sprache lediglich verdorbenes Russisch.
 
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