Dion
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Das ist ein unzulässiger Vergleich, denn das Sprachgesetz wurde 2019 verabschiedet, trat aber erst im Januar 2022 in Kraft, also unmittelbar vor dem Einmarsch der Russen in die Ukraine.Stell dir vor, die Republik Österreich würde in Südtirol deutschsprachige Medien herausgeben, welche die Wiedervereinigung Tirols propagierten und gegen Italien polemisierten und auf diese Weise massiv in den inneren sozialen Frieden Italiens eingreifen. Zudem würden die Östereicher noch den Verkehr zwischen Deutschland und Italien behindern und Triest besetzen. Nun würde Italien damit reagieren, dass Zeitungen in Südtirol zweisprachig erscheinen müssen. Von wem kommt die Aggression? Ist die italienische Reaktion verständlich?
Deshalb muss man dieses Gesetz als eine der Ursachen für den aktuellen Krieg ansehen.
Das ist nichts anderes als schönreden einer Situation, die für ukrainische Verlage, die bisher auf Russisch publizierten – und ggf. Putin kritisierten –, nichts anderes als Todesurteil bedeutet: Für kaum einen Verlag lohnt sich noch, Zeitungen, Zeitschriften und Bücher in 2 Sprachen in gleicher Auflagenhöhe herauszugeben. Und auch die Buchhandlungen müssen nun 50 % des Angebots in Ukrainische Sprache vorhalten, was in den Regionen, in denen Ukrainisch kaum gesprochen wird, nur sinnlose Bindung von Kapital bedeutet.Ukrainische russischsprachige Presse darf weiterhin erscheinen. Es muss halt jetzt auch eine ukrainische Auflage gedruckt werden. Bei großen Auflagen ist das auch kein Problem. Lediglich bei kleinen Auflagen muss der betroffene Verlag dann halt kalkulieren, ob es sich noch lohnt, eine russischsprachige Auflage zu produzieren.
Dieses Gesetz ist ausschließlich gegen die russische Sprache gerichtet, denn für alle anderen Minderheiten im Land (Krimtataren, Polen, Ungarn, Rumänen, Griechen und Bulgaren) sowie für das Englische und alle anderen offiziellen Sprachen der EU gilt dieses Gesetz nicht.
Und da wundert man sich, dass die Russen Putin unterstützen?
Du verdrehst hier Ursache und Wirkung, denn hätten die ukrainischen Regierungen seit 1991 die russischen Muttersprachler und später auch die russischen Separatisten ernstgenommen und ihnen eine Autonomie nach dem Muster Südtirol gegeben, die Krim, Luhansk und Donezk wären immer noch Bestandteil der Ukraine und selbstverständlich wäre es zu diesem Krieg nicht gekommen.Wir reden hier immerhin über eine Reaktion auf eine Macht, die behauptet, die ukrainische Nation sei inexistent und die ukrainische Sprache lediglich verdorbenes Russisch.