And the pope of names himself: Udolph
Nach Udolph, S.227 erklärt Vennemann Ar- und Or-Namen mit dem vaskonischen
aran 'Tal', "
ich habe für mehrere dieser Orte die Topographie studiert und festgestellt, dass sie alle durch eine ausgeprägte Tallage bestimmt sind", was Udolph mit dem Verweis auf die
Erde-Gruppe im Germanischen in Abrede stellt:
got. aírϸa anord. jǫrd ahd. ero eng. earth aber auch Kies/Sand (jörfi) Ahrbecke also als Sandbach.
228 f. Arberg → Bezug auf Berg- nicht Tallage. Udolph kann hierfür aber keine überzeugende Etymologie anbieten, die Etymologien die sich auf Sand/Kies, germanische Gewässerbezeichnungen oder Personennamen berufen, hält er für ebenso unwahrscheinlich bzw. unmöglich.
232 f., Bsp. Ahrensburg:
Wie fast immer bei seinen Versuchen beachtet Th. Vennemann die Fuge zwischen Bestimmungswort und Grundwort nicht und verliert kein Wort über das konstant erscheinende -s- bei Arnes-feld. Erneut muss man darauf hinweisen, dass dieses -s- auf eine Verbindung mit einem Personennamen verweist, es sei denn, im Bestimmungswort läge ein Appelativum vor, das einen-s-Stamm aufweist o.ä. […] Es muss nachhaltig und nochmals betont werden, dass für die Etymologie eines Ortsnamens die Fuge zwischen Bestimmungs- und Grundwort von elementarer Bedeutung ist.
233 Arundel, hier begreife ich die Kritik an Vennemann nicht:
bei Watts, English Place Names 18 wie auch bei Mills, British Place Names 19 als ältesten Beleg 1086 Harundel, so dass sich ein baskisches aran in diesem Fall in Luft auflöst.
Udolph 233 Bsp. Arendal (Schweden):
Vennemann bedient sich einer Methode, die jeder onomastische Laie in gleicher Weise anwendet: Ähnlichkeiten genügen, um eine schlüssige Etymologie zu entwerfen.
Udolph 250:
Wer nach Substratresten in deutschen Ortsnamen sucht, sollte über derartige Fakten informiert sein. [gemeint ist im konkreten Fall die onomastische Forschung zum Ortsnamen Ebernburg und der Fuge -n- die "beweist, dass nicht das Tier Eber gemeint sein kann" und der Ortsname von einem Personennamen abgeleitet ist] Leider kann man Th. Vennemann und seinen Anhängern auf dem Gebiet der Morphologie deutscher Ortsnamen keinen hohen Kenntnisstand zubilligen. Das erschwert nicht nur die Diskussion, sondern fordert von den onomastisch Interessierten einen hohen Arbeitsaufwand ab. Auch in diesem Fall wäre es T. Vennemanns Pflicht gewesen, den entsprechenden Band über die Ortsnamen des Kreises Bad Kreuznach einzusehen und die Bemerkungen von H. Kaufmann, der alles andere als ein Mitläufer gängiger Theorien gewesen ist, zur Kenntnis zu nehmen.
Udolph bemängelt wiederholt, dass Vennemann es versabsäumt, historische Namensformen von Orten heranzuziehen.
S. 252
Allein aus der Überprüfung dieser deutschen Ortsnamen [246 - 252] ergibt sich, dass Abbildung 4 in Vennemann 2003, 832 mit dem Titel "Fluss- und Siedlungsnamen mit Eber- in Europa" ohne Wert ist. Die hier etwas genauer behandelten Namen zeigen, dass die allermeisten mit einem Personennamen kombiniert sind. Das ergibt sich schon aus der Beobachtung der Fuge, auf die Th. Vennemann, wie so oft, nicht geachtet hat. Einige weitere erhalten die Tierbezeichnung, die auch in germanischen Personennamen einen hohen Stellenwert quer durch fast alle Sprachen besessen hat.
Bei den
ibar-Namen auf dem Balkan, von Vennemann ebenfalls dem Vaskonischen zugeordnet, verweist Udolph auf das litauische
aibrùmas 'wässern im Munde' und auf das griechische
εἲβω 'tröpfeln, rinnen', "wobei aber das Griechische Probleme macht".
Udolph 269:
eine der großen Schwächen seiner Argumentation, die auch sonst sein Werk kennzeichnet: die Unberücksichtigung des östlichen Europa. Wer das starke Verb im Germanischen und nicht die offensichtliche Parallelität im Baltischen berücksichtigt, kann den Fakten gar nicht gerecht werden.
283 f.:
In jedem Fall sieht man bei den Bard- und Part-Namen, dass das Slawische und Baltische eine entscheidende Rolle spielen. Von diesen beiden Sprachen ist aber in dem gesamten Sammelwerk von Th. Vennemann an keiner Stelle auch nur ansatzweise die Rede. Es mag penetrant sein, wenn sich sozusagen darauf 'herumreite', aber es ist nun mal ein bisher nicht wiederlegtes Faktum, dass insbesondere dem Baltischen [...] eine ganz besondere Rolle in der Hydronomie, vielleicht sogar in der Indogermania insgesamt, zukommt.
Zwischen deutlichem Angenervtsein Udolphs auch mal ein Fünkchen Humor, S. 285:
Ein Slavist hat allerdings nur darauf gewartet, dass nach den angeblich vielfältigen Spuren des Vaskonischen auf der Iberischen Halbinsel, in Italien, Frankreich und Mitteleuropa nun auch Osteuropa mit einbezogen wird. Es fällt schwer, nicht ironisch zu werden und zu hoffen, dass die Vaskonisch-Welle am Ural zum Stehen kommt.
S. 287:
Die in diesem Zusammenhang vorgetragene These, semitische Spuren ließen sich etwa auch im Namen Irland nachweisen (Zur Etymologie von Éire, dem Namen Irlands, Vennemann 2003, 729 – 736), die allerdings eines Zusammenwirkens von Hebräern und Akkadern bedarf, scheitert […] an dem berechtigten Hinweis darauf, dass völlig unklar bleibt, "wie etwa, wo und wann Hebräer und Akkader sich zusammentaten, um einen solchen Namen zu schaffen" (Steinbauer, Vaskonisch, S. 63 f.) und raubt somit diesem Erklärungsansatz jegliche Akzeptierbarkeit.
S. 295 f.:
Sprachen verändern sich ständig. Anhand der Überlieferung der idg. Sprachen können wir dieses Faktum in hervorragender Weise über mehrere tausend Jahre hinweg verfolgen. Das hat zur Konsequenz, dass Gewässer- und Ortsnamen nicht mit Hilfe heutiger Sprachen erklärt werden können, sondern nur mit Hilfe der historischen Dimension, mit anderen Worten: Ältere und älteste Sprachstufen müssen untersucht und befragt werden... Die Versuche von Th. Vennemann widersprechen dieser einfachen und klaren Forderung diametral. Er zieht junge und jüngste Wörter des Baskischen heran, findet diese in europäischen Namen und behauptet allen Ernstes, dass damit die Namen geklärt sind. Wenn es stimmen würde, hätte das zur Konsequenz, dass sich die baskischen Appellativa in den letzten 6.000 – 8.000 Jahren nicht verändert haben. […] Wenn er allen Ernstes behauptet, ein norwegischer Flurname habe sich über 6.000 – 8.000 Jahre so wenig verändert, dass er problemlos mit einem baskischen Wort des 20. Jahrhunderts verglichen werden kann, so ist diese Methode #nicht mehr weit von der Scharlatanerie entfernt... […] Es reicht nicht aus, Wörter und Namen miteinander zu vergleichen, es ist darüber hinaus entschieden notwendig, die historischen Dimensionen zu beachten.
S. 299 ff.:
Ich habe […] mehrfach bemängeln müssen, dass Namen falsch geschrieben wurden, ihre historische Überlieferung entweder überhaupt nicht beachtet wurde oder fehlerhaft recherchiert worden ist, dass die sorgfältigen Regionalstudien […] unbeachtet geblieben sind... Die geringe Qualität der Ortsnamenuntersuchungen zeigt sich […] in der Nichtbeachtung der Morphologie der Namen, also der Bildung, seien es Komposita oder Suffixbildungen. […] Entscheidende Mängel bei Th. Vennemann sind u.a.:
- Nichtbeachtung der Fuge […]
- Mißachtung historischer Belege […]
- fehlerhafte Beurteilung der Lautgeschichte […]
- Willkürliche Einschätzung angeblich baskischer Etyma […]
- Unzureichende Berücksichtigung bisheriger Etymologien [...]“
S. 310 f:
Demnach [wenn man Vennemanns Vaskonentheorie zu Ende denkt] sind die idg. Einzelsprachen nämlich aus dem Nichts heraus entstanden, denn Gewässernamen, die der alteuropäischen Hydronomie angehören sollen, seien ja aus einem vaskonischen Substrat heraus zu erklären. Wo aber sind dann diejenigen Gewässernamen zu suchen, die während des Prozesses der Entfaltung der idg. Einzelsprachen notwendigerweise entstanden sein müssen? Nach Th. Vennemanns Vorstellung gibt es nur […] folgende Schichten: vaskonisch und einzelsprachlich. Der mehr als ein halbes Jahrtausend und z.T. weit darüber hinaus andauernde Prozess der Entfaltung des Baltischen, Slavischen, Germanischen, Keltischen usw. aus einer idg. Grundlage heraus hätte also in den Namen Europas keinen Niederschlag gefunden. […] In der Übersteigerung seiner Vaskonen-Theorie hat Th. Vennemann offenbar nicht bemerkt, dass eine Eliminierung der alteuropäischen (=idg.-voreinzelsprachlichen) Namen nicht nur zu einem Chaos in der Frage der Herausbildung der idg. Einzelsprachen führt, sondern auch zu der Frage, wie Gewässernamen auszusehen haben, die dem noch nicht wesentlich differenzierten idg. Dialektbereich entstammen.
S. 319:
Wir finden deshalb keine voridg. Namen, weil eine kontinuierliche Namengebung Seßhaftigkeit der Menschen voraussetzt.