Und ich habe auch noch ein paar gefunden... :winke:
"Wie die Kuh vorm neuen Tor" - hat gar nichts mit den besagten milchproduzierenden Horntieren zu tun, sondern geht auf die Anfangstage der Straßenbahnen in Berlin zurück. Die Straßenbahnlinien hatten damals keine Zahlen, sondern waren mit Buchstaben bezeichnet. Das neue Stadttor war eingleisig, und so mußte die Linie
Q desöfteren dort warten, ehe sie weiterfahren konnte.
"Einen Stein im Brett haben" - geht auf das Spiel Tricktrack (Nardi, Backgammon) zurück; dort erschwert man seinem Gegner das Gewinnen u.a. auch dadurch, daß man die eigenen Steine auf benachbarten Feldern plaziert ("gute Steine"). Metaphorisch wird also ein guter Freund, der einem zur Seite steht, dementsprechend als "guter Stein" bezeichnet. Erstmalige Erwähnung bei G. Agricola (1529).
"Maulaffen feilhalten" - hat keinen Bezug zur Primatenwelt und auch nur bedingt zu Kauf & Verkauf
Geht zurück auf die Zeit, als Kienspäne zur Beleuchtung benutzt wurden: es gab dafür extra Kienspanhalter, die in Form eines Kopfes mit einem breiten Maul gefertigt waren (österr./süddt. "Maulauf"). Jemand, der bspw. staunend und/oder mit offenem Mund dasteht, wird mit einem Verkäufer ebenjener Kienspanhalter verglichen - auch heute noch!
"Jemandem die Schau stehlen" - kommt aus der Welt des Theaters und bezieht sich auf denjenigen, der sich durch sein besonderes Engagement in den Vordergrund spielt und besonderen Applaus auf sich zieht - und damit seinen Kollegen eben "die Schau stiehlt"
Den Ausdruck gibt es auch im Englischen
to steal someone's show...
"Das ist der springende Punkt" - geht auf Aristoteles zurück, der seinerzeit beschrieb, daß sich im Inneren eines Eies das Herz des werdenden Vogels als pulsierender und hüpfender Blutfleck abzeichnet. Die lateinische Übersetzung lautete
quod punctum salit, eben "springender Punkt"...
"Er weiß, wo Barthel den Most holt" - bezeichnet jemanden, der vieles durchschaut und sich nur schwer in die Enge treiben läßt.
In der ersten Variante stammt diese Redewendung aus Sachsen: einst ging de Wirt Barthel in Leipzig zur Messezeit der Most aus, doch er wußte Rat, fuhr zu seinem Bruder nach Meißen und beschaffte dort eilends Nachschub.
In der zweiten Variante, wonach man im Gaunermilieu den eigentlichen Ursprung vermutet:
maioth ist hebräisch für Münze (erhalten auch im umgangssprachl. "Moos" für "viel Geld"),
barsel bedeutet Brecheisen. Damit war die anfängliche Redewendung wohl eher "wo das Brecheisen viel Geld herholt"...
"Sich am Riemen reißen" - stammt aus der Soldatensprache des Ersten Weltkrieges; wenn ein Soldat in unordentlicher Uniform erwischt wurde, musste er sich am Riemen, also am Gürtel reißen, um seine Uniform wieder in einwandfreien Sitz zu bringen.
"Auf den Strich gehen" - stammt aus der Jägersprache und bezeichnet eigentlich den Balzflug der Schnepfe (also des betreffenden Vogels), den sogenannten "Schnepfenstrich". Da Schnepfe sich jedoch ebenso als Schimpfname für ungesittete Frauen eingebürgert hat, wurde diese Bezeichnung einfach übertragen.
"Jemanden auf die Folter spannen" - kommt genau daher, wonach es klingt: aus der Welt der Folter des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Gestand der Delinquent, wurde er verschont, wenn nicht, wurde er eben nach festegelegtem Prozedere "auf die Folter(bank) gespannt"...
"Mit Bausch und Bogen" - ist eine alte stabreimende Formel; "Bausch" bezeichnet die nach außen gehende, Bogen die nach innen gehende Fläche, welche miteinander verrechnet wurden.
"Über Stock und Stein" - ist ebenfalls eine solche stabreimende Formel, welche spätestens seit 1300 geläufig ist. Sie hat ihren Ursprung bei den allzuoft durch Wurzelwerk ("Stöcke") und Steine unbequem zu passierenden Wegen...
"Mit Fug und Recht" - ist bis auf das "Fug" an sich recht klar; "Fug" hat seinen Ursprung im Mittelhochdeutschen:
vuoc bedeutete "etwas, das erlaubt ist". Ein Relikt in der heutigen Sprachwelt ist "Befugnis", aber auch das Wort "Unfug" geht darauf zurück. Die Redewendung als solche kann man demnach als Sinndopplung bezeichnen.
"Jemanden mundtot machen" - bedeutet im ursprünglichen Sinne nichts anderes als "jemanden entmündigen"; das Stammwort ist das mittelhochdeutsche Wort
munt, welches "Schutz" oder "Schutzgewalt" bedeutet.
"Das geht auf keine Kuhhaut" - hat seinen Ursprung ebenfalls im Mittelalter, als man kein Papier kannte und auf Pergament (Schafshäute, Kalbshäute) schrieb. War der Text zu lang, reichte dafür oft nicht einmal die noch größere Kuhhaut aus - erstmalig belegt durch Jaque de Vitry um 1240 in den
sermones vulgares.
"Einen Kater haben" - hat nichts mit den Stubentigern zu tun, sondern vielmehr mit dem Wort "Katarrh", welcher ein allgemeines Unwohlsein bezeichnet. In der Studentensprache wurde Unwohlsein jedoch auf die Auswirkungen von zuviel Alkoholgenuß bezogen und fand so Eingang in die Umgangssprache: wer einen "Kater" hat, spürt die Folgen eines Alkoholrausches.
"Ins Fettnäpfchen treten" - stammt aus dem Erzgebirgischen und bedeutet "sich durch Unachtsamkeit den Mißmut anderer zuziehen". Früher stand in Häusern dieser Region zwischen Tür und Ofen ein Fettnäpfchen, dessen Inhalt der Schmierung naß gewordener Lederschuhe und - stiefel diente. Wer durch Unachtsamkeit dieses Näpfchen umstieß, zog sich den Zorn der Hausfrau zu...
Soweit erst einmal - später mehr...