Reisediplomatie Hitlers?

silesia

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Beim Lesen der Berichte zu den Vorbereitungen zur Völkerbundversammlung Ende 1933 in Genf ist mir folgendes aufgefallen:

Bei Betrachtung der Jahre 1933 bis 1939 besuchte Hitler - wenn er überhaupt als Reichskanzler außerhalb der deutschen Grenzen auftrat - ausschließlich engste Verbündete. So reiste er (ich meine 1937 oder 38) zu Mussolini nach Italien. Ansonsten sieht es so aus, als hätte er die deutschen Grenzen vor dem Krieg nicht verlassen, bzw. ausschließlich die okkupierten Gebiete besucht.

Welche weiteren diplomatischen Besuche Hitlers in europäischen Ländern sind euch bekannt?
 
Staatsbesuche Hitlers wären mir vor dem Krieg auch nicht bekannt. Ohnehin scheint er nicht gerne gereist zu sein; noch erstaunlicher finde ich allerdings die Tatsache, dass er viele seiner Staatsgäste quasi zu Hause auf dem Berghof empfing.
 
Ich will kurz den Hintergrund beleuchten.

Es ging hier um die Völkerbundversammlung, aber man kann auch beliebige andere Großereignisse 33-39 nehmen. Da wurde ausweislich Akten der Staatskanzlei über die Verhaltensstrategie, Blockade, Forderungen, Sprengung etc. debatiert. Der Reichskanzler Hitler äußert anschließend Einschätzungen und Verhaltensweisen anderer Staaten bzw. Staatsmänner, die Bedeutung und Gefährlichkeit der Situation für das nationalsozialistische Deutschland wird betont, anschließend wird ein Ministerialbeamter aus der zweiten Reihe hingeschickt.

Diese Diskrepanz von unverrückbaren eigenen Einschätzungen zu anderen Personen oder ganzen Staaten auf der einen Seite, der Mangel an Kenntnis, das Eingraben und höchst seltene Treffen nur auf bekannten Terrain auf der anderen Seite erscheint mir interessant. Hat irgendeiner der Biographen das mal untersucht oder gewürdigt?


EDIT: von Hillgruber ist das Buch: Staatsmänner bei Hitler. Es enthält die Dokumente dazu.
Ein Buch "Hitler bei Staatsmännern" würde wohl nur wenige Seiten umfassen.
 
Ohnehin scheint er nicht gerne gereist zu sein; noch erstaunlicher finde ich allerdings die Tatsache, dass er viele seiner Staatsgäste quasi zu Hause auf dem Berghof empfing.


Nicht gerne gereist kann nicht stimmen. Während der Wahlkämpfe hat er für die damalige Zeit unerhörte Reisepensen geschafft, per Auto, per Flugzeug.

Ich denke er hat, vermutlich zurecht, auf den Heimvorteil spekuliert.
 
Sorry, war mißverständlich, ich meinte ausschließlich das Ausland und seine Kontrahenten.

Habe ich schon verstanden.
Grundsätzlich ist er wohl sogar gerne gereist. Sehr gerne Auto gefahren. (Als Beifahrer) Die Marke Mercedes ist durch ihn in den gehobenen Kreisen erst salonfähig geworden. Zuvor ist man Horch oder gar Maybach gefahren.

So sehr viele Konferenzen und Staatsbesuche gab es glaube ich damals auch gar nicht.
Fällt mir nur München und Stresa ein.

Andererseits, es waren fünfeinhalb Friedensjahre, mehr nicht, muss man sich auch verdeutlichen.
 
Lenkt jetzt zwar ab, aber dazu fällt mir auch Stalin ein.

Ist der außer nach Potsdam und Teheran (nach einigem hin und her, und unter russischer/alliierter Truppensicherung) irgendwo außerhalb der SU hingereist?
 
Lenkt jetzt zwar ab, aber dazu fällt mir auch Stalin ein.

Ist der außer nach Potsdam und Teheran (nach einigem hin und her, und unter russischer/alliierter Truppensicherung) irgendwo außerhalb der SU hingereist?


Habe ich mir vorher auch überlegt. Und ich denke Du hast recht. Der war auch nirgends sonst.


War Roosevelt vor Teheran "dienstlich" mal im Ausland, wüsste ich jetzt auch nicht. Mit Churchill hat er sich erst im Krieg getroffen, traf er sich mal mit Chamberlain? mit Daladier?
Andererseits, mit dem Schnelldampfer über den Atlantik, ne Woche hin, ne Woche zurück? War eben noch das Vor-Jet Zeitalter.
 
Eine Woche im Schnellboot? Das ist so nicht ganz richtig. Man konnte damals schon nach Amerika fliegen - wobei "man" sich aus rein finanziellen Gründen wohl auf Präsidenten etc. beschränkt haben dürfte.

Hier ein Link zur Geschichte der Lufthansa:
Lufthansa - Historische Flugzeuge

Einige Infos über die Flugstrecken:
Airline Portrait Lufthansa Porträt Historie Geschichte History

Da ist leider überall nur von Ostasien und Südamerika die Rede. Ich finde jetzt auf die Schnelle nichts über eine Linienverbindung von Europa über die Azoren nach Nordamerika. (Es ist wie verhext.) Aber es gab sie einige Jahre lang, schon vor Ende des 2. Weltkriegs.

Schöne Grüße

Petra
 
Eine Woche im Schnellboot? Das ist so nicht ganz richtig. Man konnte damals schon nach Amerika fliegen - wobei "man" sich aus rein finanziellen Gründen wohl auf Präsidenten etc. beschränkt haben dürfte.

Hier ein Link zur Geschichte der Lufthansa:
Lufthansa - Historische Flugzeuge

Einige Infos über die Flugstrecken:
Airline Portrait Lufthansa Porträt Historie Geschichte History

Da ist leider überall nur von Ostasien und Südamerika die Rede. Ich finde jetzt auf die Schnelle nichts über eine Linienverbindung von Europa über die Azoren nach Nordamerika. (Es ist wie verhext.) Aber es gab sie einige Jahre lang, schon vor Ende des 2. Weltkriegs.

Schöne Grüße

Petra


Die Lufthansa hatte für 1940 eine Fluglinie nach NewYork geplant, mit der FW 200Condor.

Aber wenn Adolf in den Dreißigern in die USA hätte wollen, gabs Schnelldampfer Bremen oder Europa oder Zeppelin. Sonst nix.

OT: Das wärs doch gewesen, Adolf unter den Opfern der Hindenburg........
 
Eine Woche im Schnellboot? Das ist so nicht ganz richtig. Man konnte damals schon nach Amerika fliegen - wobei "man" sich aus rein finanziellen Gründen wohl auf Präsidenten etc. beschränkt haben dürfte.

Hier ein Link zur Geschichte der Lufthansa:
Lufthansa - Historische Flugzeuge

Einige Infos über die Flugstrecken:
Airline Portrait Lufthansa Porträt Historie Geschichte History

Da ist leider überall nur von Ostasien und Südamerika die Rede. Ich finde jetzt auf die Schnelle nichts über eine Linienverbindung von Europa über die Azoren nach Nordamerika. (Es ist wie verhext.) Aber es gab sie einige Jahre lang, schon vor Ende des 2. Weltkriegs.

Schöne Grüße

Petra

Ich glaube kaum, dass der amerikanische Präsident mit der Lufthansa geflogen ist.
 
Oh, ihr habt ja recht. In den 30er Jahren ist tatsächlich noch nichts über den Atlantik geflogen - zumindet kein Passagierflugzeug.

Ich habe jetzt endlich das Naheliegende getan und auf Englisch gesucht - und schon findet man was, z.B. das hier:
Transatlantic Flight Re-Enactment

Wenn man nach diesen Sätzen sucht, kommt man direkt zu der Stelle, wo die ersten transatlantischen Passagierflüge dieser Fluglinie erwähnt werden:
"This was the first true transatlantic airplane. On June 24, 1939, the Yankee Clipper left Port Washington en route to Foynes, via Botwood."

Jetzt wüsste ich nur noch gerne, welche Fluglinie das war, die vor Ende des 2. WK von New York über die Azoren nach Europa geflogen ist. Da muss ich mich noch mal schlau machen.

Schöne Grüße

Petra
 
Habe einen Hinweis auf diesen Passagierflug mit Zwischenlandung auf den Azoren gefunden. Wusste ich doch, dass es ihn gegeben hat:

Round the World Flights
Abflug 28.06.39 in New York, Landung (nach einigen Zwischenlandungen) am 30.06.39 in Leipzig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Welche weiteren diplomatischen Besuche Hitlers in europäischen Ländern sind euch bekannt?
Ich will mal einen Hinweis auf einen Nichtbesuch geben:

F.D. Rossevelt lud Hitler 1933/34 (das genaue Datum müsste ich nachschauen) zu einer Art Weltwirtschaftskonferenz nach Washington D.C. ein. Hitler leistete dieser Einladung keine Folge. Stattdessen reiste Reichsbankpräsident Schacht in die USA. Die Nationalsozialisten, die im Gefolge von Schacht an der Reise teilnahmen, waren von den amerikanischen Großstädten und der amerikanischen Wirtschaft beeinduckt. Lehnte Hitler die Reise in die USA ab, um sich dieser Wirkung zu entziehen?
 
Ich will mal einen Hinweis auf einen Nichtbesuch geben:

F.D. Rossevelt lud Hitler 1933/34 (das genaue Datum müsste ich nachschauen) zu einer Art Weltwirtschaftskonferenz nach Washington D.C. ein. Hitler leistete dieser Einladung keine Folge. Stattdessen reiste Reichsbankpräsident Schacht in die USA. Die Nationalsozialisten, die im Gefolge von Schacht an der Reise teilnahmen, waren von den amerikanischen Großstädten und der amerikanischen Wirtschaft beeinduckt. Lehnte Hitler die Reise in die USA ab, um sich dieser Wirkung zu entziehen?


Hier ein Link zu Schachts US-Besuch

Nicht ganz taufrisch:pfeif:aber obs was neueres gibt?
 
Habe einen Hinweis auf diesen Passagierflug mit Zwischenlandung auf den Azoren gefunden. Wusste ich doch, dass es ihn gegeben hat:

Round the World Flights
Abflug 28.06.39 in New York, Landung (nach einigen Zwischenlandungen) am 30.06.39 in Leipzig.

Da gabs ja auch schon länger die Postfluglinie mit den Katapultschiffen über den Südatlantik. Eines der Katapultschiffe, die Schwabenland, (ausgerechnet) spielt bei den Nazi-Oberdeppen bis heute eine lustige Rolle.
Aber die Passagierflüge in die USA gingen bis in die 70er weit ausholend über den Nordatlantik mit Zwischenlandungen in Irland und Neufundland (Ganter).
 
Ich bitte euch wieder auf das eigentliche Thema zurück zu kommen.

Wenn ihr über Atlantikflüge diskutieren möchtet, dann macht bitte ein eigenes Thema dazu auf. Danke
 
Ich bitte euch wieder auf das eigentliche Thema zurück zu kommen.

Wenn ihr über Atlantikflüge diskutieren möchtet, dann macht bitte ein eigenes Thema dazu auf. Danke


Na ja, Na ja, Na ja

Der Hinweis, dass es 33-39 durchaus auch technische Gründe gab, die einer Besuchsdiplomatie wie wir sie heute kennen entgegenstanden, muss doch erwähnt werden.

Ein Camp David Besuch, wie ihn Chrustschow bei Eisenhower 1958 kurz mal machte, stieß 20 Jahre zuvor auf unüberbrückbare Logistische Probleme. Hatte weniger damit zu tun, dass Stalin vielleicht Roosevelt nicht mochte.


Die Geschichte entwickelt sich vielschichtig, und ich bin der Meinung, dass man bei Nichtbeachtung dieser Vielschichtigkeit IMMER, ein schräges Bild bekommt.
 
Na ja, Na ja, Na ja

Der Hinweis, dass es 33-39 durchaus auch technische Gründe gab, die einer Besuchsdiplomatie wie wir sie heute kennen entgegenstanden, muss doch erwähnt werden.

Ein Camp David Besuch, wie ihn Chrustschow bei Eisenhower 1958 kurz mal machte, stieß 20 Jahre zuvor auf unüberbrückbare Logistische Probleme. Hatte weniger damit zu tun, dass Stalin vielleicht Roosevelt nicht mochte.


Die Geschichte entwickelt sich vielschichtig, und ich bin der Meinung, dass man bei Nichtbeachtung dieser Vielschichtigkeit IMMER, ein schräges Bild bekommt.

Ist schon klar, es geht einfach darum, dass wir hier jetzt nicht die Geschichte der Atlantikflüge und der Fluggesellschaften diskutieren. Sondern schon beim eigentlichen Grundthema bleiben.
 
Zurück zum Thema.

Ich habe eine PN erhalten, nach der Hitler 1934 eine Reise nach Italien unternommen hat.

Weiß jemand den Hintergrund dazu? Das Verhältnis D-I war wohl anfangs recht gespannt, aufgrund divergierender Interessen in Bezug auf Österreich und den Balkan.
 
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