Ich würde das Wort Konfession bei den Orthodoxen-Kirchen nicht so eng auslegen, weil die theologischen und praktischen Unterschiede zwischen ihnen minimal sind. Was sie unterscheidet ist allein der Machtfaktor, d.h. jede Kirche will auf niemanden außerhalb ihres Einflussbereiches hören, was aber eine politische Entscheidung ist. Sie pochen zwar auf ihre Selbständigkeit innerhalb der Orthodoxie, aber in der Lehre unterscheiden sie sich nicht oder kaum.
Es ist keine Besonderheit der christlichen Orthodoxie, dass die Kirchenspaltungen vor allem durch Machtpolitik begründet. Das ist ein ein weltweites Phänomen. Lies einfach mal nach, was der Anlass zur Gründung der Anglikanischen Kirche oder zum Verwürfnis von Sunniten und Schiiten war. Die theologischen Entschiede entstanden oftmals erst im nachhinein, während der Anlass zur Gründung mitunter nur auf dynastischen Überlegungen des Adels beruhen.
Mazedonien ist jedenfalls ein gutes Beispiel dafür, welche wichtige Rolle die orthodoxe Kirche beim Nation-Building spielt. Theologisch macht es keinen Unterschied, ob die Mazedonen römisch-, griechisch-, bulgarisch-, serbisch- oder mazedonisch-orthodox sind. Damit wurde jedoch immer wieder die nationale Frage verknüpft. Als Mazedonien dem Königreich Jugoslawien zufiel, wurde die dortige Orthdoxie der serbischen Kirche zugeschlagen - aus möglichen Bulgaren sollten Serben werden. Erst in der sozialistischen Republik wurde von einer Volksgruppe der Mazedonen gesprochen.
Als der Süden Mazedoniens Anfang des 20. Jahrhunderts an Griechenland fiel, wurden die Anhänger der bulgarischen Orthodoxie (d.h. Slawen mit bulgarischer/mazedonischer Sprache) nach Bulgarien vertrieben, während die Anhänger der griechischen Orthodoxie im griechischen Teil Mazedoniens weiterleben durften. Die griechisch-orthodoxen Christen im griechischen Teil Mazedonien sprachen jedoch teilweise ebenfalls bulgarisch/mazedonisch.
In den Streit um Mazedonien und den Status der Mazedonier waren und sind folgende Staaten verwickelt: Bulgarien, Griechen, Serbien bzw. Jugoslawien.
All diese Staaten bzw. Nationen haben eine orthodoxe Nationalkirche.
Die starke Ähnlichkeit der bulgarischen und mazedonischen Sprache spielte im 20. Jahrhundert fast gar keine Rolle.