Was die Etymologie von Troja betrifft, so schreibt das niederländische Wiki - als alternative seitdem das deutsche Wiki hier gesäubert wurde: idg. dra” (thra) / "druh" (thru) (
Gotisch = trajan / Altarisch = draian /
Keltisch = trojan / Germaans = trelle) in der Bedeutung von Drehen / Wenden. Ich bin zwar kein Indogermanistm, halte das aber für nachvollziehbar. Aber wenn diese Herleitung nicht stimmt, dürfte sich doch mehr finden lassen, als eine beleglose Ablehnung dieser Hypothese?
Was immer du dabei unter "Säuberung" verstehst; du beziehst dich anscheinend auf auf den Eintrag zur Trojaburg:
"Het begrip “Troje” is afgeleid van het Indo-Germaanse begrip “dra” (thra) / "druh" (thru) (Gotisch = trajan / Altarisch = draian / Keltisch = trojan / Germaans = trelle), wat vertaald kan worden met “draaien”, “wentelen”, “kronkelen”, “verward raken”.[bron?][4] Ook is er een samenhang met de betekenis zoals “vallen zetten” (Sanskriet: "druh") en de driekoppige draken uit de Indische mythologie ("druja")." (
Trojaburg - Wikipedia)
Die angeführte Literatur: Dennis Krüger, Das Symbol der Trojaburg (
Trojaburg 3/2006) - diese Zeitschrift wurde von einem Verein herausgegeben, der sich Parzifval e. V. nannte - aus bestimmte Gründen erscheint mir das keine zuverlässige Quelle. Eine ähnliche Alternative bietet übrigens die englische Wikipedia:
"Caerdroia: the Welsh name for ancient Troy (variations include Caer Droia and Caer Droea); because of the similarity between Welsh troeau (a plural form of tro "turn") and the second element Troea (Troy), the name was later popularly interpreted as meaning "Fortress of Turns" (caer = "fort"). In medieval times a Caerdroia was a turf labyrinth usually in the sevenfold Cretan Labyrinth design. They were created by shepherds on hilltops and were apparently the setting for ritual dances the nature of which have been lost. However, at the centre of each Caerdroia was a small hillock - in Welsh, "twmpath." (
Caerdroia - Wikipedia, the free encyclopedia)
Ferner gibt es dort einen weiteren Hinweis auf Glastonbury Tor, "that is thought [...] to be a very large 'Caerdroia', [...] also known as a 'Cretan maze'." (ebd.; es soll eine knapp vorrömisch-eisenzeitliche Keltensiedlung nachgewiesen sein)
Nun ließe sich diesem Hinweis folgen, demnach der Kretanische Irrgarten vom Glastonbury Tor als Sinn- oder Vorbild einer Trojaburgen erscheint; die Idee in diesem konischen Berg, auf dem eine Kirche gestanden haben soll, ein "Labyrinth" (maze) zu sehen, soll auf einen gewissen Geoffrey Russell zurückgehen, der Ende 1960er Vorschlug: "the classical labyrinth (Caerdroia), a design found all over the Neolithic world, can be easily transposed onto the Tor, so that by walking around the terraces a person eventually reaches the top in the same pattern"(
Glastonbury Tor - Wikipedia, the free encyclopedia), wobei allerdings ein globales Neolithikum mal wieder überbelastet wird, wie grundsätzlich bei den sog. Trojaburgen, was ein historisches Problem ist und zu einer Glaubenssache ausartet.
So werden auf manchen Seiten zahlreiche Lybarinthe gesammelt (z. B:
Eichfelder) , wobei die genaue Herkunft und Bedeutung im jeweiligen Kontext, Überlieferungsgeschichten etc. überhaupt nicht interessieren.
Um etwa in Südwestengland zu bleiben: Demselben Wikipedia Artikel über Glastonbury Tor lassen sich zwei weitere Überlegungen, die archäologische Untersuchungen miteinbeziehen, entnehmen:
Während Ralegh Radford darin den Teil eines keltischen Heiligtum seit dem 3. Jh. v. Ztr. identifzieren will, denkt Philip Rahtz an eine nachrömische Periode bzw. mittelalterliche Besetzung (occupation): "The 1970 excavation suggests the 12th century or later."
Das passt in gewisser Weise zur Auffassung von Ronald Hutton, der in dem Terrassen Überbleibsel (remains) einer mittelalterlichen Spiralweges für Pilger sehen will: "medieval 'spiral walkway' created for pilgrims to reach the church on the summit". Auf keinen Fall scheint es ihm eine heilige Struktur aus der Antike (ancient sacred structure) darzustellen (vgl. 2013=Pagan Britain).
Eine spätmittalterliche Datierung stellt nicht notwenigerweise in Abrede, daß ältere Nutzungen auch als Heiligtum für Opfergaben bspw. möglich sind. Ein "Sonnenrad" (wheel cross) wurde denn auch erst ins beginnende 2. Jt. datiert - das Fundstück soll sich heute im Somerset-Museum zu Taunton befinden. Hiermit einen Zusammenhang herstellen zu wollen mit dem neolithischen "Sonnenrädern" erschiene mir antikisierend.
Und im übrigen: auch wenn man den Bogen eines solchen Sonnenrades in ein bronzezeitliches Keltentum ziehen wollte, wäre das allemal kein Beleg für die Sonnenbefreier These, dessen Zusammenhang mit dem Labyrinth ideologisch konstruiert ist und ein eher neuzeitliches Phänomen ist.
Seit der Antike sind Labyrinthe bezeugt. Dazu zählt das das Truia-Labyrinth auf dem Tagliatella-Krug.
Wie kommt dieses Labyrinth nun aus dem antiken Zusammenhang und mediterranen Kulturzusammenhang z. B. in Dänemarks Kirchen: "In vier dänischen Dorfkirchen sind Trojeborgen als Fresken des 15. Jahrhunderts zu sehen. In sechs anderen Kirchen sind sie registriert und übermalt worden. In der Gevninge Kirche bei Roskilde gibt es zwei [...] auf der Wand über dem Altarbogen. Auf einem der Gewölbe in der Kirche von Hesselager im östlichen Funen gibt es ein Labyrinth [...]. In der alte Kirche von Skive liegt es auf der Westwand [...] halb hinter dem Orgel verborgen. Das schönste Labyrinth befindet sich in der Kirche von Roerslev östlich von Middelfart. Die zweifarbige Troeborg liegt über dem Altarbogen" (
Trojaburg ? Wikipedia)
Ein missing Link wären Labyrinthe in französischen Kathedralen, z. B. von Chartres aus 1200 n. Ztr. zu erblicken: "Der Kreis ist das Symbol der Ewigkeit, der Unendlichkeit, der Allmacht Gottes, der Sonne. Die Sonne wiederum für das Christentum das Symbol für Christus, die neue Sonne." (
Technische Daten)
Mir ist freilich nicht klar, inwieweit dieses Verständnis anerkannt ist, das auch mit der Auferstehungsandacht zum christlichen Osterfest in Beziehung gesetzt wird:
http://www.labyrinthia.dk/de/labyrinthia_silkeborg_chartres_labyrint_de.htm]Labyrinthia - Das Chartres-Labyrinth) - Ein oktagonales Labyrinth findet sich in der (gotischen) Basilika des Heiligen Quentin (in der nach ihm benannten Stadt Saint-Quentin in der nordostfranzösischen Picardie).
Einerseits wird auch hier auf die dänischen Krichenlabyrinthe hingewiesen, andererseits wird der Vergleich mit den sog. Trojaburgen gewagt; auf der Seite zu diesem Thema ist dann die Rede von "alte[n] wie neuere[n], intakte[n] wie weniger intakte[n Trojaburgen in Schweden]"; aber als einziges tatsächlich als prähistorisch vermutetes Labyrinth (wohlgemerkt) läßt sich anscheinend nur das von Tibble "bei Västerås [...] in Västmanland" (
Labyrinth von Tibble ? Wikipedia) anführen, und Prähistorisch meint hier: frühestens völkerwanderungs- und wikingerzeitlich (vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Anundshög); wie dem auch sei, heißt es dazu nach John Kraft (Caerdroia 21/1987, pp.12-24) noch: "The labyrinth at Tibble is shown on the local map of 1764 where it*is called ‘Trojienborg’." (
Catalogue Page)
Dabei ist ein Zusammenhang zwischen diesem Labyrinth mit dem nahe gelegenen spätantik/mittelalterlichen Besiedlungskontext kulturhistorisch nicht zwingend herzustellen.
Mich erinnert das alles von Anfang an an das Grimmsche Märchen von der "Kristallkugel", worin der jüngste Sohn einer Hexe die die verwunschene Prinzessin aus dem Schloss der goldenen Sonne befreit. Damit ist man in der Neuzeit, die anscheinend den vermeintlich vorhistorischen Zusammenhang prägte, wie es das nordische Familienbuch nahelegen möchte:
815-816 (Nordisk familjebok / Uggleupplagan. 29. Tidsekvation - Trompe)
Über die kultische Nutzung der sog. Trojaburgen kommt man anscheinend nicht einmal ins Mittelalter zurück; die antiken Labyrinthe, einschießlich der von Plinius beschriebenen, dürften eigentlich gar nichts mit den Trojaburgen zu tun haben. Labyrinthe mögen in anderen Kulturen nicht unbekannt sein. Die Phalanx in der Mahabharata (
Padmavyuha - Wikipedia, the free encyclopedia) hat eine andere Funktion als die Zeichnung eines Labyrinths von Jericho (
Bíblia Farhi - Viquipèdia, l'enciclopèdia lliure) usw.
Mir ist es nicht möglich, eine eigene Kulturgeschichte des Labyrinths & der sog. Trojaburgen zu schreiben. Anregungen könnten sich hier finden:
Labyrinth und Spiel: Umdeutung eines Mythos - Google Books
Zusammenhänge mit vermeintlichen Volksfesten um einen Maibaum sind nicht zwingend auf irgendwelche neolithischen Megalithkulturen zurückzuführen.