Hier sind einige schwierige Fragen aufgeworfen worden. Themi und psbvbn haben gar keinen so falschen Gedanken, der aber von saxo trotzdem zu Recht hinterfragt worden ist. Denken wir an die bürgerlichen Revolutionen, dann haben wir es in der Tat mit Revolutionen zu tun, wo eine Klasse, die wirtschaftlich Macht erworben hat, sich nun auch die politische Macht zu erwerben sucht, was gegenüber der Aristokratie meist nur in Form einer gewalttätigen Revolution geht, da die Macht der Aristokratie auf dem Gewaltmonopol (und der Geburt) basiert. Bei der proletarischen Revolution gibt es dagegen nur eine Ressource: Masse. Auch diese ist als Macht zu begreifen, aber hier steckt eben keine wirtschaftliche oder politische Macht dahinter, militärische Macht nur sehr mittelbar (Ausnahme: Leningrad, Februar 1917, Kiel, November 1918, wo die Revolution aus dem Krieg heraus geschieht).
Vorraussetzung für eine Revolution ist es allerdings, dass die Machtstrukturen grundlegend umgekehrt werden müssen. Nehmen wir die amerikanischen Unabhängigkeitsbewegungen: hier kann man nicht von Revolutionen sprechen, denn es ist die Kolonialaristokratie, die nach der Unabhängigkeit die Macht übernimmt, wenn auch scheinbar demokratisch legitimiert. Für den größten Teil des Volkes besteht der Unterschied nur darin, dass Steuern nicht mehr nach Spanien abgeführt werden und einige zuvor langwierige politische Entscheidungsprozesse verkürzt werden. Revolutionäre Bewegungen begleiteten die Unabhängigkeitsprozesse zwar (etwa der Priester Hidalgo in Mexiko), hatten aber am Ende meist keinen Erfolg.
Gehen wir 140 Jahre weiter und kommen zu Pinochet (ähnliches gilt auch für Franco in Spanien). Die Putsche Francos oder Pinochets platzen jeweils mitten in einen revolutionären Prozess der Umwälzung wirtschaftlicher Macht, der aber von wesentlichen Teilen des Militärs nicht getragen wird. Ihre Putsche beenden also die laufende Revolution und revidieren ihren bisherigen Verlauf. Die wirtschaftliche Macht bleibt jeweils in den Händen derer, die sie schon zuvor hatten (zumindest in Spanien wurde die Herrschaft Francos dennoch nicht gerade begrüsst, da dessen vertikale Gewerkschaft nicht nur Arbeitnehmern sondern auch Arbeitgebern die Hände band).
Wichtig finde ich, ist es zu unterscheiden zwischen einer Umwälzung der Macht (Revolution) und einem Aufstand (Resurrektion), bei dem zwar eine Gruppe, Schicht oder gar Klasse ihrem Unmut Luft macht, nicht aber vorhat, bestehende Verhältnisse grundsätzlich zu verändern. (So kann man die Montagsbewegung in der DDR auch eher als "resurrektionär", als als revolutionär verstehen. Was am Ende dabei raus kam, war aber doch irgendwie eine Stück Revolution: bestehende Verhältnisse wurden grundsätzlich verändert.