Ritter im Römischen Reich?

Zar Alexander

Mitglied
Hallo,

in verschiedenen "älteren" Dokumentarfilmen habe ich den ausdruck Ritter im zusamenhang mit dem Römischen Reich gehört. Allerdings finde ich in moderneren Quellen den Ausdruck nicht mehr.
Daher würde ich gerne wissen, was wohl damit gemeint sei. Gab es tatsächlich Ritter ähnlich wie im Mittelalter, oder sind damit vielleicht die den einfachen Legionären höhergestellten Eqietes (hoffe richtig geschrieben) gemeint?

Freue mich auf Antworten,
Zar Alexander.
 
Daher würde ich gerne wissen, was wohl damit gemeint sei. Gab es tatsächlich Ritter ähnlich wie im Mittelalter, oder sind damit vielleicht die den einfachen Legionären höhergestellten Eqietes (hoffe richtig geschrieben) gemeint?

Das hast Du gut erkannt, mit den "Rittern" sind die equites gemeint. Das ist aber kein militärischer Rang, sondern ein sozialer Stand im alten Rom gewesen. Aber wie überall in Bürgerheeren, in denen die Ausrüstung durch den Bürger selbst bezahlt wird, hat der gesellschaftliche Stand, der in Reichtum bemessen wird, natürlich auch etwas mit der Waffengattung bzw. mit dem militärischen Rang zu tun. Eques wurde man ursprünglich, weil man reich genug war, sich für das Bürgeraufgebot die entsprechende Ausrüstung mit Pferd leisten zu können. In der Spätphase der Republik hatten sich dann solche gesellschaftlichen Ränge verfestigt.
 
In der Kaiserzeit verfestigte sich dann diese Sozialschichtung: Es gab die "Ritter" (ordo equestris) und die "Senatoren" (ordo senatorius) - etwa frei könnte man sie "Niederer Adel" und "Hochadel" nennen. Verschiedenen Verwaltungsämter und Miltärränge ("Militärtribune") waren an diese Zugehörigkeit gebunden! Ein Legat (einer Legion oder einer Provinz) musste aber immer eine Senator sein; alle anderen höheren Ämter wurden aber nach und nach von "Rittern" besetzt, bis diese Ende des 4. Jh. aus mir nicht bekannten Gründen offenbar ausstarben....

Ritter wurde man durch Besitz, Verwandschaft mit einem Senator, später auch durch eine Militärkarriere. Das war im Mittelalter dann irgendwie ganz ähnlich :)

Die "equites" sind aber nicht die Vorläufer der mittelalterlichen "Ritter"! Dazwischen liegt nicht nur ein großer Zeiteinschnitt sondern auch ein völlig andere Gesellschaftsnorm.
 
Hallo:winke:
Außerdem musste man auch reich sein um Ritter zu werden. So musste man einen bestimmten Geldbetrag vorweisen können, damit man Ritter werden kann.

Noch zum Militär:
Es gab einen Tribun in einer Legion, der aus den Senatorenadel kam.
lg Maurius
 
Das mit der Aufteilung von Militärischen Gattungen in der frühen Republik und in der römischn Königszeit wusste ich schon. Ich meine davon stammten auch die später nach Dienstalter festgelegten Gattungen Hastati, Principes und Triarier.

Kann es also sein, dass das spätere Rittertum tatsächlich als Vorbild die Römischen Equites hatte? Sie sind ja im Vergleich ziemlich ähnlich: Sie waren beise sowohl sozialer, als auch Militärisches Amt. Um nicht zu vergessen, beide waren sehr reiche Ämter.

Wie immer erfreut durch Antworten,
Zar Alex.
 
In Wesentlichen: Nein!

Obwohl dieselben Begriffe, gibt es einen großen inhaltlichen Wandel.
In der frühen Republik bezeichnete Eques, Triarier, Princeps, Hastatus, auch die Velites kamen noch dazu, eine Einkommensklasse, die ihnen die Ausrüstung mit bestimmter Bewaffnung und Panzerung ermöglichte.

Nach der Marianischen Reform gab es in der römischen Berufsarmee weiterhin diese (bzw. etwas andere) Kampfaufgaben: Kavallerie, leicht bewaffnete Infanterie, Schwerbewaffnete,... Der Einsatz erfolgte nach Können und Erfahrung, speziell wurden die Fähigsten natürlich geschont (bis zur res ad triarios rediit) , und die noch Unerfahrenen etwas unbedenklicher eingesetzt.

Die wirklichen "Ränge" begannen beim Centurio, bzw seinem Stellvertreter, dem Optio (und nicht etwa dem Dekurio, wie man bei Goscinny liest :) ). Zwischen den etwa 60 Zenturionen einer Legion gab es ein abgestuftes Dienstverhältnis - bis zum Primus Pilus -, was sich auch deutlich im Sold bemerkbar machte...
Nach modernen Zuordnungen handelte es sich um "Offizere" (zwischen Leutnant = Optio und Oberst = Primus Pilus), sie waren aber i.d.R. "Bürgerliche".

Die Führung der Legion oblag einem eher politischen Beamten (einem "Kommissar" könnte man sagen): dem Legaten. Er hatte zur Unterstützung einen Stab von Tribunen, die für ihre zukünftige Aufgaben Erfahrung sammeln sollten, oder - als Söhne reicher Familien - hier einfach nur mal "Pulverdampf" riechen sollten. Diese Tribunen genossen bei den "richtigen Soldaten" natürlich keinerlei Ansehen.

Da der Legat ein Senator sein musste, gab es Sinn, auch seinen Stellvertreter aus dieser Klasse kommen zu lassen. Es gab noch einige Spezialaufgaben im Rang eines Tribunen (z.B. Lagerkommandant = Praefectus Castrorum). Die Auxiliartruppen (insbesondere auch Reiterei) hatten eigene Rangbezeichnungen.

Ritter treffen wir also bei den Tribunen und auch bei den Zenturionen, aber in erster Linie in der ungefährlicheren Zivilverwaltung.

In der späten Kaiserzeit (nach Diokletian) werden die Legionen kleiner und beweglicher, und ihre Kommandeure kommen ebenfalls aus dem Ritterstand.

Die Entstehung der abendländischen mittelalterlichen Ritter ist ein völlig andere.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit der Aufteilung von Militärischen Gattungen in der frühen Republik und in der römischn Königszeit wusste ich schon. Ich meine davon stammten auch die später nach Dienstalter festgelegten Gattungen Hastati, Principes und Triarier.

Kann es also sein, dass das spätere Rittertum tatsächlich als Vorbild die Römischen Equites hatte? Sie sind ja im Vergleich ziemlich ähnlich: Sie waren beise sowohl sozialer, als auch Militärisches Amt. Um nicht zu vergessen, beide waren sehr reiche Ämter.

Wie immer erfreut durch Antworten,
Zar Alex.

Die Gattungen unterschieden sich wegen ihrer Diensterfahrung und ihrer Ausrüstung, jedoch nicht in ihrer sozialen Lage. Die Ausrüstung mussten sie sich selber kaufen. So musste man als Triarier reich sein, da man sich die Die schwere und teure Ausrüstung selber kaufen musste.
 
Der Stand der Equites war im Laufe der Zeit vielen Veränderungen unterworfen. So waren sie in der späten Republik häufig im Finanzgeschäft anzutreffen und durften Berufe/Erwerbsmöglichkeiten nutzen, die etwa dem Senatorenstand verschlossen waren. Der Stand der Equites war in der Regel an ein entsprechendes Einkommen gekoppelt. Es wurden aber auch Männer duch Militärdienst zu Equites ernannt...
 
Der Stand der Equites war im Laufe der Zeit vielen Veränderungen unterworfen. So waren sie in der späten Republik häufig im Finanzgeschäft anzutreffen und durften Berufe/Erwerbsmöglichkeiten nutzen, die etwa dem Senatorenstand verschlossen waren. Der Stand der Equites war in der Regel an ein entsprechendes Einkommen gekoppelt. Es wurden aber auch Männer duch Militärdienst zu Equites ernannt...

Wobei viele Senatoren, insbesondere über ihre Freigelassenen die Gesetze umgingen.
 
In gewisser Weise gab es schon eine Parallele zwischen den Rittern der Römischen Republik und den Rittern des Mittelalters. In beiden Gesellschaften musste sich ein Ritter den Unterhalt eines Pferdes samt Rüstung und Waffen leisten können. In sofern kann man die Ritter des Mittelalters mit den Rittern der frühen Römischen Republik vergleichen, als der Ritterstand noch ein militärische Bedeutung hatte.
In der späteren Republik und dann besonders im römischen Kaiserreich wurde der Ritterstand vollständig zu einem sozialen und rechtlichen Stand im Reich, wie ja weiter oben ausführlich dargelegt wurde.
 
Die Ritter spielten auch in der Verwaltung der Kaiserzeit eine immer wichtigere Rolle. Einige Posten wurden ausschließlich mit Rittern besetzt. Die wichtigsten dieser Ämter waren die Präfektur von Ägypten und die der Prätorianerpräfekten und der Stadtpräfekt.

Auch die Oberaufsicht für die großen Gladiatorenschulen wurde "procuratores" aus dem ordo equester anvertraut.
 
... in verschiedenen "älteren" Dokumentarfilmen habe ich den ausdruck Ritter im zusamenhang mit dem Römischen Reich gehört. Allerdings finde ich in moderneren Quellen den Ausdruck nicht mehr.
Daher würde ich gerne wissen, was wohl damit gemeint sei. Gab es tatsächlich Ritter ähnlich wie im Mittelalter, oder sind damit vielleicht die den einfachen Legionären höhergestellten Eqietes (hoffe richtig geschrieben) gemeint?

Aktuell wird der Begriff eques bzw. equites verwendet, weil die traditionelle Übersetzung "Ritter" als nicht mehr wortgetreu bzw. sinnkorrekt gilt.
Es handelte sich nämlich auf keinen Fall um Ritter, wie wir sie aus dem europäischen Mittelalter kennen, da sich der Ritter zuvorderst über seine kämpferische Ausrichtung in Verbindung mit Pferd und Rüstung definierte (schwer gepanzerte Kämpfende zu Pferde, die sich zu einem eigenen Adelsstand entwickelten und später "nach unten" abschotteten), während die Verbindung eines eques mit dem Pferd eher als symbolisch zu beschreiben ist (zunächst privilegierte Bürger als Reiter im Heer und dadurch zugleich definierter sozialer Stand; später auch Angehörige der Reiterei, welche auf militärischem Wege sozial aufsteigen konnten).

Kann es also sein, dass das spätere Rittertum tatsächlich als Vorbild die Römischen Equites hatte?

Wie bereits - nicht nur jetzt von mir - geschrieben: Nein.

In gewisser Weise gab es schon eine Parallele zwischen den Rittern der Römischen Republik und den Rittern des Mittelalters. In beiden Gesellschaften musste sich ein Ritter den Unterhalt eines Pferdes samt Rüstung und Waffen leisten können. In sofern kann man die Ritter des Mittelalters mit den Rittern der frühen Römischen Republik vergleichen, als der Ritterstand noch ein militärische Bedeutung hatte.

Grundsätzlich gebe ich Dir Recht, aber bei einer Sache muß ich doch ein wenig widersprechen: die Parallele zwischen den equites (mit diesem Begriff meine ich stets den privilegierten Stand im Römischen Reich) und den Rittern (mit diesem Begriff meine ich stets den wehrfähigen niederen und Dienstadel im europäischen Mittelalter) liegt am ehesten noch tatsächlich in der sozialen Position; zwischen Patriziern und Plebejern die equites, zwischen Hochadel und Gemeinen die Ritter.
Daß sich beide "den Unterhalt eines Pferdes samt Rüstung und Waffen leisten können" mußten, trifft nämlich nicht nur auf diese beiden zu, denn das finden wir bspw. auch bei den S(i)pahis im Osmanischen Reich, die von beiden zu unterscheiden sind, wenn auch ihr sozialer Status gewisse Ähnlichkeiten aufweist.
 
Um die Zwischenfrage zu behandeln...

Kurze Zwischenfrage: MUSSTE ein Ritter im Mittelalter den finanziellen Unterhalt alleine aufbringen? Oder konnte ihm die Rüstung nicht auch von seinem Dienstherren gestellt werden?

Soweit ich es kenne, war dem so - wobei jedoch auszuführen ist, daß der Ritter die Mittel, die er dazu aufbrachte, wiederum aus der Bewirtschaftung seines Lehens (edelfreier Ritter; dies geht auf das fränkische Prinzip zurück, nach welchem mehrere Bauern einen Panzerreiter ausstatten mußten) zog oder als Entlohnung für Hof- und Verwaltungstätigkeit (reichsministerialer Ritter) bezog.
Da es auf diese Weise nicht jedem Ritter möglich war, sich "nach dem neuesten Stand" zu rüsten, liegt hier auch mE ein Grund, warum es - insbesondere im 13. Jh. - ein Nebeneinander verschiedenster Rüstungen und Helme gab, so daß das Erscheinungsbild in mittelalterlichen Ritterheeren nicht einheitlich war.
Dies änderte sich wohl erst, als im Spätmittelalter mit den französischen Ordonnanzkompanien eine Entwicklung begann, welche zu den späteren stehenden Heeren der Neuzeit führte.

Anm. zur Ergänzung: Obwohl die Ritterorden (welche als für das Mittelalter sonst untypische stehende Heere anzusehen sind) eigene Rüstkammern u. dgl. hatten, brachte selbst dort ein "neuer" Ritterbruder eine Grundausstattung - Pferde, Sattel und Zaumzeug, Kettenpanzer, Schwert, Lanze, Zweitwaffe, Helm - gewöhnlich von zuhause mit, welche erst bei Verlust und/oder Beschädigung aus dem Ordensarsenal ersetzt wurde. Aber dieser Typus steht ehedem in einem eigenen Kontext, da er nur bedingt mit dem weltlichen Ritter zu vergleichen ist, denn Lehen mit Eigenwirtschaft, Entlohnung u.ä. war nicht gegeben (da der einzelne Bruder keinen persönlichen Besitz haben durfte und alles dem Orden zufloß), und es gab hier bereits eine ansonsten in mittelalterlichen Heereskontigenten nicht vorzufindende - von den englischen und französischen Heeren während des Hundertjährigen Krieges einmal abgesehen - Tendenz zur Uniformität (wenn diese auch bei weitem nicht an die Uniformität späterer neuzeitlicher Armeen heranreichte).



@DeSilva: Danke für die Linkhinweise.

In diesem Sinne dann bitte weiter bei den equites... :fs:
 
Kurze Zwischenfrage: MUSSTE ein Ritter im Mittelalter den finanziellen Unterhalt alleine aufbringen? Oder konnte ihm die Rüstung nicht auch von seinem Dienstherren gestellt werden?

Ursprünglich bildeten sich die Heere aus den Freien, die im Gegensatz zu den Unfreien kämpften. Karl der Große bestimmte dann aber in verschiedenen Kapitularien, dass eine bestimmte Menge an Land besessen werden müsse, damit ein Freier als Krieger zur Heeresschau kommen dürfe. Wenig später erhöhte er die Zahl des notwendigen Landbesitzes.

Dies bedeutete eine sozialen Abstieg der armen Freien und einen sozialen Aufstieg der reichen Ministerialen ('Krondiener'). Die unfreien Ministerialen waren nämlich belehnt (daher auch er Begriff der Vasallität: Vasall kommt von dem keltischen gwas, Knecht') und erstritten sich das Recht, auch kämpfen zu dürfen (eigentlich wäre ihnen als Unfreien das Tragen von Waffen verboten gewesen), das Lehnswesen wurde auch für Freie immer interessanter, weil es Landzuwachs versprach, der Begriff des Vasallen durchlief eine semantische Verschiebung; die Standesgrenzen zwischen Ministerialen und Adel wurden verwischt. Langer Rede, kurzer Sinn: Ja, ein mittelalterlicher Krieger musste sich selber ausrüsten (können), die Entwicklung des Ministerialen vom Hörigen zum Adeligen ist ein Teilschritt zur Entstehung des mittlalterlichen Rittertums.
 
Die Ritter spielten auch in der Verwaltung der Kaiserzeit eine immer wichtigere Rolle. Einige Posten wurden ausschließlich mit Rittern besetzt. Die wichtigsten dieser Ämter waren die Präfektur von Ägypten und die der Prätorianerpräfekten und der Stadtpräfekt.

Hier muss ich eine kleine Korrektur anbringen: Der Stadtpräfekt von Rom (der praefectus urbi auf jeden Fall und meines Wissens auch der spätere praetor urbanus) war kein Ritter sondern ein Vertreter des Senatorenstandes!
Wobei anzumerken ist, dass Ritter durchaus auch durch eine adlectio in den Senat gelangen konnten (allerdings erst nach der 4. Stufe des Militärdienstes, die aber eigentlich nur Militärgenies vorbehalten war).
 
So weit es mir bekannt ist, wurden zur Zeit der Karolinger berittene Truppen auch von Reichen ausgerüstet. Ein Adeliger rüstete direkt im Untergebene als Reiter oder berittene Infanterie aus.

Anfänglich konnten solche Gefolgsleute eines Adeligen vom Vermögen wie von der Stellung her sogar noch unter Bauern stehen, reichere Freie Bauern waren von ihrer Stellung her vermögender und unabhängiger als solche Gefolgsleute die manchmal sogar eher im Bereich der Knechte anzusehen sind.

Gerade unter den Karolingern waren viele Berittene zudem Berittene Infanterie, für den Kampf stiegen diese Kämpfer ab.

Den Militärdienst mussten nicht nur Leute mit ausreichend Land leisten sondern oft genug auch Leute die nur wenig Land besassen. Gerade unter Karl dem Großen wurden sehr viele Leute für den Militärdienst eingezogen.

Man konnte davon nur verschont bleiben wenn man seinen Status als Freier aufgab und sich unter die Obhut eines Adeligen stellte, dann musste man nicht zum Militärdienst, war aber dann kein Freier mehr sondern gebunden und musste dann auch für die Ausrüstung der Reiter die der Adelige aufstellte mitbezahlen.

So entstand die Trennung der beiden Schichten und die Auflösung der Freien Bewaffneten. Gerade aber unter den Karolingern waren viele „Ritter“ noch keine Adeligen und von ihrer Stellung her oft eher unter den Freien Bauern. Erst mit dem Ende der Karolinger und der Aufstellung eines Reiterheeres durch Heinrich usw änderte sich dann zunehmen die soziale Stellung der Ritter.
 
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