warum liest du nicht mal die Chronika der Sachsen und Niedersachsen, dann wüsstest du das Drusus und Germanicus nicht ein und dieselbe Person sind.
Wer Drusus und Germanicus sind, weiß ich auch ohne eine Chronik des 16. Jahrhunderts gelesen zu haben.
Für die Lektüre der Chronik war es heute Nacht zu spät, deswegen bin ich auch auf Deine Behauptung, wonach
"Johannes der Jüngere Baumgarten in der Chronika der Sachsen und Niedersachsen sagt, dass Drusus und Germanicus bis an Saale und Elbe kamen" reingefallen.
Wo Germanicus hingekommen ist, schreibt Baumgart natürlich nicht, das war wieder einer Deiner zahlreichen Versuche, alten Schriftstellern etwas in die Schuhe zu schieben, was sie nie geschrieben haben.
Baumgarts Vorlage ist die
Sachsenchronik von 1492.
In dieser Chronik ist von Drusus und Germanicus überhaupt nicht die Rede. Was da steht, ist ungefähr folgendes (Zitate und Schreibweisen nach
Baumgart):
Als die Welt gerade 1611 Jahre alt war, kam bekanntlich die Sintflut und "verschlang alles was in der Welt war", mit Ausnahme der Arche Noah. Noah hatte drei Söhne: Sem, Ham und Japhet. Sem hatte einen Sohn "der hies Arphaxat / von dem ward gezeuget ein Sohn Sale genandt. Der lebte 443. jahr. Er bawete eine Stadt mit namen Salem / heisset nun Jerusalem."
Von dieser Ahnenlinie geht es nun pfeilgerade "biß an den König Romolum der Rom erbawete / vnd der nehest an König Alexandrum vnd Keyser Julium vnd folgends an Kayser Augustum vnter welchem Gott geboren ward / vnd dann / vom ersten anzuheben von Keyer Carl dem grossen / vnd dann weiter biß auff diese gegenvertige zeit."
Die Römer glaubten an sieben Planetengötter: Sol, Luna, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn.
Kaiser Julius unterwarf Germanien und brachte es zum römischen Glauben. Er baute sieben Burgen, die den sieben Planeten geweiht waren. In diesem römischen Glauben bliebt das Volk bis zur Zeit Karls des Großen, "welcher sie zum Christlichen Glauben bekeret / die Abgötterey zerstöret / vnd den Römischen Glauben hat abgesatzt".
Auch der Chronist von 1492 lässt keinen Zweifel daran, welcher "Kaiser Julius" hier gemeint ist:
"Von der geburt Christi 47. Jar / waren im Römischen Reiche drey Könige / der eine hies Pompieus / der ander Crassus / der dritte Julius. Dieser Julius war ein Son des Julj vom geschlechte Aeneae. Diese drey Könige teilten das Reich", wobei Julius Germanien zufiel. Die sieben Burgen sind:
Sol: Soltweddel
Luna: Lüneburg
Mars: Marsburg
Merkur: Wolgast
Jupiter: Ilenburg
Venus: Megdeborg
Saturn: Hartzborg
Soweit also das Geschichtsbild der Chronik von 1492.
Baumgart kommentiert das nun mit seinem Wissensstand - fast hundert Jahre später (1589).
Baumgart verfügt über Kenntnisse römischer Geschichtsschreibung, z. B. muss er Tacitus' Germania gekannt haben (Erwähnung der "Isis"-Verehrung bei den Sueben). Er weiß, dass die Triumvirn keine "Könige" waren - Julius Caesar war Consul und Dictator, aber kein "König". Ihm ist klar, dass Julius Caesar keine Städte in Norddeutschland gegründet haben kann, da er nur kurzzeitig den Rhein überschritten hat. Und er erwähnt Drusus und Germanicus, die der Autor der Vorlage von 1492 wohl noch nicht gekannt hat.
Über Geheimwissen, das wir heute nicht mehr haben, hat aber auch Baumgart nicht verfügt.