Sollte man zumindest meinen. Die Griechen kämpften mit einer "schiefen" Phalanx, dh der rechte Flügel war tiefer gestaffelt als der linke und sie haben aus dieser Aufstellung heraus versucht mit ihrem rechten Flügel in einer Art Kreiselbewegung dem gegnerischen rechten Flügel entscheidend in die Flanke zu fallen. Epaminondas kam dann auf die Idee das genau umgekehrt zu machen, linker Flügel noch tiefer gestaffelt als üblicherweise der rechte und die Spartaner waren nicht in der Lage darauf zu reagieren und wurden regelmäßig besiegt.
Naja, zweimal mWn. Aber hat für eine Weile thebanischer Hegemonie gereicht.
Zur schiefen Schlachtordnung: Als solche wird mWn nur die thebanische des Epaminondas bezeichnet, bei der der linkie Flügel tatsächlich verstärkt und sehr tief gegliedert war.
Das traditionelle Übergewicht des rechten Flügels lag mWn nicht an einer tieferen Gliederung, sondern eher daran, dass dort eher die "besseren" Truppen standen (bei Leuktra bspw die Spartiaten), und an der Rechtsdrift der klassischen Phalanx, die dazu führte, dass der rechte Flügel den linken des Gegners überflügeln und umfassen konnte.
Du hast natürlich recht, dass dieses thebanische Vorgehen eine durchdachte Reaktion auf die damalige Entwicklung der grichischen Phalanx war. Allerdings keine spontane, sondern eben eine von langer Hand geplante. Das ist mE der wichtige Unterschied zur römischen Armee, zumindest seit diese sich mehr und mehr zur Berufarmee entwickelte.
Das kann man in der Schlacht von Pharsalos beobachten (wenn man hier Caesars Schilderung vertraut, was natürlich nicht ganz unproblematisch ist): Als Reaktion auf die Aufstellung der Armee Pompejus verstärkte Caesar einen gefährdeten Flügel und schlägt so einen Reiterangriff zurück, der sonst ausgesprochen gefährlich hätte werden können.
Diese Möglichkeit, schnell auf gegebene Situationen reagieren zu können, gibt es mE nur mit disziplinierten, gedrillten Berufssoldaten oä erfahrenen Truppen. Daher:
Ganz generell aber möchte ich noch anmerken, dass es kein Patentrezept gibt, um eine Schlacht zu gewinnen. Schlachten werden aus den unterschiedlichsten Gründen und aufgrund unterschiedlichster Faktoren gewonnen oder verloren. Eine Taktik, die unschlagbar immer funktioniert, gab und gibt es nicht - schon deshalb nicht, weil sich Armeen auf erfolgreiche Taktiken ihrer Gegner irgendwann einstellen.
Genau; gegen jede Taktik gibt es vermutlich eine Gegentaktik. Wer aber während einer sich anbahnenden bzw laufenden Schlacht umdisponieren kann, hat einen enormen Vorteil vor einem Gegner, der sich schon beim Aufmarsch mehr oder minder für ein bestimmtes Vorgehen entscheiden muss.
Wenig helfen tut das natürlich, wenn es gar nicht die große, offene Feldschlacht ist, sondern eine Armee auf dem marsch immer wieder angegriffen wird, sei es aus dem Hinterhalt im unübersichtlichen Gelände (Varusschlacht), sei es durch berittene Schützen ohne eigene adäuqate Reiterbedeckung (Carrhae/Crassus).
Interessanterweise wiederholt sich dies am Ende des 18. Jh., aber unter umgedrehten Vorzeichen. Die feudalen Berufsheere der Lineartaktik waren viel mehr an die vor der Schlacht eingenommmene Aufstellungen gebunden, eine Umdisposition war schwierig bzw nur unter günstigen Umständen möglich. Als Beispiel mögen hier Leuthen auf der einen Seite dienen, wo Friedrich II mit einer "schiefen Schlachtordnung" ein ganz ähnliches Manöver gelang wie Epaminondas bei Leuktra; auf der anderen Seite Kolin, wo es Braun gelang, seine Truppen umzustellen, nachdem er Friedrichs II Plan gewahr wurde, den bedrohten Flügel stärkte und den Preussen eine blutige Niederlage bereitete.
Napoleon hingegen besiegte die feudalen Armeen immer wieder mit einer (theoretischen) Wehrpflichtigenarmee, die in ihrer taktischen Entwicklung während einer Schlacht sehr viel flexibler war. Einen festen Schlachtplan (wie Friedrichs schiefe Schlachtordnung) hatte er nicht, sondern eher ungefähre taktische Ideen, die sich dann erst im Verlauf der Auseinandersetzung konkretisierten; bzw von seinen Truppenführern selbständig getroffen wurden.