Den kannte ich noch nicht, gleichwohl aus Nordhessen. Im Knüllgebirge konnte kürzlich ein wildlebender Luchs bestätigt werden. Vor ein paar Jahren büxte ein Wolf aus dem Wildpark Knüll bei Homberg/Efze aus und wurde einige Wochen später in Baden-Württemberg überfahren. An der Eder ist wieder ein Biber heimisch, und es wurden von Sportanglern mehrere Sichtungen am Mittellauf der Schwalm bestätigt. Zwei Fischotter (durch Wildkamera bestätigt) haben die Kois von meinem Nachbarn gefressen, und auch Kolkraben gibt es wieder im Schwalm-Eder Kreis. Es kehren Arten zurück, die man nicht mehr auf dem Schirm hatte. Löns schrieb um 1909, dass Wölfe wohl nie wieder in Friedenszeiten Deutschland besiedeln könnten. Hin und wieder gab es Wölfe als Wechselwild in Ostpreußen, seltener noch in den Vogesen.
Das Canis Lupus in Deutschland wieder heimisch wurde, verdankte er einer ungewöhnlichen Situation im Kalten Krieg. Über die Hintertür ist er wieder eingewandert, ohne sich um bürokratische Hürden zu scheuen-und jetzt ist er wieder da. Einige erklären Wölfe kategorisch für harmlos. Aussagen dass es in den letzten 150 Jahren keine Angriffe auf Menschen gab, stützten sich vor allem auf Literatur aus Nordamerika und gaben durchaus den aktuellen Forschungsstand wieder.
Aus Europa und Asien gibt es zahlreiche Berichte von Wolfsangriffen und Maneaters. Die kulturgeschichtliche Rezeption des Wolfs in Europa ist so unterschiedlich und heterogen wie ihr Gegenstand. 1. Als bewunderter Jäger und Totemtier, als Symbol für Aggressivität und Stärke, 2. Als Begleiter von Göttern, 3. Als Ungeheuer das den Weltenbrand auslöst, 4. Als Symbol des Antichristen, "reißende Wölfe", "Wölfe im Schafspelz" die die Gemeinde bedrohen. 5. Als Viehräuber und Jagdschädling, Ungeziefer, das von jedermann gejagt und getötet werden durfte. 6. Als trotzdem geschätzte Jagdbeute und Trophäe. 7. Als Sinnbild für die dissoziale, reißende Natur des Menschen vor irgendwelchen Gesellschaftsverträgen (vgl. Thomas Hobbes Homo homini lupus est. 8. Als Sinnbild und durchaus positiv bewertetes Modell des Sozialdarwinismus. Der Wolf tut das, wozu ihn die Evolution gemacht hat, und nur Gutmenschen und Humanitätsdusler bedauern, dass er das Kranke und Schwache ausmerzt. Wolf ja auch der Spitzname eines selbsternannten Schädlingsbekämpfers, Opern- und Hundefreundes. Schließlich das Wolfsbild Als politisch korrekter Beutegreifer und missverstandene Kreatur, artengeschützt und kategorisch harmlos-solange er nicht den freilaufenden Yorkshireterrier frisst.
Wölfe sind Raubtiere, hochentwickelte Beutegreifer, die in freier Wildbahn ausgewachsene Elche, Bisons und Wapitis (Elk) erlegen. Normalerweise greifen sie Menschen nicht an, gehen ihnen aus dem Weg. Es weidet Vieh nicht mehr im Wald, es wird nicht von Kindern und Jugendlichen gehütet, Epidemien sind selten geworden, jedenfalls werden nicht Leichen in der Wildnis entsorgt, es gibt ausreichend natürliche Beute für Wölfe, und die existierenden Rudel werden durchaus aufmerksam beobachtet. Es gibt Vergrämungsabschüsse mit schwach geladenem Pulver und Gummischrot, und es ist Möglich "Problem-Wölfe" abzuschießen.
Ich gehöre nicht zu den Wolfsliebhabern-Wenn ich aber auch "Horror-Geschichten" über Wölfe-sie sind wahr-gepostet habe, begrüße ich die Rückkehr der Wölfe. Der Mensch war nicht immer an der Spitze der Nahrungskette, und zuweilen zeigt sich auch heute noch, dass er ein Glied darin werden kann. Was er ist, dass ist er in der Auseinandersetzung mit großen Beutegreifern und charismatischem Großwild geworden. Wenn die völlig aus seinem Bewusstsein verschwinden, wenn man sie nur noch als Exponate aus Naturkundemuseen kennenlern oder Zoologischen Gärten, verarmt auch der Mensch kulturell.
Ich würde zu gerne mal einen Wolf in freier Wildbahn beobachten und mit einer Hasenklage, oder Kitzangstruf zum zustehen bringen und vors Objektiv locken.