Samoa

silesia

Moderator
Teammitglied
Hallo,

kann mir jemand bei den kolonialen Auseinandersetzungen von 1880 bis 1890 um die Inselgruppe Samoa weiterhelfen?

Das Deutsche Reich bzw. deutsche Unternehmen hatten hier wohl Wirtschaftsinteressen, bei denen es um "Kobra" gegangen sein soll. Kollisionen gab es mit Großbritannien (wegen Wirtschaftsinteressen) und den USA wegen des Flottenhafens Pago-Pago.

Bei einer Konfrontation im Hafen sollen sich mehrere deutsche und amerikanische Kriegsschiffe bedroht haben, aufgrund eines Unwetters sollen dann mehrere Schiffe verloren gegangen sein.

Weiß jemand mehr? War das zeitweise eine deutsche Kolonie?
 
Hilft Dir vielleicht weiter:
Schutzgebiet Samoa - Suedsee
Gruß
Cisco

Vielen Dank, cisco, das hilft sehr!

Demnach ging es um die Kanonenboote Adler und Eber, laut Bericht im Flottenkalender 1939:
http://www.jaduland.de/kolonien/samoa/text/adler.html

Was darin nicht erwähnt ist, wäre die Konfrontation mit den amerikanischen Kriegsschiffen, bei gefechtsklaren Geschützen. Dies soll der Grund gewesen sein, warum die Schiffe trotz des aufziehenden Tropensturms nicht den Hafen verlassen haben.

Btw: Weiß jemand, was "Kobra" ist? Dem soll das Hauptinteresse an Samoa gegolten haben, nachdem Pago-Pago schon an die USA übergeben war. Godeffroy & Sohn handelte wohl damit.
 
Es geht nicht um Kobra, die Schlange, sondern Kopra aus Kokosnüssen
Kopra - Wikipedia

Mal wieder schwadronieren:

Als ich 10-14 Jahre alt war, war alles klar. Ich fahr mal zur See!
Gab bei uns eine "Marinekameradschaft" habe ich mich immer um die rumgetrieben.
Da war ein alter Seebär, muss vor 1914 bei der kaiserlichen Marine gewesen sein.
Der erzählte fortwährend von den Frauen auf Samoa, "den schönsten Frauen der Welt"!

War ich damals wild entschlossen, mal in Apia eine Braut abzuschleppen.


Die Rangeleien um Samoa gingen relativ lange. Schließlich wurde die Inselgruppe unter den Amis und Deutschen geteilt. Die Neuseeländer durften sie dann 1914 "erobern".
 
Samoa ist der eigentliche Beginn der schwarz-weiß-roten Kolonialbestrebungen, nachdem Godefroy in die Insolvenz ging, wollte Bismarck (was verwundert, aber vielleicht hatte er auch von den schönen Frauen gehört;)) die Inseln übernehmen.
Die "Samoa-Vorlage" wurde aber vom Reichstag 1878 abgeschmettert.

Die US-Amerikaner, die Briten und die Deutschen einigten sich dann nach diversen Kabbeleien, in die örtliche Häuptlinge verwickelt waren, die Inseln unter gemeinsamem "Schutz" selbständig zu belassen. 1900 wurde dann die Inselgruppe zwischen den USA und Deutschland geteilt. Die Briten erhielten zum Ausgleich Tonga und ein paar zusätzliche Salomon-Inseln die zuvor deutsch gewesen waren.

Zu Kopra und anderen Erzeugnissen der Südsee wie Perlen, Perlmutt usw. empfehle ich Fachliteratur z. b. Jack London.
 
Zu Kopra und anderen Erzeugnissen der Südsee wie Perlen, Perlmutt usw. empfehle ich Fachliteratur z. b. Jack London.

Mir war der Begriff bislang nur als Bannware im Handelskreuzerkrieg bei aufgebrachten Handelsschiffen begegnet :pfeif:


Zurück zu der Konfrontation: Sind Aussagen von Wilhelm II. belegbar, wonach die zu schwache Marinepräsenz und die Fehlschläge bei Samoa (durch Kanonenböötchen etc.) den Ruf nach mehr schweren Panzerschiffen verstärkte?
 
Zu Wilhelm, Panzerschiffen und Samoa werde ich nochmals nachlesen.


Dann würde ich noch eine Anfrage beim Foren- Kolonialspezialisten Arne empfehlen, der ja "leider nicht auf Samoa" lebt.


Laut oberflächlicher Durchsicht der "Militärgeschichte 1649-1939 Band 5" ist das nicht zu belegen.
In den 1890er Jahren gab es die verschiedensten Versuche dem Reichstag Geld für den Kreuzerbau abzuluxen, aber Samoa ist mir nirgends untergekommen, Chile, Brasilien mehrfach, mit zum Teil recht linken Touren, aber wie gesagt, Samoa konnte ich nicht entdecken.
 
Die "Samoa-Vorlage" wurde aber vom Reichstag 1878 abgeschmettert.

Sorry, das war 1880 :) Zu den Vorgängen damals :
Reichskanzler Otto von Bismarck schickt am 1. Januar 1880 von seinem Landgut Varzin einen Erlass nach Berlin: Das Deutsche Reich möge eine bekannte Hamburger Firma retten, die „aus Gründen, deren Ursprung nicht in ihrem Südsee-Geschäft lag“, in eine aktuelle Notlage geraten sei. Sofort beginnen die Beamten in Berlin, das erforderliche Gesetz vorzubereiten. Was sie nicht ahnen: Bismarck ist einer gezielten Fehlinformation aufgesessen. Joh.Ces. Godeffroy & Sohn bewegt sich bereits seit Jahren am Rande des finanziellen Ruins – allein sein legendärer Ruf hat das Unternehmen bisher gerettet.
Jetzt, als der Untergang kaum noch aufzuhalten ist, spielt Cesar Godeffroy (1813–1885) seinen letzten Trumpf. Er lanciert das Gerücht, England beabsichtige die „kurzfristige Verlegenheit“ der Godeffroys zu benutzen, um auf Samoa Fuß zu fassen. Bismarck schluckt den Köder...............

Die Zeit - Wirtschaft : Schönwetter-Kapitalist
 
Jetzt, als der Untergang kaum noch aufzuhalten ist, spielt Cesar Godeffroy (1813–1885) seinen letzten Trumpf. Er lanciert das Gerücht, England beabsichtige die „kurzfristige Verlegenheit“ der Godeffroys zu benutzen, um auf Samoa Fuß zu fassen. Bismarck schluckt den Köder...............

Was hier alles rauskommt ...:cool:
Nun sind wieder wieder bei wirtschaftlichen Verquickungen angelangt.

Ich bin mir fast sicher, noch irgendetwas zur Wirkung der kümmerlichen deutschen Marinepräsenz vor Samoa auf Wilhelm II. gelesen zu haben, nach dem Motto: genau das soll uns nicht wieder passieren, zu den Kolonien brauchen wir große Pötte.
 
Was hier alles rauskommt ...:cool:
Nun sind wieder wieder bei wirtschaftlichen Verquickungen angelangt.

Ich bin mir fast sicher, noch irgendetwas zur Wirkung der kümmerlichen deutschen Marinepräsenz vor Samoa auf Wilhelm II. gelesen zu haben, nach dem Motto: genau das soll uns nicht wieder passieren, zu den Kolonien brauchen wir große Pötte.

Die Wirkung auf Willem zwo kann es nicht gewesen sein.

Als in Chile Revolution und Bürgerkrieg war, und die deutschen Salpeter-Interessen (20% des Chile-Salpeters muss in deutscher Hand gewesen sein) massiv bedroht waren, sei auf Anweisung des Kaisers das Kreuzergeschwader mit vorgeschobenen Gründen in Asien "beschäftigt" worden, um beim Reichstag die Mittel für einen zusätzlichen Kreuzer genehmigt zu bekommen. Nach dem Motto "wir würden ja gerne die deutschen Interessen schützen, wir haben aber leider leider zu wenig Schiffe".

Ein "das muss anders werden" Effekt beim Kaiser war wohl, als während des Burenkriegs die Briten deutsche Handels-Schiffe gekapert und beschlagnahmt haben.
 
Ein "das muss anders werden" Effekt beim Kaiser war wohl, als während des Burenkriegs die Briten deutsche Handels-Schiffe gekapert und beschlagnahmt haben.
Das ist ja interessant, höre ich zum ersten Mal. Ist zwar offtopic, aber kannst du da mehr drüber sagen?
 
Das ist ja interessant, höre ich zum ersten Mal. Ist zwar offtopic, aber kannst du da mehr drüber sagen?

OK, suche ich raus. Aber nicht heute.

Ich bin mir fast sicher, noch irgendetwas zur Wirkung der kümmerlichen deutschen Marinepräsenz vor Samoa auf Wilhelm II. gelesen zu haben, nach dem Motto: genau das soll uns nicht wieder passieren, zu den Kolonien brauchen wir große Pötte.

Ist sehr gut möglich. Seine Majestät hat sich ja sehr in Marineangelegenheiten gekniet.

Während des japanisch/chinesischen Kriegs waren 8 deutsche Dampfer mit Kriegsmaterial unterwegs, 5 nach China 3 nach Japan, war ja klar Konterbande, hat man die Pötte versichert. Die Käufer der Policen, hauptsächlich wohl Hamburger Großkaufleute, haben dann natürlich nach dem Schutz des Reiches geschrien. Die japanische flotte, mit leichter gepanzerten mit Schnellfeuerkanonen ausgerüster Schiffen, hat die Chinesen zusammengedeppert. Das bisherige Konzept stark gepanzerter Schiffe schien überholt
Auf Grund dieser Erfahrungen hat SM persönlich einen Kreuzertyp entworfen. Herta-Klasse, von dem er möglichst viele haben wollte.
Aber der Reichstag sah das anders, so bekam SM nur ein paar.
 
Das ist ja interessant, höre ich zum ersten Mal. Ist zwar offtopic, aber kannst du da mehr drüber sagen?

Zum Burenkrieg:

Quelle: Dt. Militärgeschichte 1648-1939 Band 5 Seite 256 Herausgeber MGFA

...als lokale Kräfte der britischen Marine... nicht nur beliebige deutsche Schiffe... sondern auch mit Sicherheit honorige Reichspostdampfer ... beschlagnahmten, brach in Deutschland ein Sturm der Entrüstung los. .....Der Reichstag war sich in der Verurteilung des britischen Vorgehens einig wie selten. .... wie Wilhelm II in seinen Memoiren berichtet:
"Tirpitz rief aus: "jetzt haben wir den Wind, den wir brauchen um unser Schiff in den Hafen zu bringen; das Flottengesetz geht durch, Euere Majestät müßten dem englischen kommandanten noch einen Orden verleihen..." Der Reichskanzler bestellte Sekt, und so tranken wir drei mit Dank an die englische Marine, die sich so hilfreich erwiesen..."

es war also nicht so, dass SM das AH-Erlebnis brauchte, das hatte er schon immer, sondern der Reichstag.
 
Wieder gefunden:


Der Falke-Zwischenfall, März 1899 (vor Apia/Samoa): Aufforderung des amerikanischen Kreuzers Philadelphia an Kanonenboot Falke, das Schiff zur Seite zu legen, damit die Philadelphia besser in die deutschen Pflanzungen schießen könne. Die Auseinandersetzung stand kurz bevor, bevor die deutsche Seite der Gewaltandrohung wegen Unterlegenheit nachgab. Der Rückzug der unterlegenen Falke in einer Kette von Beinahe-Zusammenstößén wurde als Schmach betrachtet.

Rede Wilhelm II. vor der versammelten Mannschaft der Falke am 10.10.1899 nach Rückkehr:
"Wir wollen hoffen, dass der Tag nicht mehr fern ist, wo Deutschland größere und mächtigere Schiffe und mehr von ihnen in ferne Seegebiete zum Schutz seiner Interessen heraussenden kann und dass alle anderen Nationen seine berechtigten Wünsche akzeptieren werden"

(zitiert nach Kennedy, The Samoan Tangle, A Study in Anglo-German-American Relations, in: Nuhn, Kolonialpolitik und Marine, S. 67ff und 231)
 
Wieder gefunden:


Der Falke-Zwischenfall, März 1899 (vor Apia/Samoa): Aufforderung des amerikanischen Kreuzers Philadelphia an Kanonenboot Falke, das Schiff zur Seite zu legen, damit die Philadelphia besser in die deutschen Pflanzungen schießen könne. Die Auseinandersetzung stand kurz bevor, bevor die deutsche Seite der Gewaltandrohung wegen Unterlegenheit nachgab. Der Rückzug der unterlegenen Falke in einer Kette von Beinahe-Zusammenstößén wurde als Schmach betrachtet.

Rede Wilhelm II. vor der versammelten Mannschaft der Falke am 10.10.1899 nach Rückkehr:
"Wir wollen hoffen, dass der Tag nicht mehr fern ist, wo Deutschland größere und mächtigere Schiffe und mehr von ihnen in ferne Seegebiete zum Schutz seiner Interessen heraussenden kann und dass alle anderen Nationen seine berechtigten Wünsche akzeptieren werden"

(zitiert nach Kennedy, The Samoan Tangle, A Study in Anglo-German-American Relations, in: Nuhn, Kolonialpolitik und Marine, S. 67ff und 231)


Da hört sich dies etwas anders an:
In March 1899, with Commander-in-Chief Rear Admiral Albert Kautz embarked, Philadelphia steamed to the Samoan Islands for duty in connection with the settlement of civil difficulties by the Samoan Commissioners of the United States, Great Britain, and Germany. A landing party from Philadelphia went ashore in the vicinity of Vaiele 1 April to act in concert with a British landing party. The combined force, ambushed by adherents of Chief Mataafa, sustained seven killed and seven wounded, including two American officers, Lieutenant Philip Lansdale and Ensign John R. Monaghan, and two bluejackets killed, including Seaman Norman Edsall, and five bluejackets wounded. Philadelphia remained in the Samoan Islands until 21 May 1899, when she steamed for the west coast via Honolulu.
aus

Der Kaiser wollte "ums Verrecken" seine große Flotte haben, und mir scheint da ist so manches an Propaganda gelaufen.

Laut "MGFA Militärgeschichte Band 5" haben weder die Amis noch die Deutschen ihre jeweiligen Rechte seit 1890 zur Anlegung eines Marinestützpunktes genutzt.

Auch Wilhelm sei 1899 zu einem Tauschgeschäft mit den Briten Samoa gegen einen Landstrich in "Westafrika" bereit gewesen. Die Alldeutschen wollten die Inseln aber anscheinend unbedingt haben (Frauen?:cool:) und hätten Tirpitz mobilisiert. so dass der Deal dann anders ablief.
 
Zurück
Oben