Schwäbische Sprachursprünge

hyokkose schrieb:
Warum denn gleich so bescheiden?

"Selbst die Sprache der Tadschiken (ein iranisches Bergbauernvolk, das im nördlichen Afghanistan und in den ehemaligen Sowjetrepubliken Tadschikistan und Usbekistan lebt) hat ihre Wurzeln im Schwäbischen." (Helmut Pfisterer, Schwäbisch - Varianten einer Weltsprache, Tübingen 2000/2004, S. 71)
Dies bezog sich wohl eher auf die Deportation von Wolgadeutschen...
Echte deutsche Wurzeln sind illusionär, besonders was das Schwäbische angeht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lungos schrieb:
Dies bezog sich wohl eher auf die Deportation von Wolgadeutschen...
Echte deutsche Wurzeln sind illusionär, besonders was das Schwäbische angeht.

Nein, das war eher ein Insider-Gag...


Aber um mal eine ernsthafte Frage ernsthaft zu beantworten:

Lungos schrieb:
Ich denke hierzu gehört z.B. (hochdeutsch - schwäbisch):
diese - selle
dieser - seller
dieser einzigen (dieserer) - sellrer
Allerdings könnte dieser Ausdruck auch aus dem französischen hergeleitet sein (elle=sie), aber vielleicht kommt dies auch aus einer anderen Sprache???

Das Wort "selle/r" kommt weder aus dem Französischen noch aus einer anderen Sprache, sondern aus dem urdeutschen "selb(ig)e/r". Quelle: Schwäbisches Wörterbuch, wie von Mercy empfohlen.
 
Und noch eine ernsthafte Antwort:

Leopold Bloom schrieb:
Wobei: Wieso und woher Gsälz? (Anachronismus?)

Man sollte es nicht glauben, aber es kommt tatsächlich von "Salz". Ursprünglich bezog sich das Wort "Gesälz" auf mit Salz konservierte Lebensmittel, dann auf konservierte Lebensmittel aller Art, und schließlich blieb die Bedeutung an - salzlos- konservierten Früchten hängen und ist heute gleichbedeutend mit "Marmelade".
 
Außer den Einflüssen der heutigen Nachbarn sind doch natürlich die Ursprünge wichtig.
Die Germanen haben eine keltische u. Keltoromanische Bevölkerung überlagert. Ihre Einflüsse kann man sicherlich noch nachweisen. Solche Minderheiten hat es noch bis im Mittelalter gegeben. Die Kelten hatten wiederum mehrere Wurzeln. Neben den Indoeuropäern die Donauackerbauern und die Vorbevölkerung die vor diesen das heutige Süddeutschland bevölkerten.
 
naja, wasi wass, hätt´s schwöbisch zomna grosstal o alemannischi worzla.

davon gehe ich jetzt einfach mal aus aufgrund der sonstigen alemannischen tradition im heutigen BaWü.
 
Meister schrieb:
naja, wasi wass, hätt´s schwöbisch zomna grosstal o alemannischi worzla.

davon gehe ich jetzt einfach mal aus aufgrund der sonstigen alemannischen tradition im heutigen BaWü.

Das ist korrekt. Schwäbisch gehört zu den alemannischen Dialekten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alemannische_Dialekte


Paul schrieb:
Die Germanen haben eine keltische u. Keltoromanische Bevölkerung überlagert. Ihre Einflüsse kann man sicherlich noch nachweisen. Solche Minderheiten hat es noch bis im Mittelalter gegeben.
Das ist nicht korrekt. Das Keltische war bereits ausgestorben, als die Alemannen den Limes überrannten. Meines Wissens sind keine keltischen Spracheinflüsse in heutigen alemannischen Dialekten nachweisbar.
 
Schwäbisch ist zwar Allemannisch, aber von der Sprache her etwas ganz anderes...
Oft bezieht man den schwäbischen Ursprung weniger auf die Sueben, sondern genauer auf die Semnonen, die auch schon früher etwas kultivierter und abgehobener gewesen sein sollen :p .

Die Schwaben werden von Norddeutschen öfters als "Bayern" verkannt und bayerische Ausdrücke den Schwaben zugeschrieben.

Der schwäbische Hampelmann nimmt viele ernst ausgesprochene Worte nicht ernst (z.B. "Leck mich am Arsch" kann auch nett gemeint sein) und sich nett anzuhörende Äußerungen (wie z.B. der "Grasdackel") sind schwere Beleidigungen.
 
hyokkose schrieb:
Und noch eine ernsthafte Antwort:



Man sollte es nicht glauben, aber es kommt tatsächlich von "Salz". Ursprünglich bezog sich das Wort "Gesälz" auf mit Salz konservierte Lebensmittel, dann auf konservierte Lebensmittel aller Art, und schließlich blieb die Bedeutung an - salzlos- konservierten Früchten hängen und ist heute gleichbedeutend mit "Marmelade".


Salz/Gesalzenes wäre das einzige gewesen, auf das ich gekommen wäre. Aber ich hielts für einen Anachronismus....
 
Hallo Hyokkose,
es gibt (viele?) Keltische Worte im Deutschen, z.B. das Wort Halle, welches vom keltischen Wort für Salz kommt. Die Halle entsteht beim Salzabbau.
Ich würde es nur natürlich finden, wenn diese keltischen Worte in den süddeutschen Dialekten stärker auftreten, als im Hochdeutschen, also nicht alles ins Hochdeutsche übernommen wurde!
Wenn für die gleiche Bedeutung mehrere Worte zur Verfügung stehen, wie es nach Vermischungen natürlich ist, werden auch Worte aus dem keltischen dabei sein z.B. Pferd, "Gaul", Ross...
 
Noch zur Ergänzung,
die Sprachwissenschaftler meinen aus der Art, wie keltische u. romanische Worte u. Namen z.B. ins Allemanische(schwäbische) übernommen wurden erkennen zu können, das die verschiedenen Bevölkerungen lange nebeneinander gelebt haben(auch vor der Eroberung), bis das germanische Sprachelement die anderen Einflüsse stark zurückdrängte.
Beispiele für die vielen Namen keltischen Ursprungs z.B. Gewässernamen mit Brig, von Briga(Bergfluß) zusammenhängend im Link.
http://www.alemannisch.de/hauptvers...eichnis/unsere_sproch/body_unsere_sproch.html
Die Bezeichnung Deutsch kommt wahrscheinlich vom keltischen Teuta = Volk
 
Paul schrieb:
Hallo Hyokkose,
es gibt (viele?) Keltische Worte im Deutschen, z.B. das Wort Halle, welches vom keltischen Wort für Salz kommt. Die Halle entsteht beim Salzabbau.
Das Wort "Halle" hat nichts mit Salz zu tun, und es ist auch nicht keltisch, sondern ist verwandt mit den Wörtern "Helm" und "hüllen". Es stammt auch nicht aus Süddeutschland, sondern ist im Altsächsischen und Altnordischen belegt und hat sich großflächig im deutschen Sprachraum erst in der Neuzeit ausgebreitet.


Paul schrieb:
Ich würde es nur natürlich finden, wenn diese keltischen Worte in den süddeutschen Dialekten stärker auftreten, als im Hochdeutschen, also nicht alles ins Hochdeutsche übernommen wurde!
Kann schon sein, daß Dir das gefallen würde, nur gibt es solche keltischen Wörter speziell in den süddeutschen Dialekten nicht.
 
Paul schrieb:
Beispiele für die vielen Namen keltischen Ursprungs z.B. Gewässernamen mit Brig, von Briga(Bergfluß) zusammenhängend im Link.
Daß sich viele keltische Orts- und Gewässernamen erhalten haben, ist unbestritten, führt jedoch nicht zu den Wurzeln des schwäbischen Dialekts.

Paul schrieb:

Der Link funktioniert mal wieder nicht, vielleicht geht es so:
http://www.alemannisch.de/Hauptvers...eichnis/Unsere_Sproch/body_unsere_sproch.html

Leider ist auch hier kein einziges Wort als Beispiel für die angeblich keltischen Sprachreste im Alemannischen zu finden.



Paul schrieb:
Die Bezeichnung Deutsch kommt wahrscheinlich vom keltischen Teuta = Volk
Richtiger ist, daß beide Wörter auf eine gemeinsame indoeuropäische Wurzel zurückgehen. (Vgl. http://geschichtsforum.de/showpost.php?p=39754&postcount=186)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Paul schrieb:
Noch zur Ergänzung,
Beispiele für die vielen Namen keltischen Ursprungs z.B. Gewässernamen mit Brig, von Briga(Bergfluß) zusammenhängend im Link.
http://www.alemannisch.de/hauptvers...eichnis/unsere_sproch/body_unsere_sproch.html
Der leider nicht funktioniert

Paul schrieb:
Die Bezeichnung Deutsch kommt wahrscheinlich vom keltischen Teuta = Volk
Vergessen wir besser.

Zu den Gewässernamen solltest du wirklich mals sachkundig machen:

Infolge der Tatsache, daß alles, was man bezeichnen kann, auch
benennbar ist, wird die Onomastik die Namen für Personen, Götter, Völker, Siedlungen, Fluren, Gewässer, Berge etc. untersuchen. Unter all diesen Namen haben sich die Gewässernamen als besonders resistent gegenüber allen Neuerungen, Umbenennungen erweisen. Ein eindrucksvolles Beispiel hat dafür die jüngste Vergangenheit geliefert,
in welcher im ehem. Ostpreußen Russifizierung und Polonisierung der Ortsnamen
stattgefunden hat, während die Gewässernamen im wesentlichen unangetastet blieben.


http://www.akademienunion.de/pdf2/00000010.pdf
 
hyokkose schrieb:
Das Wort "Halle" hat nichts mit Salz zu tun, und es ist auch nicht keltisch, sondern ist verwandt mit den Wörtern "Helm" und "hüllen".
Stimmt so nicht. Zwar weiß ich im Augenblick nicht, woher Halle kommt, aber es hat was mit dem Salz sieden zu tun. Da ich mal in Halle/Saale wohnte las ich nach, woher der Name Halle stammte...
 
Es geht hier nicht um Ortsnamen, sondern um das Wort "Halle" für einen großen Raum. Dieses Wort hat mit Salzsieden nichts zu tun.
 
hyokkose schrieb:
Es geht hier nicht um Ortsnamen, sondern um das Wort "Halle" für einen großen Raum. Dieses Wort hat mit Salzsieden nichts zu tun.
ich kannte einen herrn hallbauer, der hatte eine halle in halle als lager für salz aus bad reichenhall! :p :yes:
 
hyokkose schrieb:
Es geht hier nicht um Ortsnamen, sondern um das Wort "Halle" für einen großen Raum. Dieses Wort hat mit Salzsieden nichts zu tun.
Dann interessiert mich doch deine Meinung dazu:
Gerade die Hall-Namen haben die Forschung immer wieder beschäftigt.
Während man früher an außergermanische Etymologien, etwa an eine Herleitung aus dem Keltischen, gedacht hat, wird in jüngerer Zeit zurecht eine genuin germanische Interpretation bevorzugt. FRIEDRICH KLUGE und ERNST SCHWARZ dachten im Gefolge von älteren Vorschlägen an das Wort Halle im Sinne einer Salzhalle, also Salzlagerstätte. Der Wiener Germanist und Namenforscher WALTER STEINHAUSER hat sich in einem Aufsatz mit dem bezeichnenderweise als Frage formulierten Titel ,,Was war das Hall?" (in MGSL 92 [1952], 147-151) für ein nichtbelegtes ahd. *hal- 'das Austrocknen (der Sole)' ausgesprochen, da die Bedeutung 'Salzbereitungsvorrichtung' ohne Bezug auf das Gebäude ursprünglicher wäre. Jedenfalls stelle nach Steinhauser das Hall eine westgermanisch-deutsche Neuerung, also eine exklusive Isoglosse, dar.

http://www.sbg.ac.at/spr/people/manfred_sellner/multimedia/alphabetisches lexikon.htm
 
clemens schrieb:
ich kannte einen herrn hallbauer, der hatte eine halle in halle als lager für salz aus bad reichenhall!
Und wenn man da drin den Narrhallamarsch spielt, hallt es sicher sehr gut...
 
Mercy schrieb:
Dann interessiert mich doch deine Meinung dazu:
Gerade die Hall-Namen haben die Forschung immer wieder beschäftigt.

Welche die richtige Theorie für die Herkunft der "Hall"-Ortsnamen ist, kann ich nicht sagen. Für die Etymologie des Wortes "Halle" (= großer Raum) sind diese Theorien ohne Bedeutung, denn dieses Wort ist althochdeutsch, altsächsisch, altnordisch etc. bestens in dieser Bedeutung belegt.
 
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