Schweden-Britannien : e. wechselvolle Geschichte

1) Wie weit ist die heutige schwedische Sprache denn von der Ursprungssprache der Wikinger entfernt ? - Es ist doch anzunehmen, dass die Wikinger ursprünglich einen Dialekt gesprochen haben.

Ich kann mir vorstellen, dass insbesondere die ISLÄNDER diesem Dialekt noch recht kommen, gerade wenn die dortigen Wikinger-Ansiedlungen sich weitgehend durch ein sesshaftes, unbeeinflußtes Leben kennzeichnen.

In der Tat ist das Isländische ursprünglicher, kommt dem, was die "Wikinger" früher gesprochen haben, am nächsten.
Schweden, Dänen und Norweger können sich mit gutem Willen untereinander unterhalten und verstehen, mit den Isländern aber nicht (mehr).

Gruss, muheijo
 
Eine interessante Aussage,

Hat sich das nordgermanische Isländische durch seine Isolation tatsächlich so weit von den anderen nordgermanischen Sprachen entfernt, dass deren Sprecher Isländisch nicht mehr verstehen können?

Ist es nicht so, dass sich nicht das Isländische entfernt hat, sondern die anderen nordgermanischen Sprachen? Ich habe irgendwo einen Reisebericht über Island gelesen, in dem es hieß, dass da oben so wenig los ist. Deswegen hat man so wenig an Geprächsstoff. Die Sprache wird also kaum benutzt, und nutzt sich deswegen auch nicht ab. Vielleicht ist diese Erklärung für die konservative isländische Sprache eher humoristisch gemeint:rofl:.

Andererseits sollen die Isländer noch ohne Probleme ihren alten Sagas lesen können. Das Isländische scheint also sehr konservativ zu sein.

Hier ist noch ein Artikel über das Isländische: Islands Kampf gegen die Fremdwörter - "Bildrausschicker" und "Rechenhexen" (Archiv)

Sehr witzig und passend erscheint mir die Bezeichnung "Rechenhexe" für Computer.:devil:
 
Ist es nicht so, dass sich nicht das Isländische entfernt hat, sondern die anderen nordgermanischen Sprachen?

Genauso schreibt es Muheijo:

In der Tat ist das Isländische ursprünglicher, kommt dem, was die "Wikinger" früher gesprochen haben, am nächsten.

Oder, in den Worten William Burley Lockwoods:
"Die isländische Sprache ist so konservativ geblieben, daß Literatur, die vor fast einem Jahrtausend geschrieben wurde, mit Ausnahme einer Handvoll veralteter Wörter und Ausdrücke, von einem modernen Leser unmittelbar verstanden wird. Wie verschieden ist die Situation in England! Für einen Engländer unserer Tage ist die Sprache seines Landes so, wie sie vor eintausend Jahren beschaffen war, völlig unverständlich; sie hat für ihn den Charakter einer Fremdsprache."

Für das Deutsche könnte man dasselbe sagen.
Wer versteht schon auf Anhieb einen Text wie: "uone allen ménniſken. so diu einen hab&a.; Manige uuituuun. uuare in demo zîte helię. dere nehein ne karn&a imo ira disg rihten. uuane diu eina. diu kesta imfieng in den notin dere hunker iare. Saligiu uuituuua..."?
https://www.linguistics.ruhr-uni-bochum.de/rem/pub/texts//M182A_dipl.pdf
 
Ist es nicht so, dass sich nicht das Isländische entfernt hat, sondern die anderen nordgermanischen Sprachen? Ich habe irgendwo einen Reisebericht über Island gelesen, in dem es hieß, dass da oben so wenig los ist. Deswegen hat man so wenig an Geprächsstoff. Die Sprache wird also kaum benutzt, und nutzt sich deswegen auch nicht ab.

Großartig! :D

Aber nochmal kurz zu dieser Frage:
Ist es richtig, dass die Angelsachsen lange Zeit bemüht waren eine tiefgreifende kulturelle Vermischung mit den Normanen zu vermeiden ?

Der Standpunkt das Normanen Besatzer waren hat sich unter den Angelsachsen meines Wissens doch recht lange gehalten.

Wie schon richtig bemerkt wurde, waren die Normannen nicht zahlreich genug, um eine echte (im körperlichen Sinne) Vermischung im großen Stil zu ermöglichen. Aber vielleicht eine kleine Statistik dazu, wie schnell und vollständig sich die normannische Elite in England durchsetzte: 1086, genau 20 Jahre nach Hastings, als William das berühmte Domesday Book (nichts Doomsday, wie ich es immer lese), quasi eine Liste der englischen Ländereien, verfassen lies, war 50% des Landes in Besitz normannischer Fürsten und je nach Schätzung nur 5-8% gehörte angelsächsischen Adeligen.

Da kann man sich dann schon vorstellen, welches kulturelle Gewicht die Normannen da ausübten, was sich auch in der Sprache gut niederschlägt (die Cow/Beef Geschichte ist da ja sehr bekannt). 200 Jahre später ist eine Trennung zwischen Normannen und nicht-Normannen unter den Adeligen nicht mehr erkennbar. Unter den nicht-Adeligen sowieso nicht.
 
Was war 1066 passiert? Erst einmal der Tod von Edward dem Bekenner mit einer Rebellion im Norden. Dann die Invasion von Harald dem Harten mit nachfolgender verlustreichen Schlacht. Verlustreich für beide Seiten. Und danach die Invasion durch die Normannen mit der nachfolgenden Schlacht von Hastings. Auch wieder verlustreich. Die folge daraus war ein starker Aderlass des englischen Adels. Die englischen Witwen wurden nun mit den Normannischen Siegern verheiratet. Folge war das der Adel Altfranzösich sprach, das Volk weiter Altenglisch.
 
Vor einigen Jahren meinte ein britischer Linguist, dass Englisch eigentlich keine westgermanische (also vom Sächsischen abgeleitete) sondern eine nordgermanische Sprache sei. Ich habe das nicht weiter verfolgt, weiß daher nicht, ob es darüber überhaupt eine Debatte gab oder ob das wieder eingeschlafen ist... Letztlich aber konnte Harold ja Harald erfolgreich abwehren, bevor er Guillaume unterlag, als die Nor(d)mannen aus dem Süden kamen.

Da sich im Rahmen der EM das englische und dänische Team auf dem Fußballfeld begegnet sind und die Engländer wie damals König Alfred die Dänen geschlagen haben, habe ich wieder an die historischen Konflikte im MA zwischen den alten Engländern und alten Dänen denken müssen.

hier ist eine Zusammenfassung der wohl von El Q. gemeinten Arbeit zur Frage, ob English eine west- oder eine nordgermanische Sprache sei:

English as North Germanic in: Language Dynamics and Change Volume 6 Issue 1 (2016)

Die Autoren vertreten die Ansicht, dass Englisch eine nordgermanische Sprache sei.
 
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