1) Wie weit ist die heutige schwedische Sprache denn von der Ursprungssprache der Wikinger entfernt ? - Es ist doch anzunehmen, dass die Wikinger ursprünglich einen Dialekt gesprochen haben.
Warum schießt du dich eigentlich weiterhin so auf die Schweden ein?
Natürlich sprachen die Skandinavier skandinavische/nordgermanische Dialekte, was auch sonst? Die modernen Standardsprachen sind im Prinzip auch nur die Dialekte, auf die "man" sich geeinigt hat, häufig ein wenig geglättet und als Dachsprachen wiederum mit einem prägenden Einfluss auf die übirgen Dialekte, die sich dann häufig der Standarsprache angleichen, dialektale Unterschiede werden also egalisiert (das muss nicht sein, passiert aber sehr häufig).
Ich kann mir vorstellen, dass insbesondere die ISLÄNDER diesem Dialekt noch recht kommen, gerade wenn die dortigen Wikinger-Ansiedlungen sich weitgehend durch ein sesshaftes, unbeeinflußtes Leben kennzeichnen.
Das Isländische ist im Lexikon und in der Grammatik besonders konservativ (so wie auch das Faörische). D.h. es gibt wenig Fremdworte und die Egalisierung der Fälle (Kasus) ist nicht so weit fortgeschritten. Allerdings ist sicher nicht das "Schwedische" der Mutterdialekt des Isländischen, sondern ein norwegischer Dialekt, wennauchgleich die Dialekte untereinander nah genug beieinander waren, dass man sich problemlos verständigen konnte.
2) Ich befürchte, dass ein Sprachwissenschaftler den Ursprung von Begriffen nicht als Anhaltspunkt anerkennen kann, welche ethnologische Vermischungen sich in Britannien ergeben haben.
Nunja, wenn - andere Weltgegend - Kolumbus innerhalb von zwei Wochen nach Erstkontakt mit den Taíno deren Wort
canoa nicht nur aufgreift sondern fortan ausschließlich verwendet, dann besagt das gar nichts über Vermischung oder dergleichen sondern zeigt, dass Wortübernahmen recht spontan geschehen können und dazu noch international Karriere machen können. Zwar werden eher Worte mit neuen Produkten oder Ideen übernommen als wenn ein Produkt oder eine Idee schon bekannt sind, aber es kommt eben vor, dass -
meist aus Gründen höheren Sprachprestiges - auch etablierte Begriffe durch ein entlehntes Wort ersetzt werden. (
meist, weil das eine Erklärung ist, die eben nicht immer greift.)
Die Frage ist aber nun, ob das Angelsächsische der Wikingerzeit und das Altnordische überhaupt so weit auseinanderlagen, dass heute noch eine Entlehnung aufgrund der für ein Erbwort untypischen Lautung/Bildung nachweisbar wäre. Eigentlich bleiben da fast nur die Texte (uh, ich hoffe, ich lehne mich hierbei nicht zu weit aus dem Fenster). Also meinetwegen, dass man keinen angelsächsischen Vorläufer für
window im
Beowulf findet aber eben in altnordischen Texten und daraus dann schließen kann, dass die Angelsachsen vor den dänischen und norwegischen Raids dieses Wort nicht kannten. (Womit ich nicht gesagt haben will, dass ein Wort für Fenster, ob ein Vorläufer von
window oder ein anderes, überhaupt im Beowulf vorkäme.)
3) Ist es richtig, dass die Angelsachsen lange Zeit bemüht waren eine tiefgreifende kulturelle Vermischung mit den Normanen zu vermeiden ?
Der Standpunkt das Normanen Besatzer waren hat sich unter den Angelsachsen meines Wissens doch recht lange gehalten.
Meinst du jetzt nach 1066? Diese Normannen waren im Prinzip Nordfranzosen (und Bretonen), die (zumindest sprachlich) nicht mehr viel mit ihren skandinavischen Namensgebern zu tun hatten, die sich ca. 200 Jahre zuvor mit den Franken auf eine Ansiedlung in der späteren Normandie "geeinigt" hatten. Das Normannische (also die romanische Sprache) ist letztendlich die Sprache, die das Englische am stärksten beeinflusst hat, so dass mancher schon
überpointiert hat in die Richtung, dass Englisch keine germanische sondern fast eine romanische Sprache sei.
Was nun eine Vermischung von Normannen und Angelsachsen angeht, so ist zunächst einmal festzuhalten, dass die Normannen nur eine dünne Herrenschicht bildeten. Sprich, es gab nicht viel "Vermischungspotential" für die Mehrheit der Bevölkerung. Gleichzeitig hatten aber normannischer und angelsächsischer Adel (und wir sollten uns da nicht von romantischen Erzählungen wie Ivanhoe und Robin Hood blenden lassen) durchaus ein Interesse an Vermischung. Da ging es um Machterhalt und Akzeptanz. In den folgenden Jahrhunderten gab es ein Hin und Her über den Kanal, schließlich hatten viele Adelige Besitzungen beiderseits des Channel und schließlich gab es noch den 100jährigen Krieg, sprich, es gab einen beständigen Austausch zwischen Frankreich und England, der fast nicht hätte intensiver sein können, im Guten wie im Schlechten.