Ich wollte schon immer mal die Frage klären, wie es mit dem Seehandel im alten Ägypten aussah. Niemand wird bestreiten, dass die alten Ägypter hochentwickelt waren. Da wundert es doch, dass es keine Handelsflotte gegeben haben soll.
Das wiederum impliziert doch, dass es Handelsrouten gegeben haben muss! Weihrauch oder Bernstein, waren ja nicht gerade um die Ecke zu bekommen.
Und da Ägypten, nicht gerade mit Palmen übersäht ist, dürften diese Schiffe aus Schilf bestanden haben. Der Nil, als Fluss ist ja mehr als 2000 Kilometer lang. Auch da braucht man ja einige Zeit.
Ägypten war sehr fruchtbar und konnte im Grunde alles Lebensnotwendige selbst produzieren. Gold, Weihrauch auch Sklaven importierten die Ägypter aus Nubien, und andere Waren aus Kleinasien konnte man über Land über die Sinai-Halbinsel nach Ägypten transportieren.
Natürlich hatte Ägypten Handelswege oder besser gesagt einen natürlichen Highway den Nil. Von Süden nach Norden kommt man von ganz allein durch die Strömung, und von Norden nach Süden kann man bequem segeln, der Wind weht fast das ganze Jahr von Nord nach Süd. Die Papyrus-Boote der Ägypter hatten keinen Kiel, man konnte damit nicht gegen den Wind segeln.
Wie experimentelle Erprobung zeigte, waren diese Boote erstaunlich seetüchtig.
Herodot erwähnt eine Expedition des Pharao Necho II. der einige Phönikier auf Expedition schickte. Diese sollen vom Roten Meer bis zur Straße von Gibraltar gesegelt sein. Wenn das stimmt, müssen sie das Kap der Guten Hoffnung umrundet haben. Herodot berichtet darüber und ihm erscheint das als Seemannsgarn.
Interessanterweise ist gerade das, was Herodot unglaubwürdig erscheint, ein Indiz dass doch etwas dran sein könnte. Er schreibt, dass die Seefahrer die Sonne im Norden im Zenit sahen. Dieses Phänomen lässt sich aber nur beobachten, wenn man sich südlich des Äquators befindet.
Fernreisen und Fernhandel sind aber frühestens in der späten Bronzezeit greifbar. Da sprechen wir über einen sehr späten Zeitraum der ägyptischen Geschichte. Die Papyrusboote erwiesen sich zwar als erstaunlich seetüchtig. Sie hatten aber keinen Kiel, man konnte damit nicht gegen den Wind kreuzen, und für längere Fahrten auf hoher See oder für den Atlantik waren solche Fahrzeuge denkbar schlecht geeignet. Für den Transport von Obelisken hatten die Ägypter Riesenbarken gebaut, die auch sehr schweres Baumaterial transportieren.
Vor allem bestand auch kein Bedarf für Fernreisen. Ägypten produzierte das Lebensnotwendige was es brauchte, selbst, und Ägypten hatte mit dem Nil eine ideale natürliche Verkehrsader, auf der man leicht von Nord nach Süd und umgekehrt fahren konnte. Für Transporte aus Nubien war der Nil ideal, und für Transporte aus Syrien oder Mesopotamien stand auch ein Landweg über die Sinai-Halbinsel zur Verfügung.
Ägypten war früh attraktiv für Händler: Im Buch Genesis schickt Jakob seine Söhne zum Getreidekauf nach Ägypten. . In der Odyssee sucht Telemachos, Odysseus Sohn nach seinem Vater und er segelt nach Pylos zum alten Nestor und nach Sparta zu Menelaos und Helena. Menelaos wiederum gerät bei Ägypten ins Schwärmen und sagt, dort sei jeder ein Arzt und die Erde bringe viele heilsame Kräuter und Pflanzen hervor. Eines davon mixt Helena in den Wein, damit sie besser drauf kommen.
Die wichtigste Verkehrsader Ägyptens war aber der Nil. Von Süd nach Nord trieb einen die Strömung, und von Nord nach Süd konnte man bei den herrschenden Windverhältnissen relativ leicht segeln. Die Papyrus-Boote der Ägypter hatten keinen Kiel, und man konnte damit nicht gegen den Wind segeln.
Durch den Vater der experimentellen Archäologie Thor Heyerdahl konnte aber nachgewiesen werden, dass diese Boote erstaunlich seetüchtig waren.
Spätestens zu Zeiten von Ramses III. müssen die Ägypter zumindest eine Kriegsflotte unterhalten haben, und bei der Abwehr der Seevölker kam es zu einer der ersten, wenn nicht der ersten Seeschlacht der Geschichte.
Handelskontakte zu fremden Völkern unterhielten die Ägypter schon vor der Reichseinigung. Handel fand sowohl auf dem Land- wie auf dem Seeweg statt.
Für Fernhandel und Entdeckungsfahrten gibt es aber erst in einer recht späten Phase des Alten Ägypten Indizien. Das zur Verfügung stehende Schiffsmaterial war dazu wenig geeignet. Für rauere Gewässer wie den Atlantik waren Papyrusboote sehr schlecht geeignet. Es brauchte dazu Schiffe aus Holz, die mit Rudern und Segeln angetrieben wurden wie die Pentekontere.