Selbstdarstellung der Nazi-Führer auf Fotos

iamNex

Aktives Mitglied
Ich bin heute auf eine Aufnahme von Joseph Goebbels gestoßen (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/35/Bundesarchiv_Bild_146-1968-101-20A%2C_Joseph_Goebbels.jpg)
und mir fiel auf wie "traurig" er schaut.

Dann bin ich mal per google bilder einfach ein paar Nazi-Größen durchgegangen, und mir ist aufgefallen, dass es fast keinen gibt der nicht ernst/wütend oder traurig schaut.

Heydrich und Eichmann lächeln ein wenig auf offiziellen Aufnahmen, aber sonst...Hitler, Bormann, Himmler..die meisten schauen einfach wütend oder ernst.

Mich würde jetzt interessieren, welche Intention hatten denn die Nazi-Führer wie sie auf den Fotos wirken wollen?
Ich denke nicht, dass sie den Ansatz vertraten, extra bedrohlich wirken zu wollen oder etwa doch?
Die ganze Frage klingt vllt. lächerlich, aber ich fände es interessant.
Gab es da vllt. sogar bestimmte Richtlinien wie sie sich auf Fotographien zu geben hatten?
 
In den 30er und 40er Jahren war es noch nicht üblich auf Fotos - insbesondere nicht auf Pass-/Portraitfotos - zu lächeln oder gar zu lachen. Dabei handelt es sich um eine amerikanische Mode die sich erst nach dem 2. Weltkrieg in Europa durchsetzte. Schau dir doch einfach mal zum Vergleich andere Fotos aus der Zeit an, dur wirst dort wie gesagt sehr wenig freundlich dreinschauende Leute finden.
 
Ich denke du interpretierst da zuviel hinein.

Schau dir einmal die Porträtfotos von Stresemann an, er sieht auch nicht gerade glücklich aus.

Bei Portätaufnahmen aus dieser Zeit sehen viele so aus.

Das sind ja keine Aufnahmen fürs Familienalbum, sondern sollen Politiker darstellen. Auch die Porträtaufnahmen der Schweizer Bundesräte aus dieser Zeit, sehen mehr als Steif aus.
 

Anhänge

  • Gustav Stresemann.jpg
    Gustav Stresemann.jpg
    9,6 KB · Aufrufe: 495
Als die Photographie gerade erst im Kommen war, da dauerte es relativ lange bis das Foto belichtet war. Die ganze Zeit mit einem erstarrten Lächen dazustehen war dann doch etwas anstrengend.
Ich vermute mal die oben genannten Personen sind noch wärend dieser Frühphase der Photographie aufgewachsen und es halt nicht anders gewohnt.
 
Es ging auch um Seriösität. Eine wichtige und hochstehende Persönlichkeit hat eben wichtig und hochstehend auszusehen und nicht wie ein Possenreißer.

Was gab es doch in den 20er Jahren für einen Skandal, als ein Photo (damals noch mit "ph") von Friedrich Ebert in der Badehose erschien...

Nein, dann schon lieber ernst dreinblicken und einen auf seriös machen. Heute wirken solche Aufnahmen zuweilen unfreiwillig komisch.
 
In den 30er und 40er Jahren war es noch nicht üblich auf Fotos - insbesondere nicht auf Pass-/Portraitfotos - zu lächeln oder gar zu lachen.
Ist doch heute nicht anders.
Es gibt ein Verbot der Bundesrepublik Deutschland, auf Passfotos zu lächeln.
Musste ich beim letzten Pass düster in die Kamera reinblicken.
Wenn die weiter keine Sorgen haben?
Mein Passfoto sieht ungefähr so aus wie der Klink im Mitgliederbild.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich vermute mal die oben genannten Personen sind noch wärend dieser Frühphase der Photographie aufgewachsen und es halt nicht anders gewohnt.

Dem möchte ich widersprechen. Gerade die Nazi-Größen waren oft Meister im Nutzen neuer Technologien und sollten kaum Probleme gehabt haben, "mit der Zeit" zu gehen, was ja unter anderem implizit schon an Riefenstahl und der Nutzung des Films/der Photographie für propagandistische Zwecke deutlich geworden ist. Man könnte als Belege hierfür auch die Nutzung des Flugzeugs im Wahlkampf, des Rundfunks (Volksempfänger) u.v.m. anführen.

Aber mal back to topic: Ich denke, dass die Nazis als Profis der "Polit-PR" bemüht waren, "situationsadäquat" abgelichtet zu werden. Ernste Situation erfordern ernste Gesichtsausdrücke. Geht es um weniger Ernstes - aber nichtsdestotrotz nicht weniger Politikfernes - wie z. B. darum, den "Führer als Mensch" zu zeigen, mussten eben andere Gesichtsausdrücke her.

Als Belege habe ich erstmal nichts Gescheites. Nur Fotos, bei denen (mir zumindest) unklar ist, ob sie von den Nazis selbst zur Veröffentlichung bestimmt worden sind.

Es handelt sich um ein Foto von Hitler während der olympischen Spiele 1936, ein Fotos von Goebbels´ Hochzeit mit Magda Quandt (man beachte Hitler im Hintergrund), ein Foto von Hitler, Goebbels und dessen Tochter in Heiligendamm, eines von der Ordensverleihung an HJ-Mitglieder durch Hitler in den letzten Kriegstagen.

EDIT: Die Situation in den letzten Kriegstagen war natürlich auch "ernst". M. E. ist der positive Gesichtsausdruck Hitlers aber dennoch situationsangemessen, da er dem Anliegen geschuldet sein dürfte, Optimismus zu verbreiten.
 

Anhänge

  • olympia1936nn6.jpg
    olympia1936nn6.jpg
    42,1 KB · Aufrufe: 964
  • athene-52ce9ko8gesfj6xggdh_layout.jpg
    athene-52ce9ko8gesfj6xggdh_layout.jpg
    23,8 KB · Aufrufe: 547
  • athene-52bbz50n5ac16w4gvg9d_layout.jpg
    athene-52bbz50n5ac16w4gvg9d_layout.jpg
    24,5 KB · Aufrufe: 676
  • b952223a3f0561ead8f62df875f20e12_image_document_large_featured_borderless.jpg
    b952223a3f0561ead8f62df875f20e12_image_document_large_featured_borderless.jpg
    30,9 KB · Aufrufe: 509
Zuletzt bearbeitet:
Als die Photographie gerade erst im Kommen war, da dauerte es relativ lange bis das Foto belichtet war. Die ganze Zeit mit einem erstarrten Lächen dazustehen war dann doch etwas anstrengend.
Ich vermute mal die oben genannten Personen sind noch wärend dieser Frühphase der Photographie aufgewachsen und es halt nicht anders gewohnt.

Wir hatten das schon mal in einer anderen Diskussion kurz thematisiert:

Es gab das Mutterkreuz für kinderreiche Frauen. Es gibt auch Fotos dieser Frauen. Auf mich machen diese Fotos nicht den Eindruck, als hätten die freiwillig so viele Kinder. Es scheint mir eher so, dass sie sich eben nicht zu sagen trauen, "jetzt ist's genug", bzw. dass sie nicht zu einer Bevölkerungsgruppe gehören, die verhüten.

Das ist die Interpretation einer Nachgeborenen. Es war früher einfach nicht üblich, in die Kamera zu lächeln. Genauso, wie auch bei gemalten Porträts meist ernst geschaut wurde, schaute man auch bei Fotoporträts ernsten Gesichtes in die Kamera oder daran vorbei.
Die Gründe dafür waren ganz ähnlich und praktisch. Beim Gemälde musste man so lange sitzen blieben, bis der Maler das Gesicht abgezeichnet hatte, die frühen Kameras benötigten eine längere Belichtungszeit. Starres Lächeln ist sehr anstrengend.
Natürlich hatte man in den dreißiger und vierziger Jahren schon schnappschusstaugliche Kameratechnik, aber das Porträtfoto blieb zunächst ein ernsthafter Augenblick.

Oh nein, es geht mir gar nicht um das Lächeln.

Vielleicht hätte ich dazusagen sollen, dass ich mir Fotos immer sehr genau ansehe. Auch TV-Bilder, aber vor allem Fotos sind für mich ein Fenster in eine andere Welt.

Es kommt nicht darauf an, ob die Person lächelt. Ich sehe mir an, ob sie einen zufriedenen Eindruck macht, ob sie sympathisch aussieht oder ob es jemand ist, dem ich lieber nicht begegnen möchte. Ich "lese" Fotos richtig und verbringe oft mehrere Minuten damit, sie zu betrachten.

Natürlich kann meine Interpretation falsch sein. Aber es ist nicht das Lächeln, was mir bei dem Foto fehlt.

El Q hat recht, die Deutschen haben damals nicht in die Kamera gegrinst, haben sich über die Amis mokiert, wo das schon üblich war.
 
Ist doch heute nicht anders.
Es gibt ein Verbot der Bundesrepublik Deutschland, auf Passfotos zu lächeln.
Musste ich beim letzten Pass düster in die Kamera reinblicken.
Wenn die weiter keine Sorgen haben?
Mein Passfoto sieht ungefähr so aus wie der Klink im Mitgliederbild.

Hallo Flo, das liegt an den Vorschriften der neuen biometrischen Reisepässe ("Zur Unterstützung der automatischen Gesichtserkennung wird ein neutraler (ernster) Gesichtsausdruck mit geschlossenem Mund gefordert."). Auch wenn es doof aussieht, man wird sich schon was dabei gedacht haben...
 
Man muss die unterschiedlichen Sorten von Photos bzw. die Photographiergelegenheiten unterscheiden. iamNex hat die Porträtphotographie angesprochen, bei der man traditionell ernst schaute (und es heute wieder tut, zumindest wenn man einen biometrischen Reisepass benötigt).
Propagandaphotos (Der Führer mit Kindern, Der Führer mit seinem Hund, Der Führer in der Badewanne) und Schnappschüsse (wie das Riefenstahl-Beispiel von Mercy oder Bilder von Soldaten in der Etappe folgen einer anderen Logik.
 
Es ging auch um Seriösität. Eine wichtige und hochstehende Persönlichkeit hat eben wichtig und hochstehend auszusehen und nicht wie ein Possenreißer.

Das galt für alle Personen, die sich im Porträt ablichten liessen. Es sollten die markanten Eigenschaften der Person dargestellt werden. Und in jener Zeit war eine (fast) freundlich dreinblickende Person sowieso nur für Frauen typisiert. Männer waren intelligent, hart und willensstark. Ein Lächeln charakterisiert diese Eigenschaften nicht.
Noch heute tun sich viele Menschen schwer, entspannt in die Kamera zu schauen.
 
Mal ein anderer Aspekt der Selbstdarstellung:

etliche Personen.jpg

Ich habe ein paar Fragen zu dem Bild: Welche Besonderheiten sind zu erkennen?
Wer ist hier dargestellt? (Es werden natürlich keine Personennamen erwartet.)
Wer ist der Chef?

Edit: Damit ich nicht missverstanden werde: Ich kenne die Antworten schon, will mit euch aber nicht etwa ein Rätselraten veranstalten, sondern den Aspekt der Selbstdarstellung herausarbeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Na, dann probiere ich mich mal mit einer Vermutung:

Der Chef ist mE der Dicke rechts-mittig, Mantelaufschläge lässig umgeklappt, blitzender Kragenspiegel (andere Grautönung: evt. Rot?), grinst etwas - im Gegensatz zum großen Rest, eingerahmt von zwei im Ledermantel, Frauen hinter ihm dekorierend postiert. Trägt ggf. Säbel unter dem Mantel? Schulterstücke vom Mantel erscheinen aufwändiger.

Das Bild zeigt den ganzen Stab bzw. Abteilung (?), inkl. Frauen (Nachrichten-Helferinnen, Schreibkräfte?), am Rand ein weiterer Zivilist ohne Mütze, Fahrer, usw.
 
Könntest du per Screenshot und Bildbearbeitung deine Vermutung mal etwas näher bestimmen?
Ich hab das Bild auch hier in den Thread gestellt wegen der Selbstdarstellung. Das ist ein Aspekt der recht interessant ist.
 
Mal ein anderer Aspekt der Selbstdarstellung:

Anhang anzeigen 11763

Ich habe ein paar Fragen zu dem Bild: Welche Besonderheiten sind zu erkennen?
Wer ist hier dargestellt? (Es werden natürlich keine Personennamen erwartet.)
Wer ist der Chef?

Edit: Damit ich nicht missverstanden werde: Ich kenne die Antworten schon, will mit euch aber nicht etwa ein Rätselraten veranstalten, sondern den Aspekt der Selbstdarstellung herausarbeiten.

ok, dann mach ich mich mal zum Affen....

Einen eindeutigen Chef kann ich nicht ausmachen. Vielmehr einige Leute, die sich aufgrund der Kleidung und der Körperhaltung sehr ähnlich sehen. Die Männer der vordersten Reihe sehen "sehr wichtig" aus, stolz und gerade. Und sie haben viele weitere Personen hinter sich stehen, ebenfalls stolz und gerade.
Die Botschaft, die sich mir vermittelt, heißt:
"Wir sind wichtig, wir sind die Aufrechten und wir sind viele, denn viele stehen hinter uns!"
 
Bzgl. der ersten Reihe stimme ich KeineAhnung zu.

zum Screenshot: das Grinsen meine ich zu erkennen. Der Rest ist hier markiert: Mantelaufschlag umgeschlagen, Kragenspiegel vorgezeigt, Schulterstücke dicker(?)
 

Anhänge

  • etliche Personen1.jpg
    etliche Personen1.jpg
    68 KB · Aufrufe: 455
Der Personenkreis, dem dieses Photo wohl zugänglich sein sollte, war eher klein: Die Photographierten selbst und ihr näheres Umfeld. Insofern ist die Botschaft des Bildes wohl auch nur innerhalb dieses Personenkreises zu sehen.
 
Du hast damit den Chef dieser Abteilung, Heinrich Lankenau, auf jeden Fall schon mal korrekt identifiziert. Was aber fällt noch auf? Nehmen wir mal an, man könnte an der Uniform nichts unterscheiden.
Was wohl kein Zufall ist, das sind die Sekretärinnen, die um ihn herumstehen, was aber noch, was erst auf einen dritten und vierten Blick auffällt?
 
Zurück
Oben