Seminararbeit über das Scheitern in der Geschichte - Bearbeitungsgegenstände gesucht

Momo13

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Hallo, ich muss demnächst eine Seminararbeit (15 Seiten) über etwas Gescheitertes in der Geschichte schreiben.
Was findet ihr interessanter, Napoleons gescheiterter Russlandfeldzug (mit 500.000 Männern losgezogen, nur mit 30.000 zurückgekommen) oder der Untergang des Aztekenreichs (250.000 Azteken sind letztendlich gegen 500 Spanier und ihre Verbündeten gescheitert) oder evtl. Stalingrad- Trauma für das deutsche Militär?
Ich kann mich nicht entscheiden :(
 
Bei den Azteken bewegt man sich zu leicht auf "rassistischem" Glatteis, und Stalingrad sieht auch nicht gerade gut aus im Curriculum.

Ich glaube, dass man eine Arbeit über die Azteken auch ganz neutral ohne irgendeinen Rassismus schreiben kann, es gibt ja eigentlich genug seriöse Quellen, sogar von Seiten der Spanier. Trotzdem danke! :)
 
Ist denn das "Scheitern" genauer definiert in deiner Seminararbeit? Zwei gescheiterte Feldzüge/Schlachten sind ja zunächst etwas anderes als ein Reich, das 2-300 Jahre existierte, einiges aufbaute und auch eigene Konkurrenten zum "scheitern" brachte.
 
Außerdem gibt es ja bei allen drei Themen nicht nur "Gescheiterte" sondern auch "Gewinner": 2xRussland/UdSSR und 1xSpanien - insofern bist du mit allen drei Themen nicht neutral.
 
Was würde wohl beim derzeitigen aufgeladenen Klima einem hoffnungsvollen Geschichtsstudenten passieren, der in einer Arbeit auch nur im mindesten implizierte, die aztekische Kultur sei selber Schuld am Untergang gewesen?
Ich möchte ja meinen, dass Momo Schüler(in) ist. Zumindest lässt die Wahl des Themas, die sich von den Azteken über Napoleon bis hin nach Stalingrad erstreckt, kein sinnvolles Seminarthema im Rahmen eines universitären Pro- oder Hauptseminars erkennen. Wissenschaftspropädeutische Seminararbeiten werden in manchen deutschen Bundesländern an Schulen geschrieben und ersetzen z.B. eine abiturrelevante Klausur.

Das ohne Frage politisch aufgeheizte Klima wird Momo nicht anfechten, im Übrigen sind Lehrer in den gesellschaftlichen Fächern sogar angehalten, politisch aufgeheizte Klimata im Sinne der Debattenkultur für den Unterricht zu nutzen. So können die Schüler lernen sich selbst zu positionieren, ihre Positionen zu begründen (was sie am Stammtisch nicht müssen) und mit anderen Positionen sich auseinanderzusetzen (anstatt in der Filterblase zu versauern). Ich sähe aber bei keinem dieser Themen eine Gefahr für die Schüler, sich die Finger zu verbrennen. Die Warnung davor, sich bei einem Thema die Finger politisch verbrennen zu können, widerspricht dazu hochgradig dem demokratischen Grundgedanken, nämlich dem, zu lernen, sich zu positionieren und in Debatten einzubringen. Im Ggt. fördert eine solche Warnung am Ende Unterwürfigkeit vor einer unterstellt herrschenden Meinung (nämlich der des Lehrers als Repräsentant des Staates). Aber wir sind schließlich nicht in der DDR und in deren Staatsbürgerkundeunterricht. Wenn wir 50 Jahre nach dem Beutelsbacher Konsens darüber diskutieren, ob ein Thema für eine Seminararbeit (egal ob in Schule oder Universität) angemessen ist, bereiten wir - anstatt die Antidemokraten zu bekämpfen - diesen aus Angst vor ihnen selffullfilling und paradoxerweise nur den Weg.
 
An der Schule ist das Thema einer Seminararbeit für die weitere "Karriere" und "Vita" völlig unerheblich.
Ich würde alle drei Themen ohne Probleme zulassen (vor drei/vier Jahren hat bei mir mal jemand Seminararbeit über die Blumenkriege der Azteken geschrieben).
 
Das Stalingrad-Trauma-Thema klingt interessant.

- das Scheitern zu beschreiben, ist angesichts des militärischen Desasters der Wehrmacht und drei verbündeter Länder/Armeen kurz und knackig abhandelbar, somit als Fakt nicht weiter spannend.

- woran macht man dann das "Trauma" fest?

- Konsequenzen? Welche Folgehandlungen? Fokussieren der Figur Manstein: "Stabilisierer der Ostfront" vs. Henning von Treckow: der Krieg ist verloren, es folgen Attentate.

- Konsequenzen für die militärische Planung? wenig: siehe "Operation Zitadelle"? Kein "Schlagen aus der Nachhand", sondern Groß-Offensive gegen die Wand bei Kursk im Juli 1943.

- Differenzierung zwischen Front und Heimatfront? (Goebbels und der Totale Krieg). "Heimatfront" und Weiße Rose nach Stalingrad. Sonst wenig bis in das "totale" Niederlagen-Jahr Juni44/Mai45? Spannend die SD-Sicherheitenlage-Berichte aus dem Reich: mehr als Stalingrad beschäftigt die Bevölkerung militärisch die Afrika-Niederlage (Frühjahr 1943) und das Scheitern des U-Boot-Krieges ("blutiger Mai 1943").

- Militärische Benutzung des "Opfer-Mythos" Stalingrad? Durchhalten, Ankündigung des Krieges "bis zum letzten Mann" (so tatsächlich 1945 bis 10nach12 geschehen). Danach "Feste Plätze" von Mogilew bis Breslau.

- Wahrnehmung des Militärs nach 1945? "Der Führer war schuld" an der Katastrophe. "Lehren aus dem Ostkrieg" im Kalten Krieg? Opfergedenken? Kapitulationsverräter Paulus? ... und die Widerständler vom "Kommittee Freies Deutschland? - "Kommunistenunterstützer?"

- Stalingrad-Mythos anders herum: die DDR auf der Siegerseite beim Großen Bruder? "Von der SU lernen heißt siegen lernen?"

etc. etc.
 
Ist denn das "Scheitern" genauer definiert in deiner Seminararbeit?
Nein ist es nicht, das Seminarthema heißt „Geschichte des Scheiterns“, es kann also ein Gescheitertes Volk, eine einzelne Person, eine Regierung, ein Gesetz, Feldzug, Vorhaben ........ was genau wir da nehmen ist völlig egal, solange es gescheitert ist
 
Wissenschaftspropädeutische Seminararbeiten werden in manchen deutschen Bundesländern an Schulen geschrieben und ersetzen z.B. eine abiturrelevante Klausur.

Genau das ist bei mir der Fall

Thema für eine Seminararbeit (egal ob in Schule oder Universität) angemessen ist,
Sinn der Seminararbeit ist es ja nicht, sich auf die Seite des Gewinners/ Siegers zu stellen und den anderen schlecht darzustellen. Die Arbeit wird ja überwiegend aus Zitaten bestehen, dadurch distanziert man sich selbst ja von Gesagtem und lässt niemanden schlecht dastehen.
 
An der Schule ist das Thema einer Seminararbeit für die weitere "Karriere" und "Vita" völlig unerheblich.
Ich würde alle drei Themen ohne Probleme zulassen (vor drei/vier Jahren hat bei mir mal jemand Seminararbeit über die Blumenkriege der Azteken geschrieben).

Das Thema „Napoleons Russlandfeldzug“ war ein Beispielthema das der Lehrer genannt hat, und auch die Azteken fand er völlig okay, also mit keinem der Themen wird es da ein Problem geben!
 
Das Stalingrad-Trauma-Thema klingt interessant.

- das Scheitern zu beschreiben, ist angesichts des militärischen Desasters der Wehrmacht und drei verbündeter Länder/Armeen kurz und knackig abhandelbar, somit als Fakt nicht weiter spannend.

- woran macht man dann das "Trauma" fest?

- Konsequenzen? Welche Folgehandlungen? Fokussieren der Figur Manstein: "Stabilisierer der Ostfront" vs. Henning von Treckow: der Krieg ist verloren, es folgen Attentate.

- Konsequenzen für die militärische Planung? wenig: siehe "Operation Zitadelle"? Kein "Schlagen aus der Nachhand", sondern Groß-Offensive gegen die Wand bei Kursk im Juli 1943.

- Differenzierung zwischen Front und Heimatfront? (Goebbels und der Totale Krieg). "Heimatfront" und Weiße Rose nach Stalingrad. Sonst wenig bis in das "totale" Niederlagen-Jahr Juni44/Mai45? Spannend die SD-Sicherheitenlage-Berichte aus dem Reich: mehr als Stalingrad beschäftigt die Bevölkerung militärisch die Afrika-Niederlage (Frühjahr 1943) und das Scheitern des U-Boot-Krieges ("blutiger Mai 1943").

- Militärische Benutzung des "Opfer-Mythos" Stalingrad? Durchhalten, Ankündigung des Krieges "bis zum letzten Mann" (so tatsächlich 1945 bis 10nach12 geschehen). Danach "Feste Plätze" von Mogilew bis Breslau.

- Wahrnehmung des Militärs nach 1945? "Der Führer war schuld" an der Katastrophe. "Lehren aus dem Ostkrieg" im Kalten Krieg? Opfergedenken? Kapitulationsverräter Paulus? ... und die Widerständler vom "Kommittee Freies Deutschland? - "Kommunistenunterstützer?"

- Stalingrad-Mythos anders herum: die DDR auf der Siegerseite beim Großen Bruder? "Von der SU lernen heißt siegen lernen?"

etc. etc.
Vielen Dank! Sehr hilfreich und ausführlich! Allerdings wurde das Thema soeben von einem Mitschüler belegt, und ich will nicht die gleiche Arbeit schreiben.
 
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