Spiegelaffäre und 68er-Bewegung

Fallex 62 war ein Planspiel der NATO, also nicht speziell von Strauß. Anders als die anderen NATO-Länder, hat der sich aber massiv daran, gestört, dass der Spiegel öffentlich gemacht hat, dass die Bundeswehr ihre Aufgaben nicht ausreichend erfüllen könne.
Eine direkte oder enge Verbindung zwischen Spiegel-Affäre und 68er Bewegung gibt es nicht. Man könnte allerdings sagen, dass sich seit der Spiegel-Affäre bei einer größeren Zahl von Leuten die Auffassung durchsetzte, dass man sich von der staatlichen „Obrigkeit“ nicht alles gefallen lassen muss und soll, und dass man seine politische Meinung durch Demonstrationen der Öffentlichkeit bekannt machen kann. Das hat die 68er Bewegung dann ausgiebig getan. Etwas locker formuliert: Mit der Spiegel-Affäre wurde demonstrieren Mode.
Allerdings gab es auch in den 1950er Jahren schon große Demonstrationen, z..B. die Ostermärsche gegen die Wiederbewaffnung.
Fallex 62 ? Wikipedia
 
Ich weiß nur nicht, inwiefern das zur Mentalität der späteren 68er Bewegung beitrug. Und das muss ich wissen für mein Referat darüber.

edit: Franz Josef Strauß machte "heimlich" den Versuch, ob Deutschland gewadmet wäre, oder?

Ich finde, den direkten Zusammenhang hat man später sehr herbeigeredet. Der Spiegel der 1950er/60er Jahre war nicht so links, wie man sich das heute denkt; gerade dort schrieben nicht wenige Wendehälse mit Kriegsberichter- und SD-Vergangenheit. Zu nennen wäre etwa Paul Carell.
Die 68er-Bewegung steckte noch in den Kinderschuhen. Ihre Anfänge liegen für mich so in den Jahren ab 1964. Dort traf ein Konglomerat von älteren Politkaktivisten, jungen Linken aus dem studentischen Milieu, die sich an den neuen Protestformen in den USA begeisterten, und avantgardistischen Künstlern zusammen.
Die Spiegel-Affäre war für mich eher einer der frühen Prüfstände für das Funktionieren der neuen Demokratie; anders als bei der APO spielten sich wesentliche Ereignisse noch im ganz institutionellen Rahmen ab. Auch das Lagerdenken scheint noch nicht ganz so ausgeprägt gewesen zu sein, wie es einige Jahre später sicherlich gewesen wäre. Conrad Ahlers war Unionsmitglied, und bei der Unterstützung des Spiegel durch die Konkurrenzmedien war laut Wiki auch der Springer-Verlag dabei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine direkte oder enge Verbindung zwischen Spiegel-Affäre und 68er Bewegung gibt es nicht. Man könnte allerdings sagen, dass sich seit der Spiegel-Affäre bei einer größeren Zahl von Leuten die Auffassung durchsetzte, dass man sich von der staatlichen „Obrigkeit“ nicht alles gefallen lassen muss und soll, und dass man seine politische Meinung durch Demonstrationen der Öffentlichkeit bekannt machen kann. Das hat die 68er Bewegung dann ausgiebig getan. Etwas locker formuliert: Mit der Spiegel-Affäre wurde demonstrieren Mode.
Allerdings gab es auch in den 1950er Jahren schon große Demonstrationen, z..B. die Ostermärsche gegen die Wiederbewaffnung.
Fallex 62 ? Wikipedia


Ja eben, das negiert etwas das zuvor gesagte. Von den Teilnehmerzahlen fielen die berühmten Demos der 1960er Jahre wie die Schah-Demonstration, "Schlacht am Tegeler Weg" etc. viel geringer aus gegenüber den Kundgebungen gegen Wiederbewaffnung und den "Atomtod". Während etwa an den Anti-Atom-Kundgebungen Ende der 1950er Hunderttausende von Menschen teilnahmen, waren es z.B. auf dem Höhepunkt des Frühjahrs 1968 bei den Demonstrationen am Springer-Haus nur etwa 2000 Teilnehmer.
Da ist für mich noch eine starke Wahrnehmungsproblematik. Denn auch in den 1970er/80er Jahren, als die Bewegung nach Ansicht vieler Zeitzeugen längst darnieder gegangen war, gelang es, viel größere Aktionen und Demos aufzuziehen.
Für mich zeichnete sich die frühe 68er Bewegung eher durch höhere Radikalität, neue spektakuläre Aktionsformen und das Hervorbringen eines neuen, jugendlicheren Politmilieus aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde, den direkten Zusammenhang hat man später sehr herbeigeredet. Der Spiegel der 1950er/60er Jahre war nicht so links, wie man sich das heute denkt; gerade dort schrieben nicht wenige Wendehälse mit Kriegsberichter- und SD-Vergangenheit. Zu nennen wäre etwa Paul Carell.
Die 68er-Bewegung steckte noch in den Kinderschuhen. Ihre Anfänge liegen für mich so in den Jahren ab 1964. Dort traf ein Konglomerat von älteren Politkaktivisten, jungen Linken aus dem studentischen Milieu, die sich an den neuen Protestformen in den USA begeisterten, und avantgardistischen Künstlern zusammen.
Die Spiegel-Affäre war für mich eher einer der frühen Prüfstände für das Funktionieren der neuen Demokratie; anders als bei der APO spielten sich wesentliche Ereignisse noch im ganz institutionellen Rahmen ab. Auch das Lagerdenken scheint noch nicht ganz so ausgeprägt gewesen zu sein, wie es einige Jahre später sicherlich gewese wäre. Conrad Ahlers war Unionsmitglied, und bei der Unterstützung des Spiegel durch die Konkurrenzmedien war laut Wiki auch der Springer-Verlag dabei.


Damals hieß es auch, es wäre eine "persönliche Sache" zwischen Augstein und Strauß im Hintergrund gewesen. Für Strauß der Versuch eine offene Rechnung einzukassieren.
Wobei ich nicht mehr weiß, woran das festgemacht wurde.
 
Der Spiegel der 1950er/60er Jahre war nicht so links, wie man sich das heute denkt; gerade dort schrieben nicht wenige Wendehälse mit Kriegsberichter- und SD-Vergangenheit. Zu nennen wäre etwa Paul Carell.
Gut, dass Du nochmal drauf hinweist! Über die vielfältigen personellen Verknüpfungen zwischen SPIEGEL und Reichssicherheitshauptamt ist ja viel geschrieben worden - siehe z. B. Unternehmen Aufklärung - Freitag 2002/47
und als Beispiel Horst Mahnke ? Wikipedia - und auch über praktische Folgen - siehe z. B. Reichstagsbrandforum (ohne Gewähr für die Richtigkeit der Darstellung).

Ich finde, den direkten Zusammenhang hat man später sehr herbeigeredet. [...] Die Spiegel-Affäre war für mich eher einer der frühen Prüfstände für das Funktionieren der neuen Demokratie...
Wobei man sich bei der Vokabel "frühen" natürlich fragt, was den ersten 13 Jahren der deutschen Demokratie eigentlich (nicht) gelaufen ist...

Von einem eher konservativen Standpunkt aus hat Hans-Peter Schwarze [1] den politischen Stellenwert der Affäre herausgearbeitet. Am Anfang stand "zweifellos ... eine erbitterte Kampagne des Spiegel gegen Strauß", eine "gnadenlose Pressekampagne". Dazu kamen: (a) der Versuch Augsteins, "seine" FDP stärker von der CDU abzulösen, (b) die latente Diskussion über Führungsstil und Gestaltungskraft des greisen Adenauer, (c) dessen latenter Konflikt mit Strauß, (d) die Meinungsverschiedenheiten zwischen Strauß und dem Pentagon (McNamara) über deutsche Verfügungsgewalt über Atomwaffen und deren Einsatz usw. Was die Atomwaffen betrifft, so gab die weltpolitische Lage - Kuba-Krise! - Kritikern allen Anlass, den "Kampf gegen den Atomtod" auf der innenpolitischen Agenda zu halten.

Schwarze meint zusammenfassend, dass die Affäre entscheidende Bedeutung hatte als Sieg eines "liberaleren" Staatsverständnisses gegenüber einem konservativen, das tendenziell "in den Kategorien der Staatsraison dachte und individuelle Bedenklichkeiten oder die Wehleidigkeiten der vom staatlichen Zugriff Betroffenen verachtete". Folgen: (a) "Eine ganze Generation liberaler Studenten und jüngerer Akademiker wandte sich ... [von nun an] den Sozialdemokraten und den Freien Demokraten zu auf drängte auch diese auf ihren Weg, sofern sie nicht immer schon auf liberalen staatspolitischen Positionen gestanden hatten." (b) Wegweisend war der Machtzuwachs, den die freie Presse insgesamt erhielt, und zwar sowohl ihr "seriöser" Teil als auch der andere.

Was den Faktor "Jugend" betrifft bzw. die Auseinandersetzung zwischen älterer und jüngerer Generation, so sieht z. B. Norbert Frei [2] einen Zusammenhang mit dem Ende der in der Adenauer-Ära gepflegten "Kultur des Schweigens" bezüglich weiter Bereiche der deutschen jüngeren Vergangenheit. Auch hier wieder die Parallelen: der Eichmann-Prozess war gerade abgeschlossen, die Vorbereitung des Auschwitz-Prozesses in vollem Gange! "Wer aber als junger Mensch zu Anfang der sechziger Jahre die kritische Perspektive erst einmal eingenommen hatte, wer sich - zumal nach der Affäre um den Spiegel 1962 - keinen Maulkorb mehr umhängen lassen wollte, der fand dafür [fortan] ohne große Mühe immer wieder neue Gründe". Anders gesagt: die Affäre schärfte den Blick für Dinge und Personen, deren "belastete Seiten" bisher weitgehend unter der Decke gehalten wurde. - Auf den Spiegel selbst bezogen - siehe oben! - kann man das je nachdem als "Ironie (oder Dialektik?) der Geschichte" bewerten...


[1] Gescbichte der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 3: Die Ära Adenauer 1957-1963, Stuttgart 1983, S. 261 ff. - Die Einschätzungen des Autors teile ich nur eingeschränkt!
[2] 1968 - Jugendrevolte und globaler Protest. München 2008, S. 79 ff.
 
Kurzer Hinweis (Antwort) zur eigentlichen Frage:

Lehrplan 12. Klasse, Leistungskurs Geschichte Sachsen:
"Sich positionieren zu dem demokratischen Anspruch und zur Wirklichkeit in der BRD. Umgang mit Kritikern: Spiegelaffäre und 68 Bewegung" Das heißt der Zusammenhang ist, dass beide Ereignisse Kritik an der BRD ausgeübt haben.

Deswegen finde ich die Antwort von Repo auch am besten! ("Die Bundesrepublik wurde in den 60ern mehr oder weniger als "Obrigkeitsstaat" gesehen. Und eines der heftigsten Beispiele, wie sich die "Obrigkeit" über Recht und Gesetz hinwegsetzte, war eben die "Spiegel-Affäre".")

Und nebenbei bemerkt, so selbstständig sollte man schon sein, dass man sich die Abläufe der Spiegelaffäre und 68' Bewegung selbst durchlesen/ aneignen kann.

Grüße
 
Zurück
Oben