Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
@Brissotin vorab: ich weiß schlicht nicht mehr, wann ich das gesehen hatte und aus welchem Jahr das war; ich glaube, es war ein Mehrteiler - auch Casanova als Hauptfigur.
Ein gealterter Casanova, Bibliothekar, der nicht realisiert hatte, dass seine Glanzzeit und Ausstrahlung als "amouröser Eroberer" längst vorüber war und mit seinen Avancen aneckte, sich lächerlich machte. Sehr gelungen war eine Szene, da eine junge gutsituierte Hofdame (?) den welken Casanova darauf aufmerksam machte, dass er einen schlechten Atem habe (Mundgeruch)
War das eine deutsche Fernsehproduktion? Ich weiß es nicht mehr, war sicher vor 20 Jahren oder mehr.

Das könnte evtl. "Casanova auf Schloß Dux" gewesen sein, ein DEFA-Film von 1981 (lief vor ca. 30 Jahren mal in der ARD, meine Erinnerungen sind positiv, aber undeutlich).
Casanova auf Schloss Dux – Wikipedia
Der Eintrag in der IMDb ist leider ein Torso.
 
"Der Winter, der ein Sommer war" (1976)

"Der Winter, der ein Sommer war" (1976)
Regie u. Drehbuch: Fritz Umgelter

Ich bin nun endlich in das mehr oder weniger große Vergnügen gekommen, den Fernsehdreiteiler von 1976 anzuschauen. Ich werde diesmal Handlung und inhaltliche Fragen zusammen verschmelzen.


waren klar Baudenkmälern zuzuordnen.

Ich war als Kind zu Besuch bei meinen Großeltern, als damals an Originalschauplätzen gedreht wurde. 1976 konnte man in der Festung Ziegenhain noch durchs Lüdertor reiten, seit der spektakulären Flucht des Gefangenen Lothar Luft, befindet sich dort eine Panzerkette. Lufts Adoptivsohn hatte sich in Stadt Allendorf einen Panzer ausgeliehen und hatte kurzerhand das Tor zertrümmert.

Vor kurzem habe ich die Verfilmung in einer ausgedehnten Fassung noch einmal gesehen. Insgesamt schaffen es die guten Darsteller, dass man gewisse Widersprüche der Logik übersieht.

Die größten Widersprüche:
I.
Bei näherer Betrachtung ist die Handlung so etwas von unlogisch. Robert Skelnik Senior und Freder Soermann haben den alten Landgrafen um 60.000 Dukaten abgezockt. Das war ca. 25 Jahre bevor die Handlung einsetzt. Soermann kehrt nach über 20 Jahren in die Schwalm zurück und lässt sich unter seinem wirklichen Namen anwerben. Er ist der Deserteur nach dem die ganze Gegend sucht, er hat die Flucht aber nur unternommen, um als Lockvogel zu gieren, damit die Räuberbande des Langen Hoym den Transport mit dem Sold für die Festung Ziegenhain ausrauben kann.

Das wäre ungefähr so, als würde Lothar Luft nach 20 Jahren zurückkehren und unter seinem wirklichen Namen sich um einen Job in der JVA Schwalmstadt bewerben.

Natürlich hat man den Namen Luft in der Schwalm nicht vergessen, und genauso wäre es auch bei Freder Soermann.

II. Entfernungen und Omnipräsenz

Anna und Gottfried von Haynau müssen in der Stellmacherei einen Mercedes oder eine Cessna stehen haben. Anders ist es nicht zu machen, wenn beide am gleichen Tag von Soermanns Flucht an einer Party des Landgrafen in Wkilhelmshöhe teilnehmen. (Das Schloss wurde erst 10 Jahre später gebaut) Gottfried von Haynau ist aber plötzlich wieder in der Schwalm, nimmt eine Abordnung seiner Bauern entgegen. Das wäre schon knapp, wenn sein Chauffeur nach Kassel-Calden fährt und er mit dem Fallschirm über Willingshausen abspringt, wo sich das Palais von Schwertzell/ das Haus der Haynaus befindet, mit Pferd und Wagen nicht zu schaffen.

Claus von Haynau spricht seinen Stiefbruder an, ob er mit offener Jacke nach Kassel (!) reiten wolle. Das sind von der Festung Ziegenhain 55 km Entfernung, vom Palais von Schwertzell mehr als 60 km. Das reitet man nicht mal eben so.

III.
Robert von Haynau ist Kaufmann. Der soll sich spontan dazu entschließen mit Soermann die Tressenfabrik zu berauben? Wenn man sich zur zur Auswanderung entschließt, dann geht man doch nicht ins Blaue. Abgesehen davon fährt er auf gut Glück los, in der Hoffnung, dass sein Vater immer noch nahe Trenton lebt.


Kleinigkeiten, die bei der Unlogik gar nicht so ins Gewicht fallen:

I. In Nordhessen spricht man kein Äbbelwoi-Hessisch.
II. In den Dörfern wurde Schwälmer Platt gesprochen, in der Festung Ziegenhain schlechtes Hochdeutsch.
III. Johann Rall war niemals Kommandant der Festung Ziegenhain, und die Festung wurde auch niemals von einem Oberst (wie Marburg), sondern immer von einem Generalleutnant kommandiert.
IV. Schloss Wilhelmshöhe wurde erst unter Wilhelm IX. und gut 10 Jahre später erbaut.
Es gab allerdings schon den Weißenstein-Flügel wo Friedrich II. auch starb und auch den Bergpark und die Kaskaden.
 
Der Landsitz der Haynaus das war das Palais von Schwertzell in Willingshausen. Es wird noch heute von der Familie von Schwertzell bewohnt.

Die haben indirekt auch einen Anteil am Entstehen der Malerkolonie im 19. Jahrhundert. Gerhard von Reutern hatte in der Völkerschlacht von Leipzig einen Arm verloren, und er stammte wie die damalige Frein von Schwertzell aus dem Baltikum und verbrachte dort einen Urlaub zur Rekonvaleszenz. Dabei begann er zu malen, und in den folgenden Jahren kamen immer mehr Kunstmaler in die Region.

Einen recht namhaften Künstler lernte ich mal persönlich kennen: Vincent Burek. Als ich ein Kind war, wurde er allmählich bekannt. In den 1960er Jahren hatte Burek noch als Bademeister sich ein Zubrot verdient.
 
@Scorpio
Vielen Dank für Deine Einordnungen. Das mit den Distanzen hatte ich nie so auf dem Schirm. Man ist das aber auch immer wieder gewohnt. In Filmen über Schiller springt der ja auch immer mal von Mannheim nach Ludwigsburg und zurück. Zu dem 60km-Ritt. Das ist nach meiner Erfahrung eine Tagesreise. Man reitet ja auch die 60km nicht durch, sondern sitzt auch mal ab, führt das Pferd und läuft nebenher. "Jacques le fataliste et son maître" vermittelt ja recht gut wie so eine Reise zu Pferd in der Epoche aussieht, wenn man halt kein Melde- oder Postreiter ist und ständig auf frische Pferde setzen kann, die in Poststationen bereit stehen. Der "normale" Individualreisende damals bewegte sich wie Chodowiecki auf seinen zwei besonders gut dokumentierten Reisen nach Danzig und nach Dresden auf seinem privaten Pferd von A nach B und musste, da man jetzt auch kein Profi im Reiten war, auch mal Lehrgeld zahlen, schlammige Straßen umgehen usw..
 
@Scorpio
Vielen Dank für Deine Einordnungen. Das mit den Distanzen hatte ich nie so auf dem Schirm. Man ist das aber auch immer wieder gewohnt. In Filmen über Schiller springt der ja auch immer mal von Mannheim nach Ludwigsburg und zurück. Zu dem 60km-Ritt. Das ist nach meiner Erfahrung eine Tagesreise. Man reitet ja auch die 60km nicht durch, sondern sitzt auch mal ab, führt das Pferd und läuft nebenher. "Jacques le fataliste et son maître" vermittelt ja recht gut wie so eine Reise zu Pferd in der Epoche aussieht, wenn man halt kein Melde- oder Postreiter ist und ständig auf frische Pferde setzen kann, die in Poststationen bereit stehen. Der "normale" Individualreisende damals bewegte sich wie Chodowiecki auf seinen zwei besonders gut dokumentierten Reisen nach Danzig und nach Dresden auf seinem privaten Pferd von A nach B und musste, da man jetzt auch kein Profi im Reiten war, auch mal Lehrgeld zahlen, schlammige Straßen umgehen usw..

Ich weiß aus Berichten von Eltern und Großeltern, dass mein Ururgroßvater diese Entfernung lief und das auch innerhalb eines Tages bewältigte.
Ich habe das als Kind immer für kaum glaublich gehalten, es betonte aber mein Großvater, dass 50-60 km eine Marschleistung sind, die ein gut trainierter Läufer ohne weiteres schaffen kann. Marcus Junkelmann hat an anderer Stelle (Die Reiter Roms Bd 1) geschrieben, dass bei größeren Distanzen ein gut trainierter Läufer gar nicht soviel langsamer ist, als ein Pferd und dass man diese Erfahrung bereits im Sezessionskrieg machte.
 
Ich weiß aus Berichten von Eltern und Großeltern, dass mein Ururgroßvater diese Entfernung lief und das auch innerhalb eines Tages bewältigte.
Ich habe das als Kind immer für kaum glaublich gehalten, es betonte aber mein Großvater, dass 50-60 km eine Marschleistung sind, die ein gut trainierter Läufer ohne weiteres schaffen kann. Marcus Junkelmann hat an anderer Stelle (Die Reiter Roms Bd 1) geschrieben, dass bei größeren Distanzen ein gut trainierter Läufer gar nicht soviel langsamer ist, als ein Pferd und dass man diese Erfahrung bereits im Sezessionskrieg machte.
Auf lange Distanz kann ein Pferd nicht besonders schnell sein. Der Vorteil liegt da, wenn das Pferd immer wieder ausruhen kann. Deswegen wurden am Ende des 30-jährigen Krieges die Anteile der Reiterei an der Armee größer, weil eben beweglicher als Fußvolk. Reisen zu Fuß sind natürlich auch so ein Thema. Ich bin letztes Jahr den Rennsteig lang gewandert und war nach über 20 km am Tag immer wieder ziemlich durch. Aber ich bin auch ein verwöhnter Großstadtmensch und dann waren damals auch keine Kilometer auf Asphalt dazwischen.
 
---- etwas off topic:
Ich bin letztes Jahr den Rennsteig lang gewandert und war nach über 20 km am Tag immer wieder ziemlich durch.
Falls deine Route von der Werra hoch in die Berge anfing, dann war das auch ein sehr anstrengendes erstes "Wegstück" (den ganzen Rennsteig abwandern ist vermutlich nur für exzessive Geocacher oder trainierte Fernwanderer attraktiv)
 
Interessant, dass auch der Aufstand der Vendée mal wieder thematisiert und in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird. Immerhin handelt es sich um einen der ersten politischen Demozide. Die Verbrechen der Revolution werden meiner Meinung nach heute zu selten thematisiert, und wenn, geht es meistens nur um Robespierre.
 
---- etwas off topic:

Falls deine Route von der Werra hoch in die Berge anfing, dann war das auch ein sehr anstrengendes erstes "Wegstück" (den ganzen Rennsteig abwandern ist vermutlich nur für exzessive Geocacher oder trainierte Fernwanderer attraktiv)
Wir sind den ganzen Rennsteig lang gewandert. Wer sich für das 18.Jh. interessiert findet am Wegrand auch spannende Grenzsteine aus dem 16.-19. Jh. - wenn ich mich recht entsinne auch sowas wie Sühnekreuze in der Gegend Gr. Inselsberg / Floh-Seligental. Ging auch mit Kindern. Man braucht halt die richtigen Unterkünfte und sollte nicht komplette unsportlich sein.
 
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