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6.
„Sex sells“, war offenbar ein Leitmotiv der Filmproduktion. Alles mögliche wird generell und eindimensional auf vollzogenen, erzwungenen und/oder verweigerten Beischlaf reduziert: Heere ausschicken, Frieden und Bündnispartner sichern, (fast) alles begründet sich im Schlafgemach. Dabei stört mich die oft erwähnte Freizügigkeit der FIlmhandlung weniger. Sicher, im Sinne der Gleichberechtigung hätte man schon zumindest noch ein paar nackte Männerärsche mehr hineinpacken können, aber im Vergleich zum Fernseh-Standard des ausgehenden 20. Jahrhunderts ist das eh alles eher zahm und im Rahmen. Sexistisch ist die Verfilmung natürlich, aber auch nicht mehr als jede James-Bond-Verfilmung, an die ich mich erinnern kann. Im mittelalterlichen Umfeld und als intendierte Heldensaga ist anderes auch schwer vorstellbar.
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Deswegen ist es trotzdem Sexismus und auf einem Niveau, das in den 1990er-Jahren als endgültig überwunden galt. (Wobei das, was damals als überwunden galt, im Vergleich zu dem, wie der Film seine Frauenfiguren zeigt, bei Weitem nicht so schlimm war. Und soll die Bemerkung, dass es mit mehr männlichen Ärschen weniger sexistisch gewesen wäre. Sexistisch ist der Film nicht, weil Nackte vorkommen, sondern in dem weibliche Figuren auf ihre Geschlechtsorgane reduziert sind.
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Im mittelalterlichen Umfeld und als intendierte Heldensaga ist anderes auch schwer vorstellbar."
Wirklich - Offensichtlich sind wir im 21. Jahrhundert wirklich am Tiefpunkt gelandet, denn schon die belegten Fakten vermitteln da einen ganz anderen Eindruck:
Dazu ein Beispiel:
Janos Hunyady gerät nach der Schlacht in die Gefangenschaft von Vlad Dracul. Das ist historisch sogar richtig. (Sein Sohn war allerdings nicht dabei.) Historisch ist außerdem: Nach Verhandlungen musste Janos Hunyady hohes Lösegeld bezahlen und kam so wieder frei.
Im Film dagegen muss sich Erzsebet prostituieren, damit ihr ehemaliger Verlobter für diesen Preis seine Truppen einsetzt und ihren Ehemann und Sohn befreit. Im Film ist das so dargestellt, als wäre es die einzige Möglichkeit, die beiden zu retten. Glück haben sie immerhin, denn Vlad Dracul wird als der typische böse Wicht gezeigt, der seine Zeit erst einmal damit verbringt, Janos zu foltern und sich am Anblick des Gefolterten und an dessen Qualen zu erfreuen, und sich daneben auszumalen, wie es sein wird, wenn er seine Gefangenen dem Sultan ausliefert.) Eine nachvollziehbare Motivation fehlt natürlich, und das politische Denken von Vlad Dracul ist offensichtlich nicht wirklich vorhanden. (Schon klar, dass er seine Söhne dem Sultan als Geiseln überlassen muss. Eine andere Idee würde seinen Verstand wohl auch überfordern.)
Aber durch diese BöseWicht-Nummer erhalten die für seinen Handel erforderliche Zeit, und Erzsebet kann ihre sexuelle Bezahlung schon im Voraus leisten.)
So recht weiß der Film nicht, wie er Erzsebets Bereitschaft, sich zu prostituieren (sexuelle Hingabe für Befreiung des Ehemanns), motivieren soll, denn einerseits regt sie sich auf, aber andererseits ziert sie sich. Ich hatte den Eindruck, dass es für sie offensichtlich weniger entscheidend für sie war, dass sie fürchtet, dann ihrem Mann dann nicht mehr ins Gesicht sehen zu können, sondern dass sie vor allem frustriert darüber ist, dass er nur im Krieg ist und sich deshalb fragt, ob sich seine Rettung zu diesem Preis überhaupt rendiert. Die Schwägerin stimmt sie um. (Erzsebet wird also gleich noch als eine Frau dargestellt, welche zu dumm ist, um die Heldenrolle von Janos zu kapieren, weswegen er ständig im Krieg und nicht zu Hause sein muss.) Erst als Witwe dieses Helden darf sie eine Rede auf sein Heldentum halten und ihn als Familienmensch und "Vaterland"-Retter preisen. (Weiteres Klischee - Frau des Helden versteht seine Heldenrolle erst, nach seinem Heldentod.)
Alternativen wie dass Erzsebet erst einmal mit Vlad Dracul verhandelt, ihm von sich aus mit einem Lösegeld ködert, oder einen Söldnerführer mit seinen Leuten für Geld anwirbt, kommen nicht vor. ,Die historische Erzsebet soll eine sehr fähige Besitzverwalterin gewesen sein, und sie hatte wesentlichen Anteil daran, dass sie und Janos zu der Zeit bereits ziemlich reich waren.)
Warum sollte in einem mittelalterlichen Umfeld oder in einer intendierten Heldensaga anderes nichts möglich sein als Frauen auf ihre Geschlechtsorgane zu reduzieren, auch wenn das zuvor ein wenig verdeckt wird, in dem sie halt zunächst mit einer Waffe herumfuchteln lässt. Nicht nur die historisch belegten Fakten sprechen dagegen, bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gibt es genug historische Romane, die ohne diese Ideen auskommen.