Spielfilme angesiedelt im Mittelalter

In dem Spielfilm "Flesh and Blood" aus dem Jahr 1985, mit Rutger Hauer als Hauptdarsteller werden Köpfe und Leichenteile über die gegnerischen Mauern mittels Wurfmaschienen geschleudert, wenn ich es richtig erinnere?


Sehr typischer Paul Verhoeven Film, nicht sehr lustig anzuschauen, aber ein Stückchen Wahrheit war da doch wohl drin.
Vergammelte Hunden und Katzen sollen auch gerne geschleudert worden sein, wie würde man heute sagen, vielleicht "biologische Kriegsführung".

Da kann sich jeder seinen Teil dazu denken...

Micha
PS Der Spielfilm ist richtig "Scheisse", eine Ausgeburt von Gewalt, ein typischer "Verhoeven".
 
In dem Spielfilm "Flesh and Blood" aus dem Jahr 1985, mit Rutger Hauer als Hauptdarsteller werden Köpfe und Leichenteile über die gegnerischen Mauern mittels Wurfmaschienen geschleudert, wenn ich es richtig erinnere?
Sowas wird sicher wieder und wieder in der Geschichte der kriegerischen Wurfmaschinen vorgekommen sein -

Der Film hat aber gar keine Aussagekraft hinsichtlich der Threadfragestellung.
 
Naja, vielleicht eine der wenigen filmischen Darstellungen von all dem, nenne mir einen zweiten Spielfilm, es gibt keinen!

Fast alle Filme sind "sauber", da wirft niemand mit Leichen, oder Köpfen, mit toten Hunden oder verotteten Katzen, schönes heiles Mittelalter, was für ein Bullshit, kann man unter "Märchen" verbuchen.

Micha
 
Du erinnerst den Spielfilm "Johanna von Orleans" aus dem Jahr 1999. Meisterwerk, ich liebe den Film.


Leider stimmt in dem Film gar nichts, weder die Waffen, noch die Rüstungen, es ist alles Mist, von A bis Z. Das war Popcorn-Kino, dennoch ist der Film sehenswert, einfach großartig!
Geschichte und Fiktion gehen zwei Wege, es war schon immer so, was mein Großvater zu seiner Entschuldigung nach 1945 aufschrieb, auf Papier, das ist wertlos, das sind seine Erinnerungen. Nur ich kenne diese Texte.

Was es wirklich war, das wird niemals bekannt werden, nur meine verstorbene Großmutter würde all das erinnern, aber die alte Dame ist nicht mehr, sie hat all das mit in ihr Grab genommen. Vielleicht ist es besser so, ich weiß es nicht. Vielleicht ist es besser, vieles nicht zu wissen.

Micha
 
Sehr typischer Paul Verhoeven Film, nicht sehr lustig anzuschauen, aber ein Stückchen Wahrheit war da doch wohl drin.
Vergammelte Hunden und Katzen sollen auch gerne geschleudert worden sein, wie würde man heute sagen, vielleicht "biologische Kriegsführung".

Da kann sich jeder seinen Teil dazu denken...

Micha
PS Der Spielfilm ist richtig "Scheisse", eine Ausgeburt von Gewalt, ein typischer "Verhoeven".
Über Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten, doch der Kontext sollte beachtet werden. 'Flesh and Blood' stellt einen Versuch der Neuausrichtung des sogenannten Mantel und Degen-Kinos dar. Dieses hatte parallel zum klassischen, Gewalt verharmlosenden Kriegsfilm der 1950er und 1960er einen Niedergang erlebt, als der Vietnam-Krieg das Genre des Anti-Kriegsfilmes popularisierte. Romantisierende Vorstellungen von strahlenden Rittern und zarter Minne waren nicht mehr gefragt. Verhoeven trat mit dem Anspruch an, ein realistisches Bild des Spätmittelalters zu zeigen.
Du erinnerst den Spielfilm "Johanna von Orleans" aus dem Jahr 1999.
In dem Film kommt nichts dergleichen vor, da werden keine Tiere oder Leichen mit Katapulten verschossen.
Leider stimmt in dem Film gar nichts, weder die Waffen, noch die Rüstungen, es ist alles Mist, von A bis Z.
Ganz im Gegenteil, es handelt sich um einen der wenigen Filme, die das Mittelalter im Allgemeinen und das Spätmittelalter im Besonderen relativ akkurat wiedergeben, insbesondere nach den Maßstäben der letzten drei oder vier Jahrzehnte Kinogeschichte.

Die Rüstungen sind gute Repliken der tatsächlich gebräuchlichen frühen Vollharnische mit Hundsgugeln und Brigantinen; die Waffen sind zeitgetreuen Vorbildern nachgebildet; die Mode entspricht weitgehend der des frühen 15. Jahrhunderts, ausgenommen die Heraldik. Die im Film gezeigte Blide ist ein funktionsfähiger Nachbau aus einem französischen Museum, ich habe sie mal auf einem Festival in Carcassonne gesehen.

Die einzige gröbere Abweichung von der Realität ist das völlige Fehlen von Feuerwaffen, was insofern bemerkenswert ist, als die Belagerung von Orléans durch Feuerwaffen vorentschieden wurde. [Der englische Befehlshaber Salisbury kriegte noch vor Johannas Ankunft eine Ladung Glassplitter ins Gesicht, als eine Kugel aus einem Geschütz das Fenster eines Vorwerks traf, von dem aus er Pläne schmiedend Ausschau hielt. Er starb sechs Tage später.]

Aber auch diese Abweichung ist nicht verwunderlich und hat mit der in diesem Forum häufig debattierten Erwartungshaltung des nicht geschichtsversierten Publikums zu tun. Viele Menschen wissen nicht, dass Feuerwaffen im 15. Jahrhundert gang und gäbe waren. Sie würden sie für anachronistisch halten, also lässt man sie weg, damit die Leute den Film schauen, anstatt im Kinosaal zu diskutieren.
Geschichte und Fiktion gehen zwei Wege, es war schon immer so, was mein Großvater zu seiner Entschuldigung nach 1945 aufschrieb, auf Papier, das ist wertlos, das sind seine Erinnerungen. Nur ich kenne diese Texte.

Was es wirklich war, das wird niemals bekannt werden, nur meine verstorbene Großmutter würde all das erinnern, aber die alte Dame ist nicht mehr, sie hat all das mit in ihr Grab genommen. Vielleicht ist es besser so, ich weiß es nicht.
Sind diese mäandernden Gedankengänge über Deine Großeltern, die Du in gefühlt jeden zweiten Beitrag einflichtst, wirklich relevant?
Vielleicht ist es besser so, ich weiß es nicht. Vielleicht ist es besser, vieles nicht zu wissen.
Mit dieser Einstellung wäre die Menschheit nicht weit gekommen, und auch in diesem Forum scheint sie mir deplatziert.

Die anderen Nutzer mögen mir die Abschweifungen verzeihen, aber ich behaupte, es geht hier um ein wichtiges Prinzip.

Nur ein Beispiel: Basierend auf Deinen bisherigen Kommentaren, trete ich Dir wohl nicht zu nahe, wenn ich vermute, dass der oben in eckigen Klammern markierte Teil für Deinen Geschmack schon wieder zu viele Informationen enthält, als dass man sie kennen müsste und kennen sollte.

Doch lehren uns diese Details viel Wissenswertes.

Erstens, dass die Feldherrn des Mittelalters nicht, wie häufig kolportiert, tumbe Klötze ohne Ahnung von Taktik waren, sondern unter Berücksichtigung der Topografie ihre Schritte sorgfältig vorausplanten.

Zweitens, dass Feuerwaffen zu dieser Zeit gang und gäbe waren.

Drittens, dass die Verteidiger Steinbüchsen (Kanonen) von den Stadtmauern aus einsetzen konnten, die entsprechend massiv gewesen sein müssen.

Viertens, dass die Steinbüchsen jener Zeit beträchtliche Reichweiten hatten, denn zwischen der damaligen Wehrmauer von Orléans und dem Vorwerk, auf dem Salisbury verwundet wurde, liegen rund 500 Meter.

Viertens, dass die Stadt Orléans reich genug war, um die Fenster sogar ihrer Wehranlagen zu verglasen.

Fünftens, dass Salisbury wahrscheinlich an einer Infektion verstarb, sonst wäre er seinen Wunden nicht erst nach sechs Tagen erlegen.

[mod]Anfang des Beitrags findet sich in "Erstbeschreibung einer Blide?" wieder.
 
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