irgendwie komme ich da durcheinander...
die langues d’oïl sollen eine Gruppe galloromanischer Sprachen sein, das "normannische" wie auch jerrais (auf Jersey) und sercquiais (auf Sark) ist eine davon, wobei aber das (später dann dominierende) Pariser französisch auch zu den langues d´oil gehört - und das "anglonormannische" soll dann das normannisch der normann. Oberschicht auf der brit. Insel sein
oh, jetzt bräuchte man wohl einen geschulten Romanisten....
Bin zwar nur Hobby-Romanist, aber nach meinem Verständnis folgendes:
Nach
heutigen Verständnis ist Französisch das Standard-Französische, die Dialekte im Norden Frankreichs (und in der Wallonie) werden als l
angue(s) d'oïl bezeichnet. Ob nun
langue (Singular) oder
langues (Plural) hängt von der Betrachtungsweise, ob man diese als Varianten einer Sprache ansieht oder als eine Gruppe von ähnlichen Sprachen.
Im Süden Frankreichs ist es ähnlich, da gibt es die
langue(s) d'oc. Und wiederum die gleiche Betrachtungsweise hinsichtlich Varianten einer Sprache oder eine Gruppe ähnlicher Sprachen. (Gebräuchlicher ist heute aber die Bezeichnung Okzitanisch statt langue d'oc.)
Dann gibt es noch das Frankoprenzalische (hauptsächlich in der französischsprachigen Schweiz, aber auch in Teilen Frankreichs und Italiens. Obwohl es da auch verschiedene Formen gibt, spricht man hier nur im Singular von der Sprache.
In Frankreich werden alle diese autochtonen Sprachen als
langues régionales bezeichnet. Das betrifft die vorgenannten Sprachen, aber auch die anderen Minderheitensprachen wie das Katalanische und Korsische und auch die nicht-romanischen Sprachen wie das Baskische sowie das Elsässische und Lothringische.
Die historische zeitgenössische Betrachtung hat sich aber im Laufe der Jahrhunderte gewandelt:
als im Mittelalter sich die lateinischen Dialekte mehr und mehr vom Lateinischen entfernten, wurde der Unterschied im Norden des heutigen Frankreichs zum Lateinischen größer als im Süden des Landes. Im Norden Frankreichs wurde diese Dialekte als
lingua rustica romana bezeichnet s.
Die Selbstbezeichnung als Römer nach dem Fall Westroms .
Zur weiteren Differenzierung wurde dann für die im Norden Frankreichs gesprochenen Dialekte der Sammelbegriff
franceis oder
françois ab dem 12. Jhdt. verwendet. Das betraf aber nicht die im Süden gesprochenen romanischen Dialekte. Ab dem 13. Jhdt. gab es dann den Begriff
langue d'oïl. Das leitet sich von dem Wort für ja
(oïl) ab. Analog dazu nach dem in Südfrankreich verwendeten Wort für ja (
oc) die Bezeichnung langue d'oc. Später ging dann diese Sprachbezeichnung auf die Region in Südfrankreich über.
Ab dem 13. Jhdt. wurde dann der Begriff
françois allmählich verengt auf die Sprache des königlichen Hofes, die dann für die Verwaltung benutzt wurde. Ich denke, das kann man mit dem Deutschen vergleichen: wenn wir Hochdeutsch sagen, meinen wir Standarddeutsch, und denken nicht mehr daran, dass Hochdeutsch eigentlich ein Sammelbegriff für die südlich der Benrather Linie gesprochenen Dialekte ist.
Ich hoffe, das Durcheinander nicht noch vergrößert zu haben.