Sprachen in Al-Andalus

Dieses Thema im Forum "Der Islam und die Welt der Araber" wurde erstellt von Carolus, 7. Februar 2012.

  1. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Im Thread http://www.geschichtsforum.de/f82/vorr-mische-sprachen-41308/index2.html bin ich auf einen interessanten Beitrag von El Quijote gestoßen, in dem er auf die romanische Sprache, die in Al-Andalus (der Teil Spaniens unter arabischer Herrschaft) gesprochen wurde:

    Dieser Beitrag war für mich Anlaß, mich mit den in Al-Andalus gebräuchlichen Sprachen auseinanderzusetzen:

    So weit ich das verstanden habe, lag damals eine sprachliche Zweiteilung vor. Auf der einen Seite wurde von den arabischen Eroberern Arabisch (auch als Verwaltungssprache) verwendet, das auch von den zum Islam konvertierten "Alt-Spaniern" übernommen wurde, während eher die christliche Bevölkerung unter arabischer Herrschaft das Mozarabische verwendete.

    Gibt es eigentlich Belege dafür, daß im arabischen Spanien der Gebrauch der mozarabischen Sprache verpönt oder sogar verboten wurde? Unter der christlichen Herrschaft ab dem 16. Jhdt. wurde umgekehrt der Gebrauch des Arabischen in Spanien verboten.
     
  2. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Verboten wurde die Benutzung der arabischen Sprache so wie Bräuche und Kleidungen im Jahr 1566 unter Philipp II, entgegen der Vereinbarungen die bei der Kapitulation Granadas abgeschlossen wurden. Dieses führte zu einem Aufstand in den Alpujarras (Alpujarras ? Wikipedia) führte, der von 1568 bis 1571 dauerte.

    Es gibt ein Kuriosum: Anscheinend ist das letzte Dokument auf Arabisch dass man in Spanien kennt ist ein Kaufvertrag (ich glaube ein Pferdekauf) aus Navarra, aus einer Gegend die eigentlich nur kurz unter arabischer Herrschaft stand. Es ist auch sehr spät entstanden. Ich weiss leider nicht mehr das Jahr, aber jedenfalls nach Ende der Reconquista.

    Was die Benutzung des Mozarabischen betrifft, hat Hisam oder Hixem I. um 790 die Benutzung des Lateins verboten. Ob das auch die volkstümliche Version betraf, ist schwer zu sagen, ich würde aber annehmen, dass nur die Kirchensprache gemeint war.
     
    Zuletzt bearbeitet: 8. Februar 2012
  3. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    In diesem Zusammenhang dürfte dieses Interessant sein:

    Harga ? Wikipedia
     
  4. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Im Artikel über das Mozarabische in der spanischsprachigen Wikipedia steht dazu, daß die Bezeichnung "Mozarabisch" erst im 19. Jhdt. aufgekommen ist. Die Sprache selber wurde als "Latinus, Latino" von ihren Sprechern bezeichnet. Auch die romanischen Sprachen nördlich der Religionsgrenze (also im christlichen Nordspanien) hatten noch die Bezeichnung Latein. Es gab eine arabische Bezeichnung für das Mozarabische ("al-ajamiya") mit der Bedeutung "seltsam, fremd".

    Danach würde "Lateinisch" in zeitgenössischen Quellen auch die frühen romanischen Sprachen bezeichnen. Der erwähnte http://de.wikipedia.org/wiki/Hischam_I. hat Ende des 8. Jhdts. geherrscht, als die romanischen Sprachen sich noch nicht so vom Lateinischen fortentwickelt hatten, wie es Ende des Mittelalters dann schon der Fall war.
     
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  5. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Dann war sein Verbot wohl nicht so effektiv.
     
  6. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Nein, ein Verbot des Romanischen gab es in al-Andalus, so viel wir wissen, nicht. Zu den bekanntesten ḫarǧas/kharǧas (bei Wikipedia nicht ganz korrekt transkribiert - warum transkribieren die das <ǧ>, aber nicht das <ḫ>?) gehören z.B. die Schlusszeilen von Gedichten des letzten Königs von Sevilla im 11. Jahrhundert, al-Mu'tamid. Die ḫarǧas (von ḫaraǧa, herausgehen) markieren nämlich die Versenden der letzten Strophenzeile.
    Auch Granada - Arabisch als Ġarnāṭà wiedergegeben - ist ein romanischer Ortsname, obwohl die Stadt erst im 11. Jahrhundert gegründet wurde (streng genommen umstritten), der von den arabischen "Chronisten" regelmäßig als Ḥiṣn ar-Rummān (Granatapfelburg) übersetzt wird.
     
  7. Ilan

    Ilan Aktives Mitglied

    Ich kenne mich mit al-Andalus nicht aus, die Bezeichnung glaube ich aber aufs Wort. ʕaǧamī bezeichnet im Arabischen ganz allgemein einen Nichtaraber oder jemanden der unverständlich bzw. "fehlerhaftes" Arabisch spricht. Das Wort hat auch spezieller die Bedeutung Perser angenommen. Jedenfalls ist das Konzept des ʕaǧamī mitunter dem des griechischen bárbaros nicht so unähnlich.

    Bei der Umschrift geht es ohnehin drunter und drüber. Und was ist denn schon "korrekt"? DMG-Umschrift ist doch sowieso Mist und sprachwissenschaftlich nicht zu rechtfertigen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 8. Februar 2012
  8. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Ich finde sie sehr gut, besser als andere, die ich kenne, auch weil sie mit einem Graphem pro Graphem auskommt und nicht mehrere Grapheme verwendet, also > statt <dj> oder <dsch> und <ḫ> statt <kh> oder <ch>. Das ist klar und eindeutig.

    Warum nicht?
     
    Zuletzt bearbeitet: 8. Februar 2012
  9. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Also, um Transkriptionen wie

    zu verwenden, kann man eigentlich gleich auf arabisch schreiben. =)
     
  10. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Das muss nicht unbedingt überraschen. Im Ebrotal gab es bis zur Vertreibung der Muslime aus Spanien noch muslimische Gemeinden. Abgesehen davon weißt du ja nicht, woher der Pferdehändler kam.

    Hišām/Hisham. Hixem/Hixam ist die altspanische Schreibweise, da im Altspanischen das <x> gleich unserem <sch> [ʃ] war. (Denke an Jerez - altspanisch Xerez - und den Sherry.) Es fiel dann mit dem weicheren <j> zusammen, das in etwa dem Arabischen > [ʤ] ("dschīm") entsprach (also das harte spanische <x> = [ʃ] wurde zum weicheren <j> = [ʤ] und beides schließlich zu [x], entsprechend zum <ch> in der deutschen Sprache nach den Vokalen a, o oder u (machen, hoch, Tuch). Ja, nach <e> oder <i> klingt <ch> anders (echt, Licht, ich).
    Wenn heute Hišām noch Hixem geschrieben wird, dann ist das eine archaisierende Schreibweise.

    Don't get me wrong, hier verlangt niemand, dass exotische Sprachen nach wissenschaftlichen Maßstäben korrekt transkribiert wiedergegeben werden, aber die beiden bzw. vier Schreibweisen Hisem/Hisam/Hixem/Hixam sind doch arg defektiv.

    Zurück zu den Sprachen in al-Andalus. In der Hispanistik wird heiß debattiert, ob in al-Andalus neben dem Arabischen und dem Romanischen nicht auch das Berberische gesprochen wurde. Immerhin waren die meisten "Mauren" keine Araber sondern Berber. Das Problem ist: Es ist kein einziges Berberisches Schriftzeugnis aus Andalusien überliefert, überhaupt galten die Berber (das Wort ist dem griechischen Barbar entnommen!) den Arabern als Barbaren, ein Urteil, welches sich z.T. bis heute in der Literatur zur Geschichte Andalusiens wiederfindet, obwohl die Urheber dieses Urteils Ibn Hayyan und Ibn Hazm beide für ihre Berberophobie bekannt sind.
    Es gibt nur zwei einigermaßen sichere Lehnworte im Spanischen, die aus der Sprache der Berber kommen: jinete und acebuche.
    Jinete
    , was so viel wie 'Reiter' oder 'Jockey' heißt, ist dabei ursprünglich ein Ethnonym: Die Zanāta waren eine berberische Stammeskonföderation. Das ist also schwerlich ein beleg für den Gebrauch der berberischen Sprache in al-Andalus.
    Acebuche - 'wilder Ölbaum' - kommt wohl von az-Zanbūǧ, was ein arabisiertes Wort aus dem Berberischen sein soll.
    Dass es keine berberischen Schriftzeugnisse gibt, liegt wohl auch an der unterschiedlichen sozialen Stratigraphie und den unterschiedlichen Siedlungsgebieten von Arabern und Berbern. Während die Araber eher in den urbanen Zentren oder in den landwirtschaftlich günstigen Flusstälern siedelten, waren die berberischen Siedlungen eher in den Gebirgen zu finden. Es gibt in Spanien einige Ortsnamen, inbesondere von Bergdörfern, die auf das Berberische zurückgeführt werden. Häufig mit dem Namenszusatz Beni-der wiederum Arabischen Ursprungs ist: Banū = 'Stamm', 'Söhne'.
    Man muss wohl insgesamt sagen, dass die Berber in einer Situation der Di- oder sogar Triglossie lebten und ihre Sprache dann auf der einen Seite wegen des geringeren Prestiges, auf der anderen wegen einer wenigstens zunächst noch romanischsprachigen Bevölkerungsmehrheit, nur einen sehr geringen Einfluss auf das Iberoromanische hatte und zum anderen es eben keinen Grund gab, es zu verschriftlichen.
    Es ist in der Hispanistik mal die Hypothese vorgebracht worden, dass das berberische Substrat im Spanischen sich an dem agglutinierten Arabischen Artikel zeige, der mit dem Stammmorphem verschmolzen ist, dies sei typisch Berberisch und spiegele die Art der Berber Arabisch zu sprechen wieder. Allerdings findet sich das offenbar bei heutigen Berbern nicht, ist nicht dokumentiert und ist auch in den italienischen Entlehnungen aus dem Arabischen - auch die sizilianischen Muslime waren in ihrer Masse eher Berber als Araber - nicht zu bemerken. Die Arabismen im Italienischen sind ja eher ohne den Artikel entlehnt.
     
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  11. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Noch eine kurze nachgefügte Erklärung: Es kamen ja immer wieder Berber auf die iberische Halbinsel. Einmal mit der ersten Eroberungswelle. Hier stellten die Berber die Mehrheit dar. Dann gab es aber auch eine arabische Einwanderung, inbesondere, als eine arabische Armee in den 730ern scheiterte einen Aufstand in Marokko niederzuschlagen und sich in die Provinz Andalusien zurückzog. Zur Zeit des Kalifats begann man dann Berber als Soldaten anzuwerben, meist von den Stämmen der Maṣmūda, der Zanāta und der Ṣinhāǧa. Diese Berber sind es, die untereinader verfeindet letztlich von der hispanoarabischen Bevölkerung (Arabischstämmige wie Arabisierte) als die Berber wahrgenommen werden, die über eine eher unterentwickelte Kultur verfügten. Dabei haben wir von einem Ṣinhāǧa eine der aussagekräftigsten Quellen zur andalusischen Geschichte des 11. Jahrhunderts überliefert. Es ist interessant, dass ihr französischer Herausgeber und seine spanischen Epigonen den Stil als schlecht, eben typisch berberisch bewerteten, während eine eher rezente Ausgabe - die durch einen Araber vorgelegte englische Übersetzung - den gehobenen Stil 'Abdallāhs lobt.
    In den djihadistischen Glaubensbewegungen aus dem Magrib, der Almoraviden (Ṣinhāǧa) und der Almohaden (Maṣmūda), haben Historiker dann das Negativurteil Ibn Hayyāns und Ibn Hazms bestätigt gesehen.
     
  12. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    eine Rückfrage zum spanischen 'x' im MA: ich habe noch aus den Anfängen meines Spanischunterrichts in Erinnerung, daß dieses 'x' in einigen alten spanischen Worten, wie das oben erwähnte Xerez, aber auch beim Quijote/Quixote oder in den Ortsnamen Mexico/Mejico und Texas/Tejas, kein 'x' ist, sondern der ähnlich aussehende, griechische Buchstabe 'Chi', der zur Wiedergabe des Ch-Lautes (wie im Deutschen nach a, o oder u) benutzt wurde. Auch im heutigen Spanisch werden ja für Mexiko und Texas beide Schreibweisen verwendet, aber m. W. in beiden das 'x' wie das deutsche "Ch" ausgesprochen.

    Das führte ja auch dazu, daß der Cervantes'sche Ritter von der traurigen Gestalt ins Deutsche phonetisch als "Quichotte" übertragen wurde.
     
  13. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Verdammt. Jetzt nehme ich vorsichtshalber schon zwei Schreibweisen und da sind beide falsch!

    Aber leider kann ich folgende Zeichen...

    " š ā ǧ "

    ...nicht mal auf der Tastatur finden.
     
  14. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Das Quichotte, wie wir es im Deutschen kennen, ist die französische Schreibweise und damit hast du wieder - im Ggs. zur heutigen Aussprache im Spanischen - das Quixote mit <x> = [ʃ]. Allerdings sind wir im 17. Jahrhundert - in dem der Quijote geschrieben wurde - schon in einem Zeitraum, in dem das [ʃ] im Spanischen im Niedergang begriffen ist.
    Weitere Kostproben?
    Xerez (arab. Šarīš, daher Sherry)
    xocoatl - Schokolade (im heutigen Spanisch phonetisch ans Etymon so wie wie eben möglich angepasst als Chocolate)
    Auch Mexiko musst du dir - anders als im heutigen Spanisch - als Meschiko vorstellen.
    Unser Variable x in der Mathematik kommt aus arabischen mathematischen Schriften über das Spanische ins europäische, weil der Platzhalter im Arabischen das <š> war.
    Guadix < Wād(ī) Aš < Acci
    Und die Nachfahren des Propheten Muhammad, die šarīfen? Ein solcher heißt im heutigen Spanisch jerife.
    Játiva? Im Valencianischen hat es sogar das <x> erhalten: Xàtiva. Auf Arabisch? Šāṭiba
    La(s) Alpujarra(s)? al-Bušarāt
    Also nicht "auch im heutigen Spanischen", sondern "im heutigen Spanischen" wird es wie beschrieben wie das chi verwendet. Im Mittelalter war es anders.


    Wie gesagt, es ist nicht unbedingt notwendig, dass wir exotische Sprachen - und Arabisch ist für die meisten von uns eine exotische Sprache - immer hundertprozentig korrekt transkibieren. Ich bin da zwar sehr für, um Verwechselungen zu vermeiden und Klarheit zu schaffen, aber man findet in der professionellen historischen Literatur auch schlecht transkribierte Namen.
    Zur Not - ich selbst empfehle allerdings nur ein Graphem pro Graphem zu benutzen -, kann man <š> durch "sch/sh" wiedergeben, besser noch, um Unklarheiten zu vermeiden, unterstrichen: "sh". Langvokale kann man auch mit â, û, î wiedergeben, wie der Circumflex geht, werden die meisten wissen, einfach die Taste mit dem ^-Symbol und den gewünschten Vokal hintereinander tippen.
    <ǧ> wird häufig durch "Dsch" oder "Dj" wiedergegeben: Djihâd, Falludscha, Hadidja, Djamîl.
    Man kann aber auch in seinem Schreibprogramm die entsprechenden Transkriptionszeichen auswählen, oder aber - so mach ich das meistens - sich beim Wikipedia-Artikel "Arabisches Alphabet" bedienen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 9. Februar 2012
  15. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Mir ist gerade noch ein tolles Wort eingefallen, welches bis ins Deutsche gekommen ist, welches im Deutschen allerdings nur mit [s-] anlautet: Der Sirup, spanisch jarabe. Von šaraba, 'trinken'.
     
  16. Dieter

    Dieter Premiummitglied

    Worüber man wenig präzises liest ist die Frage, wann das Sprechlatein der Spanier in ein frühromanisches Stadium eintrat.

    Bis zum Untergang des Westgotischen Reiches im Jahr 711 herrschte sicher noch ein regional gefärbtes Sprechlatein vor. Wird dann eine Frühform des Spanisch etwa im 9./10. Jh. gesprochen worden sein?

    Überträgt man die Situation auf das Französische, so finden wir die Straßburger Eide im Jahr 842 bereits in altfranzösischer und althochdeutscher Form vor. Doch ist es fraglich, ob sich das angesichts der arabischen Eoberung auf Spanien übertragen lässt. Ohnehin muss man anstatt "Spanisch" besser von "Kastilisch" sprechen und das altspanische Mozarabisch im arabischen Herrschaftsbereich fällt ohnehin aus dieser Betrachtung heraus.

    Aus welchem Jahr rührt demnach das früheste Dokument in spanischer Sprache? Ist es der CID?
     
  17. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Als ich noch zur Schule ging, hiess es dass die ältesten bekannten Texte auf Spanisch die "Glosas emilianenses" (Glosas Emilianenses - Wikipedia, the free encyclopedia) aus dem 10. Jahrhundert wären. Das interessante an ihnen ist u.A. dass sie teilweise spanisch und baskisch mischen. (Es ist immer ein Spaß, spanische Nationalisten damit aufzuziehen, dass ihre ältesten schriftzeugnisse von einem Basken geschrieben wurden :devil:)

    Heutzutage wird das jedoch anscheinend anders bewertet und es soll kein Spanisch mehr sein, sondern Navarro-Aragones. Nun gelten die "Cartularios de Valpuesta" (Cartularios de Valpuesta - Wikipedia, the free encyclopedia) als ältestes schriftliches Dokument auf Spanisch. Diese stammen angeblich aus dem 12. Jahrhundert, sollen jedoch Texte aus dem 9. wiedergeben.

    Mir persönlich gefiel die erste Version besser und denke, die Unterscheidung zwischen diesen vermeintlichen Dialekten ist eine Spitzfindigkeit, da man die Texte der Glosas ohne Probleme versteht, wenn man modernes spanisch kann, was z.B. mit anderen frühen romanischen Beispielen (altes Katalanisch oder Galizisch) nicht so leicht geht.

    Ich bin aber nur ein interessierter Laie.
     
    Zuletzt bearbeitet: 10. Februar 2012
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  18. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied


    Das frühester Dokument in spanischer Sprache (eigentlich in einer auf der spanischen Halbinsel gesprochenen Sprache, die vom Lateinischen abgeleitet wurde) ist nicht das Heldenepos des CID, sondern eine Käseinventur =):

    Nodicia de Kesos ? Wikipedia

    Wenn wir heute von Spanisch reden, dann ist damit die Sprache Kastiliens, das Kastilische gemeint. Aber es werden in Spanien diverse Dialekte des Kastilischen, sowie in einigen Regionen die eigenständigen, romanischen Sprachen Katalanisch und Galizisch mit diversen Dialekten gesprochen. Im Baskenland wird die nicht-romanische Sprache Baskisch gesprochen.
     
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  19. Dieter

    Dieter Premiummitglied

    Besten Dank für die Antworten! :winke:

    Das würde bedeuten, dass ebenso wie in Frankreich im 9./10. Jh. der Schritt vom Sprechlatein zum frühromanischen Spanisch/Kastilischen vollzogen war.

    Ein genaues Datum lässt sich ohnehin nicht angeben, da man mit einer breiten linguistischen Übergangszone rechnen muss.
     
  20. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Interessant wären auch die Gründe für den Übergang vom Lateinischen zum Romanischen. So weit mir bekannt, gab es in der römischen Antike eine hohe Literalität in der Gesellschaft. Würde diese zurückgehen und Analphabetismus sich ausbreiten (wie im Mittelalter geschehen), so wäre dies imho ein Faktor, der die Sprachentwicklung und damit Ausdifferenzierung unter den romanischen Sprachen beschleunigen würde. Durch das Fehlen einer sprachlichen Normierung kann im Prinzip jeder sprechen, wie er will. Wenn ich den Vergleich zur Gegenwart wähle, so heißt es, dass am Niederrhein in jedem Dorf eine eigene Plattdeutschvariante gesprochen wird (gilt wohl weder für den Niederrhein noch für das Plattdeutsche ausschließlich).

    Gibt es denn Untersuchung zur Verbreitung von Lese- und Schreibkenntnissen in der Antike bzw. Frühmittelalter auf der iberischen Halbinsel?
     

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