Stamm der Chatten

Laut Hessen Archäologie 2003 "Dobiat Rimberg",
"ist eine durchgehende Besiedlung bis zur Spätlaténezeit anzunehmen.

Soll das "germanische Besiedlung bis zur Spätlatènezeit" bedeuten? Die reicht von etwa 200 v. Chr. bis zur Zeitenwende. Das würde unseren Vermutungen zur Einwanderung germanischer Stämme und zum Ende der Kelten im hessischen Raum entsprechen.
 
Soll das "germanische Besiedlung bis zur Spätlatènezeit" bedeuten? Die reicht von etwa 200 v. Chr. bis zur Zeitenwende. Das würde unseren Vermutungen zur Einwanderung germanischer Stämme und zum Ende der Kelten im hessischen Raum entsprechen.

Ein klares Nein, die keltische Besiedlung des Rimberges. Da haben wir es nun!

en hesse
 

Danke! :winke:

Es sind demnach also die Kelten, die bis in die Spätlatènezeit in Hessen siedelten. Das bedeutet, dass sie ab dem 2. oder 1. Jh. v. Chr. von den Germanen aus Hessen verdrängt, bzw. - was glaubwürdiger ist - von aus dem Norden vorrückenden germanischen Stämmen assimiliert wurden.

In diese Zeit fällt dann auch die erstmalige Präsenz der Chatten und Sueben.
 
Danke! :winke:

Es sind demnach also die Kelten, die bis in die Spätlatènezeit in Hessen siedelten. Das bedeutet, dass sie ab dem 2. oder 1. Jh. v. Chr. von den Germanen aus Hessen verdrängt, bzw. - was glaubwürdiger ist - von aus dem Norden vorrückenden germanischen Stämmen assimiliert wurden.

In diese Zeit fällt dann auch die erstmalige Präsenz der Chatten und Sueben.

Die Situation hat sich eher verkompliziert, und zwar in eine Richtung, nach der die Gleichung Oppidum = Kelten für diese Region und den Zeitraum nicht mehr so stimmt. Aufgrund numismatischer Indizien meinen einige, die Bewohner des Dünsbergs als Ubier, somit Germanen, identifizieren zu können.
 
Die Situation hat sich eher verkompliziert, und zwar in eine Richtung, nach der die Gleichung Oppidum = Kelten für diese Region und den Zeitraum nicht mehr so stimmt. Aufgrund numismatischer Indizien meinen einige, die Bewohner des Dünsbergs als Ubier, somit Germanen, identifizieren zu können.

Hatten wir die extensive Diskussion nicht anderswo, die die Gegengleichung problematisierte?
 
Wenn man archäologisch den oberhessischen Raum um den Dünsberg als Ursprungsgebiet für die ins linksrheinische umgesiedelten Ubier und Bataver durch die Münzprägung "Tanzendes Männlein" nachgewiesen hat, heißt das natürlich auch, dass mit Münzen prägen und Oppida errichtenden Germanen liebgewonne Klischees gebrochen werden. (Die Frage, ob Ubier u. a. nun Kelten, Germanen, beides oder etwas ganz anderes waren, gab es hier schon oft genug.)
Laut Tacitus waren die Bataver einst Teil der Chatten, daher dürfte die in Oberhessen verbliebene Bevölkerung logischerweise aus Chatten bestanden haben. Demnach wären die Chatten direkt aus der oberhessischen Oppida-Kultur hervorgegangen und die späte Nutzung des Dünsburg sowie der römischen Siedlung Waldgirmes wäre daher den Chatten zuzuschreiben.
Eine Lokalisierung der Chatten im Gießener Raum deckt sich weitgehend mit der schriftlichen Überlieferung, die ja die Chatten direkt nördlich des Limes "direkt hinter den Mattiakern" verortet.

Für Nordhessen ist das natürlich noch keine Aussage, aber ausgerechnet nördlich der Eder - also ganz konkret- verortet Tacitus mit Mattium um 15 n. Chr. den "Hauptort" des Stammes. Im Grunde ist das leider fast auch schon das einzige Argument für eine Lokalisierung der Chatten in Nordhessen.:winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
(Die Frage, ob Ubier u. a. nun Kelten, Germanen, beides oder etwas ganz anderes waren, gab es hier schon oft genug.)
Laut Tacitus waren die Bataver einst Teil der Chatten, daher dürfte die in Oberhessen verbliebene Bevölkerung logischerweise aus Chatten bestanden haben.

Das beantwortet allerdings nicht die Frage, die ich weiter oben gestellt habe: Ab wann siedelten Kelten in Hessen und wann ungefähr finden wir germanische Stämme in diesem Raum? Ubier und Chatten sind sicher nicht autochrhon, sondern irgendwann in den hessischen Raum eingewandert. Und wo saßen sie vorher?
 
Dieter: kennst Du den Sammelband von Rhode/Schneider, Hessen in der Antike? Ist eine Publikation aus Kassel. Ich habe seinerzeit den Vortrag verfolgt, bzgl. ungeklärter Herkunft und "Siedlungskern".
 
Dieter: kennst Du den Sammelband von Rhode/Schneider, Hessen in der Antike? Ist eine Publikation aus Kassel. Ich habe seinerzeit den Vortrag verfolgt, bzgl. ungeklärter Herkunft und "Siedlungskern".
Danke silesia,
muss ich mir mal am Wochenende rein ziehen.
Dieter, wenn dem so ist und in dem Sammelband was interessantes steht scann ich es ein.
schaun wir mal!

en hesse
auf nach München, das wird ne Abend und Nacht :D
 
Hallo,

Dieter schau mal hier nach, alle Fragen werden beantwortet:

Universal-Lexicon der Völker- und Ländergeschichte von der ältesten bis auf ... - Karl Friedrich Koeppen - Google Books

ab Seite 209, Germaner

en hesse

Besten Dank für den Link! Ob allerdings ein Buch aus dem Jahr 1806 (!) weiterhilft, das Nordeuropa zur "Urzeit" noch von Sarmaten bevölkert sah :D , ist zweifelhaft.

Die Sachlage ist jetzt ohnehin klarer. Der Einfluss der keltischen Latènekultur reichte seit dem 5. Jh. v. Chr. bis zu den deutschen Mittelgebirgen und umfasste somit auch Nordhessen. Ab dem 2. Jh. v. Chr. expandierten germanische Gruppen aus dem norddeutschen Raum Richtung Süden und drängten die keltische (oder keltisierte) Bevölkerung allmählich zurück. Seit dem 1. Jh. v. Chr. war der Raum des heutigen Hessen in germanischer Hand. Was die keltische Restbevölkerung angeht, so vermischte sie sich mit den Germanen und ging in ihnen auf.
 
Besten Dank für den Link! Ob allerdings ein Buch aus dem Jahr 1806 (!) weiterhilft, das Nordeuropa zur "Urzeit" noch von Sarmaten bevölkert sah :D , ist zweifelhaft.

Hallo Dieter,

Der Herr hat sich solche eine Mühe gegeben! :D. Un in Band1 "Die Celten", aber echt diese genaue Beschreibung und Ortskenntnis. :scheinheilig:

en hesse
 
Dieter: kennst Du den Sammelband von Rhode/Schneider, Hessen in der Antike? Ist eine Publikation aus Kassel. Ich habe seinerzeit den Vortrag verfolgt, bzgl. ungeklärter Herkunft und "Siedlungskern".

Morchen,
lach gibt zwei Bücher mit dem Titel, un wie immer hab heut morchen das Falsche gezogen. :motz:
Das zweite Buch ist von Horst Kratzmann "Hessen in der Antike"

en hesse
 
Laut dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) steht ein Keramik-Geäß aus dem Fürstengrab von Gommern in Verbindung mit den Chatten, die "am Nordostrand des Thüringer Beckens" (sic!) siedelten.
Das handgefromte Keramikgefäß steht in einem starken Kontrast zu luxoriösen Gefäßen aus Glas und Metall im Fürstengrab.
https://www.landesmuseum-vorgeschic...rbarenmacht/das-fuerstengrab-von-gommern.html

Das oben genannte scheint mir aus zwei Gründen eine gewagte These zu sein:
  1. Das Fortbestand der Chatten am Ende des 3. Jahrhunderts nach Christus ist fraglich. Die letzte Erwähnung des Stammesnamens bezieht sich auf das Jahr 213 nach Christus.
  2. Die Lokalisierung der Chatten im Nordosten des Thüringer Becken steht im krassen Widerspruch zur üblichen Überlegung, dass die Chatten an der Eder (Adrana) und im Vorfeld des obergermanischen Limes siedelten.
 
Zuletzt bearbeitet:
  1. Die Lokalisierung der Chatten im Nordosten des Thüringer Becken steht im krassen Widerspruch zur üblichen Überlegung, dass die Chatten an der Eder (Adrana) und im Vorfeld des obergermanischen Limes siedelten.
Dieses Problem sehe ich eher als vernachlässigbar an. Von der Weser bis zum Ostrand des Harz ist es nicht so weit. Bei trotz Sesshaftigkeit hochgradig mobilen Gesellschaften, wo sich auch Stammesterritorien schon mal verschieben können, sind 180 km doch nicht wirklich viel.

Ich finde es eher mutig, ein Gefäß einer Ethnie zuzuweisen.
 
Sie werden auf eine dieser unsäglichen Germanienkarten geschaut haben, die die Ethnien willkürlich angeordnet zeigen.
 
Das wird möglicherweise auch im Zusammenhang mit dem Hassegau stehen.

Aber vor allem muss man El Q. zustimmen. Woran man "chattische" Keramik erkennen will, ist eine gute Frage.
 
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