Mir fällt jedenfalls gerade auf, dass beim 30jährigen Krieg Schweden zwar sehr wichtig war -- aber betreffend der Hintergründe, Schwedische Innenpolitik ist nicht soviel allgemein bekannt wie bei Frankreich oder Holland. Kann ddas sein? Holland dagegen war vorher noch im HRR dabei, und Frankreich wird bei der deutschen Geschichte eh immer mitbetrachtet.
Wohlmöglich braucht man dafür einfach schwedische Literatur.
Nicht zu unterschätzen dürfte die charismatische Figur von Gustav Adolf sein. Aber auch er musste erstmal den schwedischen Reichstag überzeugen. In Schweden spielte dieser ja noch viel stärker eine Rolle, als in Frankreich die Ständeopposition.
Einschub, vergleichend zu Frankreich:
Die Institution der Generalstände in Frankreich schlief seit dem letzten Zusammentreten 1614 ein. Zwar haben wir noch zur Zeit der Unmündigkeit von Louis XIV den Konflikt mit der Fronde. Nachdem dieser aber "beigelegt" war, vermochte es Louis XIV zusehends die Adelsopposition ruhig zu stellen. Das gelang der Monarchie dann bis zum Tode des Sonnenkönigs 1715.
Zum anderen darf man, bei allen militärischen Erfolgen Schwedens noch in der zweiten Hälfte des 17.Jh. nicht übersehen, dass Schweden zur Großmacht schlicht und ergreifend die personellen Ressourcen fehlten. Ohne die tatkräftige Unterstützung Frankreichs, wäre da sicherlich der Status als baltische Großmacht sonst nicht bis in den Nordischen Krieg hinein zu halten gewesen.
Neben dem Krieg in Deutschland musste Schweden bereits während des 30-jährigen Krieges auch Kräfte für den immer wieder aufflammenden Gegensatz mit Dänemark und die Interessen, welche Polen gegenüber standen, frei bekommen.
Zwar hatte Frankreich auch gegen eine Vielzahl an Feinden, man denke nur an den Spanischen Erbfolgekrieg, durchzuhalten. Aber da waren die Mittel doch auch ganz andere.
Zugegeben ist der Fokus im dt. Geschichtsbild eher auf die Rivalität mit Frankreich am Rhein ausgerichtet - damals wie heute.
Nur die Involvierung Kurbrandenburgs unter dem Großen Kurfürst in die Kriege im Ostseeraum, verschafften auch Schweden ein bisschen Platz in den deutschen Geschichtsbüchern:
1.) Zweiter Nordischer Krieg
Friedrich Wilhelm (Brandenburg) ? Wikipedia
2.) Schwedisch-Brandenburgischer Krieg
Friedrich Wilhelm (Brandenburg) ? Wikipedia
Das Buch von Richard Brzezinski "Die Armee Gustav Adolfs: Infanterie und Kavallerie" offenbarte mir reicht anschaulich, wie schwer schon der 30-jährige Krieg an den Ressourcen Schwedens an Mensch, Material und Geld nagte.*
Man kann auch sagen, dass sich Schweden mit dem ausgedehnten Krieg in Deutschland zusammengenommen mit all den anderen militärisch ausgetragenen Konflikten selbst überforderte. Das ist freilich ein Aspekt, der einem im deutschen Geschichtsunterricht z.B. nicht so deutlich gemacht wird oder ganz hinten runter fällt. Für das Schweden dieser Zeit, muss es aber schon eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben.
Schweden setzte dann ja, nach dem Ausbluten der im Kern aus Schweden, Finnen usw. bestehenden Armee, die noch 1630/31 agiert hatte, im weiteren Kriegsverlauf noch stärker auf deutsche und andere Söldner, da es mit den eigenen Leuten eben nicht zu schaffen gewesen wäre, die Erfolge zu behaupten - gerade in Anbetracht der allianzpolitisch wechselhaften deutschen Verbündeten (Kurbrandenburg und Kursachsen z.B.).
* Richard Brzezinski "Die Armee Gustav Adolfs: Infanterie und Kavallerie" Siegler-Verlag, 2006