Strategie der Luftlandeoperation im 2.WK

Der grösste sowjetischen Fallschirmjäger-Einsatz war m.W. an der Wjasma-Front, mit ca. 10.000 Soldaten. Ist aber anscheinend gründlich schief gegangen.
Daneben gab es noch verschiedene kleinere z.B. in der Krim und Dnjeper. Der letzte Großeinsatz war bei der Offensive auf die Mandschurei, zur Sicherung der japanischen Flughäfen. Das erscheint auch im Film "Der letzte Kaiser" bei der Gefangennahme von Pu-Yi. Ich dachte erst, das wäre eine filmische Lizenz da ich noch nie etwas von sowjetischen Fallschirmeinsätzen in Fernost gehört hatte, diese Offensive gab es jedoch tatsächlich.
 
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Luftlandeoperationen bergen wohl immer den Wunsch in sich, den Gegner total zu überrumpeln. Dieser Gedankengang hat sich fast immer als überzogen herausgestellt.
Das größte Problem einer Luftlandung ist die Logistik. Wie gleicht man Verluste aus? Wo bleibt der Nachschub? Man warf "Leute" aus und ließ sie sich selbst überlassen. Zum Beispiel, die Ölflecktaktik. Überall landen die Fallschirmjäger, breiten sich aus, überschneiden sich und kesseln den Feind ein. Das hat nie funktioniert.
Luftlandeoperationen funktionieren nur nach dem Prinzip, rein und wieder raus. Kommandos. Wie bei der Befreiung von Mussolini. Fieseler Storch. Obwohl, man zog die ersten deutsche Hubschrauber in Erwägung. Man vertraute der neuen Technik jedoch noch nicht ganz. Es wäre ein technisches Novum gewesen. Der Storch leistete jedoch auch seinen Dienst, wenn auch nur ganz, ganz knapp.
 
Das größte Problem einer Luftlandung ist die Logistik. Wie gleicht man Verluste aus? Wo bleibt der Nachschub?

Nachschub? Den kann man den Leuten hinterherwerfen. Das größte Problem ist der Rückzug - beziehungsweise seine Unmöglichkeit. Wenn Truppen mit Fallschirmen abgesetzt werden, gibt es keine praktikable Möglichkeit, sie zurückzuholen. Sowas ist nur machbar, wenn die Fallschirmjäger in relativer Nähe zu den eigenen Linien operieren. Bei Kreta war das nicht der Fall. Da war vor dem Einsatz klar, dass die Truppen sich entweder durchsetzen oder zu 100 Prozent verlorengehen. Vielleicht erklärt auch das den verlustreichen "Erfolg".

Im Zusammenhang mit dem Kreta-Einsatz habe ich zwei Behauptungen gehört, für die ich keine Bestätigung finde.

Erstens: Genraloberst Student habe das Unternehmen durchgedrückt, um nachzuweisen, dass Fallschirmtruppen ähnlich wie Panzertruppen zu einer eigenständigen "Waffengattung" zusammengefasst werden können.

Zweitens: Der Kreta-Einsatz sei die misslungene "Generalprobe" für einen erwogenen Angriff auf die Schweiz gewesen.

Hat dazu jemand Erkenntnisse?

MfG
 
a.) Bei der Operation Merkur (Landung auf Kreta) wurden als Gleiter NUR die DFS 230 eingesetzt. Die Gotha 242 wurde zu dieser Zeit erst konstruiert.

b.) das die deutschen Fj-/LL-Einheiten nach Kreta kaum mehr -in dieser Rolle- eingesetzt wurden war die alleinige Entscheidung Hitlers und eine Fehlentscheidung.

c.) Holten die Westallierten den deutschen Vorsprung tatsächlich auf? Ich zweifle daran, denn bei den materiellen / operativen / strategischen Möglichkeiten der W-Allierten und dem Wissenstand über den Gegner hätte es große Einsatzmöglichkeiten gegeben die nicht / bzw. nur eingeschränkt genutzt wurden.

d.) Nachschub:
Die großen Mengen welche schon die damaligen Divisionen (auch Fj- / LL-Div) im Kampf benötigten können nur kurzfristig "abgeworfen" werden. Zur tatsächlichen Versorgung werden Transportflugzeuge (oder besser Kampfzonentransporter wie Ar 232 und Nachfolger) und geeignete Landeflächen oder Flugplätze benötigt. Nur so kann auf Dauer der Nachschub gesichert werden.

e.) Grundsätzlich muß man bei Fj-/ LL-Operationen unterscheiden in welchem Rahmen (taktisch / operativ) diese stattfinden sollen.
Je näher sie im Frontraum stattfinden (idR taktisch - mit den Gegenbeispielen des dtn Frankreichfeldzuges - diese hatten operative Zielsetzung) desto größer ist die Gefahr das sie scheitert da der Gegner schnell Gegenangriffskräfte herbeiführen kann (siehe Market Garden, siehe sow. LL-Operationen westl. Dnepr).

Falls die geplanten Operationen und das verbinden mit den eigenen Bodentruppen (Front) scheitert ist die Masse der gelandeten Truppen in jedem Fall verloren.

f.) Die Operation Merkur war in kein Fehlschlag. Die Besetzung Kretas hatte strategische Wirkung auf die Situation im gesamten östlichen und zentralen Mittelmeer. Das zeigt nicht zuletzt in den gescheiterten Nachschubkonvois Alexandria -> Malta.
Das die Besetzung noch mehr Wirkung zeigen konnte, durch
* zahlenmäßig stärkere Luftwaffenverbände auf Kreta mit größerer Wirkung auf die Levante / Ägypten
* durch weiteres ausgreifen in Richtung Levante
ist zwar richtig schmälert aber weder den Erfolg der Operation Merkur noch die strategische Wirkung der Besetzung Kretas.

Der richtige Angriffsort hätte Malta sein müssen, wie es z.B. Generaloberst, Hans Jeschonnek, Chef des Stabes der Luftwaffe, am 3. Februar 1941 vorschlug. Der Weg in die Levante führte ohnehin über Nordafrika und nicht Kreta, Zypern.
Wer die Operation vorgeschlagen hat ist anscheinend fraglich, aber soweit ich weiß war Jeschonnek für Kreta. Die Aussage ist für eine späteren Zeitraum möglich ist halte sie aber in jedem Fall für falsch.

Ohne Kreta in Achsenbesitz war die Ägäis und Adria gegenüber britischen (bzw. westallierten) Angriffen offen und kaum zu verteidigen. Das die Passage Italien<-> Tripolis durch den Besitz Maltas gesicherter war dafür nur ein schwacher Ausgleich.
Die Frage war nicht welche Insel man besetzen wollte, mit Eingreifen der Briten im Konflikt Italien-Griechenland wäre die Einnahme beider Inseln zwangsläufig gewesen.

Erstens: Genraloberst Student habe das Unternehmen durchgedrückt, um nachzuweisen, dass Fallschirmtruppen ähnlich wie Panzertruppen zu einer eigenständigen "Waffengattung" zusammengefasst werden können.
Unwahrscheinlich da es gar keine andere Möglichkeit gab die Insel zu nehmen und diese Aufgabe war zwangsläufig.

Zweitens: Der Kreta-Einsatz sei die misslungene "Generalprobe" für einen erwogenen Angriff auf die Schweiz gewesen.
Ebenso unwahrscheinlich. LL-Landungen hätten, wie beim Frankreichfeldzug, im taktschen Rahmen Sinn gehabt, Großlandungen wie Kreta war bei einem Angriff auf die Schweiz unnötig.
 
Ohne Kreta in Achsenbesitz war die Ägäis und Adria gegenüber britischen (bzw. westallierten) Angriffen offen und kaum zu verteidigen. Das die Passage Italien<-> Tripolis durch den Besitz Maltas gesicherter war dafür nur ein schwacher Ausgleich.

Sehe ich auch so.

Ein weiterer Aspekt waren die Öltransporte von Rumänien über die Dardanellen nach Italien. Über Kreta sollten die Transporte - bis auf U-Boot-Gefahr- abgeschirmt werden. Das Argument tauchte wohl schon nmE in der Diskussion Kreta oder Malta auf.

Die Besetzung von Kreta hatte außerdem eine gewisse Dynamik durch die Zusammenfassung nahezu aller Transportverbände im Balkanfeldzug erfahren, fast 500 Ju 52. Diese sicherten den TRebstoff- und Munitionsnachschub, ua. für die Luftwaffe. Wegen der großen Treibstoffknappheit aufgrund des raschen Vormarsches wurden den Lufttransportverbänden eingeflogene Treibstofffässer nahezu aus den Flugzeugen gerissen. Die Operation Merkur (Kreta) wurde wegen des Mangels auch um einige Tage verschoben und war ursrpünglich rd. eine Woche früher angesetzt. Dei Idee ist möglicherweise dadurch befördert worden, dass alle Transportfliegerverbände auf dem Balkan bereits zu versammeln waren.
 
f.) Die Operation Merkur war in kein Fehlschlag.
Dass sie kein Fehlschlag war, sieht man schon daran, dass das vorgegebene militärische Ziel erreicht worden ist. Übrigens gegen jede Wahrscheinlichkeit. Deswegen waren die Alliierten so beeindruckt und deshalb ist Kreta bis heute für die Bundeswehr, zumindest für die Luftlandetruppen, "traditionsstiftend".

Als Erfolg kann man die Operation aber auch nicht werten. Dazu waren die Verluste zu hoch. Ein Sieg, der die eigenen Kräfte verschleißt, hat keinen Wert. Mit "Einwegstreitkräften" kann man auf Dauer nicht planen.

Die Besetzung Kretas hatte strategische Wirkung auf die Situation im gesamten östlichen und zentralen Mittelmeer. Das zeigt nicht zuletzt in den gescheiterten Nachschubkonvois Alexandria -> Malta.
Das ist zwar richtig. Es stellt sich aber die Frage, ob diese Ziele nur auf diese Weise erreichbar waren. Das Problem war ja die britische Seeherrschaft im Mittelmeer. Der Schlüssel dazu war Gibraltar. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, dort anzusetzen.

MfG
 
Der Schlüssel dazu war Gibraltar. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, dort anzusetzen.
War auch in der Überlegung, aber Franco spielte nicht mit und ohne Spanien war es schlicht nicht möglich.

Selbst wenn:
Der Zugang zum Mittelmeer wäre dadurch für die Briten zwar erheblich erschwert, aber nicht gänzlich unmöglich worden; sie hatten immer noch den Suez-Kanal.
Auch hier, wie bei den Inseln Malta und Kreta:
Für einen wirklich entscheidenden Erfolg hätte man beide nehmen müssen.

Was den Afrika-Streitkräften ja möglicherweise auch gelungen wäre, hätte man vorher Malta und evtl auch Gibraltar gehabt.
Aber jetzt kommen langsam zu viele Unbekannte/Variable dazu, um das wirklich vernünftig durchspielen zu können, da ist man dann schon auf arg spekulativ-dünnem Eis.:grübel:

Bleibt für mich konkret nur die Frage:

Warum hat man, bei aller erkannter Lästigkeit der Insel und den empfindlichen Verlusten, die sie dem Afrika-Nachschub beibrachte, Malta nicht erobert?
Das X. Fliegerkorps hatte die Insel zwischendurch mehr oder weniger sturmreif gebombt, Malta war praktisch vor der Haustür Italiens und die Royal Navy pfiff stellenweise aus dem letzten Loch. Eine Landung hätte zumindest erheblich bessere Voraussetzungen gehabt und wäre besser vorzubereiten gewesen als die auf Kreta.
Trotzdem hat man sich immer nur damit begnügt, die Insel zeitweilig "niederzuhalten", wenn eine größere Transferaktion anstand, z.B. die Verlegung des Afrikakorps (damals noch "Sperrverband Afrika") nach Nordafrika.
Danach durfte Malta jedes Mal wieder erstarken.
Das erscheint mir derart unnachvollziehbar bescheuert, dass ich es mir einfach nicht erklären kann.
 
Danach durfte Malta jedes Mal wieder erstarken. Das erscheint mir derart unnachvollziehbar bescheuert, dass ich es mir einfach nicht erklären kann.

Wesentlich sind hier die Wechselwirkungen mit der Ostfront Mai 1941/Dezember 1941/Mai 1942/September 1942, und die insgesamt zu beschränkten deutschen Mittel. Das Thema hatten wir auch schon einmal im Forum, die Stelle finde ich nicht wieder.


Die Sperrung von Gibraltar hätte bereits durchaus Wirkungen, nämlich die der direkten (kurzen) Transporte von GB nach Nordafrika, etwa 40 Tage kürzer als um das Kap. Einige Transporte in kritischer Lage wurden direkt gefahren, so im Frühjahr 1941 nach Rommels Auftritt die ad-hoc-Verlegung von rd. 250 Panzern etc. Ähnliches gilt für die Malta-Versorgung;
 
Wesentlich sind hier die Wechselwirkungen mit der Ostfront Mai 1941/Dezember 1941/Mai 1942/September 1942, und die insgesamt zu beschränkten deutschen Mittel. Das Thema hatten wir auch schon einmal im Forum, die Stelle finde ich nicht wieder.

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Zum Zeitpunkt zu den man erwartete Malta sturmreif gebombt zu haben (erste Hälfte 1942) hatten die Italiener zwei Falschirmjägereinheiten bereit gestellt, die Deutschen sollten eine dritte stellen. Eine Krise in Nordafrika machte es dann notwendig, die beiden Italienischen Einheiten als Feuerwehr an die Front zu verlegen. Danach war der Moment vorbei.
 
Zum Zeitpunkt zu den man erwartete Malta sturmreif gebombt zu haben (erste Hälfte 1942) hatten die Italiener zwei Falschirmjägereinheiten bereit gestellt, die Deutschen sollten eine dritte stellen. Eine Krise in Nordafrika machte es dann notwendig, die beiden Italienischen Einheiten als Feuerwehr an die Front zu verlegen. Danach war der Moment vorbei.

Ja, aber das meinte ich nicht (deutsche Fallschirmjäger-Verbände wurden auch dorthin verlegt).

Wichtig war der Abzug der deutschen Luftwaffe in den Osten sowie in geringeren Teilen nach Nordafrika, der Mitte Mai 1942 begann, und ohne die eine Anlandung bei britischer Marinepräsenz nur ein Himmelfahrtskommando gewesen wäre (quasi ein "Kreta ohne Luftunterstützung").

Wenige Tage nach dem Abflauen der Angriffe war die britische Jägerstärke in zwei Schüben wieder >100 angestiegen.

http://www.geschichtsforum.de/238871-post24.html
 
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Wesentlich sind hier die Wechselwirkungen mit der Ostfront Mai 1941/Dezember 1941/Mai 1942/September 1942, und die insgesamt zu beschränkten deutschen Mittel. Das Thema hatten wir auch schon einmal im Forum, die Stelle finde ich nicht wieder.
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Ja, die zu kurze Decke. Stimmt.

Aber Malta ist ein kleines England.
Wie kann man die Russen anspringen, mit einem solchen unbesiegten Industriestaat als Gegner im Rücken?
Wie kann man Ägypten angreifen, mit einer solchen Inselfestung mitten in der Nachschublinie?
Und in beiden Fällen hat man es auf die gleiche Art und Weise versucht. Noch schnell alles zusammenbomben, und hoffen, dass dies reicht.

War halt Hasard, Grandhand ohne Vieren, mit lauter Nuschen auf der Hand.
Gibt ja vermutlich den einen oder anderen Skatbruder hier. Der kann Euch das übersetzen:rofl:
 
Hier ist ein recht guter Wikipedia Artikel zum Thema: Operation Herkules - Wikipedia, the free encyclopedia

Die Luftlandung sollte durch die Italienischen Divisionen Folgore (Fallschirmjäger) und La Spezia (Luftlandetruppen) und der deutschen 7. Fliegerdivision.

Daneben gab es eine sehr groß angelegte Amphibienplanung mit mehr als 70.000 geplanten Soldaten. Laut dem Artikel scheiterte es am Widerstand von Göring, der seine Lieblingstruppen nicht riskieren wollte und Hitler der kein Vertrauen in die Italienische Flotte hatte und nach Kreta auch kein richtiges Vertrauen in Luftlandeoperationen. Kesselring hat seine anfangliche Unterstützung später zurückgezogen weil es nicht mehr genügend Flugzeuge gab.
 
Hier ist ein recht guter Wikipedia Artikel zum Thema: Operation Herkules - Wikipedia, the free encyclopedia

Die Luftlandung sollte durch die Italienischen Divisionen Folgore (Fallschirmjäger) und La Spezia (Luftlandetruppen) und der deutschen 7. Fliegerdivision.

Daneben gab es eine sehr groß angelegte Amphibienplanung mit mehr als 70.000 geplanten Soldaten. Laut dem Artikel scheiterte es am Widerstand von Göring, der seine Lieblingstruppen nicht riskieren wollte und Hitler der kein Vertrauen in die Italienische Flotte hatte und nach Kreta auch kein richtiges Vertrauen in Luftlandeoperationen. Kesselring hat seine anfangliche Unterstützung später zurückgezogen weil es nicht mehr genügend Flugzeuge gab.



Dass es gute Gründe gab, es bleiben zu lassen, will ich gar nicht in Abrede stellen.
Aber dann hätte man eben das weitere halt auch sein lassen müssen.
 
Dass es gute Gründe gab, es bleiben zu lassen, will ich gar nicht in Abrede stellen.
Aber dann hätte man eben das weitere halt auch sein lassen müssen.
Man hat so viele bescheuerte Operationen durchgeführt und eine so wichtige, liess man sein. Konnte ja nur schiefgehen.

Dafür hat man dann die Fallschirmjäger im Jahr drauf sinnlos in Tunesien verheizt.
 
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Ja, die zu kurze Decke. Stimmt.

Aber Malta ist ein kleines England.
Wie kann man die Russen anspringen, mit einem solchen unbesiegten Industriestaat als Gegner im Rücken?
Wie kann man Ägypten angreifen, mit einer solchen Inselfestung mitten in der Nachschublinie?
Und in beiden Fällen hat man es auf die gleiche Art und Weise versucht. Noch schnell alles zusammenbomben, und hoffen, dass dies reicht.

War halt Hasard, Grandhand ohne Vieren, mit lauter Nuschen auf der Hand.
Gibt ja vermutlich den einen oder anderen Skatbruder hier. Der kann Euch das übersetzen:rofl:

...und am Ende sah es dann mehr aus wie ein ziemlich vergammelter Ramsch.

Das bestärkt die Vermutung, dass Deutschland sich nur notgedrungen in den Krieg um das Mittelmeer herum eingemischt und dort dann nur gerade das Nötigste getan hat. Das wäre verständlich, denn ein Zusammenbruch der italienischen Linien in Afrika oder Griechenland hätte weit schwerwiegendere Folgen haben können, als jede Bedrohung irgendwelcher Ölfelder durch britische Luftangriffe. Vielleicht wirkt das alles auch deshalb so "ungesteuert", weil es ungesteuert war - weil es kein deutsches "Gesamtkonzept" für den Krieg gab. Die Wehrmacht hat einfach wie ein gut abgerichteter Kettenhund jedem ins Bein gebissen, auf den der "Gröfaz" mit dem Finger gedeutet hat.

Das würde bezogen auf Kreta bedeuten, dass die Fallschirmjäger in den Kochtopf geworfen worden sind, um auf jenem Topf überhaupt noch den Deckel draufhalten zu können. Besser: Vielleicht den Deckel draufhalten zu können. Der Erfolg der Operation war nämlich keineswegs garantiert oder auch nur erwartbar. Die Briten haben sich jedenfalls ziemlich sicher gefühlt, und ob die deutsche Generalität bei dem "Spiel" die Hoffnung hatte, "aus dem Schneider" zu kommen, erscheint mir auch noch zweifelhaft. Deshalb ja der Nachhall, den dieser Kreta-Einsatz bis heute hat.

Deshalb habe ich auch weiter oben die Frage gestellt, ob Student die Fallschirmjäger vielleicht tatsächlich zu einer Art "Trumpfkarte" aufbauen wollte: Seht her, ohne Guderians Panzer kann man Ziele erreichen, die bislang als unerreichbar galten... Deshalb auch meine Frage nach der Schweiz. Ich persönlich glaube nicht, dass die Schweiz mit konventionellen Mitteln hätte erobert werden können - nicht von Nazi-Deutschland und nicht von der Sowjetunion.

MfG
 
Man hat so viele bescheuerte Operationen durchgeführt und eine so wichtige, liess man sein. Konnte ja nur schiefgehen.

Dafür hat man dann die Fallschirmjäger im Jahr drauf sinnlos in Tunesien verheizt.

Jetzt bringe ich die Diskussion etwas aus dem Topic-Bereich, aber: Wenn die Operation tatsächlich so wichtig gewesen wäre (oder als so wichtig betrachtet worden wäre), dann hätte sie viel früher an anderer Stelle beginnen müssen. In Gibraltar nämlich. Das hätte nicht nur die Briten am Nachschub ins Mittelmeer gehindert, sondern vor allem den eigenen Kräften den Zugang dahin eröffnet. Für die deutsche Marine gab es einfach keinen Weg ins Mittelmeer, solange Gibraltar in britischer Hand war. Hätte man das ernsthaft angehen wollen, hätte es auch Möglichkeiten dazu geben können. Immerhin war Spanien ein Verbündeter der Achsenmächte. Ich weiß durchaus, dass Franco sich mit großem Geschick bemüht hat, in die Zwickmühle nicht hineingeschubst zu werden! Aber wenn die Herrschaft im Mittelmeer so wichtig genommen worden wäre, dann hätte genau DAS versucht werden müssen. Es gibt keine Anzeichen dafür, folglich wurden Nordafrika und das Mittelmeer immer als Nebenkriegsschauplätze angesehen. Die Aufmerksamkeit war im Wesentlichen auf den Angriff gegen die Sowjetunion konzentriert.

Treppenwitz am Rande: Die deutschen Luftstreitkräfte, auch die Fallschirmjäger, sind in der Sowjetunion ausgebildet worden.

MfG
 
Man hat so viele bescheuerte Operationen durchgeführt und eine so wichtige, liess man sein. Konnte ja nur schiefgehen.

Dafür hat man dann die Fallschirmjäger im Jahr drauf sinnlos in Tunesien verheizt.

Eigentlich schon vor El Alamein.

Aufgrund der geplanten Offensiven an der Ostfront ab Mai 1942 war klar, dass die Fliegerverbände abzogen werden. Der restliche Teil ging nach Nordafrika, wo Rommel erneut auf Tobruk antreten wollte (und dann bis Ägypten preschte).

Die Absage von Herkules war reine Formsache; Hitler begründete dieses schwülstig in Briefen an Rommel und Mussolini, "die Göttin des Schlachtenglücks winke nur einmal", und meinte damit den weiteren Vormarsch nach Tobruk bis El Alamein. Tatsächlich waren die fliegenden Verbände zu diesem Zeitpunkt schon weg-disponiert, wie aus der Zeittafel oben ersichtlich ist. Die Ostfront war im Mai 1942 wichtiger (was grundsätzlich nicht einmal als falsch angesehen werden kann).
 
Hätte Malta nicht schon im Rahmen des Afrika-Feldzugs 1940 erobert werden müssen? Immerhin war es eine englische Insel (Kreta war griechisch und deshalb erst 1941 "reif").

Und was die zu kurze Decke angeht: Hier sind es wohl die italienischen Daunen die fehlen.

Es gab doch sicher Pläne für die Eroberung Maltas, wie sahen diese denn aus (1940)? Amphibische Landung oder Fallschirmjäger oder beides?

Solwac
 
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