excideuil
unvergessen
Canaris und die Abwehr
Bei meinem Urlaub auf Creta dieses Jahr bin ich auch mit dem "Unternehmen Merkur" konfrontiert worden und es schwangen durchaus keine Sympathien für die Deutschen in den Schilderungen mit.
Grund genug für mich, mich ein wenig näher mit diesem Unternehmen zu befassen.
Neben den Schilderungen zur Schlacht ist mir ein Umstand ins Auge gefallen, der hier noch nicht betrachtet wurde: die m.M.n. äußerst schlampige, teilweise arrogant anmutende Aufklärung:
"Dass dieser Gewinn so blutig erkauft wurde, lag wesentlich an der totalen Fehleinschätzung der Stärke und Moral der Verteidiger der Insel. Vor allem die falschen Prognosen der "Abwehr" des Admirals Canaris, des Geheimdienstes der Wehrmacht, führten zu der optimistischen Feindbeurteilung durch die deutschen Führungsstäbe. Gestützt auf die Meldungen angeblicher Agenten und Vertrauensleute auf Creta erklärte Canaris vor Offizieren Anfang Mai 1941 in Athen: "Die Engländer sind zum großen Teil von Kreta schon abgezogen, und die Notabeln der Inseln erwarten die deutsche Landung, um die Reste zu entwaffnen, falls sie nicht freiwillig gehen sollen."" [1] (Hervorhebung von mir)
Erstaunlich klingt diese Einschätzung, weil 1. der Befehl zum Unternehmen Merkur das Datum 25.4.1941 trägt, also schon wenige Tage später getroffen wurde und 2. nicht der geringste Hinweis auf mögliche Schwierigkeiten enthalten ist.
Am m.A.n. Versagen der Abwehr ändert auch dies nichts:
Ebenso ergab die Vernehmung von Gefangenen ein falsches Bild: Man rechnete mit höchstens einer Division Briten auf der Insel, verstärkt durch einige griechische TT. Hinzu kam schließlich, dass sich die deutsche Luftaufklärung durch die meisterhafte Tarnung der überall dem Gelände angepassten Stellungen des Gegners auf Creta täuschen ließ. Im Gefechtsbericht der Luftflotte 4 heißt es: "Wesentliche Befestigungen wurden trotz eingehender Lichtbilderkundung nicht erkannt."" [1]
Wie erklärt sich das? War es der Zeitfaktor, die Tatsache, dass Creta eine Insel ist? Oder schlicht Überforderung und ein Stück Arroganz?
Grüße
excideuil
[1] Egon W. Scherer: Unternehmen "Merkur", in damals 11/75, Seite 998
Bei meinem Urlaub auf Creta dieses Jahr bin ich auch mit dem "Unternehmen Merkur" konfrontiert worden und es schwangen durchaus keine Sympathien für die Deutschen in den Schilderungen mit.
Grund genug für mich, mich ein wenig näher mit diesem Unternehmen zu befassen.
Neben den Schilderungen zur Schlacht ist mir ein Umstand ins Auge gefallen, der hier noch nicht betrachtet wurde: die m.M.n. äußerst schlampige, teilweise arrogant anmutende Aufklärung:
"Dass dieser Gewinn so blutig erkauft wurde, lag wesentlich an der totalen Fehleinschätzung der Stärke und Moral der Verteidiger der Insel. Vor allem die falschen Prognosen der "Abwehr" des Admirals Canaris, des Geheimdienstes der Wehrmacht, führten zu der optimistischen Feindbeurteilung durch die deutschen Führungsstäbe. Gestützt auf die Meldungen angeblicher Agenten und Vertrauensleute auf Creta erklärte Canaris vor Offizieren Anfang Mai 1941 in Athen: "Die Engländer sind zum großen Teil von Kreta schon abgezogen, und die Notabeln der Inseln erwarten die deutsche Landung, um die Reste zu entwaffnen, falls sie nicht freiwillig gehen sollen."" [1] (Hervorhebung von mir)
Erstaunlich klingt diese Einschätzung, weil 1. der Befehl zum Unternehmen Merkur das Datum 25.4.1941 trägt, also schon wenige Tage später getroffen wurde und 2. nicht der geringste Hinweis auf mögliche Schwierigkeiten enthalten ist.
Am m.A.n. Versagen der Abwehr ändert auch dies nichts:
Ebenso ergab die Vernehmung von Gefangenen ein falsches Bild: Man rechnete mit höchstens einer Division Briten auf der Insel, verstärkt durch einige griechische TT. Hinzu kam schließlich, dass sich die deutsche Luftaufklärung durch die meisterhafte Tarnung der überall dem Gelände angepassten Stellungen des Gegners auf Creta täuschen ließ. Im Gefechtsbericht der Luftflotte 4 heißt es: "Wesentliche Befestigungen wurden trotz eingehender Lichtbilderkundung nicht erkannt."" [1]
Wie erklärt sich das? War es der Zeitfaktor, die Tatsache, dass Creta eine Insel ist? Oder schlicht Überforderung und ein Stück Arroganz?
Grüße
excideuil
[1] Egon W. Scherer: Unternehmen "Merkur", in damals 11/75, Seite 998