The Pacific: Die zehnteilige Dramaserie

Aber bei den Helden bricht kein Jubel aus sondern es herrscht betretenes Schweigen, weil man sich nicht wie Helden fühlt.
 
Ich habe leider den ersten Teil verpasst, aber den zweiten habe ich gestern geschafft zu sehen. Ich fand den Film teilweise nicht schlecht, da er auch typische Probleme von Soldaten in Kriegssituationen zeigt, wie z.B. Versorgungsprobleme, Hunger, schlechte Bewaffnung, eben die Dinge, die Soldaten im Feld bewegen und nicht mythisch verklärte "Helden". Die Kampfszenen sind mE ein bißchen mit Vorsicht zu genießen, zeigen aber ähnlich Letters from Iwo Jima den Wahnsinn der human wave Angriffe der Japaner.

Ich bin gespannt auf den nächsten Teil, aber wahrscheinlich werde ich es auch wie bei Band of Brothers machen - mit die DVDs kaufen und in aller Ruhe ohne Werbeunterbrechung anschauen.
 
Aber bei den Helden bricht kein Jubel aus sondern es herrscht betretenes Schweigen, weil man sich nicht wie Helden fühlt.

Ja, ist ein positiver Aspekt! Wenn sie hier noch gejubelt hätten, dann wären die nächsten Folgen für mich passé gewesen.

Dennoch, kann man nicht einmal ohne das Heldengesülze auskommen?

Gruß
Andreas
 
Ja, ist ein positiver Aspekt! Wenn sie hier noch gejubelt hätten, dann wären die nächsten Folgen für mich passé gewesen.

Dennoch, kann man nicht einmal ohne das Heldengesülze auskommen?

Vielleicht war das damals tatsächlich so. :grübel:
Überleg mal, mit was sonst sollte man die Soldaten motivieren.
Im Kampf sind sie auf sich gestellt, allein mit ihren Gedanken und gehen durch die Hölle.
Was sonst sollte ihnen Kraft fürs weitermachen geben, wenn nicht die Würdigung ihrer Leistungen durch die Heimat, für die Sie ihr Blut vergießen.

Und ich denke, dass nicht nur die amerikansichen Soldaten so von den Vorgesetzten motiviert wurden.
 
Hier war es kein Vorgesetzter, sondern ein Stewart (faszinierender Weise kein Afro-Amerikaner, die ja bis dahin nur in dieser Position auf den Schiffen dienen durften). Und ich sehe es wie Xander, die Szene war nochmal ein Rückfall. zwar wirkten die Herren verdattert, aber ich hatte den Eindruck, einfach weil sie nicht damit gerechnet hatte, immerhin drehte sich die Diskussion ja auch darum, dass sie dachten, keiner würde diese "Drecksinsel" kennen und sie wäre völlig bedeutungslos.

Aber stimmt schon, die damalige Presse ließ ihre Soldaten ja auch hochleben und feiern, auf beiden Seiten. Und sie wurden angehimmelt und beneidet, auch von anderen Soldaten. Korrekt wars also schon, aber war es nötig?
immerhin ließ man ja auch die Schreie der Sterbenden weg (dankenswerter Weise) und auch die dokumentierten "overkill" Handlungen (ebenfalls dankenswerter Weise).
 
Habe ich etwas anders verstanden, die vier waren eher peinlich berührt, vielleicht sogar auf eine Art verärgert, als wären sie auf etwas Abstraktes reduziert, wo sie gerade der Hölle entkommen waren und Freunde verloren hatten. Die Art, wie der eine (ich kann mir die Namen nicht merken :red:) den weißen Becher, wie einen Rettungsanker aus der Zivilisation, umklammert, fand ich bezeichnend.

Der Film wandelt hier auf einem schmalen Grad, die Soldaten als zu sehr dem Heldentum und Stolz auf den Kampferfolg abgeneigt zu zeigen, wäre genauso falsch und pathetisch, wie sie zu nur begeisterten Patrioten zu stempeln. Bisher halte ich es für ganz gut gelungen.

Die Kämpfe haben mich etwas verwundert. Haben die Japaner wirklich so, sry, blöde gekämpft? Ich kenne mich mit dem Pazific nicht aus, aber ein Sturm gegen ein MG geht eigentlich anders. Über Handgranaten schienen auch nur die Marines zu verfügen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe die zweite Folge ziemlich genauso empfunden, weit besser, als die erste, weil zumindest die vermutlichen Hauptpersonen etwas deutlicher herauskommen, Bob (kann mir den Nachnamen vorerst nicht merken) und John, dessen Nachname mir ebenfalls entschlüpft ist. Ich brauche offenbar doch noch etwas Zeit für diese Details.
Sehr interessant fand ich die Szene, wo sie die Vorräte der Army plündern, mutig. Nicht nur, daß sie damit zeigen, daß die Leute relativ im Stich gelassen wurden, sondern auch, daß Bob nicht nur Vorräte stiehlt, was man ja noch verstehen kann, sondern auch die Kiste des Captains aufbricht, was, moralisch gesehen, schon relativ grenzwertig war. Ich weiß, Krieg etc., aber die Amerikaner haben ihre Helden doch gern edel, hilfreich und gut.
Interessant fand ich auch, daß wir dem einen Soldaten beim, ah, sich Erleichtern zuschauen "durften". Sowas muß vielleicht nicht sein, aber es gehört einfach dazu.

Zur letzten Szene, ja, das mit den Helden ist mir auch sauer aufgestoßen. Bis dahin fand ich die letzte Szene nämlich sehr eingänglich, was für ein Kontrast zum Gedränge im Speisesaal auf der Hinreise! OK, die vier kamen außerhalb der Essenszeit, aber diese vier einsamen Gestalten, wo früher weit mehr waren, das war ein guter, trauriger Effekt.
 
Die Kämpfe haben mich etwas verwundert. Haben die Japaner wirklich so, sry, blöde gekämpft? Ich kenne mich mit dem Pazific nicht aus, aber ein Sturm gegen ein MG geht eigentlich anders. Über Handgranaten schienen auch nur die Marines zu verfügen.

Diese Art von Angriff war für die kaiserlich japanische Armee nicht so ungewöhnlich. Die Japaner setzten immer wieder human wave Attacken ein, um die gegnerischen Stellungen zu überrennen. Die Steigerung davon stellten dann die im späteren Kriegsverlauf praktizierten "Banzai-Attacken" dar. Sehr schön zeigt der Film Letters from Iwo Jima diese wahnwitzigen und am Ende sinnlosen Angriffe. Maßgeblich für die Idee dieser Angriff war die doch recht eigenwillige Interpretation des Bushido-Kodex durch die japanischen Offiziere.

Man kann in diesem Sinne nicht behaupten, dass die kaiserliche Armee nicht zu sinnvollen taktischen Manövern in der Lage gewesen wäre, allerdings hatten die japanische Armee den ganzen Krieg über das Problem, dass sie vor allem den Marines oder auch der US-Army an Feuerkraft deutlich unterlegen waren. Die Ariska Karabiner sah man oft noch in der Version Modell 38 mit der unterlegenen 6,5 mm Munition und auch das Modell 99 ist eher eine durchschnittliche Waffe. Die leichten MGs Taisho 11 und Type 96 dürfen beide als eher unterdurchschnittlich bezeichnet werden und verwendeten zudem die wenig leistungsfähige Patrone 6,5 x 50. Bei den Schwerpunktwaffen sah es kaum besser aus, das Taisho 3 stellte eine veraltete Konstruktion auf der Basis der 6,5 mm Patrone dar, der Woodpecker (Type 92) verwendete zwar die stärkere 7,7 mm Patrone, aber beiden MGs fehlte eine hohe Kadenz. Erst mit dem Modell 99 führte die japanische Armee eine zufriedenstellende Konstruktion ein.

Oft sahen die Befehlshaber also kaum eine andere Möglichkeit die amerikanischen Linien aufzubrechen als in nahezu selbstmörderischen Angriffen. Allerdings darf man dabei nie vergessen, dass die kaiserlich japanische Armee nahezu den ganzen pazifischen Raum inklusive der Anrainerstaaten erobert hat.
 
Guadalcanal (Salomon Inseln)

Vielen Dank.

Da stellt sich dann die Frage, welche Ereignisse hier angesprochen werden sollen, oder ob spätere Vorgänge dramaturgisch vorgeholt werden.

Aus der US-Army-History sind mir eigentlich eher Nachtangriffe in dieser Art erinnerlich, die durchaus im unübersichtlichen Dschungelgelände gefürchtet waren GUADALCANAL: THE FIRST OFFENSIVE, GREENFIELD/Kent Roberts, Hrsg: United States Army in World War II (Vol. XXI). Zu unterscheiden wären solche Angriffe ("Praxis") auch von den letzten Kampfhandlungen auf der Insel, gegen Reste der japanischen Verbände.
 
Aus der US-Army-History sind mir eigentlich eher Nachtangriffe in dieser Art erinnerlich, die durchaus im unübersichtlichen Dschungelgelände gefürchtet waren GUADALCANAL: THE FIRST OFFENSIVE, GREENFIELD/Kent Roberts, Hrsg: United States Army in World War II (Vol. XXI).

Generell neigte die kaiserlich japanische Armee zu Nachtangriffen, auf die sie ihre Soldaten auch trainierte. Dies sollte die (mögliche) Unterlegenheit der japanischen Einheiten wieder wettmachen, mW hatte die kaiserliche Marine damit in der Zeit vor dem Aufkommen von Funkmesstechnischen Ortungssysten wie RaDaR damit auch recht gute Erfolge. In nächtlichen Angriffen kam auch die von mir oben angesprochene fehlende Feuerkraft bei weitem nicht so zum Tragen. Die Wirkung von MG-Feuer ist auf mittlere Entfernungen wesentlich größer, vor allem braucht der Angreifer dann noch relativ lange Zeit um den MG-Schützen in einen Nahkampf zu verwickeln, in dieser ganzen Zeit ist er der maximalen Waffenwirkung von Schwerpunktwaffen ausgesetzt. Diesen Effekt (der im Dschungel sowieso schon geringer ist) versuchen die Nachtangriff zusätzlich zu reduzieren.
 
Diesen Effekt (der im Dschungel sowieso schon geringer ist) versuchen die Nachtangriff zusätzlich zu reduzieren.

Sicher gibt es auch Beschreibungen von größeren Taggefechten mit derartigen Angriffen auf Guadalcanal. Bzgl. der Artillerie und der Werferbestückung ist der Hinweis enthalten, dass die japanische Armee bei der Oktoberoffensive 1942 hier sogar im Vorteil war.

Dazu kommen, wie gesagt, die Besonderheiten des Dschungelkrieges (wenn man von den strandnahen Aktionen im Okt42 absieht, siehe oben).


Für Guadalcanal sind übrigens erste Berichte über die exzessiven "Trophäensammlungen" der Marines vorhanden (Leichenteile, "trophy-taking"). Ich vermute mal, das wird nicht problematisiert.
American mutilation of Japanese war dead - Wikipedia, the free encyclopedia

(siehe dort auch zu den Motiven)
 
Für Guadalcanal sind übrigens erste Berichte über die exzessiven "Trophäensammlungen" der Marines vorhanden (Leichenteile, "trophy-taking"). Ich vermute mal, das wird nicht problematisiert.
American mutilation of Japanese war dead - Wikipedia, the free encyclopedia

(siehe dort auch zu den Motiven)
Exzessiv wurde es nicht dargestellt, aber vor der Feldküche stand ein bereits stark verwester Kopf auf einem Pfahl mit japanischer Kopfbedeckung und einem Hinweisschild darunter, dass nahelegen sollte, dass dieser Mensch seine Impfungen nicht bekommen hatte.
Dieser makabere Scherz war denn auch bereits alles, was man an Japanern wirklich "aus der Nähe" sah. Der Rest waren meist nur Schemen oder entfernt liegende Körper.
 
Es ist wohl wohlwollend zu bemerken, aber diese "Schattenseiten" werden ja bereits seit "Die Brücke von Remagen" gezeigt und gerne von den "Helden" fern gehalten. So auch diesmal.

Aber man kann ja keine Wunder erwarten, immerhin wurde es ja sonst z.T. sehr deutlich.
 
Wie ich jetzt dem Internet entnommen habe, ging es in der 2. Folge wohl um die Anlehnung an die Battle of Edson's Ridge - Wikipedia, the free encyclopedia

Zitat:
Underestimating the strength of Allied forces on Guadalcanal—about 12,000—Kawaguchi's 6,000 soldiers conducted several nighttime frontal assaults on the U.S. defenses.


Die Oktober-Offensive war also nicht angesprochen. Der Wiki-link enthält einige Hinweise und Karten zum Umfeld.
 
Wieso ist mal wieder "Krieg" und "Heldentum" (auch wenn wenigstens irgendwie problematisiert) ein Thema von einem Film, welcher die Leute interessiert? Und weshalb wundert es mich nicht, dass die Serie aus den USA stammt?

Ich weiß nicht, ob eine solche Serie es verdient hat auf Historizität untersucht zu werden. Aber das ist meine persönliche Meinung.
;)
 
Weil Krieg nun mal aus verschiedensten Gründen interessant ist und die Geschichte wesentlich mitgestaltet hat. Im Krieg sind Menschen extremen Situationen ausgesetzt und zeigen extremes Verhalten in alle Richtungen. In Kriegen passiert was, worüber man ganz gut schreiben und was man noch besser in Filmen zeigen kann, was anderen bedeutenden Ereignissen abgeht. Nehmen wir beispielsweise die bedeutsame Agrarrevolution in Europa im Frühmittelalter oder die (Er?)findung der beweglichen Metalllettern durch Gutenberg: während Krieg nur zu 90% Langeweile ist, wären die letztgenannten wichtigen Ereignisse zu 100% Langeweile. :D

Außerdem gibt es offengestanden ja nun auch wirklich viele Bücher und Filme zu anderen Themen, wieso sollte man Krieg auslassen?
 
Zurück
Oben