erste Infos aus dem Lexikon des Mittelalters:
"Timur
(von türk. temür 'Eisen'; pers. Timur i Leng 'Timur d. Lahme'; davon abgeleitet die im Westen verbreitete Variante Tamerlan), zentralasiat. Eroberer, geb. 8. April 1336 in Kes (Transoxanien), gest. 19. Jan. 1405 in Otrar, Mitglied einer Adelsfamilie aus dem türk. Clan der Barlas, die ihre Abstammung - fälschlich - auf Dschingis Chan zurückführte. Im Machtkampf mit dem Cinggisiden Tugluk Temür (1348-63) und dessen Sohn Iljas, dem Statthalter v. Samarqand, die er 1363 besiegte, gewann er die Herrschaft über Transoxanien und proklamierte sich am 10. April 1370 zum »Nachfolger des Cagatai und Nachkommen Dschingis Chans«, d. h. er beanspruchte als legitimer Erbe des mongol. Welteroberers aufzutreten. Gleichwohl setzte er Cinggisiden zum Schein als Khane ein und beanspruchte erst seit 1388 den Titel Sultan für sich.
Zuvor hatte T. in langwierigen Feldzügen Choresmien (1379-88) und im O das Tarim-Becken (1399/1400) unterworfen. Doch schuf erst die Annexion Persiens (1380-87) die Grundlage für die Bildung eines Großreiches. 1391 und 1395 intervenierte T. in der Goldenen Horde. 1395 stürzte er in einem Feldzug, der ihn bis vor die Tore von Rjazan' führte, deren Khan Tohtamys. T. gründete zwar die Rechts- und Verwaltungsstruktur seines Reiches auf die in der Yasa verankerte Gesetzgebung Dschingis Chans, führte aber seine Kriege als Vorkämpfer eines orth. Islams, so 1398 in Indien, als er die Sultane v. Delhi unter dem Vorwand bekämpfte, ihre Hindu-Untertanen zu nachsichtig behandelt zu haben.
Folgenreicher war indes der Westfeldzug, den T. (1400-04) gegen die Mamluken und den mit ihnen verbündeten osman. Sultan Bayezid I. (1389-1403) unternahm. T. schlug den Mamlukensultan an-Nasir Farag (1399-1412), erstürmte Aleppo und Damaskus und nahm am 10. Juli 1401 auch Bagdad ein. Der Sieg über Bayezid und dessen Gefangennahme in der Schlacht bei Ankara (20. Juli 1402) stürzte das Osman. Reich in eine schwere Krise und verzögerte das Ende des mit T. verbündeten Byz. Reiches um ein halbes Jahrhundert. T. starb noch während der Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen China am 19. Jan. 1405.
T. verfolgte seine Eroberungen sehr zielstrebig und nicht selten unter Anwendung gezielter Terrormaßnahmen, denen ganze Landstriche und zahllose Menschenleben zum Opfer fielen (z. B. Eroberung von Isfahan, Delhi und Bagdad). Doch gelang es ihm nicht, seiner Reichsgründung Dauer zu verleihen, was nicht zuletzt auf das Fehlen einer Thronfolgeregelung zurückzuführen ist. Dennoch führten die Förderung von Handel und Gewerbe und die planmäßige Umsiedlung von Gelehrten, Künstlern und Handwerkern aus den eroberten Gebieten v. a. in der Hauptstadt Samarqand zu einer kulturellen Hochblüte, die auch unter seinen Nachfolgern, bes. seinem Enkel Ulug Beg (1447-49), anhielt. Vom Glanz der Hofhaltung T.s legen nicht nur die Berichte auswärtiger Gesandter (Clavijo u. a.), sondern auch die erhaltenen Baudenkmäler Samarqands beredtes Zeugnis ab. In Samarqand regierten T.s Nachkommen bis 1500, in Herat bis 1507. In Indien gründete ein Timuride, Babur, das Reich der Mogulen."
von H. Göckenjan