Unsere Mütter, unsere Väter

Zweiter Teil:
Saving Private Ryan :rechts: Der anrollende Panzer richtet sein Rohr auf die Scharfschützen im Kirchturm (SPR)/die hinter dem Wagen verschanzten Soldaten (UMUV) aus.
Im Westen nichts Neues :rechts: der sterbende Feind im Granatenkrater (IWnN)/ der sterbende Feind im Panzer (UMUV)
Der Herr der Ringe :rechts: Vater-Sohn-Verhältnis, der jüngere, vom Vater ungeliebte(re) Sohn kehrt heim, der nur Trauer für den (vermeintlich) verstorbenen älteren Sohn hat und sich wünschte, es wäre umgekehrt. Friedhelm = Boromir, Wilhelm = Faramir, Vater Winter = Denethor.

Ich denke, die Macher haben sich sehr stark an großen Vorbildern orientiert. Eine Steiner-Analogie wurde im zweiten Teil gleich wiederholt (diese fand ich übrigens bizarr und trotzdem sehr gelungen, der von den Kämpfen total fertige Friedhelm läuft in russischer Uniform im Spazierschritt auf die deutsche Front zu). Die Voice Overs der beiden Soldaten, in denen über den Krieg philosophiert wird, erinnern mich hingegen an "Der schmale Grat".
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fand ziemlich verwunderlich, dass der jüdische Gefangene, nach seiner Aussage schon in einem anderen KZ gefangen war, bevor er auf den Transport ging( deshalb trägt er ja auch schon Häftlingskleidung).

Das war allerdings möglich. In den großen Konzentrationslagern wie hier Sachsenhausen gab es auch vor Anbruch des eigentlichen Holocausts 1941/1942 viele jüdische Häftlinge. Da diese nicht vor Ort ermordet werden sollten, wurden sie auch nach Auschwitz-Birkenau oder in andere Vernichtungslager deportiert.

Das mit der Nadel fiel mir auch auf.
 
Das war allerdings möglich. In den großen Konzentrationslagern wie hier Sachsenhausen gab es auch vor Anbruch des eigentlichen Holocausts 1941/1942 viele jüdische Häftlinge. Da diese nicht vor Ort ermordet werden sollten, wurden sie auch nach Auschwitz-Birkenau oder in andere Vernichtungslager deportiert.
Das bezweifle ich auch gar nicht. Mich verwundert nur, dass der Häftling, der ja schon in einem anderen KZ gewesen war nicht kahlgeschoren ist.
 
Impressionen zu Teil 1: (und NUR auf Teil 1 bezogen, den ich gerade gesehen habe)

Uhm...mäh...?

Die Szene die mich am meisten ansprach war die, nachdem die Kompanie die russische Fabrik stürmte und das Kalb abgeführt wurde. Nicht nur weil's praktisch war, dem Krieg ein Gesicht verlieh, sondern weil, bei aller Liebe, so streng Hochdeutsch wie im Film reden doch in erster Linie Nachrichtensprecher. Und das hört man den Schauspielern an, weswegen sie sich alle etwas hölzern anhören. Deswegen fand ich die Szene mit dem Kalb zum ersten Mal berührend, weil da jemand Dialekt sprach und in erster Linie: sich nicht so steif anhörte. Juhu, ein Mensch!

Hätten die Schauspieler mit dialektaler Prägung gesprochen, hätte es doch Verständnisprobleme beim Publikum ergeben. Wenn ich beim Zappen mal auf "Jetz red i" beim BR oder "Talk op Platt" beim NDR komme, wünsche ich mir schon Untertitel.:weinen:

Ansonsten: Der springende Punkt an der Sache ist, daß meines Erachtens nach, der Film zuviel versucht und zu wenig erlangt. Stünde ich wirklich außen (wie ich mich gefühlt habe als ich hoffte, daß die Mediathek mich von Schottland aus zuließe) fände ich das Stück rührend und tiefsinnig. Als Deutsche, mit Vorfahren auf allen Seiten, finde ich es platt und denke mir, daß hier zuviel auf einmal versucht wurde. Das wurde schon besser gemacht. Stalingrad? Heimat? Selbst der komische Film mit Yvonne Catterfeld war da besser.

Aber das hier ist so wie der Eintopf, nachdem es in einer Woche Sauerbraten, Grünkohl, Chili con Carne und Pfannekuchen gab. Da braucht's größere Meister, damit das in einem Topf zusammenpaßt.

P.S.: Hier handelt es sich nur um meine direkten Eindrücke auf Teil 1, den ich gerade gesehen habe. Teil 2 habe ich noch nicht gesehen, vielleicht wird es besser.

Das fand ich eigentlich ganz gut: es gab nicht nur "gut" und "böse", sondern viel dazwischen. Es waren ganz normale Menschen, die damals lebten. Da sind verschiedene Aspekte menschlichen Verhaltens nun mal in einer Person konzentriert. Das wirkt dann wie ein Eintopf, wo nun auch mal alles 'reinkommt.
 
Hätten die Schauspieler mit dialektaler Prägung gesprochen, hätte es doch Verständnisprobleme beim Publikum ergeben. Wenn ich beim Zappen mal auf "Jetz red i" beim BR oder "Talk op Platt" beim NDR komme, wünsche ich mir schon Untertitel.:weinen:

Kann ich gut verstehen, aber das strenge Hochdeutsch hörte sich bei dem ein oder anderen Schauspieler halt künstlich und hölzern an, daher mein Jammern. :)


Das fand ich eigentlich ganz gut: es gab nicht nur "gut" und "böse", sondern viel dazwischen. Es waren ganz normale Menschen, die damals lebten. Da sind verschiedene Aspekte menschlichen Verhaltens nun mal in einer Person konzentriert. Das wirkt dann wie ein Eintopf, wo nun auch mal alles 'reinkommt.

Da hab' ich mich mißverständlich ausgedrückt. Ich hatte mich nicht auf die menschliche Ambiguität bezogen, sondern das mir viel zu viele Themen angeschnitten wurden, die dann eher nebensächlich abgetan wurden, wobei dann Tiefe verloren ging - so erschien es mir auf jeden Fall, aber da kommen ja noch Teile, die ich noch nicht gesehen habe. Sorry, es war spät. :(
 
ich hab die Filme bisher nur aufgenommen, geguckt hab ich noch nichts davon.

Die Ansätze sind mmn absolut klasse.

Es wird nicht das 08/15 einer jeden Doku dargestellt, sondern explizit auch die "grauen" Seiten des Krieges gezeigt.

Die antisemitische Partisanengruppe ist diesbezüglich großartig. eine "normale" antideutsche Partisanengruppe würde nicht die Frage aufwerfen ob der antisemitismus evtl doch keine rein deutsche Eigenart war - und der Rest Europas keine Heiligen.

So, nun schluss mit den Allgemeinplätzchen und weiter in der Pedanterie:

Ein Kollege hat mir eben berichtet das im 2ten Teil gestern mehrmals ein MG42 zu sehen war. 1941 :nono:
ich meine soviel Sorgfalt sollte sein wenn man schon an jeder Requisite die Jahreszahl stehn hat.

habt ihr über die ganzen Kragenspiegel das wesentliche verpasst ? oder irrt mein Kollege?
 
Irgendwie weiß ich noch nicht so recht, ob ich die Serie gut oder mäßig finde!

Was mich am meisten stört, ist die Anzahl der Hauptcharaktere und das ständige herumswitchen zu deren "Wirkungsstätte" in 2-3 Minutentakt (gefühlt).

Das erinnert mich ganz stark an die Fußball-Konferenzschaltungen im Radio: "Tooor in D'dorf" switch, "Strafstoß in München" switch, "Sabine Töpperwien, ist bald Schluss in Berlin?" switch, usw.

Fände es schöner, wenn man es bei 2-3 Charaktere belassen hätte und deren Wandlung/Schicksal genauer dargestellt hätte.
 
...

habt ihr über die ganzen Kragenspiegel das wesentliche verpasst ? oder irrt mein Kollege?

Na ja, ob das MG42 sooo viel wesentlicher ist als irgendein Kragenspiegel?

Ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass die Soldaten im Film nicht wirklich gestorben sind! :eek:
Ich meine, das war 1941 auch anders!
 
War die Person mit dem "Deutscher Kollaborateur"-Schild die Polin? Irgendwie konnte man da nicht wirklich erkennen wer das war.
 
Ich habe beide Teile gesehen.

Zunächst einmal:
Im Vorfeld wurde in den Medien richtig auf den "Putz" gehauen.
Da waren die Erwartungen schon sehr hoch.

Das man hier nicht zu sehr auf "Kleinigkeiten" - Stichwort Kragenspiegel achten sollte, war mir persönlich von vorneherein klar.

Es ist nunmal ein Spielfilm!!
Das sollte niemand vergessen.
Und natürlich geht es auch um Quote.
Der erste Teil lief immerhin am Sonntag - Stichwort Tatort.

So gesehen finde ich die Entwicklung der Charaktere durchaus interessant.

Zwei Dinge bleiben auch haften:

"Je älter der Krieg, umso jünger die Soldaten"
"Wenn Du in zwei Monaten noch lebst, kannst Du mir Deinen Namen sagen"

Und:
Je länger der Krieg umso größer die Verrohung der Beteiligten.

Das ist durchaus realistisch dargestellt.

Interessant heute die "Bild".
Waren die deutschen Soldaten wirklich so brutal?
Die "Bild" befragte jetzt Zeitzeugen.
Wurden diese Zeitzeugen nicht alle schon von Herrn Knopp befragt?:still:

Ich persönlich fand den zweiten Teil besser und interessanter. Wohl auch, weil mein Großvater im Raum Orel gestorben bzw. vermisst ist. Und der hat auf seinem letzten Heimaturlaub schon geahnt, daß er wahrscheinlich nicht zurückkommen würde.
 
Ich hab mir gestern endlich den ersten Teil anschauen können.

ich muss ganz ehrlich gestehen - ich bin ziemlich beeindruckt.

Das man sich auf die Personen konzentriert finde ich gut. Allzu oft hört man von Schülern das sie "nicht schon wieder das dritte Reich" hören wollen, und da geht der Film den richtigen Weg eben nicht nochmal alles von 1923-45 zu thematisieren, sondern die Frage der persönlichen Verstrickung des einzelnen erfahrbar zu machen.

Auch die Brutalität des Films war m.E. nach angemessen.
ich mag es nicht wenn man schreckliche Dinge so wegblendet das sie zur Randnotiz werden.
 
Zwei Dinge bleiben auch haften:

"Je älter der Krieg, umso jünger die Soldaten"
"Wenn Du in zwei Monaten noch lebst, kannst Du mir Deinen Namen sagen"

Und: Je länger der Krieg umso größer die Verrohung der Beteiligten.

Das ist durchaus realistisch dargestellt.

Diese Sichtweise illustriert das Problem dieses Films. Es wird zu einem x-beliebigen Film über den Krieg und sinkt nebenher im Rahmen der "Sprüche" locker auf das Niveau von "Landser"-Heften. Es ist kein Film über die neue Qualität dieses Krieges, den weltanschaulich begründeten Vernichtungskrieg, und deswegen ist er für mich lediglich gut gemachtes, beliebig reproduzierbares Histotainment. Der ZDF-Quote hats geholfen.

In diesem Sinne sind obige Aussagen auch auf den WW1 anzuwenden und somit macht es eigentlich keinen Unterschied mehr, einen Film über den WW1 oder über den WW2 zu machen. Der WW2 wird filmisch an den WW1 in den zentralen Aussagen angeglichen.

Und darin besteht die eigentlich Gefahr, die Geschichte des 3. Reichs wird durch derartige Inszenierungen "nivelliert".

sondern die Frage der persönlichen Verstrickung des einzelnen erfahrbar zu machen.

Habe ich etwas übersehen? Wer hat sich denn da verstrickt? Keiner von den Hauptakteuren hätte auch nur ansatzweise Probleme mit seiner Entnazifizierung gehabt.

Warum ist nicht beispielsweise einer, dramarturgisch bedingt, zwangsweise zu einer der Einsatzgruppen versetzt worden? Um wirklich an einer Hauptperson die Frage aufzuwerfen, unabhängig von sehr individueller Denunziation, wie viel Patriotismus man benötigt, um mit Überzeugung im Mordgeschäft an Zivilisten, Juden, Kriegsgefangenen etc.einen Dienst am Führer, Volk oder Vaterland erkennen zu können und es vor sich und anderen rechtfertigen zu können.

An diesem Punkt hätte man etwas aus dem Buch "Soldaten" lernen können, über die Rechtfertigungsversuche für das Verhalten im Film. Aber vielleicht hätte es zynisch geklungen, zur Hauptsendezeit, wenn Soldaten des Führers, ihr Töten im Rahmen der allgemeinen, auch beiderseitigen, Verrohung noch gerechtfertigt hätten.

Da wirkt natürlich das Desertieren aufgrund von Gewissenskonflikten schon besser und bekommt einen moralischen Stellenwert, der über den einzelnen hinausweist. Man möchte angesicht dieser filmischen Einsicht in die Sinnlosigkeit des Soldatenhandwerks, der kompletten Wehrmacht im Osten nachträglich die Absolution erteilen und in ihnen lediglich "irregeleitete Seelen" erkennen wollen.

Aber so einfach war es nicht, auch wenn der Film es suggerieren möchte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hoffe ich verstehe deine Frage richtig thanepower.

Ich meinte weniger ob es ein juristisches Nachspiel oder sonstige Konsequenzen hat, sondern eher ob man sich selbst noch im Spiegel betrachten kann.

Und da fallen mir (hab nur den ersten Teil bisher gesehen) bisher schon einige ein.

Friedhelm schickt die Bauern durch die Minen.
Wilhelm erschiest den Komissar.
Charlotte verrät die jüdische Ärztin.

Alles Dinge für die man sich später hoffentlich schämt - im mindesten.

Warum ist nicht beispielsweise einer, dramarturgisch bedingt, zwangsweise zu einer der Einsatzgruppen versetzt worden? Um wirklich an einer Hauptperson die Frage aufzuwerfen, unabhängig von sehr individueller Denunziation, wie viel Patriotismus man benötigt, um mit Überzeugung im Mordgeschäft an Zivilisten, Juden, Kriegsgefangenen etc.einen Dienst am Führer, Volk oder Vaterland erkennen zu können und es vor sich und anderen rechtfertigen zu können

Wer würde vor der Aufgabe (dieses zu Verfilmen, oder zu spielen) denn nicht kapitulieren? (von denen die sich der tragweite bewusst sind - v.ferres würde die rolle annehmen - da bin ich sicher ;) )

Ich würde es auch sehr gerne wissen, wie man in nullkommanix aus einem Schutzpolizisten (der ja wie jeder Polizist grundsätzlich gutes tun will) einen Mörder von Frauen und Kindern macht - denn das ist für mich der wahrhaft erschreckende Aspekt am 2ten Weltkrieg.
Es wurde ja untersucht ob es viele Austritte oder Desertationen oder sonstiges gab - fehlanzeige.
Die aus der Polizei gebildeten Truppen des SD sind nicht auffällig in dieser Hinsicht.
 
Warum ist nicht beispielsweise einer, dramarturgisch bedingt, zwangsweise zu einer der Einsatzgruppen versetzt worden?

Ein interessanter Gedanke, die Dramaturgie sollte sich allerdings an den Realitäten orientieren.

Hitlers Erlass, der es Himmler erlaubte, Einrichtungen des Heeres, der Waffen-SS und der Polizei zusammenzufassen und Soldaten und Beamte zwischen Heer, Waffen-SS und Polizei auszutauschen, stammt vom 2. August 1944. Auch danach mussten Offiziere (nicht Unteroffiziere und Mannschaften) noch formell aus dem aktiven Wehrdienst in der Wehrmacht entlassen werden, um sie zu überführen.

Zum Zeitpunkt des Erlasses waren die noch existierenden Einsatzgruppen, die ja Sondereinheiten des SD und der SiPo waren, wohl nur noch mit der Verschleierung der Spuren ihrer Tätigkeit der Vorjahre beschäftigt.

Um also einen der Protagonisten zu den Einsatzgruppen zu bringen hätte ziemlich viel am Filmaufbau und auch der Personencharakterisierung geändert werden müssen.
 
Interessant fand ich, dass im 2. Teil ins Bild die Ortsangabe "Gliwice / Polen " eingeblendet wurde. Der Film spielte immerhin im Jahre 1943.

War das Unwissenheit oder Absicht?
 
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