Ave hyokkose,
ich hoffe wir streiten uns jetzt nicht sinnlos, wo es nichts zu streiten gibt.
Aber zu deinen Einwänden:
hyokkose schrieb:
....sie unbesehen auf das alte Rom zu projizieren ...
Den Vorwurf des "unbesehen" machst du mir doch nicht wirklich, oder ?
hyokkose schrieb:
... und die grundlegenden Fragen völlig zu ignorieren: Wann und in welchen Teilen des Römischen Reiches sind welche Geburtenraten belegt?...
Den Tacitusbeleg habe ich ja bereits angeführt. Daraus lässt sich durchaus einiges bezüglich der Geburtenrate folgern:
(a) da Augustus bereits seine lex in 9 erliess, muss dass Problem der Kinderlosigkeit schon längere Zeit augenfällig gewesen sein.
(b) Tacitus schrieb mehrere eindringliche Bemerkungen dazu, d.h. auch 100 Jahre später hatte sich an der Wahrnehmung dieses Problems nichts geändert.
(c) Das Problem muss wirklich deutlich, also augenfällig gewesen sein, denn über aussagekräftige Statistiken verfügten die Römer vermutlich nicht. Da in D dieses Problem von vielen, i.d.R. in Unkenntniss der amtlichen Statistiken, nicht wahrgenommen wird, im RR aber sehr wohl, so schliessen wir daraus, dass das Problem für Rom sogar noch lastender erschien als heute in D.
(d) die Erhaltungsgrösse für die Bevölkerungszahl ist etwa 2,05 Kinder pro Päärchen, also je 1 für jeden Elternteil plus die Kindersterblichkeit vor dem Zeugungsalter. Damals war die Kindersterblichkeit allerdings deutlich höher, imho erreichte nur etwa jedes zweite Kind dasAlter von 15. Daher müssen wir die Erhaltungszahl höher ansetzen; sagen wir 4, ergo war die Geburtenrate schon mal notwendigerweise entsprechend kleiner. Um das jetzt noch wesentlich genauer zu ermitteln, bräuchte es aber eine Doktorarbeit.
Wir schliessen also daraus:
(1) Das Problem gärte zu Tacitus Zeiten schon mehr als 100 Jahre
(2) Die Geburtenrate war kleiner 4 pro Päärchen.
hyokkose schrieb:
...Um ein modernes Beispiel aus einem Land X zu bringen: Die Geburtenrate auf dem Land ist höher als in der Stadt, trotzdem werden die Städte immer voller und die Dörfer immer leerer. Seehr merkwürdig....
Das ist überhaupt nicht merkwürdig, genau dasselbe Problem ist in D zu beobachten, ich könnte dir jetzt sogleich den entsprechenden Link zum Statistischen Bundesamt anbieten, was ich aus gegebenen Anlass nicht tue.
Was du da anführst ist ein weiteres Symptom, die Gesamtgeburtenrate bleibt dabei gleichermassen negativ. Lediglich zieht es die Bevölkerung wegen der besseren Auskommensbedingungen vom Land in die Städte, was in letzterem zu einem Bevölkerungs- aber keineswegs Geburtenratenanstieg führt.
Aber vermutlich willst du damit belegen, dass die Geburtenrate nicht das einzige Problem ist: Da hast du recht und wir haben ja (fast) alle schon deutlich darauf hingewiesen.
Beste Grüsse, Trajan.