Solwac schrieb:
Deswegen ist der Schritt Ägyptens für mich von besonderer Bedeutung. Gerade weil ein Land aus der Phalanx der arabischen Staaten ausbrach konnte es voran gehen.
Hier verdrehst Du den zeitlichen Ablauf incl. Aktion und Reaktion: Ägypten ging unter Sadat erst voran und verließ damit jene Phalanx bzw. wurde danach dann deswegen isoliert, suspendiert etc. ...
Solwac schrieb:
Die Situation vor 60 Jahren hat zwei Forderungen aufgebracht, die unvereinbar waren: Existenz des Staates Israel und Verhinderung bzw. Beseitigung von Israel. Der Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel brachte aber eine mögliche Lösung: Existenz zweier Staaten, eines israelischen und eines palästinenserischen.
Naja, vor allem brachte er Ägypten aus den bereits genannten Gründen einige Schwierigkeiten, welche mit der Isolation verbunden waren.
Solwac schrieb:
Zurück zur Situation Ägyptens als Muster für alle anderen arabischen Staaten: Bei allen inneren und innerarabischen Widerständen weiß ich nicht, warum Assad an seinem Friedensplan festhielt als alle anderen arabischen Staaten ihm nicht folgten. Letztendlich bekam er neben dem Respekt der westlichen Welt (was bei den Arabern eher problematisch als wertvoll ist) "nur" den Sinai zurück. Immerhin war es aber wohl wichtig genug, damit Mubarak 1989 trotz weiter bestehenden Friedensvertrags wieder Ägypten in die arabische Liga usw. führen konnte.
Joinville schrieb:
Nach dem Scheitern der panarabischen Idee 1961 und der Niederlage im Yom- Kippur Krieg 1973, tat Sadat in dieser Situation das einzig vernünftige mit Israel einen Frieden zu schließen.
Er bewarte Ägypten somit vor der Isolation in der westlichen Welt (siehe Syrien). Die herausragende Bedeutung Ägyptens für die arabische Welt hingegen wurde letztlich mit der Wiederaufnahme dieses Staates in die A.L. verdeutlicht.
Sadat - nicht Assad, das ist der Syrer - hatte ursprünglich einen umfassenden Frieden zwischen allen involvierten Kriegsparteien avisiert. Dies erwies sich aber nicht als realistisch, sondern sogar illusorisch.
Ob und inwieweit es zutrifft, daß Sadat Ägypten zur von arabisch-islamischen Befindlichkeiten unabhängigen Regionalmacht machen wollte, vermag ich zwar nicht zu beurteilen, auf jeden Fall aber richtete sich seine Politik gegen jegliche arabische Einheitsbestrebungen und den Panarabismus.
Anm. zu Sadat: Ich hatte mich beim Attentat im Jahr vertan - richtig ist natürlich 1981, nicht 1982...
Anm. @Joinville: Den Yom-Kippur-Krieg 1973 hatte Ägypten keineswegs verloren; Du verwechselst das bestimmt mit dem Sechs-Tage-Krieg 1967...
Wie dem auch sei: es ist mE zu kurz gegriffen, das Ansehen Ägyptens in der westlichen Welt für die Wiederaufnahme in die Arabische Liga allein verantwortlich zu machen. Hier wurde Mubaraks Politik, welche u.a. auch eine Rückkehr zu panarabischen Ideen beinhaltet (wenn auch nicht militant wie z.B. unter Nasser), von Beginn an unterschätzt.
Und damit kann ich nun auch auf eine der grundlegenden Ursachen zurückkommen, welche die Lösung dieses Konfliktes erschwert: es ist die Unvereinbarkeit der Positionen des Panarabismus einerseits und des Zionismus andererseits bzw. der Extreme dieser beiden Positionen. Dabei ist es für die Betrachtung irrelevant, ob und inwieweit die Durchsetzung dieser Ideen gelang oder nicht und es vernünftig wäre, sich mit der Realität zu arrangieren, da genau diese Positionen auf beiden Seiten tief verwurzelt sind.
Dies zeigte sich übrigens nicht nur bei den von Dieter angesprochenen arabischen Regierungen, die sich quasi dabei durchlavieren, sondern ebenso bei israelischen Politikern wie Shimon Peres, dessen gemäßigte Außenpolitik in Israel nicht immer und überall begrüßt wurde...
EDIT (Nachtrag @Joinville):
Joinville schrieb:
Das es nicht zur einer Vereinigung "Arabiens" gekommen ist, war jedoch nicht Israels verschulden.
Dies scheiterte am mangelnden Einigungswillen der Arabischen Staaten selbst (siehe "Vereinte Arabische Republik").
Es hatte mW niemand etwas anderes behauptet; und ich schon einmal gar nicht...