H
hyokkose
Gast
Da ich das Gefühl habe dass man sehr schnell sehr viel an einander vorbei schreiben wird unternehme ich jetzt ein Versuch zur präziseren Konkretisierung des Themas:
Unser Ziel ist es der Frage nachzugehen, ob man von heutiger Musik auf Jahrhunderte oder Jahrtausende zuvor schließen kann.
Es ist wohl klar, dass man für die Beantwortung dieser Frage nicht darauf angewiesen ist, dass die Musik über Jahrhunderte absolut identisch bleibt, aber die Gemeinsamkeiten die eventuell bestehen dürfen auch nicht irgendwelche sein, sondern es muss nachweisbar sein, dass diese Gemeinsamkeiten keinen anderen Grund haben können als eine Kontinuität zwischen früher und jetzt.
Sehr richtig, das ist ein Grundsatz, den ich unterschreiben kann.
Für mich steht es außer Frage, dass es eine Kontinuität gibt, aber ich bin mir selbst nicht sicher wie umfassend sie ist. Sie könnte sich auf sehr grobe Elemente wie z.B. bevorzugte Tonleiter beziehen, aber in manchen Fällen könnte sie auch detalliertere musikalische Erscheinungen betreffen.
Das ist nun eines Sache des Glaubens. Wer will, mag auch daran glauben, daß alle Kompositionen vom Kinderlied bis zum Mozart-Requiem auf Funksprüche Außerirdischer zurückgehen, die vom menschlichen Gehirn empfangen und in Rhythmen, Tonfolgen und dergleichen wiedergegeben werden können, jedoch bislang noch nicht richtig entschlüselt worden sind.
Eine sinnvolle Diskussion muß jedoch mit nachweisbaren Fakten argumentieren können.
Wenn das ein "Fehler" ist, dann läßt sich dieser dadurch widerlegen, indem Du Musikstücke nachweist, die nur punktuell aufgezeichnet wurden, jedoch nicht schriftlich, sondern mündlich über mehrere Generationen tradiert worden sind, ohne sich tiefgreifend verändert zu haben.Wo, Hyokkose, meiner Meinung nach einen Fehler macht, ist dass er von der Geschichte einzelner Lieder auf alle Musikstücke schließt. Schließlich kann es auch sein, dass manche Lieder sich schneller verändern als andere.
Durch bloße Behauptungen läßt sich kein Fehler nachweisen.
Diese Behauptung ist von mir auch nicht aus der Luft gegriffen: Ich beziehe mich auf heutige Parallelen, denn es gibt Lieder, wie die von den Beatles, die lange im kollektiven Gedächtnis bleiben
Ist das eigentlich noch Dein Ernst? Die Lieder der Beatles sind keine Jahrhunderte alt, sie werden auch nicht mündlich tradiert, sondern sind jeden Tag im Radio, auf Schallplatten und sonstigen Medien und Tonträgern zu hören, meist sogar in der Fassung, wie sie damals von den Beatles aufgenommen wurde. Auch die Noten kann man in jedem Musikgeschäft kaufen. Das hat doch nichts mit "kollektivem Gedächtnis" zu tun.
Und genau deswegen kann man nicht mit Zufallsähnlichkeiten argumentieren (schon gar nicht mit der auf allen Kontinenten verbreiteten Pentatonik), wenn man historische Zusammenhänge zwischen zwei bestimmten Kulturen nachweisen will.Manchmal passiert es, dass Melodien aus zwei vollkommen verschiedenen Kulturen sich zufällig ähneln, weil die Menschheit ihre Tonkombinationen längst erschöpft hat.
Weil alle Melodien, auch ganz simple, sich innerhalb weniger Jahrzehnte verändern. Sogar von "Alle meine Entchen" gibt es Varianten. Und diese Varianten verändern sich weiter. Die meisten kommen irgendwann wieder außer Gebrauch, da niemand zehn Variationen desselben Liedes auswendig lernt. Und da (wenn es keine schriftliche Aufzeichnung gibt) niemand weiß, welches die "Originalversion" ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Originalversion verschwunden ist.Warum soll es dann unrealistisch sein anzunehmen, dass manche vorallem simple Melodien über eine längere Zeit erhalten geblieben sind?
Nur durch die Verwendung von Notenschrift und Tonträgern lassen sich Originalversionen unverändert konservieren. Diese Mittel standen aber den meisten alten Kulturen nicht zur Verfügung.
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Drei verschiedene Varianten von "Alle meine Entchen":
http://www.kinderliederbox.de/liederseiten/alle_meine_entchen/alle-meine-Entchen.gif
http://www.labbe.de/liederbaum/a/alle_meine_entchen_454.gif
http://www.musikzeit.de/theorie/bilder/entchen.gif