Vergleich von keltischer und germanischer Hose

Fragen, die mich auch interessieren und wo ich noch reichlich unterbelichtet bin.

Und eine Spezialfrage: was war mit den Hosen?

Nein, ich spinne noch nicht total, nur ein bißchen, aber wie kam die Hosenmode auf, gibt es da gängige Erklärungen? Bronzezeitliche Kleidung im Kernbereich der späteren Kelten, wie auch im norddeutschen, später germanischen Bereich scheint ja vor allem aus einer Art Kittel/Tunika ohne Hosen dazu bestanden zu haben.

Klimaänderungen? Aber: wieso waren die Römer so blöd, ab dem 3. Jhr. zunehmend lange Hosen zu tragen, das Klima dürfte sich kaum geändert haben? Kühlte das Klima zu Latene hin wirklich so stark ab? Oder Beeinflussung/Kontakt durch hosentragende Völker? Gar Invasion der Hosenträger? :nono:

[mod]Die heutigen Beiträge, bis einschließlich #24 stammen aus dem Thread http://www.geschichtsforum.de/f32/vorgeschichte-der-kelten-33890/, worauf sich dann auch Luzivs Einleitungssatz bezieht. EQ[/mod]
 
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Klimaänderungen?

Es gibt in der vorrömischen Eisenzeit 2 Klimaänderungen.
Die eine ist in die Hallstattzeit zu setzen, die andere fällt in die Laténezeit.
Besonders die Klimaänderung in der Laténezeit, soll nach den Untersuchungen innerhalb von 10 Jahren ! stattgefunden haben.
Sie markiert außerdem den Übergang von Früh- zu Mittellaténe. Dieser Klimaverschlechterung wird als ein möglicher Grund für die "keltischen Wanderungen" angesehen.
Fakt ist auf jeden Fall, das es kühler und feuchter wurde, was sich auf jeden Fall auch in der Landwirtschaft niedergeschlagen hat.
Vgl.
Maise, C. :Archäoklimatologie - Vom Einfluss nacheiszeitlicher Klimavaribilität in der Ur- und Frühgeschichte.In: .Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte,81( 1998)
 
Danke @DerGeist: Daß es Abkühlungen gab, war mir bekannt (das mit den 10 Jahren nicht), auch, daß manche sie mit der Verbreitung der Hosen in Verbindung bringen, genauso wie die Änderung bei Bekleidung und Mode im 14. Jhr. n. Chr. mit der beginnenden Abkühlung in Beziehung gesetzt wird. Ich bin da nur etwas skeptisch, das so monokausal zu sehen. Schließlich konnte man auch in feuchtem und kühlen Wetter teilweise auf Hosen verzichten (Irland, Schottland z.B.). Gibt es im Fundgut Anzeichen für Einflüsse anderer Völker zu dieser Zeit auf den frühkeltischen Raum (womit wir bei Witeges Fragen wären)? Sind extrem kalte, schneereiche Winter nachweisbar?
 
Zu den Hosen halte ich mich bedeckt, da mir keinerlei Textilfunde bekannt sind.
Sind extrem kalte, schneereiche Winter nachweisbar?

Wie schon kurz dargelegt, hat sich das Klima innerhalb kürzester Zeit deutlich abgekühlt, aus diesem Grund kann man von deutlich kälteren u. Schneereichen Wintern ausgehen, einen Beweis oder Beleg gibt es nach meinem Kenntnisstand nicht.

Vielleicht hilft der Hinweis auf die Verbreitung von Gürtelgarnituren ab der Mittellaténezeit, ob diese natürlich mit Hosen in Verbindung gebracht werden können, muss natürlich offen bleiben.

Schau doch mal ob an das Buch herankommst:
[FONT=Arial,Helvetica,Geneva,Sans-serif,sans-serif][SIZE=-1]K. von Kurzynski, „...und ihre Hosen nennen sie bracas“. Textilfunde und Textiltechnologie der Hallstatt- und Latènezeit und ihr Kontext, C. Dobiat/K. Leidorf (Hrsg.), Internationale Archäologie Bd 22, Espelkamp 1996[/SIZE][/FONT]
 
Über Sinn und Zweck von Hosen, ob den nun klimatische Bedingungen oder sonstige, quasi „extra-anthropogene“ Ursachen für deren Einführung sprechen, oder nicht, kann ich, außer Annahmen, nichts sagen.
Oder gar, was an dieser Stelle auch immer allzu gerne diskutiert wird, ob sie denn nun ein männliches Alleinstellungsmerkmal waren oder gar (was für eine schreckliche Vorstellung J ) von den Frauen auch getragen wurden.

Eines vorneweg: Es geht im folgenden um Hosen, nicht um Beinlinge.

Zu den Fakten:
Die älteste Darstellung von Hosen scheint wohl die Schwertscheide aus dem Grab 994 aus Hallstatt zu sein. Die datiert nach Latène A. Darauf sind Männer, wohl Krieger, abgebildet, mit Klappenrock, die Beine weisen eine „Binnenzeichnung“ auf. Dabei handelt es sich um waagerechte Streifenmuster.
Eine andere Abbildung ist ein Gürtelblech auch Slowenien. Darauf ist ein Jäger mit Pfeil und Bogen, Zipfelmütze und jetzt deutlich erkennbaren Hosen abgebildet. Datierung ebenfalls Lt A.
Der sicherste Nachweis ist eine figürliche Fibel, ebenfalls Lt A, vom Dürrnberg. Es ist ein Mann mit dem gleichen Klappenrock wie auf der Schwertscheide. Die Hosen sind sehr weit geschnitten und stark in der Waagerechten gefältelt.

Die Stofffunde (rund 400) aus der Keltike geben nichts her. Kein Schnittmuster und deshalb auch kein Verwendungszweck erkennbar. In aller Regel handelt es sich wohl um Tuche, in die der Leichnam und die Grabbeigaben eingehüllt wurden. Die Fetzen aus dem hallstattzeitlichen Teil der Bergwerke in Hallstatt sind eben solche. „Sekundär“ verwendete Stoffe.

Aus der Hallstattzeit liegen keine konkreten Nachweise vor. Ein Paar Beinlinge, die grob in die Hallstattzeit C/D datiert werden können (Gletscherfund), lassen eher vermuten, dass keine Hosen vorhanden waren.
Deshalb ist der momentane Stand, dass Hosen wohl um 450 v.Chr. Eingang in die Bekleidung der Kelten fanden.
Bei den Germanen und Germaninnen fallen einem natürlich zu allererst die Moorleichen ein. Diese datieren jedoch alle später.
(Anmerkung: Die berühmte Thorsberg-Hose ist wohl römisch, nicht „Germanisch“. )

Gründe ? Wetter ? Ich denke, eher nicht. Frauen blieben wohl bei den Röcken, außerdem wurde ja schon auf die Nordwestliche Ecke Europas hingewiesen.
Mein Hirn hängt da dauernd und immer noch an der Reiterei. Da sind halt Hosen schon angenehmer als Beinlinge. Außerdem zwingt mich mein Hirn auch immer wieder, die guten alten Skythen mit ins Spiel zu bringen. Eine Diskussion mit ihm (meinem Hirn) wegen altertümlicher Argumentation weist es immer wieder mit dem Hinweis auf 53 Jahre Arbeit und Recht auf konservativer Argumentation zurück.....

Wobei, ehrlich, seit wann hat Mode was mit „Gründen“ zu tun ?

Thomas
 
Danke @Mod, hier passt meine Frage besser hin, allerdings hatte ich sie auch als Hinweis auf mögliche Beeinflussungen der Kelten von Osten verstanden.

Und danke @ DerGeist und Thomas Trauner für die Erklärungen, die Bedenken des letzteren hinsichtlich zu einfacher Klimaerklärungen teile ich gerne. :)

(Die Thorsberghose ist evtl. römisch? Auweia, das wird einige stören. Aber die Römer haben sie vorher sicher von den Germanen abgekupfert. Wieso man diese dämlichen Teile so gründlich übernommen hat, entzieht sich allerdings meinem Verständnis. :hmpf:)
 
Ich möchte dazu noch anmerken ,daß sich die "Hosenmoden" der Kelten und Germanen auch über die Zeit hin geändert haben...

bei der typischen Keltenhose denken wir heute zumeist an die beliebten "Sackhosen" in denen auch die meisten reenactors herumlaufen, diese Hosen sind meist kariert und sehr weit geschnitten und werden wohl an den Fussgelenken zusammengebunden:
http://www.igenea.com/images/kelten_42.jpg
http://www.livius.org/a/battlefields/alesia/alesia_fallen_gaul_s.jpg

der Gundestrupkessel aber z.B. zeigt Kelten mit ganz enganliegenden gestreiften Kniehosen:
http://resourcesforhistory.com/Images/druids/Gundestrup_cauldron_dunking.png

die Reiter auf der von Thomas Trauner genannten Hallstattschwertscheide scheinen auch eher lange, aber enganliegende Hosen zu tragen, evtl. bunt bestickt mit Mustern:
http://www.markus-breyer.de/GalliSaravi/Kelten/Reiter.jpg

genauso ist bei den Germanen an durchaus unterschiedliche Hosenmodelle zu denken...

diese Germanen z.B. tragen anscheinend auch ein etwas weiteres sackartiges Modell:
http://www.alpha64.de/hh-32-schlacht.jpg

diese Germanen allerdings:
http://www.alpha64.de/hh-35-gefangene.jpg

...tragen zwar ebenfalls knöchellange, aber enger geschnittene Versionen

http://www.stadtwanderer.net/blog/media/800px_Germanische_ratsversammlung_1_1250x715.jpg
 
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