Benjaminus schrieb:
Wilhelm I. war Herzog der Normandie, demnach Vasall des französischen Königs, wurde also vom französischen König mit der Normandie belehnt. Wurde der französische König wiederrum vom Papst belehnt? Stand Wilhelm I. demnach in Lehnstreue zu beiden?
Die Könige von Frankreich hatten sich nicht der Lehnshoheit des Papstes unterworfen. Sie waren ihm also was weltliche Dinge anging keine Rechenschaft schuldig. Der Herzog der Normandie wiederum galt seit der Belehnung Rollos (Ur-Urgroßvater Wilhelms) im Jahr 911 durch König Karl III. dem Einfältigen als Vasall des Königs. Herzog Wilhelm der Eroberer allerdings war stark genug um sich um 1050 weitgehend von der Oberhoheit des Königs zu lösen und regierte faktisch souverän, also gänzlich unabhängig, über die Normandie. Die französischen Könige haben aber ihren Hoheitsanpruch auf die Normandie nie aufgegeben und versuchten ihn mehrfach geltend zu machen. König Ludwig VI. der Dicke zum Beispiel scheiterte damit in der Schlacht von Breneville 1118 gegen Heinrich Beauclerc, dem Sohn Wilhelms. Erst Gottfried Plantagenet (Graf von Anjou) legte 1152 wieder für die Normandie den Lehnseid auf den König ab.
Die Normandie wurde letztlich 1204 von König Philipp II. August als erledigtes Lehen der Krondomäne eingezogen nachdem sein Vasall, Johann Ohneland (der Bruder Richard Löwenherz) seiner Vasallenpflichten nicht nachgekommen war.
Timotheus schrieb:
Ich mag mich irren, aber soweit ich weiß, wurde kein König vom Papst belehnt;...
Der Papst konnte sehr wohl Lehnsherr eines Königs bzw. eines Königreichs sein. Es kam nur letztlich auf den Einfluss der Päpste auf ihre königlichen Vasallen, wie es überhaupt in jedem mittelalterlichen Personenverband der Fall war, an inwieweit solche Lehnsnahmen auch zum tragen kamen.
Das beste Beispiel ist das normannische Königreich in Unteritalien und Sizilien. Es fing mit der Lehnsnahme Robert Guiscrad gegenüber dem Papst im 11. Jahrhundert an, der das Land vom Papst als "Herzog von Apulien" verliehen bekam. Es setzte sich fort mit der Krönung Rogers II. zum König, der die Krone aus der Hand Papst Anaklets II. erhielt und im Gegenzug den Lehnseid ablegte. Die Päpste spielten in der gesamten Geschichte Siziliens eine wichtige Rolle, siehe Staufer und Anjou.
Ende des 12. Jahrhunderts nahm König Peter II. von Aragon sein Land vom Papst als Lehen, was im in der folge einige Probleme bereitete, da er dies nur als einen symbolischen Akt verstanden haben wollte. Im Zuge der sizilianischen Vesper 100 Jahre später hatte der Papst sein "Hoheitsrecht" auf Aragon gebraucht um König Peter III. abzusetzen (aragonesischer Kreuzzug).
König Johann Ohneland nahm wie schon geschrieben 1213 seine englische Krone vom Papst als Lehen. Dies hatte aber keine weiteren bedeutenden Auswirkungen auf des weitere Verhältnis zwischen England und dem Papst.
Was Wilhelm den Eroberer angeht hab ich das jetzt nicht so genau im Kopf. Sowiel ich weis genoss er die Unterstützung des Papstes bei seiner Eroberung Englands 1066, da die römische Kurie über ihn die englische Kirchensystem näher an sich binden konnte. Eine wichtige Rolle spielte dabei Lanfranc von Bec, ein Vertrauter Wilhelms aus der Normandie. Lanfranc wurde 1070 von einem päpstlichen Legaten zum Erzbischof von Canterbury ernannt, nachdem der alte angelsächsische Erzbischof abgesetzt wurde.
Aber den Lehnseid hatte Wilhelm glaub ich nicht auf den Papst abgelegt.