Man muss bedenken, was die Menschen damals für Informationen haben.
Nun, zu denen dürfte z.B. gehört haben, was ein Presskommando (oder in der Seefahrt "Shanghaiing" )war oder mit welchen Fragwürdigen Methoden Werber für die Armee ihrerzeit vorgingen, immerhin waren das durchaus normale Praktiken ihrerzeit.
Genau so wie desertierte Soldaten, die sich vor der Obrigkeit versteckten nichts ungewöhnliches waren.
Was miese Bezahlung/Versorgung angeht, so hatte die politische Krise doch die desolate Finazlage des französischen Staates offengelegt, womit der Bevölkerung klar sein musste, dass sich dieser an der Grenze zur Zahlungsunfähigkeit befand.
Erscheint es irgendwie wie eine verlockende Perspektive in einem bankrotten Unternehmen annzuheuern?
Der Umstand, dass man auf französischer Seite in der Folge dazu überging erfolglose Kommandanten des Verrats zu bezichtigen und sie schlimmstenfalls auch hinrichten zu lassen, dürfte das Berufsfeld nicht unbedingt attraktiver gemacht haben.
Kommt noch hinzu, dass wer sich für die Armee verpflichtete natürlich eine Seite im großen politischen Kampf wählte und damit rechnen musste, dass für den Fall, dass die antirevolutionären Kräfte und die ausländischen Monarchen diesen Kampf gewannen (was ja mindestens zu Beginn durchaus möglich schien) sie dafür zur Verantwortung gezogen würden.
Doch ich glaube nicht, dass dies einer der Hauptgründe für die Revolution war. Was ja Thema dieser Frage ist. Die Revolution kam aus den Städten. Der Widerstand gegen die Revolution aber durchaus aus den Dörfern. Daraus resultiert für mich, dass die Lage der dörflichen Bevölkerung kein zwingender Auslöser der Revolution war.
Das die bäuerliche Bevölkerung nicht unbedingt mit der Richtung d'accord war, die die Revolution nahm, bedeutet nicht, dass ihr Hanndeln dafür nicht mitunter mitverantwortlich war.
Nein, die Bauern waren sicherlich nicht unbedingt Träger revolutionären Gedankenguts oder mit den Neuerungen unbedingt einverstanden.
Für einen nicht geringen Teil der Kleinbauern dürfte gelten, dass sie Grund zu Aufständen mit einer politisch konservativen Agenda hatten.
Die Kleinbauern, die ökonomisch nicht hinreichend wettbewerbsfähig waren dürften durchaus Grund zur Uruhe gehabt haben, aber mit dem Ziel nicht etwa das Feudalsystem abzuschaffen, sondern es zu erhalten und zu stärken, weil es sie vor den entfesselten Kräften freier Märkte schützte und sie davor bewarte ökonomisch zum Erfolg verdammt zu sein.
Die Feudallasten in Form von Hand- und Spanndiensten etc. waren bei der Landbevölkerung nie beliebt, aber auch Kleinbauern mit wenig eigenem Land konnten diese ohnee größere Probleme verrichten und damit ihren Abgaben und Dienstpflichten, die von ihnen eingefordert wurden nachkommen.
Anstelle der üblichen Hand- und Spanndienste Geldabgaben aufzubringen, die sukzessive an die Stelle der überkommenen Feudalrechte traten, bedeutete demgegenüber die Notwendigkeit dieses Geld aufzubringen und das war für Kleinbauern, deren Grund und Boden nicht ausgedehnt genug war um in größerem Stil für den Markt zu produzieren ein Problem, im Besonderen, wenn durch die Industrialisierung die Möglichkeit im Heimgewerbe Zuverdienste zu erzielen, auch noch bedroht wurde.
Und das spielte, würde ich meinen durchaus eine Rolle dabei einen so großen politischen Druck aufzubauen, dass es in den Systemumsturz führte, weil sich bis auf den Adel die Masse der Bevölkerung darin einig gewesen sein dürfte, dass es so wie bisher nicht weitergehen konnte, allerding dabei extrem unterschiedliche Vorstellungen davon gehabt haben dürfte, wo man eigentlich hinwollte.
Das Großbürgertum und die Großagrarier wollten sicherlich die Revolution um sozial in die erste Liga aufsteigen zu können, die städtischen Handwerker und die Kleinbauern wollten demgegenüber sicherlich eher die Restauration von Verhältnissen, die sie vor den Beedrückungen und Veränderungen auf dem wirtschaftlichen Sektor schützten.
Nichts desto weniger haben ihre freigesetzten Energien die Revolution ermöglicht, auch wenn das wahrscheinlich in dieser Form gar nicht ihre Absicht war.